Ich muss jetzt hier mal eine Grundsatzerklärung abgeben. Früher war im Homerecording-Bereich i.d.R. so, dass man bei der Aufnahme auch entscheiden musste, wie die Spur hinterher klingen soll. Man hatte nur vier Spuren, eingeschränkte Mixing-Möglichkeiten und überhaupt landeten die ersten drei Spuren später auf einem Monomixdown auf Spur Nr. 4. War das nervig? Ja, war es. Aber irgendwie war es auch förderlich für die Produktitvität. Man hatte ab einem bestimmten Zeitpunkt nur den [g=230]Mixdown[/g] der Basic-Tracks und konnte den entweder löschen oder das Stück vollenden. Und wenn es nicht perfekt klang, konnte man sich damit heraus reden, dass die Technik nicht mehr zulässt. Darum hat man sich auch gar nicht so auf die technischen Details konzentrert, sondern mehr auf den Song, das Arrangement, eben auf die Idee und den gerade vorgefunden Sound, der einen inspiriert.
Die Möglichkeit, alles hinterher nochmal ändern zu können, den virtuellen Gitarrenamp austauschen zu können, sich stundenlang mit den Basic-Tracks zu beschäftigen, ist für [g=79]Homerecordler[/g] ein Segen, aber auch ein Fluch. Es hängt immer dieses Verdikt über einem, dass es bestimmt noch besser geht, schliesslich benutzt man die gleiche Software, mit der andere schon Charthits produziert haben.
Man ist verunsichert. Man hat einen Sound, der einem spontan gefällt, der inspiriert, der einem sofort zu einer Songidee verleitet, aber anstatt die Idee umzusetzen, speichert man das Projekt - man kann ja später daran weiter arbeiten - aber man speichert nur ein Fragment, nicht die ganze Idee. Ruft man das Projekt später auf, fragt man sich, warum man das gespeichert hat, weil es ohne die Idee, um die es eigentlich ging, keinen Sinn ergibt.