Was ist das Schlimme an der Chartsmusik?

[muffy]

mit ganz viel Hall auf der Stimme

Bitte nichts gegen viel Hall:

Obwohl ich wusste, was kommen wird, wusste ich nicht, wann es kommen würde. Und ja, jetzt brauche ich eine neue Hose.

 

[TonyPizza]

 

[Cruba]

Ich weiss noch, als damals Slave to the rhythm rauskam, musste ich den Song so 20 mal hintereinander hören. Man hört sogar die Musiker im Hintergrund labern. Noch beim 200sten hören hat man was neues entdeckt. Weiss nicht, das schaff ich mit der ganzen Chartmusik heute einfach nicht. Dieser "Wow, heilige Scheisse" Effekt fällt total weg.



Wenn sich jemand zusammengetan hat wie Cartney / Jackson oder Bailey / Collins, dann hatte man auch wirklich seinen Spass und beide Musiker waren mit ihren Eigenheiten und ihrer Grundidee von Musik im Song untergebracht. Alleine schon so geil und das im Doppelpack, da kam jeder auf seine Kosten und bei Easy Lover z. B. fand ich Baileys Part immer geiler - war auch nicht schlimm bei so einem Aufeinanderprallen von Titanen.




Ich hab' früher echt mein letztes Taschengeld zusammengekratzt, eine Single kostete etwa 5 DM? Aber ganz ehrlich, für welchen Song würdet ihr hier 5 DM ausgeben, natürlich aus damaliger Sicht, nicht mit 3000 Netto! Ich hab' jetzt einfach mal wild Charts rausgegriffen...

http://top40-charts.com/chart.php?cid=12
http://www.officialcharts.com/charts/singles-chart/
https://www.billboard.com/charts/hot-100

Solange die Musikindustrie so bleibt wie sie ist und die Hörerschaft der Meinung sind, Musik für Umme wär ne coole Idee, bleibt's halt so wie's ist und auch die Verlage und Produzenten werden den Teufel tun und sich ins Zeug legen.

 

[Glutamatjunkie]

Die großen prallen Brüste sind echt übel

Habe hier gerade parallel Bürste gelesen!
Was stimmt mit mir nicht???

 

[TonyPizza]

Die großen prallen Brüste sind echt übel

Habe hier gerade parallel Bürste gelesen!
Was stimmt mit mir nicht???

du warst zu lange im "Cubase 9.5 Sidechain/Ducking..." Thread

 

[Glutamatjunkie]

 

[Cruba]

 

[FredTadge]

Was genau stört dich an der Songstruktur: St-Ref-S2-R-S3-R ?

Prinzipiell nix. Außer eben, dass es vorhersehbar ist. Man muss nicht unbedingt aus dieser Songstruktur ausbrechen, aber dann muss man irgendwie anders Spannung in den Song bringen. Ich habe es ja nur als EINEN Aspekt von vielen angebracht, die einen schlechten Pop-Song ausmachen.

Was stört am theatralischen Gesang? suchst du Stimmen, die natürlich klingen?

Hmm... nee, natürlich jetzt auch wieder nicht, eher authentisch. Ich habe prinzipiell nix gegen etwas Pathos, aber bitte nur dann, wenn es passt.
Guter Pathos:
Schlechter Pathos:
Ich kann gar nicht genau beziffern, warum das eine gut und das andere schlecht ist. Meat Loaf nehme ich es ab, Christina Perri nicht.

Fast alle deutschen Charttexte arbeiten mMn extrem mit Metaphern. Was macht sie dann schlecht?

Auch bei Metaphern gibt es gute und schlechte Beispiele: Langweilig und wenig aussagekräftig finde ich z.B. "Die perfekte Welle" von Juli, richtig gut finde ich z.B. "Deiche" von Kettcar. Einmal langweilige, bedeutungslose Metapher, einmal -wie ich finde- tiefgründige, aussagekräftige Metaphern.

Du nennst Queen als positives Beispiel (natürlich) - aber Queen ist u.a, ein höchst theatralisches Konzept...?

s.o. Freddie Mercury nehme ich das ab.

Ich merke aber auch gerade beim Schreiben, dass das Ganze höchst subjektiv ist. War mir vorher eigentlich auch schon klar, aber ich wollte halt versuchen, allgemeingültig zu schreiben. Geht nicht!

 

[EmulatorX]

1. Woran macht ihr diese schlecht beleumdete kommerzielle Musik fest: Text, Komposition, Sound , Interpretation?
2. Woran erkennt ihr im Gegensatz dazu gute Popmusik? Könnt ihr bitte Namen nennen?
3. Wie schlägt sich der Wunsch, mit Euren Songs Geld zu verdienen, in Eurem eigenen Songwriting nieder?

Die Frage ist nicht einfach zu beantworten, da es stark vom persönlichen Geschmack u.ä. abhängig ist.
Ich denke, dass es am Wiedererkennungswert und an der gewissen Zeitlosigkeit mangelt.
Was heute in den Charts ist, wird sich vermutlich kaum noch jemand in einem Jahr anhören.
Wenn du in zb. 20 Jahren eine Sendung mit den "größten Hits" von zb. 2010-2018 machst, wird meiner Meinung nach kaum etwas nennenswertes da sein und das war in vergangenen Jahrzehnten anders. Ich kenne die Hits der 60er, 70er, 80er, 90er und ab da lässt es irgendwie schon langsam nach.

Gute Popmusik? Da nenne ich eindeutig "ABBA", denn da passt meiner Meinung nach wirklich alles.
So gut wie jeder von uns kennt fast alle ihrer Songs, hat sie irgendwann schon einmal gehört und viele davon würde ich durchaus als zeitlos bezeichnen. Songwriting in Perfektion.

Wenn ich mit Musik Geld verdienen will, muss ich zwangsläufig den Markt bedienen, oder eine Nische finden.

 

[Cruba]

Ich kann gar nicht genau beziffern, warum das eine gut und das andere schlecht ist. Meat Loaf nehme ich es ab, Christina Perri nicht.

Das kann ich Dir sagen: Weil im 2. Beispiel die Sängerin nur Statistin ist. Ich hab' lange überlegt, wieso mich Sänger packen oder nicht. Es gibt Geschichtenerzähler und Abarbeiter. Die Abarbeiter werden halt entlarvt. ich vertrete auch die These, dass nur ein extrem guter Schauspieler ein extrem guter Sänger sein kann. Werd' ich jetzt sicher wieder für gesteinigt - ich bleib aber dabei. Deswegen sindviele Sänger heutzutage auch so belanglos, weil sie halt keine ausgeprägte Persönlichkeit haben und sich hinter X Sachen verstecken um irgendwie durchzukommen.

Eines der besten Beispiele ist Collins der bei Mama um sein Leben singt und Ray Wilson, der "halt mal" Mama singt...




Kein Spass... Der Einzige, dem ich zugetraut hätte Collins Position zu übernehmen ist und bleibt Lemmy. Das wäre für mich auch wahrscheinlich der musikalische orgasmus des Jahrhunderts für mich gewesen.

Was heute in den Charts ist, wird sich vermutlich kaum noch jemand in einem Jahr anhören.
Wenn du in zb. 20 Jahren eine Sendung mit den "größten Hits" von zb. 2010-2018 machst, wird meiner Meinung nach kaum etwas nennenswertes da sein

Das ist ja das, was ich immer sage. Dazu ist die Halbwertzeit so schon zu kurz und es müsste ja auch irgendeine Begründung geben. Genau darum würde ja auch keiner 5 DM für 2 Songs zahlen.

 

[Turquoise]

Früher bestimmte die (gute) Band den Stil. Heute bestimmt der Stil die Band.

Heute fragen alle danach, was für ein Stil das ist, den die Band macht. Dann ist die Band gezwungen, sich erst mal selbst in einen die unzähligen Stile hineinzudefinieren. Es gibt einfach zu viele Stil-Bezeichnungen. Stil-Bezeichnungen machen unfrei.

Ich habe immer versucht, meinen eigenen Stil zu machen um nicht mit jemand anderem verwechselt werden zu können. Ich wollte immer, dass man sagt, das klingt nach Turquoise anstatt Turquoise klingt wie xxx. Ich denke, diese Anspruch ist heute zu weiten Teilen gar nicht mehr da.

 

[notebynote]

Ist ja eigentlich alles schon gesagt worden, von wegen Vorhersehbarkeit und dümlichen Texten. Dennoch ein kleiner Gedanke zu der Form, die ja auch gerne herausgeriffen wird/wurde. Einen guten Song (was auch immer das ist, die Geschmäcker sind verschieden) macht man ebensowenig an der Form fest, wie ein Haus an seinen 4 Wänden, sprich, der Inhalt muss stimmen. Authentisches Material kann man auch scheisse verkaufen, es muss also ein Zusammenspiel von allem sein, dann finde ich es gut.
Abgesehen davon bin ich seit vielen Jahren weder (regelmässiger) Radiohörer noch Werbegucker und die ganzen privaten Sender fliegen bei mir auch raus. Ich bin auch so schon durchkommerzialisiert, das muss nicht noch mehr sein. Wenn ich mal meinen iPod im anderen Auto liegen gelassen habe, dann geht es auch ohne Musik.

 

[Cruba]

Früher bestimmte die (gute) Band den Stil. Heute bestimmt der Stil die Band.

yep

Ich finde auch den Einheitsbrei innerhalb vieler heutiger Künstler / Alben erschreckend. Bloss nicht ein Schritt zur Seite.

 

[artname]

Hallo Musiker, herzlichen Dank für die rege Beteiligung. Ich erkenne FÜR MICH langsam eine Linie (Lesestand bis #44):

• "Mal abgesehen, dass "Chartsmusik" kein wirklich definierter Begriff ist" - Einverstanden. ich habe aber den Eindruck, dass ihr Euch alle auf etwas bezieht, was ich meine.
• Radio-Playlists - finden viele nervig. Aber da sind wir bei der Verwertung. Mir geht es mehr um die Produktion von populärer Musik.
• Verzicht auf Ecken und Kanten, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen
• Die Melodien und Texte sind oft simpel gehalten, damit mit man mitsingen kann und sich der Song schnell ins Hirn brennt.
• Vorhersehbarkeit in musik und Text
• Zuviel Wert auf Coolness(!!!) zu wenig auf Intelligenz gelegt
• zuwenig Mut und Witz in den Produktionen.
• ALLE user betonen, bei ihrer eigenen Arbeit nicht auf gängige Standarts ( also ca. 3 Minuten Länge, Mitsingbarkeit, kurze Intros, leicht verständliche Texte usw) zu achten

Ich bin etwas irritiert über diesen Zwischenstand. Ich bleibe dabei, hier oft abfällige Bemerkungen über "kommerziellen Scheiß" zu lesen. Aber außer einem User bleibt die Diskussion bisher ziemlich allgemein. Und mMn auch teilweise fragwürdig: Was spricht zum Beispiel dagegen, einprägsame Melodien zu komponieren?

Nachdenklich stimmt mich Diagnostix, der den Eindruck hat, dass viele gesungene Inhalte so wirken, als leiteten sie sich aus der Melodie ab ( und nicht aus selbstständigen Textideen?).
Er vermißt experimentelle sachen, wie eine gewisse klangforschung, mikrotonalität, oder kreativer umgang mit der technik (sprich: studiotechnik als kreativer werkzeug) es wird hier koste was es wolle einen "industry standard" angestrebt, sei es von den songwritern genauso wie von den tonis. weil das ganze emotionalität von mehrheitlichen songs aus der melodie des gesangs geholt wird. die sängerinnen singen, und dazu gibt es als zugabe ein technisch abgelecktes playback ohne muks, mut und expression. - Ich hoffe, ich hab Diagnostix nicht zu verworren
wiedergegeben.

Mein erstes Fazit: Ich erkenne im Songvoting nur sehr selten (z.B. bei Tourquoise) den Versuch, die Chance einer unabhängigen Veröffentlichung für Experimente zu nutzen. Ich erkenne auch in den hiesigem Feedbackforen keinen von kommerzieller Musikproduktion abweichenden frischen Wind.... Ihr?

Ich poste hier aber nicht, um zu provozieren. Nein!!! - Ich hoffe auf Anregungen. Denn ich teile alle Eure obigen Bedenken. Und bin als Autor vielleicht schon zu lange an professionellen Produktionen mitbeteiligt. Soweit, so ... ähm... gut erstmal.

 

[notebynote]

Mein erstes Fazit: Ich erkenne im Songvoting nur sehr selten (z.B. bei Tourquoise) den Versuch, die Chance einer unabhängigen Veröffentlichung für Experimente zu nutzen.

Viele Leute dürften jede Menge Experimente auf der Platte liegen haben und diese nie veröffentlichen. Es gehört auch Mut dazu, schräge Sachen zu zeigen (geht mir zumindest so).

 

[SoulFrontier]

Ich hab schon “schräg“, “rough“, “unkonventionell“, “experimentell“ etc. bla abgeliefert.

Qualifiziert mich das nun? Und wenn ja, wozu?

Was heisst das schon? In meinem Fall nur das ich einfach Bock drauf hatte

Und dann wieder hab ich Bock auf “normalen“ Pop Rock. Dann mach ich das. Oder was Akustisches.

 

[Hyp]

Ich erkenne auch in den hiesigem Feedbackforen keinen von kommerzieller Musikproduktion abweichenden frischen Wind.... Ihr?

@Dodo_I und @mwa zum Beispiel. Ich verfolge nicht so das "Songtexte"-Unterforum, aber da sind mir auch immer mal recht eigene Song-Umsetzungen origineller (teils im Feedback gereifter) Lyrics untergekommen.

 

[artname]

Danke @Hyp für deine Antwort. Sie gibt mir die Möglichkeit zuzugeben, dass ich nur gelegentlich das Songvoting besuche. Dann aber stundenlang.

 

[Cruba]

Die Melodien und Texte sind oft simpel gehalten, damit mit man mitsingen kann und sich der Song schnell ins Hirn brennt.

Trifft es nicht ganz, ich nenne es eher Verflachung.

Zuviel Wert auf Coolness(!!!) zu wenig auf Intelligenz gelegt

Auf Grund der momentanen vorherrschenden Hörerschaft. Meine Eltern haben auch A-HA gehört, hören aber sicher nicht Justin Bieber oder Lady Gaga.

Was spricht zum Beispiel dagegen, einprägsame Melodien zu komponieren?

Es einen himmelweiten Unterschied zwischen einprägsam und labidar/trivial. Wir wollen doch You start me up nicht mit Pokerface vergleichen?

Ich erkenne auch in den hiesigem Feedbackforen keinen von kommerzieller Musikproduktion abweichenden frischen Wind.... Ihr?

Nein, weil das durch das momentane Zusammenspiel aus Musikindustrie, Publikum und den Werteverfall nicht möglich ist.

 

[Hyp]

weil das durch das momentane Zusammenspiel aus Musikindustrie, Publikum und den Werteverfall nicht möglich ist.

Ist halt wie 1974 heute
"Neue Popmusik-Trends sind ausgeblieben, die Ton-Piraterie nimmt zu, ... Statt jedoch Talentpflege zu betreiben, preisen die Firmen Altproduktionen und Imitationen früherer Hits an -- lediglich mit noch aggressiveren Marketing-Methoden. ...
Für das Repertoire hat das ...eine Konzentration auf umsatzstarke Star-Namen zur Folge: Populäre Aufnahmen werden in immer kürzeren Zeiträumen -- etwa auch auf wohlfeilen Benefizplatten -- bis an die Grenze der Aufnahmebereitschaft des Marktes ausgequetscht. während eine langfristige Aufbauarbeit für junge Talente seltener wird. Im Mangel an kreativen Trends liegen jedoch die Hauptursachen der kommerziellen Stagnation.
...Auf kurzfristig verwertbare Tonwaren kommt es an; daher wird auch für Autoren und Interpreten die Verpackung wichtiger als das Produkt."
www.spiegel.de/spiegel/print/d-41722215.html