Wie wurde früher gemischt?

[Ceekay]

Hi Leute,

ich hab mal ein paar Fragen bzgl. der "Geschichte des Mixens". Vielleicht kennt sich ja jemand mit der Thematik aus.

In letzter Zeit höre ich viele alte Funk und Soul Platten, bei denen mir immer wieder auffällt, wie genial und clean die Instrumente z.T. gemischt - und EQed sind 8)

1. Wie haben die das damals gemacht? Heutzutage hat man ja parametrische EQs mit zig Bändern, die man beliebig in den Frequenzen verschieben kann. Hatten die damals bessere Aufnahmegeräte oder einfach mehr "skill"? Soweit ich weiss gabs ja früher nur EQs mit [g=118]Bass[/g] & Treble - oder??

2. Effekte - [g=108]Hall[/g] dürfte nicht das Problem sein, dafür sind die einfach zum Aufnehmen in entsprechende Räume gegangen. Aber wie wurden z.B. so Flangereffekte, wie bei "O'Jays - For the Love of Money" erzielt?

3. Bei manchen Platten befinden sich die Bässe komplett auf einer Seite im Panorama. Wie haben die DAS denn auf Vinyl gekriegt? Die Nadel müßte doch beim Abspielen rebellieren, wenn man bedenkt das heutzutage unter 300hz mono quasi Pflicht beim mastering fürs Vinyl pressen ist?

Vielleicht kann jemand ja auch mal einen historischen Link posten, in dem alte Studios und Arbeitsweisen aufgeführt sind. Würde mich sehr interessieren. Danke!

LG

 

[26_DAEMONS]

1. Also Eq's mit [g=118]Bass[/g] und Treble hatte ich auf meinem vier-Spur-Kassettenrecorder. Das war damals schon nix besonderes.
Und um Neve & Co Konsolen relativ realistisch nachzuempfinden, zahlt man auch heute noch gerne viel Zaster dafür. Auch wenn die Arbeit Plug Ins übernehemen.

2. [g=108]Hall[/g] und Delay gabs zu O'Jays Zeiten auch schon. Schliesslich reden wir hier ja nicht von der Steinzeit.
Band Echo sei hier nur erwähnt.

3. Wär mir neu. Denn den [g=118]Bass[/g] im Raum zuzuordnen ist schon schwer genug. Und wie du schon geschrieben hast, hätte die Nadel des Plattenspielers an der Stelle "springen" müssen.
Falls das doch so sein sollte, keine Ahnung.

Damals hatte man nicht unbedingt mehr Skills, obwohl zu Beatles Zeiten noch richgtige Physiker(Akustik) am Werk gewesen sein sollen.
Man war aber eventuell auf die Spurenzahl der zur Verfügungstehenden Bandmaschine angewiesen, weshalb man mit weniger Spuren auch mehr "Klarheit" im Mix erreicht hat, als heute, wo man durchaus auf einem normalo PC bis zu 128 Spuren Audio bearbeiten kann.

So viel aus meiner Sicht.

 

[oBEATz]

Neulich hatte ich auch so ähnliche Gedanken - da lief eine fette Frank Sinatra Nummer mit vollem Orchester, irgendwas richtig olles. Der Klang war aber alles andere als oll.

Damals hat man sich offenbar schon extrem viel Mühe mit der Mikrofonierung gemacht, so dass keine grosse Nachbearbeitung nötig war.
Und wenn man dann auch noch auf wenige Spuren limitiert ist, macht man sich zwangsläufig schon vor der Aufnahme einen Kopf, was wirklich wichtig ist und in welcher Reihenfolge was aufgenommen wird und womit zusammengebounct (watn Wort) wird.

Wieder dieses "we'll fix it in the mix" Ding. War damals schon falsch.
Stefan

 

[26_DAEMONS]

Ja und vor allem war es damals auch noch so, dass alles LIVE eingespielt wurde. Also die gesammte Band mit Sänger usw. und nicht wie heute alle Spuren einzeln nacheinander. Was wiederum bedeutet, dass die Musiker damals noch ihr Handwerk verstehen mussten, und keine oder kaum Chancen hatten evtl. Verspieler zu korrigieren...

 

[Langfingerli]

nicht wie heute

Naja, das hängt ja wohl ganz Stark vom Genre ab. Finde mir einen ordentliche Jazzcombo, die Spuren einzeln aufnimmt...

 

[26_DAEMONS]

@Langfingerli:War auch jetzt mehr auf die technischen Möglichkeiten von heute im Kontrast zu den Anfangszeiten gemeint und nicht zur Allgemeinen Arbeitesweise von Heute. Auch Orchesteraufnahmen werden heute noch "LIVE" eingespielt....

 

[DJTommyM]

ich muss mich oft fragen, wie die das unter diesen "primitiven bedinungen"
mischen bzw. mstern konnten.
es gibt viele songs, die strahlen heute noch eine "genialität" aus.

bestes beispiel ist abba. das klingt immer noch, nach all den jahren sehr geil.
hab so einen bericht gelesen, wie geheim das mastern war.
da wurden sämtliche türen versperrt und niemand konnte reinschauen.

vor ein paar jahren hat mich ein bekannter produzent aus österreich fast ausgelacht, als ich ihm über plugins erzählt hatte.
nach ein paar jahren hat er mir gesagt, dass ich recht hatte
mal schauen was die zukunft bringt.
lg

 

[26_DAEMONS]

Hm... Naja, vieles von dem "Alten" Kram wurde mittlerweihle ja schon zig mal digital - remastered usw.
Und was du lapidar als "primitive Bedingungen" bezeichnest war damals "State of the Art" (und ist es in gewissem Sinne auch heute noch Stichwort: ANALOG oder VINTAGE - Wahn) und hat ein schweine Geld gekostet.
Insofern war die Technik zwar umständlicher bzw Platzraubender als heute, wo eh fast alles auf ein Silikonplättchen passt, aber nicht zwingend schlechter! Wartungsunfreundlicher aber nicht schlecht klingender als heutige Interfaces und Kram. Das darf man nicht verwechseln.
Für viele ist so eine alte Neve Analog Konsole mit Studer Bandlaufwerken immer noch der Traum... auch wenn das Zeug nicht in jedes Homrecordler-Kämmerlein passt und immer noch ein Schweine Geld kostet.

 

[DJTommyM]

@ 26_DAEMONS

du hast recht. hab gelesen:
heutzutage aber heisst es,
hardware ja, aber nur wenn man sammler ist.
ist zwar ein paar monate her, aber so denken viele.

 

[tagwohl2]

ich muss mich oft fragen, wie die das unter diesen "primitiven bedinungen"
mischen bzw. mstern konnten.
es gibt viele songs, die strahlen heute noch eine "genialität" aus.

weisst du warum? weil das damals noch GUTE MUSIKER und SONGS waren..

ich hab das ganze natürlich aktiv verpasst (weil noch nicht mal geplant).. ich kann dir jedoch versichern, dass es darum ging, das original feeel reinzubekommen.

drücke ein paar profimusikern originalinstrumente in die hand und lasse sie stairway to heaven spielen.. es wird nie klingen wie zep.. zum glück.
sonst gäbe es schon lange den ledzepplin generator;=)

zurück zum thema:
RCA ribbons, tapemachine und sonstiger krimskrams waren gang und gäbe.

noch weiter zurück: thema beatles. bestell dir das www.recordingthebeatles.com

kostet was, ist dafür verdammt fett und musikhistorisch wirklich allererste sahne. ich weiss jetzt sogar was john lennon für unterhosen getragen hat, bei yellowsubmarine

cheers el tagerino

 

[tagwohl2]

Insofern war die Technik zwar umständlicher bzw Platzraubender als heute, wo eh fast alles auf ein Silikonplättchen passt, aber nicht zwingend schlechter!

nein, es klang besser.. damals

und auch heute klingt hardware besser als plugins.. es gibt aber diverse einschränkungen/nachteile von hardware und stimmt erst in der 2000euro+/gerät klasse

cheers