matsches schrieb:
Reason und Fruity waren mal ungefähr gleichwertig und eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Fl-studio ist aber nun schon längere Zeit (spätestens seit Version 6) "ausgereifter" und "kompletter" als Reason. Nur der Ruf ist leider nicht so gut
Das wiederum kann man so uneingeschränkt auch nicht behaupten: nur weil Reason das eine oder andere Feature nicht hat (und wahrscheinlich nie haben wird), ist es nicht "weniger komplett" als andere Programme.
Reason ist und war nunmal immer schon konzeptionell ein virtuelles [g=211]Rack[/g], das man wie Hardware ansprechen kann. Da es aber eben keine Hardware ist, erübrigt sich der ganze Midiquatsch. Also wurde Rewire konzipiert, um die komplette Midikommunikation rechnerintern zu erleichtern. Wer also Reason kauft, muss sich darüber im Klaren sein, dass er im Grunde auch einen Rewire Host braucht, denn der Reason eigene Sequenzer war immer nur eine Dreingabe (weswegen der auch immer so stiefmütterlich behandelt wurde).
Dieses Konzept hat allerdings ein Manko, denn als virtuelles [g=211]Rack[/g] fehlt Reason immer noch (auch in der kommenden Version 4) die Möglichkeit, eingehende Audiostreams zu verarbeiten, so dass man auch die Reason eigenen Effekte per Rewire extern nutzen kann. Im Grunde fehlt also ein Update von Rewire 2 auf 3. Das allerdings würde bedeuten, dass man Reason eine komplette Audiofunktionalität (also ua auch Audiospuren) verpassen müsste, wogegen sich die Propheads aber immer noch weigern. Meiner Meinung nach nicht ganz zeitgemäß, zumal Audiospuren dem Reasonkonzept eigentlich auch nicht widersprechen würden. Im Gegenteil, wie oben dargestellt, würde erst dadurch Reason endlich ein wirklich voll funktionfähiges vituelles [g=211]Rack[/g].
Egal, lange rede kurzer Sinn: man kann und sollte einfach nicht FL mit Reason vergleichen, die Konzepte sind einfach zu verschieden. Denn Reason hat immer schon ein gewisses Grundwissen in punkto Sequenzer-/Studiotechnik vorausgesetzt, während FL so etwas erstmal grundsätzlich über Bord geworfen hat. Das mag gut für einen Einstieger sein, aber für etwas "gestandenere" Leute ist FL meiner Meinung nach eine bunte Spielwiese, die sich nicht so einfach erschließen lässt (eben weil FL Dinge anders macht). Was aber natürlich nicht heißt, dass es schlecht wäre.
Wer also mal eben schnell Musik machen will, ist mit FL sicher gut beraten (zumal man es ja später auch ganz easy in andere Sequenzer einbinden kann), wer aber generell sich inniger mit dem Thema Studiotechnik auseinander setzen möchte, fährt mit Reason plus Rewire Host definitiv besser. Im übrigen muss es auch nicht gleich Cubase 4 sein. Ein schickes gebrauchtes Cubase SL zB kostet höchstens 'nen Hunni beim ebay und dann ist man FL doch um einiges "überlegen".
Und dem kreativen Musiker kann man sowieso nur Reason empfehlen: ich persönlich kenne kein weiteres Programm, das einen so easy zum kreativen Knöpfchendrehen und Strippenziehen einlädt wie Reason. Konzeptionell in Sachen Kreativität kommt da höchstens nur noch Ableton Live ran (im übrigen auch ein ganz prima Reason Host... generell sowieso ein prima Gespann
)
Während FL das einzige mir bekannte Programm ist, das ich geöffnet habe und auf Anhieb nicht verstanden habe. Selbst das Logic Environment Konzept ist schneller zu durchschauen als herauszufinden, wie man denn mal eben schnell 'ne Spur in FL erzeugt... aber das ist natürlich höchst subjektiv.
Und wie gesagt: Äpfel mit Birnen... man kann und sollte einfach nicht alles so 1:1 vergleichen. Einfach weil es für jedes Stück Software auch einen wohl definierten Anwenderkreis gibt. Und FL richtet sich eben wohl eher an Einsteiger als an Profis. Und nur weil ein paar angesagte Beatsbastler Typen damit arbeiten und Hits produzieren, wird es konzeptionell nicht plötzlich zum Profiteil. Beide Programme sind im weitesten Sinne Tools, die auch in großen Studios verwendet werden. Dadurch sind sie in diesem Sinne vielleicht doch gleichwertig, aber das eine ist eben nicht ausgereifter oder "kompletter" als das andere und vice versa.
Gruß
Mike