Macht es eigentlich sinn, nen Compressor über die mit der Klampfe eingespielte Wave zu legen, bevor man das Guitar Plugin darüber legt?
Durchaus.
Ein DI-Signal ist SEHR dynamisch, weil man z.B. mit den Fingern nicht jeden Ton gleich stark zupft, weil man das Pick bei einer Saite schräger hält als bei der anderen, oder weil eine der Saiten einfach etwas "platter" klingt. D.h. es ist üblicherweise sehr viel Platz zwischen dem leisesten und dem lautesten Ton einer DI-Spur.
Kannst du sehr einfach ausprobieren: nimm einfach mal eine DI-Passage auf, in der du erst in den tiefen Lagen und den dicken Saiten ein paar Powerchords greifst und hämmerst, kurz drauf spielst du ein Solo oder eine Melodie in den höheren Lagen der dünneren Saiten.
Du wirst sehen: Powerchords - LAUT und DICKE Wellenform, Einzeltöne - leise und kaum sichtbarer Ausschlag in der Wellenform.
Bei Sounds mit wenig oder gar keiner Zerre, z.B. bei Gitarrenpop oder Jazz oder Blues etc., da kann das schonmal erwünscht sein weil das einfach lebendig und (logischerweise) dynamisch klingt.
Sobald es um Zerre geht, wird Konsistenz in der Lautstärke ein wichtiger Faktor. Manchmal braucht man sie, manchmal will man sie nicht.
Bei Low-Gain z.B. wird gerne mit der Lautstärke experimentiert, gerade was Blues angeht, da wird der Amp oft leicht angezerrt und dann mit der Stärke des Anschlags bestimmt wie clean oder verzerrt der Ton ist - eben durch KEINE Konsistenz in der Lautstärke.
Aber bei Medium- und High-Gain-Sachen im Bereich der digitalen Amps sieht das ganz anders aus, da klingt ein leiser Ton plötzlich noch druckloser und lebloser, erst recht wenn der nächste wieder lauter ankommt.
Stell's dir so vor: wenn du die oben erwähnte DI-Passage mit erst Powerchords und später Melodie durch eine digitale Amp Sim drückst, dann suchst du dir wahrscheinlich die lauteste Passage aus der Wellenform raus (also die Powerchords) und stellst die Sim so ein, dass die lauteste Stelle in der Wellenform genau richtig klingt ... d.h. aber im Gegenzug, dass die leise Stelle mit der Melodie nicht die nötige Lautstärke liefert, um den digitalen Amp ordentlich auszusteuern.
Ein leiser Ton der DI-Spur wird also bei einer Amp Sim nicht "genauso lebendig aber cleaner" klingen, wie z.B. durch einen echten Amp gespielt, sondern wird genauso knirschig sein wie die lauten Töne - nur noch druckloser.
Als ich noch nen normalen PC mit Windows benutzt habe, MUSSTE (aus eigenem Antrieb) ich einfach auf jede DI-Spur den Sinus PeakCompressor klatschen. Eine Art Kombination aus Limiter und Compressor, traumhaft für exakt sowas.
Damit konnte ich diese nervigen einzelnen zu lauten Töne eindämmen, die nunmal ab und zu auftreten wenn man etwas schlampig spielt, oder aber die lauteren Passagen -wie z.B. Powerchords- etwas runter und die leisen Passagen -wie z.B. Melodien- ein wenig anheben.
Das hat immens geholfen die overall Lautstärke der DI-Spur am Input der Amp Sim etwas höher drehen zu können.
Ich (!) würde nur darauf achten dass der Compressor schnell und transparent arbeitet (weil DI-Signale sehr schnelle Transienten haben können) und den Sound nicht zu sehr färbt. (darum hab ich den Sinus so geliebt)
Also eine LA2A oder 1176 Emu würd ich vielleicht nicht draufklatschen, weil die ja wieder ein bisschen "analog" (=Rauschen) ins Signal bringen, das dann später mit-verzerrt wird.
In diesem Sinne ...