Presetsounds

[cherry50]

Nun lest doch erst mal, was ich dazu geschrieben habe, ist das nicht ein Kompromiss aus beidem,

resultierend aus nagelabrieb seiner Aussage?


LG Cherry50

 

[Realist]

Wer sich kreativ betätigt, wählt die Mittel bewusst aus und gestaltet sie. Je länger Du das machst, desto mehr differenzierte Möglichkeiten wünschst Du und fängst dann auch zum Schrauben an. Damit entsteht aber auch eine Verfeinerung deiner Wahrnehmung und deines ästhetischen Urteils. Das führt wieder zu weiteren Bedürfnissen an Möglichkeiten und weiterem Schrauben.

In der Beschreibung des Vorgangs ist auch das abwertende Urteil enthalten. Wer nur mit Standardlösungen zufrieden ist, ist eher am Anfang einer künstlerischen Entwicklung zu vermuten.

Ich denke, damit schränkst Du dich selber ein und hat nichts damit zu tun dass man ein Anfänger ist.
Ich habe in den 80ern angefangen an Synths zu schrauben.Damals gab es noch keine Foren wo man fragen konnte. "Wie macht man Sound x oder y."
Nach 25 Jahren sollte ich deshalb wohl "eigene" Sounds schrauben können.
Aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich das nicht so oft mache, weil ichmich auch gerne mal inspirieren lasse.
Sehr oft habe ich bei einem Song schon ein festes Klangbild im Kopf, aber in letzter Zeit lasse ich mich auch einfach mal überraschen.
Spiele ein Riff ein und steppe durch verschiedene Presets, passe die etwas an, baue mir Effektketten.Und auf einmal geht der Song in eine ganz neue, spannende Richtung.
Ich sehe das deshalb eher als Kreativitätsfördernd.
Momentan experimentiere ich auch viel mit Naturinstrumenten und versuche sie elektronisch klingen zu lassen.
Mit Loops ist es ähnlich. Ich nutze keine Instrumenloops, aber ab und doch sehr gerne Percussionloops, die ich stark verfremde.Oft bekommt man dadurch nen ganz anderen Groove in die Geschichte, als wenn man alles selbst "programmieren" würde.

Bei mir ist es Hobby, aber wenn man so etwas beruflich macht, wird man mit "deiner" Einstellung leider auch pleite gehen, da nicht mehr wirtschaftlich tragbar.
Gerade im Filmmusikbereich kann man sich soviel Individualität leider auch nicht mehr leisten.
Da wird auch viel mit Loops und Presets gearbeitet, da einfach oft auch die Zeit fehlt, sich selbst zu "verwirklichen".
Diese Entwicklung ist traurig, aber es ist wie es ist.

Dein Beispiel mit dem Pianisten habe ich jetzt nicht verstanden bzw. es erschliesst sich nicht so wirklich der Sinn.

 

[BasisM]

Nun lest doch erst mal, was ich dazu geschrieben habe, ist das nicht ein Kompromiss aus beidem,

resultierend aus nagelabrieb seiner Aussage?


LG Cherry50

Kompromiss , was ist das? Es gibt nur Schwarz oder weiss! Krieg oder Frieden!

,-)

Neee - ja klar ist das ein Kompromiss. Ich denke aber letztlich ist das ein Diskussion die zu nix führt.
Hier hat jeder seine eigene Defination.

 

[AndiPaulo]

Is doch schön daß wir alle so verschieden sind, sonst würden wir alle die gleiche Musik machen...

Wenn ich mir die Beiträge durchlese komme ich auf folgendes:

Ob man Presets verwendet ist abhängig von
- Zeit
- künstlerischer Anspruch
- Können

Man kann das ja z.B. auf Samples und Loops ausweiten. Gekauft oder eigene? Man kann ja inzwischen Musik aus komplett gekauften Bausteinen zusammenstecken. Is aber nicht meins.

Auf Presets kann man verzichten wenn man entweder Heimbastler ist wie ich und alle Zeit der Welt hat oder wenn man Profi ist und seine Werkzeuge schnell bedienen kann.

Manchmal, aber selten schraube ich im Massive an coolen Bässen oder Leadsounds. Meistens kommt dabei aber nichts raus was ich nicht schon irgendwo fertig und fast besser habe in meiner großen Sammlung.

Und dann lade ich den Trillian und siehe da: Fertig ist mein Super Bass. In einem von den tausenden Presets ist immer was passendes, dass ich nur noch tweaken muss. Nein ? wirklich nichts gefunden? Na dann öffne ich halt mal den Omnisphere und danach die Diva... Im Yamaha Motif geht eigentlich immer was...

Ne Kostenfrage ist´s auch, wer nur Presets kann braucht ne Menge Synths, wer selber schraubt eigentlich nur einen guten.

 

[Kuno]

Mich beschäftigt zur Zeit irgendwie die Frage, warum es eigentlich als “minderwertig” angesehen wird, mit Preset-Sounds Musik zu machen. Vor allem Dinge wie Nexus o.ä. stehen ja diesbzgl. trotz sehr guter Sounds in der Kritik.

Es ist allgemein nicht als "minderwertig" angesehen, Presets zu benutzen.
Nexus steht in erster Linie in der Kritik, weil's zu teuer ist, für das, was es bietet, und weil's gerade im EDM-Bereich bessere Alternativen gibt, die dann auch noch echte Synthesizer sind.

Davon abgesehen sind die Nexus-Sounds dann auch immer schon arg abgelutscht.
Das ist ja eines der "Probleme" bei Presets: Möglicherweise haben schon tausend andere Leute die in ihren Songs verwendet, und dann klingt man eben "wie alle anderen".
Ist jetzt übertrieben ausgedrückt, aber gerade bei Nexus ist dieser Effekt schon spürbar, da dessen Presets selbst schon erfolgreiche Sounds kopiert.

Meiner Meinung nach ist es auch eine Frage des Genres, in wieweit man Presets benutzen "sollte".
Wenn man irgendwie so Techno/Elektro macht, bei dem das Sounddesign einen Großteil der eigentlichen Musik ausmacht, ist es irgendwo schon absurd, Presets zu benutzen.
Bei Genres, in denen es in erster Linie um die Komposition geht und Sounds wie Instrumente gespielt werden, ist die Verwendung von Presets nahe liegend.

 

[Realist]

Wenn ich mir die Beiträge durchlese komme ich auf folgendes:

Ob man Presets verwendet ist abhängig von
- Zeit
- künstlerischer Anspruch
- Können

-Zeit-->Ja
-künstlerischer Anspruch-->würde bedeuten, dass das Endprodukt weniger wert ist, dann Nein.
-Können-->man kann natürlich einen Synthbass jedes Mal von Grund auf neu machen oder halt ein Preset nehmen und es an den Song anpassen.Hab bis jetzt hier im Forum noch keinen Sound gehört, der wirklich so neuartig ist, dass ich sagen würde, dass ist selbst geschraubt.Also für mich eher Nein.

 

[tomric]

Erweitern wir den Begriff Presets doch einfach mal auf selbstgebaute Presets... wo ist das Problem (hier mal nicht auf VSTi bezogen) wenn man bspw. Aufnahmen mit einem Drummer macht, dessen Set man schon einmal aufgenommen hat und neben den selben Mikrofonen auch mal eben die Presets vom letzten Mal benutzt, die man damals erstellt hat um Zeit zu sparen ?

Was ist bei Livebands, die ihre Scenes auf dem Digitalpult speichern, weil's zeitlich effizienter ist diese zu laden und gg. anzupassen, als alles neu zu machen ? Daß man Presets verwendet heißt doch nicht automatisch immer, daß man das tut, weil man es nicht anders kann...

 

[AndiPaulo]

Erweitern wir den Begriff Presets doch einfach mal auf selbstgebaute Presets

Die Idee hatt ich grad auch. Eigene Presets sind nochmal was anderes als Stangenware.

Mein Ziel ist es nen Satz eigene Presets aufzubauen. Ist eigentlich auch klar daß man einen selber geschraubten Synth-Sound auch speichert.

Außerdem kann ich mit vielen Presets wenig anfangen. Bei EQ z.B. helfen mir E-Git- oder BassDrum- Presets nix, ich spiel Mandoline.

Ist halt immer die Frage wie sehr man sich von der Massenware abheben will.

 

[JeZe]

In der Beschreibung des Vorgangs ist auch das abwertende Urteil enthalten. Wer nur mit Standardlösungen zufrieden ist, ist eher am Anfang einer künstlerischen Entwicklung zu vermuten.

Deine Vermutung ist genau, was ich meine. Wieso muss man seine künstlerischen Akzente im Sounddesign setzen? Wieso soll jemand am Anfang seiner künstlerischen Entwicklung stehen, der vielleicht ein musikalisch komplexes Musikstück produziert, aber eben mit gutklingenden Presetsounds. Jede Rockband hat die Presetsounds Schlagzeug, Bass und Gitarre. Stehen die alle am Anfang ihrer künstlerischen Entwicklung?

Ein Klavier z.B. hat ja im Prinzip auch nur einen einzigen Presetsound und damit lassen sich tausende verschiedenster Musikstücke spielen.

Ein Pianist würde jetzt sagen, wenn Du die Differenzierungsmöglichkeiten eines Klaviers nicht hörst und die damit verbundenen Ausdrucksmöglichkeiten, dann bist Du eine taube Nuss.[/quote]

Das ist nicht stichhaltig. Ein Preset kann genauso viele Ausdrucksmöglichkeiten haben mit ADSR-Hüllkurve, Filter Cutoff und Resonanz, gesteuert über Anschlagstärke, Aftertouch oder Controllerspuren. Das ist nicht der Punkt.

Es geht darum, dass ein Pianist sich genausowenig mit Sounddesign auseinandergesetzt hat wie ein Presetnutzer. Er nutzt einfach den vorhgandenen Sound seines Instruments inkl. der damit möglichen Ausdrucksformen.

 

[JeZe]

Davon abgesehen sind die Nexus-Sounds dann auch immer schon arg abgelutscht.
Das ist ja eines der "Probleme" bei Presets: Möglicherweise haben schon tausend andere Leute die in ihren Songs verwendet, und dann klingt man eben "wie alle anderen".

Aber das ist wwas ich meine: zig tausende von Musikern verwenden Schlagzeug, Bass, Gitarre, Streicher, Klavier in ihren Musikstücken. Sind diese Klänge nur deswegen nicht ausgelutscht, weil sie realen Instrumenten entstammen oder sind sie von ihrer Qualität her so viel besser wie alles was aus Synths kommt?

 

[Kuno]

Gutes Argument ... manche Sounds haben sich halt auch einfach zu "Standards" gemausert.
Ich muss allerdings auch sagen, daß ich 0815-Band-Musik genau so langweilig finde wie 0815-EDM.

Das heißt (für mich):
Wenn man solche "Standard Sounds" verwendet, muss man eben auf anderer Ebene überzeugen.

 

[JeZe]

Gutes Argument ... manche Sounds haben sich halt auch einfach zu "Standards" gemausert.
Ich muss allerdings auch sagen, daß ich 0815-Band-Musik genau so langweilig finde wie 0815-EDM.

Das heißt (für mich):
Wenn man solche "Standard Sounds" verwendet, muss man eben auf anderer Ebene überzeugen.

Das ist eine konsequente Haltung und die kann ich auch gut nachvollziehen. Dass man irgendwo überzeugen muss, sehe ich ganz genauso. Aber dies muss nicht zwangsweise die Neuartigkeit der Sounds sein.

 

[Realist]

Aber das ist wwas ich meine: zig tausende von Musikern verwenden Schlagzeug, Bass, Gitarre, Streicher, Klavier in ihren Musikstücken. Sind diese Klänge nur deswegen nicht ausgelutscht, weil sie realen Instrumenten entstammen oder sind sie von ihrer Qualität her so viel besser wie alles was aus Synths kommt?

Der Song ist das was zählt.
Ne langweilige Komposition kannst Du nicht mit "Sound" aufpolieren.
Da kannst Du selber schrauben oder Presets nehmen.Wenn das Thema langweilig ist, dann bleibt es langweilig.

Es gibt diesen Spruch: Nen Song ist gut, wenn er auch am mit ner Akkustikklampfe am Lagerfeuer funktioniert.Wenn man mal die elektronische Musik ausklammert, kommt das für mich hin.
Schau dir mal die Charts an.Katy Perry, Kesha und wie sie alle heissen.Diese Songs würden z.B. auch mit "normalen" Schlagzeug, Bass und Gitarre im Bereich der Kommerzmukke funktionieren.
Die spielen ja live oft auch mit ner "richtigen" Band die Songs etwas abgewandelt.
Produzenten und Songwriter wie Max Martin kommen ja stellenweise auch aus der Rock/Metal-Ecke.
Das wichtigste sind in dem Fall wahrscheinlich wirklich die Skills im Songwriting, Arrangement etc.

 

[JeZe]

Aber das ist wwas ich meine: zig tausende von Musikern verwenden Schlagzeug, Bass, Gitarre, Streicher, Klavier in ihren Musikstücken. Sind diese Klänge nur deswegen nicht ausgelutscht, weil sie realen Instrumenten entstammen oder sind sie von ihrer Qualität her so viel besser wie alles was aus Synths kommt?

Der Song ist das was zählt.
Ne langweilige Komposition kannst Du nicht mit "Sound" aufpolieren.
Da kannst Du selber schrauben oder Presets nehmen.Wenn das Thema langweilig ist, dann bleibt es langweilig.

Wenn wir von klassischen Songs sprechen, dann ist das sicherlich so. Bei Techno oder Dance ev. nicht. Wenn ich mir’s richtig überlege: ist bei diesen Stilistiken nicht ev. das musikalische Gerüst die Konstante bzw. das Preset und man hat nur die Möglichkeit durch Sounds zu überzuegen?

 

[asli]

@Realist:

+1

das sehe ich für den "klassischen" Song genau so.

 

[shadowmonkz]

Das Ganze hat auch mit dem eigenen Gefühl/Erfolgserlebnis zu tun. Ich kann mich mehr und länger über das Endprodukt freuen wenn ich viel/alles selbst gemacht habe, da der Arbeitsaufwand normalerweise grösser ist und ich auf dem Weg viele Hürden überwinden musste. Zudem bekomme ich auf dem Weg zu meinem Wunschsynthsound meist noch viele andere Sounds die ich später für weitere Tracks verwenden kann.

Das negative daran ist je nach Sichtweise das dies meist überhaupt niemanden, abgesehen von mir, interessiert. Die Hörer interessiert das Endprodukt und selten wie es entstanden ist.

So muss jeder für sich entscheiden mit welcher Arbeitsweise er glücklich wird. Die Hautsache ist ja der Spass daran und herausfindet welcher Weg am meisten und längsten Freude bereitet.

 

[Carcinome]

Für mich liegt das Hauptaugenmerk auf den Song an sich. Jeder Klang, der diesen unterstützt (egal ob Preset oder selbstgeschraubt) ist legitim.Das Ding ist doch, dass die Leute für die die Songs gemacht werden (also die Konsumenten), den Unterschied doch gar nicht wahrnehmen. Die wollen nur einen schönen stimmigen Song haben. Und den möchte ich für mein Ego auch haben.

Wenn man jetzt mal bei anderen Musikern Mäuschen spielt sieht es ganz anders aus. Da wird sich tierisch gefreut und anerkannt wenn man z.B. den Sound vom Gitarristen Haarmatte der Band Linkin Nirwana hat. Den Sound darf man einsetzen und es wird nickend (oder bangend) anerkannt.

Bei der Elektronikfrakrion passiert oft das Gegenteil. Wer hat nun recht?

Überspitzt gesagt: Es ist also für mich doch eher eine "Nerd-Diskussion" mit der verzweifelten Suche, seiner 08/15-Ware durch etwas Individualität zu etwas besonderen zu machen.

Ich stehe auch zu Presets. Ich schraube auch sehr gerne, aber manchmal stört mich diese Schrauberei beim Entwickeln eines Songs, so dass man manchmal vor lauter Schrauberei wieder die eigentliche Idee vergisst.

Und wie viel ist denn in der elektronische Musik überhaupt individuell? Die TB303 z.B. ist für mich ein einziges Hardwarepreset mit Variationen, ebenso ähnlich die TR-Klopfgeister.

 

[Kuno]

In Sachen TB303 stimme ich dir zu.

Und ja: Elektronische Musik ist (zumindest manchmal) sehr individuell.

 

[cherry50]

@Carcinome schreibt

Überspitzt gesagt: Es ist also für mich doch eher eine "Nerd-Diskussion" mit der verzweifelten Suche, seiner 08/15-Ware durch etwas Individualität zu etwas besonderen zu mschen.

Wunderbar geschrieben, und eigentlich alles erfassend, was diese Diskussion anbelangt.


LG cherry

 

[Kuno]

Ne, stimmt nicht.

Es gibt Leute, die schrauben, weil das Teil ihrer musikalischen Expression ist ... und nicht, weil sie "anders" klingen wollen.