Spannende Diskussion soweit!
Mit mir (als Analog-Dino) muss man auch nicht darüber diskutieren, daß das alte Analog-Gear definitiv was anders gemacht hat, als deren heutige digitale Derivate!
Aber auf der anderen Seite ... Wer schon damals gelernt hatte, all des Zeugs sinnvoll einzusetzen, der macht des heut sicher net schlechter mit den mehr oder weniger gut gelungenen VST-Nachbildungen.
Und den "Kunden" interessiert´s doch eh den Nullinger, wie wir seiner Idealvorstellung näher kommen.
Mal abgesehen von den paar "Freaks", die möglichst analog aufnehmen wollen ... so als Pseudo-Argument und zur Selbstbefriedigung ...
Das sehe ich mittlerweile "analog" zu den in der HiEnd-HiFi-Branche verbreiteten Pseudo-Mythen ... bzw. darf man nie vergessen, daß das HÖREN ein zutiefst psychologischer Vorgang ist, niemals frei von Erwartungshaltungen und lang gepflegten Vorurteilen ...
Ja, natürlich! Ich weiß selbst um den Unterschied zwischen ProTools und analoger Bandmaschine! Hat doch meine 24-Spur 2"-Maschine vor 20 Jahren mal für eine Diplomarbeit eines Ton-Kollegen hergehalten, und tatsächlich "bewiesen", daß Bandaufnahme an sich "geiler" klingt!
Aber come on ... wir sind nun in 2023 ... uns steht ein nicht endenwollendes Arsenal an VSTs zur Verfügung, die uns sowohl die alten "Analogzeiten" nach-faken lassen, als auch damals noch völlig unmögliche Klangbearbeitungen.
Wenn da also wirklich was zu bekritteln ist, dann wohl eher das schiere Überangebot an digitalen Bearbeitungs-Möglichkeiten!
Was den umgekehrten Ansatz anbetrifft, ich betreue seit einigen Jahren einen Kunden, der in Baden-Baden als Berufsschul-Lehrer den Veranstaltungstechniker-Nachwuchs betreut. Und jedesmal wenn ich dort vor Ort bin, gerate ich in´s Schwärmen ob all der analogen Schätzchen, die sich dort massigst befinden!
Aber der Lehransatz dabei ist stets, fasse die analogen Dinger selber an, mach dir Gedanken über ein sinnvolles Routing und einen sinnvollen Einsatz derselben ... Weil genau DIESES KnowHow sich dann quasi 1:1 in die digitale Ära übersetzen lässt!
Oder anders herum betrachtet, was bei all diesen Original versus Nachbildung Diskussionen immer tunlichst verschwiegen wird, um die alte Analogtechnik in einem funktionierenden Rahmen zu halten, bedarf es auch kundigen Wartungstechnikern!
Die sind zum einen rar gesät, weil Rentenalter meist längst erreicht, zum anderen koscht des a Geld, das sich nur die wenigsten Studiobetreiber überhaupt noch leisten können/wollen!
So what now?
Wer Audio liebt und lebt, dem stehen mit den aktuell verfügbaren VSTs alle Türen und Tore offen, um sämtlichen Klangidealen der letzten 100 Jahre mindestens zu 99% authentisch nahe zu kommen. OHNE den ganzen Hassle mit notwendigen Reparaturen ...
Wer mit den (gepflegten) Originalen noch seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, der ist ein Marketing-König.
Was mich aber persönlich viel mehr bedröppelt, als diese leidige Diskussion hier ...
Gute Musik steht stets für sich selbst, völlig unabhängig von den dafür eingestzten Produktionsmitteln!
Just my 5 cents ...
Cheers
