Wobei Natürlichkeit in dieserlei Betrachtungen immer mit "nicht hörbar, bzw. nicht bewusst wahrnembar" gleichgesetzt. Aber das funtkioniert so nicht, denn wie langweilig und dröge würde Musik klingen, in denen Effekte nicht also solche selbstbewusst auftreten dürfen?
Gut, Hall mag ein Zwischending sein aus Effekt und Simulation. Bei ersterem muss man sich keine Gedanken machen und an keine Konventionen halten - Hall um des Halls wegen...und wollte man den Vergleich der Natürlichkeit bemühen, so wäre der Ausgangspunkt z.B: die reale Situation, dass die Band, Sänger oder einzelne Instrumente bei vielleicht 150db im Hangar der NASA aufgenommen wurden. Ist praxisfern, womit es im Grunde bei Hall als Effekt gar kein natürliches Pendat gibt! Ich glaube ich selbst habe mich noch nie in meinem Leben in einer akustischen Umgebung oder Ort befunden, wo es so klingt wie der Hall, den ich am liebsten einsetzen inkl Delays....
Auch ein Kompressor ist ja ein in der Natur nicht vorkommendes Konstrukt. Was sich in unserer DAW abspielt, könnte unnatürlicher nicht sein und existiert nur dort.
Die meiste Musik, die ich selbst schätze, bedient sich Hall als Effekt, der auch hörbar ist, und genau das trägt dazu bei, dass ich sie mag. Das ist aber stark Stil und Genre abnhängig.
Dient Hall nur dem Zweck einer Simulation, sollte der Hall technisch möglichst hochwertig sein und der Produzent genau wissen, was er eigentlich simulieren will und mit welchen Parametern er sein Vorstellung umsetzt.
Für mich ist Hall ein Spieleffekt zur kreativen Auslebung. Zum Musikproduzieren gehört es bei mir nicht, als ersten Handschlag am Start der langen Schaffenskette genau festzulegen: also dieser Song spielt sich jetzt virtuell in einem rechtecckigen Raum von 65m² Grundfläche ab, Deckenhöhe 2,23m. Im Raum Teppich, handgeknüpft, 1 Sofa, Fenster liegen da und da....usw.....was soll das bringen, wenn ich dann versuche mit Raumsimulatoren dies einzufangen? Das sagt nichts über den Song, und ob er gut oder schlecht ist. Man legt lediglich die Kullisse für eine Szene fest....klar, das muss stimmig zueinander sein, so wie der Song zum räumlichen Grund-setup passen sollte. Aber tiefere Gedanken ist diese Materie meiner Meinung nach nicht wert, weil gute Musiker und gute Producer dies rein intuitiv regeln...
Man kann Themen auch überstrapazieren, überreglementieren und überproduzieren....oder unterproduzieren beim Versuch der angestrebten Nichthörbarkeit...
Ash
