Neues Neumann U 67 oder beim Gefell M 930 bleiben?

[Pianist_Berlin]

Tja, nun bin ich wirklich ein wenig ratlos. Mir persönlich gefällt ja Aufnahme A besser, sowohl klanglich als auch was die S-Laute angeht. Sowohl über Kopfhörer (Beyer DT 770 pro) als auch große Abhöre (Geithain RL 940). Und Aufnahme A stammt vom M 990.

Normalerweise wäre es ja total einfach: Die Aufnahme des M 990 ist immer die Aufnahme, die mehr rauscht. Aber durch die Entrauschung fällt dieses Unterscheidungsmerkmal weg. Möglicherweise macht die Entrauschung ja auch was kaputt, was sich beim M 990 nachteiliger als beim M 930 auswirkt. Es muss ja einen Grund haben, dass hier drei erfahrene Leute falsch lagen.

Hier also noch mal zwei Aufnahmen. Diesmal vollkommen unbearbeitet, nur der Vorverstärker ist in Betrieb. Auch der De-Esser im Jünger Mix4 ist ausgeschaltet. Kein Kompressor, kein Limiter, keine Entrauschung. Daher ist es kein Geheimnis, welches Mikrofon nun welches ist. Was klingt schöner? Was lässt sich besser bearbeiten?

Matthias

 

[Kassette]

Es muss ja einen Grund haben, dass hier drei erfahrene Leute falsch lagen.

Normal
Gut, ich bin entschuldigt, da ich nur das M930, aber in der TS (Übertrager-) Variante habe
Wäre auch eine mögliche Option für dich, das bildet noch einmal etwas weicher ab.

Aber hör mal, sicher, dass nicht unterwegs was verloren gegangen oder gar vertauscht war?
Hier hört man die schönere Abbildung der S-Laute beim 990 sehr deutlich.
Das finde ich jetzt seltsam.
Härte dürfte bei identischer Kapsel fast keine Rolle spielen....

 

[Pianist_Berlin]

Vertauscht wurde nichts, da bin ich mir sicher. Die Frage ist nur, was möglicherweise einen negativen Einfluss hat. Jetzt habe ich mal die Entrauschungsfunktion (ERA 4 noise remover) auf die unbearbeiteten Dateien angewendet, und zwar jeweils auf 20% eingestellt. Ich meine schon, dass ich da einen Einfluss auf das Gesamtsignal höre, so wie ich mir ebenfalls einbilde, auch einen Einfluss durch die MP3-Kompression zu hören, trotz 48 KHz und 320 Kilobit.

Im Normalfall werde ich bei mir nichts entrauschen müssen, weil die Sprachaufnahmen ja immer in eine Mischung eingebettet sind. Aber falls ich wirklich mal wieder sowas wie einen Audioguide aufnehme, dann wäre das schon wichtig.

Ansonsten meine ich fast, dass ich am Signal des M990 eigentlich gar nichts machen muss, also den (ohnehin schon sehr sachte eingestellten) Kompressor halte ich für verzichtbar. Allenfalls die Spitzenwerte würde ich durch den Limiter abfangen. Wie hört Ihr denn den Raumeinfluss? Der scheint beim M990 tatsächlich geringer zu sein, oder?

Nachtrag: Ich ging davon aus, dass ich wegen der Vergleichbarkeit den Prozentwert bei der Entrauschung beim M930 genau so einstelle wie beim M990, aber das wird vermutlich ein Bearbeitungsfehler sein. Die Software wird mehr an dem Signal des M930 machen, weil sie weniger Rauschen vorfindet, kann das sein? Also ich mache offenbar beim M930 mehr kaputt als beim M990. Von daher leidet dann doch die Vergleichbarkeit.

Matthias

 

[whitealbum]

Kann nicht sein, dass B M930 ist, bestimmt vertauscht gewesen...
M990 ist B

 

[Pianist_Berlin]

Nagel mich jetzt nicht fest, ich habe allmählich auch meine Zweifel... Zumindest habe ich es hier in der falschen Reihenfolge hochgeladen, A ist unter B und nicht umgekehrt...

Röhrenmikrofone scheinen sich erheblich anders als ihre Nachfolger zu verhalten. Ich habe beim M 990 nicht das Gefühl, dass ich da noch irgendwas mit Kompressor oder Limiter dran machen muss. Lediglich die leichte Absenkung bei ungefähr 250 bis 300 Hz würde ich machen. Ansonsten aber kann man wohl alles ausgeschaltet lassen, auch den De-Esser im Jünger Mix4. Oder wie seht Ihr das?

Ich neige jetzt doch dazu, das M990 zu kaufen.

Matthias

 

[Kassette]

in der falschen Reihenfolge hochgeladen, A ist unter B und nicht umgekehrt...

Was heißt das jetzt konkret?

 

[leary]

Jetzt werden alle wahnsinnig. Am Ende entscheidest du dich noch für das Brauner!

 

[Pianist_Berlin]

Ich habe das eben noch mal nachvollzogen: Definitiv habe ich zuerst die Aufnahme mit dem M990 gemacht, und danach die mit dem M930. In meinem Schnittsystem wird beim Overvoicen für jeden neu entstandenen Clip eine Nummer vergeben. Also muss die niedrigere der beiden Nummern zum M990 und die höhere zum M930 gehören. Aus der niedrigeren Nummer wurde der Clip A und aus der höheren Nummer wurde der Clip B. Daher bleibt es dabei: A ist das M990 und B das M930. Ich vermute jedoch, dass durch meine umfangreichen Bearbeitungen die beiden Signale so verschlimmbessert wurden, dass das M990 nicht deutlich besser als das M930 klang. Je unbearbeiteter ich die Aufnahme lasse, um so besser gefällt mir das M990. Da sehe ich eigentlich gar keine Veranlassung, den Kompressor oder den Limiter einzuschalten. Und den De-Esser brauche ich wohl auch nicht.

Früher wäre das anders gewesen, als man stur nach Spitzenpegel auf dem RTW 1206 ausgesteuert hat. Da ich aber seit Jahren alles nach EBU R 128 aussteuere, brauche ich diesen strengen Beschnitt der Spitzen nicht mehr. Ich würde wohl allenfalls den Kompressor eine absolute Obergrenze sicherstellen lassen, mehr muss wohl an Dynamikbearbeitung nicht sein.

Früher (zu Zeiten der Röhrenmikrofone) gab es sowas ja auch nicht...

Matthias

 

[Mit Senf]

Angesichts der Qualität, die du mit dem m930 erzielst, hätte ich so meine Probleme damit, die Investition vor mir selbst zu rechtfertigen. Das Bessere ist der Feind des Guten, aber "gut" ist hier meiner Meinung nach wirklich schon sehr gut.

Ich habe aber wenig Erfahrung mit Sprachaufnahmen und kann schlecht einschätzen, ob das m990 für deine Kunden ein Mehrwert hat (und sie bereit wären diesen auch zu bezahlen).

 

[Pianist_Berlin]

Eins ist klar: Ich bekomme allein deshalb keinen einzigen zusätzlichen Auftrag. Und ich werde auch meine Preise deshalb nicht erhöhen. Aber ich meine schon, dass die M990-Aufnahme so viel besser klingt, dass man das hört. Und dann fühle ich mich beim Sprechem auch besser, wodurch ich dann wieder besser spreche. Es ist schon irgendwie gut, wenn man an einem Mikrofonsignal so wenig wie möglich nachbearbeiten muss.

Aus irgendwelchen Gründen liefert das M930 wahnsinnig viel Power, wenn ich Wörter spreche, in denen ein U enthalten ist, also sowas wie U-Bahn, Bundesbahn, Tunnel und so weiter. Da müssen die ADT-Geräte ziemlich eingreifen. Ich meine sogar, da vereinzelt eine Verzerrung zu hören, obwohl überal genug Headroom vorhanden ist. Dieses Problem habe ich beim M990 nicht. Und auch die Sauberkeit der S-Laute ist schon ziemlich beeindruckend, vor allem wenn man das Signal hinterher nicht durch einen digitalen De-Esser schickt.

Wenn ich mit dem M990 aufnehme, ist die Sprache in der fertigen Mischung automatisch weiter "vorne", ohne groß bearbeitet zu werden. Also ich meine schon, dass sich der Umstieg unter dem Strich lohnt.

Matthias

 

[Kassette]

Unabhängig von A oder B, du bist mit beiden sehr gut bedient. Wenn es nur um Rentabilität geht, sehe ich keinen relevanten Nach- bzw. Vorteil, entsprechend auch keinen triftigen Grund für die Investition.

fühle ich mich beim Sprechem auch besser

Das ist die andere Seite der Medaille. Kann ich gut nachvollziehen.

 

[whitealbum]

Aber ich meine schon, dass die M990-Aufnahme so viel besser klingt, dass man das hört. Und dann fühle ich mich beim Sprechem auch besser, wodurch ich dann wieder besser spreche. Es ist schon irgendwie gut, wenn man an einem Mikrofonsignal so wenig wie möglich nachbearbeiten muss.
...
Wenn ich mit dem M990 aufnehme, ist die Sprache in der fertigen Mischung automatisch weiter "vorne", ohne groß bearbeitet zu werden. Also ich meine schon, dass sich der Umstieg unter dem Strich lohnt.

Matthias

Dann stimme ich Dir zu, und kaufe das M990.

Für die Verkabelung des M990 mit Deinen Stativen, dass funktioniert ansprechend genug?

 

[Pianist_Berlin]

Auch dafür habe ich eine Lösung gefunden, bzw. eine alte Lösung wiederentdeckt: Ich war immer ein Fan von Deckenstativen, weil mich das an historische Hörfunkstudios erinnert. Daher hatte ich in meinem Sprecherraum früher auch ein Deckenstativ, welches ich zwischenzeitlich eingelagert hatte. Denn zuletzt hatte ich ja einen Mika-Mikrofonarm von Yelowtec im Einsatz, da mein Sprechertisch höhenverstellbar ist und ich meistens im Stehen gesprochen habe. Da bin ich dann aber schon wieder relativ nahe an der Decke. Meiner Meinung nach spricht auch nichts gegen Sprechen im Sitzen. Der reinen Lehre nach wäre Stehen besser, aber in der Praxis ist der Unterschied doch eher gering. Folglich habe ich das Deckenstativ wieder angebaut, da oben kann ich auch die Verkabelung gut langführen. Und dann habe ich den Tisch so verschoben, dass ich in einem günstigeren Bereich sitze, wo direkt über mir Lochfläche ist. Dadurch ist diese Verfärbung jetzt weg. Gerade in Räumen mit sehr kurzer Nachhallzeit fallen eben auch kleine reflektierende Flächen sofort auf, daher ja auch die akustisch durchlässige blaue Fläche in meinem Tisch.

So werde ich den Mika-Arm gemeinsam mit dem BCM 104 verkaufen, da wird sich bestimmt schnell jemand finden. Das BCM 104 hatte ich vor dem M930 im Einsatz.

Übrigens: Diese ganzen Gedanken zur Positionierung von Mikrofonen, zur Beschaffenheit von Tischen und Räumen haben sich unsere Vorfahren schon gemacht, und sind dabei zu sehr guten Ergebnissen gekommen. Dagegen ist das, was man heute so in den modernen Radiostudios sieht und hört, eine ziemliche Katastrophe: Räume, die eher wie gewöhnliche Büroräume aussehen, mit kahlen Wänden, Glastrennwänden und vielen Monitoren im Nahbereich. Kein Wunder, dass dann nur noch ein BCM 104 mit geringstem Besprechungsabstand übrig bleibt, oder gar ein RE20 oder SM7B... Aber das ist nicht meine Vorstellung von Sprachaufnahme.

Und weil es gerade so gut passt: Soeben hat Kollege cavemaen nebenan in den Radioforen den Link zu einer Seite gepostet, deren Bildmaterial genau das widerspiegelt, was ich oben geschrieben habe: Der Aufwand, mit dem damals rundfunktechnische Räumlichkeiten gebaut wurden, ist wirklich beeindruckend. Ich lebe im falschen Jahrhundert...

Matthias

 

[whitealbum]

Sehr schön, dann wäre das Kabelführungsproblem auch gelöst!

Dann kann ich Dir nur herzlich zu dem M990 gratulieren

 

[Pianist_Berlin]

Dankeschön! Soeben bei meinem Berliner Händler bestellt.

Ich nutze jetzt die auftragsschwache Zeit, um solche grundsätzlichen Dinge anzupacken, für die ich sonst keine Zeit habe. Das geht hin bis zu Dingen wie neuem Gartenschlauch. Die Auswahl eines neuen Schlauchwagens ist auch nicht so einfach, aber da helfen dann die Kundenrezensionen bei Amazon ("Das Rohr ist von innen nicht verzinkt, daher bereits nach einem halben Jahr Rostansätze").

Gibt es eigentlich auch Kundenrezensionen über Mikrofone? ("Das M990 liefert ein glasklares Signal, welches sehr würzig ist und im Abgang eine Spur von Fruchtigkeit hinterlässt. Es entfaltet sein Bouquet vor allem dann, wenn auf weitergehende Signalbearbeitung verzichtet wird.")

Matthias

 

[Moogman]

Ich würde wohl allenfalls den Kompressor eine absolute Obergrenze sicherstellen lassen, mehr muss wohl an Dynamikbearbeitung nicht sein.

Du bist schon auf einem hohen Level, für meinem Anspruch würde das längst ausreichen.
Einen etwas behutsameren Einsatz von Kompressor/Limiter bringt vielleicht noch ein paar Pluspunkte.

 

[Astronautenkost]

Und dann fühle ich mich beim Sprechem auch besser, wodurch ich dann wieder besser spreche.

Ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist! Spitzenköche arbeiten auch nicht mit Ikeamessern und Ikeatöpfen Bei mir hat das M 990 das UMT 70 S ersetzt.

 

[Pianist_Berlin]

Eine Gebrauchtbörse gibt es hier nicht, oder? Ich frage mich gerade, wo ich meine nicht mehr benötigten Mikrofone anbiete, ohne auf Ebay oder Ebay-Kleinanzeigen zurückgreifen zu müssen...

 

[Kassette]

Eine Gebrauchtbörse gibt es hier nicht, oder? Ich frage mich gerade, wo ich meine nicht mehr benötigten Mikrofone anbiete, ohne auf Ebay oder Ebay-Kleinanzeigen zurückgreifen zu müssen...

Guckst du oben links unter "Marktplatz":

 

[Pianist_Berlin]

Ah - dankeschön! Glatt übersehen, weil ich nur hier in den Rubriken geschaut hatte, ohne zu bemerken, dass es sogar einen eigenen Bereich dafür gibt. Ich habe gebrauchte Technik bisher immer in einem Fachforen-Kontext verkauft, da gab es noch nie Probleme, weil die Qualität der Leute einfach hoch ist. Bei Ebay-Kleinanzeigen sind eben Hinz und Kunz unterwegs...