Und danach wird gelacht

  • Ersteller sennahuen
  • Erstellt am
@house12: Ich dachte, das ist was Musikalisches (verdrehter Chorus).

Ich wäre bei der Schlusszeile trotzdem für Änderung. So, wie es jetzt dasteht, liest es sich, als würde das LI sich plötzlich distanzieren vom Gelächter. Das passt mMn nicht. Aber eine Diskussion will ich auch nicht daraus machen. LG T.
 
@senna: mach genau so weiter. das ist cool.
 
vor längster weile, sitz du an der bar
und du lallst empört, dass dein bier hier nie kalt war,
meinst es schmeckt wie dreck und versaut dir die nacht
darauf stoße ich an und danach wird gelacht

du erzählst mir von jobs, viel zu schlecht bezahlt
dein Leben hast du dir, anders ausgemalt
du erzählst mir von schulden und beziehungskrach
darauf stoße ich an und danach wird gelacht

und während du redest, läufen hinter der bar
im fernsehen die bilder eines flüchtlingspaars
beide kinder ertrunken, schicksaal abschiebehaft
darauf stößt du an und lachst, darauf stößt du an und lachst …


hier mal ein spontanre einfall. mich interessiert, was ihr davon haltet.
danke für jeden kommentar


hm ... für mich nicht so ganz schlüssig/packend ...

erster impuls:
das ganze umschreiben und aus der ich-perspektive neu aufbauen.
dann wird es für mich einfach noch einen ticken direkter/härter.

also ... -->

MEIN warmes bier, MEINE schulden, MEIN beziehungskrach
und dann MEIN über MICH SELBST erstickendes lachen
wenn ICH MIR SELBST (z.b. im eigenen spiegelbild der bar) zuproste,
weil MIR die relationen, zu den ertrunkenen kindern, auch bewusst werden.

ansonsten wäre mir die position des erzählers, und damit
auch des zuhörers, etwas zu "komfortabel" eingerichtet. LG
 
Das meinte ich, nur dass mir keine Formulierung dazu einfiel. Das LI bleibt sozusagen der Gute. Das ist nicht mutig genug. LG T.
 
Das meinte ich, nur dass mir keine Formulierung dazu einfiel. Das LI bleibt sozusagen der Gute. Das ist nicht mutig genug. LG T.

Sehe ich nicht so, warum ist man "gut" wenn man das dämliche Gelaber eines Berufstrinkers "doof" findet? :)

Ich bin durchaus in der Lage jemanden doof zu finden ohne mich darüber zu erheben.
 
Das meinte ich, nur dass mir keine Formulierung dazu einfiel. Das LI bleibt sozusagen der Gute. Das ist nicht mutig genug. LG T.

hier bin ich bei dir!

... für mich gibt es "fast" nichts übleres bei texten/standpunkten,
als "gute", die den "guten" etwas über die dumpfen,
die dummen, die "ehnixchecker" erzählen wollen ...

um sich dann gemeinsam als überlegen/verstehend im "gut-rausch" zu feiern ...

... bei solchen texten/erzählperspektiven, da schalte ich einfach ab. LG
 
Bin ich ganz bei holgi. Es ist doch die pure Verzweiflung sich so etwas immer und immer wieder anhören zu "müssen". Es gibt so viele Situationen, in denen man sich sich auf die Zunge beissen muss, zum Zuhören verdammt und am Ende noch mit anstossen muss. Oder Resignation, weil man sich vielleicht einmal zu oft zur Diskussion hat hinreissen lassen und nichts blieb ausser einem schalen Geschmack im Mund.
 
@holgi: Wo siehst du den Berufstrinker? Und das das LI das Gelaber doof findet, sehe ich auch nicht. Im Gegenteil. Aber ich lasse mich gern belehren. LG T.
 
Seit 1983 arbeite ich auf dem Bau, ich habe drölfzig tausend dumme Sprüche gehört, bekam zwanhundert Kommentare aus der Bild-Zeitung erläutert, musste mir erzählen lassen das die Juden zu recht vergast wurden, das Langhaarige erschossen gehören, Arbeitslose in Lager gesperrt werden müssen, Ausländer allesamt Kriminelle sind, Frauen an den Herd und junge Männer zum Militär müssen usw usf, denkt euch das dämlichste Gelaber aus, ICH habe es gehört :)

Und wisst ihr wie oft ich nichts gesagt habe? FAST IMMER!

ICH kann den Text untestreichen und GENAU so ist das in meinem Leben, nach wie vor.
 
@house12: Pure Verzweiflung sehe ich im Text nirgends. Allerhöchstens Gleichgültigkeit. Vllt ist es deine eigene Erfahrung, die du da hineininterpretierst. Niemand MUSS sich als Gast in einer Bar das Gelaber von jemandem anhören. Wenn er hinter den Tresen steht, ist das was Anderes, da bleibt einem nix weiter übrig. Aber DAS LESE ICH NICHT. Für mich sind es zwei Gäste, die sich unterhalten. LG T.
 
@house12: Pure Verzweiflung sehe ich im Text nirgends. Allerhöchstens Gleichgültigkeit. Vllt ist es deine eigene Erfahrung, die du da hineininterpretierst. Niemand MUSS sich als Gast in einer Bar das Gelaber von jemandem anhören. Wenn er hinter den Tresen steht, ist das was Anderes, da bleibt einem nix weiter übrig. Aber DAS LESE ICH NICHT. Für mich sind es zwei Gäste, die sich unterhalten. LG T.

Jeder hat eben andere Assoziationen und das ist ja auch gut so. Wenn ich keine habe, interessiert mich ein Text gar nicht gross. Ist es nicht herrlich wenn ein Text mir das bietet, dass ich mich in ihm komplett wiederfinden kann wenn ich will während andere vielleicht etwas ganz anderes lesen?
 
@holgi: Ob Berufstrinker oder nicht, es ging um die letzte Zeile und dass das LI mMn ehrlicher wäre, wenn es sich nicht plötzlich ausnähme vom Gelächter. Tut mir leid, dass ich mich da offenbar nicht richtig verständlich machen kann. Vllt schreibt Senna ja noch ein paar Zeilen dazu. LG T.
 
... Pure Verzweiflung sehe ich im Text nirgends. Allerhöchstens Gleichgültigkeit.


... ich würde sogar noch weiter gehen -->

der erzähler, also der mitsaufende/zuprostende zweit-protagonist im text,
das ist eine völlig undurchsichtige type, der sich einerseits gemein macht
mit dem objekt seiner beobachtung ... und sich andererseits davon "gedanklich" distanziert ...

somit ist auch der zuhörer abgesichert ... und die "guten",
die bleiben zumindest "gedanklich" immer überlegen ...

das ist nun wirklich alles andere als "mutig" ... :)
 
@house12: Du hast recht, jeder hat seine Assoziationen. Ich hoffe sehr, dass Senna am Text weiterarbeitet, denn für mein Gefühl ist er noch nicht ganz fertig. Eventuell singst du ihn dann sogar? Das ist noch Zukunftsmusik, aber eine interessante. Gerade, weil du so viel eigene Erfahrung mitschwingen lassen könntest. LG T.
 
@Teestunde & verflixte13: wie ich schon anfangs schrieb, habe ich die Songidee sofort „verstanden/angenommen“ und bin damit absolut bei house12 und holgi.
Ich glaube, an diesem Punkt wäre es müßig in diese Richtung weiter zu diskutieren. Denn es dreht sich hier nicht um Gut oder Böse.
Entweder, man findet intuitiv einen Zugang zu diesem Text, weil man wahrscheinlich das beschriebene Gefühl selbst kennt... oder eben nicht... was auch nicht tragisch ist. Es kann auf dieser Ebene nie um richtig oder falsch gehen, auch nicht um gefallen oder nicht gefallen... hier geht‘s nur um emotionale Erreichbarkeit und ein Text kann nie ALLE gleichermaßen erreichen.
(Natürlich ist das MEINE persönliche Meinung... was sonst ;- ) ?)

Liebe Grüße
Nina
 
... ich würde sogar noch weiter gehen -->

der erzähler, also der mitsaufende/zuprostende zweit-protagonist im text,
das ist eine völlig undurchsichtige type, der sich einerseits gemein macht
mit dem objekt seiner beobachtung ... und sich andererseits davon "gedanklich" distanziert ...

Der Text lässt eben offen, ob der Zweit-Protagonist sich freiwillig gemein macht oder sich unter Zwang sieht, egal welchem. Mir gefällt das.
 
@Nina: Wenn der Text mich nicht emotional erreicht hätte, wäre ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, überhaupt Vorschläge zu machen. Nun gut, solange Senna sich nicht weiter dazu äußert, hat es kaum Zweck, sich weiter zu echauffieren. LG T.
 
Der Text lässt eben offen, ob der Zweit-Protagonist sich freiwillig gemein macht oder sich unter Zwang sieht, egal welchem. Mir gefällt das.


eben! ... der text lässt einfach zu viel offen! ... und das hat solch´
eine thema, zumindest für mich, einfach nicht verdient.

wenn schon über solch´ "extreme" geschrieben wird (z.b. ertrunkene kinder)
dann erwarte ich, dass sich der erzähler auch deutlich/perspektivisch stellt ...
und das sehe ich hier überhaupt nicht.

hier prostet er dem "dummen" zu, während dieser von seinen problemen
erzählt ... und beide lachen einvernehmlich "ohne zwang" darüber ...

und jeder "beobachter", der muss sich doch bewusst sein,
dass er als teil der szene auch den prozeß beeinflusst und dadurch
auch steuert.

wer weiß schon, ob der "dumme" explizit auf die betrunkenen kinder
angestossen hat ... oder, falls doch... ob er dies OHNE den erzähler/beobachter,
der ihm ja zuerst als ein "versteh-komplize" erschienen ist, getan hätte.

"vielleicht" wollte er auch sagen: "HEY Saufkumpel,
so viel SHIT auf der Welt, aber zum Glück geht es uns beiden gut
und wir zwei leben noch!"

anyway ... der text/diese ideenskizze, die hat keinen richtigen boden/
keine interessante erzählhaltung ... und wenn die message darin liegt,
das "unmenschliche"/stumpfe an anderen abzuarbeiten OHNE in gefahr
zu geraten sich selbst zu hinterfragen ... dann ist mir das persönlich
einfach zu läppisch ...

aber das kann ja nun wirklich jeder völlig anders empfinden. LG
 
@Nina: Wenn der Text mich nicht emotional erreicht hätte, wäre ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, überhaupt Vorschläge zu machen. Nun gut, solange Senna sich nicht weiter dazu äußert, hat es kaum Zweck, sich weiter zu echauffieren. LG T.

Sennahuen hat sich ja bereits klar dazu geäußert, er wollte mit dem Text die Relativität von alltäglichen Ärgernissen wie warmes Bier, Schulden oder Beziehungskrach gegenüber tatsächlich gravierenden Schicksalen wie dem Tod durch Ertrinken zweier Kinder herausarbeiten. Nur ist das bei den Lesern - mich eingeschlossen - nicht wirklich angekommen. Wie soll es dann bei einem Song den Hörer erreichen?
Deshalb rate ich Senna, den Text so zu überarbeiten, daß seine ursprüngliche Intension den Leser/Hörer auch erreicht.
 

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