Snare Bearbeitung

[synthpark]

Ich hab Snare ...

Ich mach Compressor rauf, zB UAD 1176 Plugin (NI),

Snare Sound bekommt längeren Nachklang und klingt dann nicht mehr schön tight, schlecht.

Ich nehm dann oft einen Transient Shaper und mach Snare kürzer, Problem solved.

Aber das kanns ja irgendwie nicht sein, oder?
Wie haben das die alten Meister gemacht, als es gar keine Transient Shaper gab, gegatet?

Bei Compressor Einsatz auf Drums hat man oft das Problem, dass die Schläge zuviel Sustain bekommen. Oder stellt Ihr den Compressor so ein, dass es nicht passiert? Hab ich probiert, geht nicht.

Sieht dann so aus, als sei ein Compressor inherent schlecht auf Drums, aber man will ja die Schläge kontrollieren, jedoch ohne den beschrieben Seiteneffekt.

 

[LM18]

Was erwartest du vom Kompressor auf der Snare dann, wenn nicht länger klingen?

Mehr Attack?

 

[Ari]

aber man will ja die Schläge kontrollieren, jedoch ohne den beschrieben Seiteneffekt.

Doch genau das will man. (man = unteranderem ich)

 

[Tmny]

Mit höheren Attack und Release Zeiten bekommt die Snare doch keinen längeren Nachklingt. oder ?

 

[synthpark]

das klingt halt scheisse

Leute akzeptiert es

 

[synthpark]

Mit höheren Attack und Release Zeiten bekommt die Snare doch keinen längeren Nachklingt. oder ?

wenn die Gain Reduktion gut ausschlaegt, dann meist doch

 

[Soundkraft]

Wie haben das die alten Meister gemacht, als es gar keine Transient Shaper gab, gegatet?

Mussu mal Phil Collins fragen
Ich denke genau das war der Grund warum in den 80ern so gern gegatet wurde....ging dann zwar mehr um den Hachhall aber da gings ja im Grunde genommen um dasselbe Problem, dass die Snare sonst zu lange ausklingt. Ein Gate muss ja auch nicht zwansgweise schlagartig zumachen...ich finde dass kann dann schon sehr gut den Sustainparameter eines Transientshapers ersetzen.

 

[Tmny]

Tmny schrieb in #4:
Mit höheren Attack und Release Zeiten bekommt die Snare doch keinen längeren Nachklingt. oder ?


wenn die Gain Reduktion gut ausschlaegt, dann meist doch

Aha, muss ich mal genau hinhören.

Vlt nutzten die alten Herren Gates? Kennt man ja von P.C.

Edit: OK, Soundcraft war schneller : )

 

[Ari]

das klingt halt scheisse

Leute akzeptiert es

Was soll man denn da akzeptieren?

Dass DU es scheisse findest oder (wie du selbst ja sagst) den Kompressor nicht richtig eingestellt bekommst? Ich mein, das Gerät ist ja nun schon ein paar Plattenproduktionen im Einsatz. Und zwar immer mit ähnlichen Zielen auf der Snare. Um nämlich Punsch rauszuholen. Sie wird dadurch nicht wirklich länger. Sondern es wird nur mehr "Klang" hervorgeholt, der vorher aufgrund des harten Anschlags einfach viel zu sehr im Grundrauschen untergehen würde.

Die Snare bleibt weiterhin so lang, wie sie schon immer war. - incl Raum.

ging dann zwar mehr um den Hachhall aber da gings ja im Grunde genommen um dasselbe Problem, dass die Snare sonst zu lange ausklingt.

Du sagst es erst richtig - dann wieder falsch.
Die Snare wird nicht gegated! Sondern der Hall. wenn es den Hall nicht geben würde, wäre es (in dem Fall) auch nicht gegated.

 

[onetwothree]

Einen Compressor kann man ja unterschiedlich auf Signale ansetzen, wie sind den die von dir eingestellen Parameter beim 1176?

 

[m_tree]

Ich bearbeite Snare oben + unten gemeinsam. Low-Cut auf Snare-unten etwas höher.
Dann gate ich das ganze (mindestens Expander drauf, da die Snare ja noch einige male komprimiert wird und dadurch nicht nur das Sustain, sondern auch der "Schmutz" lauter wird!)
Dann levele ich das ganze mit GClip (erst "wieder" seit kurzem - da gabs mal ne nette Diskussion bzgl. Softclipping). Sorgt dafür, dass die Snare ohne extreme Transienten lauter kann und simuliert quasi Bandsättigung. Dynamikschwankungen werden gedrückt und und sämtliche Summenkompression wird vereinfacht.
Danach kommt ein Kompressor drauf, der die Transienten durchlässt und das Sustain runterdrückt. Muss man schauen, welchen man nimmt. Ich nehme für diese Aufgabe "Molot" (von vladg) im Sigma Modus - habe bisher keinen Kompressor gefunden, der sich dafür besser eignet. Die Attackzeit ist hier das wichtigste Kriterium - muss man experimentieren .. je nach Snare, Stimmung, vor- und nachgehende Bearbeitung, Song und natürlich Kompressor ....
Ggf. dann noch mit dem EQ den Bassbereich für mehr Präsenz absenken und sonstige kleinere Anpassungen machen.
Und ein bisschen Plate Reverb macht sich auf der Snare fast immer gut! Je nach Songtempo und Atmosphäre. Balladen können viel und langen Reverb vertragen, schnellere Pop Songs etwas kürzer ...

Werden Ghostnotes gespielt, so bearbeite ich diese getrennt. Hatte hierzu an einer anderen Stelle schon mal was geschrieben.

Man kann die Snare auch "split editen" und Attack und Sustain getrennt bearbeiten.

Gerade die Transientenbearbeitung ist bei allen nah mikrofonierten Trommeln nach meiner Erfahrung wichtig. Vor allem das, was zwischen Anfangstransienten und Sustain stattfindet, braucht man nicht, wird durch weitere Kompression noch lauter gemacht und deckt die restlichen Elemente nur unnötig zu.
Mit Transientenbearbeitungstools hatte ich diesbzgl. aber bisher keine guten Erfahrungen gemacht - die eignen sich IMO mehr für Akustikgitarren u.ä. ... lieber nen gescheiten Kompressor dafür verwenden.

 

[Tmny]

HAtte mal einen Thread offen:
https://recording.de/Community/Foru...otechnik/Mixing/176977/Post_1953269.html#P_15


DaVogi hat dazu geschrieben:

@ snare: also da kommts natürlich extrem drauf an welchen sound man erreichen will.

diesen typischen 'patsch' sound den man aus modernen rock/metal genres erkennt kommt hauptsächlich von einem stark komprimiertem top mikro... kurze regelzeiten... attack gefühlvoll eingestellt um genug bauch durch zu lassen und dennoch das ding kontrolliert an die wand fahren. hier eignet sich am ehesten ein agressiver FET-like kompressor.

also schnapp dir mal ein 1176er plugin und erhöhe den input (bzw. threshold senken) bei hoher ratio:
du hörst wenn die snare diesen festen, patschenden ton bekommt.

nachteile der starken komprimierung -> hihat spill ist gerne mal ein problem... (dezentes expandieren vor dem kompressor kann hier schon seeehr viel rausholen). deswegen kann man sich mit einem sauberen triggersignal das man für diesen patsch zufährt sehr viele probleme ersparen.

ein stark bearbeiter parallelweg kann dann helfen dem signal kraft in den tiefmitten mitzugeben (das kann man sehr drasisch eqen, verzerren und gaten).

bottom wird bei mir eher nur 'massiert' mit dem komp und ist für die natürlichkeit der snare zuständig.

 

[JakobRosemann]

Ich sehe es wie Tmny: Mit einem Kompressor, der längere Regelzeiten erlaubt als eine 1176er Emulation kann man da wesentlich flexibler in den Klang und die Dynamik einer Snare und anderer perkussiver Aufnahmen eingreifen.
Und auch wenn es jetzt plump klingt: Profi-Drummer können teilweise unfassbar konstant in der Lautstärke spielen, so dass hier ein starker Kompressor gar nicht so hart zugreifen braucht.

 

[LM18]

Also wenn ich mich auf den Beitrag No. 1 beziehe, verstehe ich es so:

Die Snare erhält durch den 1176er den Punch den sie haben soll, klingt aber dann durch die Release länger nach, weil die leiseren Anteile hochgezogen werden.

Das verändern der Release in Richtung länger wirkt nicht genug ein.

Deswegen einen nachfolgenden Transientdesigner um das Sustain wieder zu verkürzen.

Das verkürzen geht auch mit der Methode die ich schon mal als "debleeder" beschrieben habe.
Spurkopie und mit zwei gegenläufigen und phasengedrehten Kompressoren als Envelopefollowers.

Quasi ein simples Transiententool diskret mit Bordwerkzeugen in der DAW aufgebaut.

Damit kann man einiges anrichten

 

[Saurus]

...Das verkürzen geht auch mit der Methode die ich schon mal als "debleeder" beschrieben habe.
Spurkopie und mit zwei gegenläufigen und phasengedrehten Kompressoren als Envelopefollowers.

Quasi ein simples Transiententool diskret mit Bordwerkzeugen in der DAW aufgebaut.

Damit kann man einiges anrichten

Oh ja, ich erinnere mich. Like(d) it.

Just my 2 Senfs



.

 

[whitealbum]

Interessanter Thread, ich nutze gerade die 1176 Derivate gar nicht mehr, im ersten Moment klingt der 1176, jetzt egal ob NI, TRacks, Waves o.ä., erstmal voll fett, und setzt sich durch, aber ich habe das Problem u.a. dass es mir zu mächtig wird, und auch etwas zu lang wird.
Mit den Attack und Release Zeiten kann man da zwar etwas verändern, aber nicht immer stimmt das Ergebnis (da gibt es dann auch schon Unterschiede zwischen den Varianten).
Dann schraube ich mit einem Shaper herum, und besser klingts dann auch nicht unbedingt.

Ich verwende daher lieber die Fairchild 660 oder den API 2500, das klingt musikalischer und
"trockener", besonders der IKM Vintage Compressor 670 passt hier oft sehr gut.

Allerdings muss ich auch sagen, das gerade bei der Aufnahme viel schiefgehen kann.
Gerade zuletzt war das auch eher suboptimal, und dann schraubt man sinnlos später rum, und es passt doch nicht.
Bei wirklich gelungenen Aufnahmen nutze ich dann eigentlich nur neutrale Comps ala Fabfilter -C der hier viel Möglichkeiten bietet, aber den Klang mehr oder weniger belässt.
Warum soll ich einen guten Snare-Klang verbiegen?
MIt langem Nachklang habe ich dann kein Problem.

Mein Drumsound (Mulitmikrofonierung) wurde auch deutlich konturierter mit dem Phasenausgleichsplugin "AutoAlign".
Da Signal ist dann deutlich kompakter, Stereobild ist aufgeräumt, Kick wie Snare kommt trockener.
Da fahre ich dann oft irgendeinen neutralen Comp für Snare und Kick leicht dazu um Peaks zu zügeln, später auf der Drum-Gruppe parallel den Vintage Compressor 670 drauf.
Klingt richtig gut.

Ich habe das Glück einen Drummer zu haben dessen Schlagzeug ich immer besser kennenlerne, und wir schon bei der Aufnahme das so gut mikrofonieren, das der Rest eher ein "KInderspiel" wird.
Der Opt.-Prozess dauert allerdings immer noch an

 

[Soundkraft]

@Ari

Du sagst es erst richtig - dann wieder falsch.
Die Snare wird nicht gegated! Sondern der Hall. wenn es den Hall nicht geben würde, wäre es (in dem Fall) auch nicht gegated.

Worauf ich raus wollte war dass man per gate generell "kürzen" kann und dass das im Grunde nichts anderes macht als ein Transiententool..ob nun reiner Nachhall oder auch den Snaresound an sich...wobei halt Hall und Snare für mich persönlich untrennbar sind...ohne Hall klingt ne Snare einfach nach nichts.

 

[JakobRosemann]

Wenn es stimmt, dass ein 1176er eine Attackzeit von 20 bis 800 µSek hat, wird so ziemlich jegliche Einschwingphase eliminiert. Durch den vermutich aufgeholten Lautstärkeverlust klingt logischerweise das Sustain lauter.
Mit einem Transientendesigner das Sustain verringern (durch Anheben der Transienten?) würde den ersten Schritt ad absurdum führen.
Vielleicht würde ein Gate bessere Ergebnisse erzielen.
Mit einem anderen Compressor würde ich aber lieber von anfang an versuchen, durch eine lange Attackzeit die Transienten durchzulassen und durch einen niedrigen Threshold, eine mittlere bis hohe Ratio und eine lange Releasezeit die Sustain-Phase durch das verzögerte Greifen des Compressors runterzuregeln. Ein Auto Make-Up-Gain darf dann natürlich nicht angeschaltet sein.

 

[m_tree]

Man kann mit Gates auch die Transienten bearbeiten. Das klingt aber nach meiner Erfahrung sehr unnatürlich, weil man, um wirklich die Transienten richtig freizustellen, den Release sehr kurz einstellen muss. Kann man mit der Floorfunktion bzw. Expansion statt 100% Gate zwar ausgleichen, aber ist am Ende nicht so flexibel wie weitere nachfolgende Bearbeitung.

Ich würde stattdessen das Gate, v.a. Release, so einstellen, dass sich das Wet Signal hinsichtlich Sustain noch gut und nicht abgehackt anhört. Dann Dry je nach Geschmack hinzumischen - wenn man dei Ghostnotes mit auf der Hauptspur haben will usw. ...
Bei Drums ist es IMO auch wichtig das Gate mit Look-ahead, also "Pre open" zu fahren, da sonst die Anfangstransienten nicht komplett durchkommen.
Neuerdings stelle ich "Hold" noch so lang wie die Attackzeit des nachfolgenden Kompressors ein.
Und danach nochmal die Transienten bearbeiten. Dabei gehts ja nicht nur ums Sustain, sondern auch, was unmittelbar nach den Transienten passiert. Das braucht man nicht und kann sogar problematisch werden, wenn man nachher noch richtig laut mastern will, weil man dann fast keine Anfangstransienten, sondern nur noch den Matsch der danach stattfindet hat.

Snare ohne Reverb ist oft nix, stimm ich zu. Aber aufpassen nicht zu langen Reverb zu nehmen (selten ist über eine Sekunde nötig) - und am besten Plate.
Und den Reverb nur mit einem gegateten Signal füttern - sollte auch klar sein. Matscht sonst nur rum.

 

[synthpark]

Mit einem Transientendesigner das Sustain verringern (durch Anheben der Transienten?) würde den ersten Schritt ad absurdum führen.

mit dem Compressor wird geshaped, mit dem Transienten-Designer nicht der Attack verstärkt, sondern Release verkürzt.