Momente

[Teestunde]

Momente

Nun hast du so viel Zeit mit mir verbracht,
warst immer da für mich und meinen Kram,
hast dich bei dicker Luft nie dünn gemacht.
Ich war zu dir kaum halb so aufmerksam.

So lange Zeit schon, die wir uns vertraun.
Wenn wir uns manchmal tagelang nicht sehn,
dann glaubst du dran: Ich mach dich nicht zum Clown.
Noch heut bleibst du vor meinem Foto stehn.

Heut war ich ein paar Stunden ganz für mich.
Die Wohnung völlig still, bis auf die Uhr.
Ich fühlte mich, als wär ich ohne dich.
Nie wieder deine Schritte auf dem Flur!
Es kamen mir Momente in den Sinn,
wo ich zu dir nicht wirklich freundlich war,
weil ich zu oft zu egoistisch bin.
Und ganz zuletzt da heulte ich sogar.

Nach all der Zeit gibst du mir immer noch
den langen Schulterkuss, wenn ich mich schmink‘;
bleibst völlig ruhig, wenn meine Seele kocht
und wieder mal im Selbstmitleid versinkt.

Die ganze Zeit hat ihr nichts angehabt,
der tiefen Liebe, die du fühlst für mich;
nur, dass ich leider völlig unbegabt
für die drei Worte bin: Ich liebe dich.

Dass du mich liebst, ich bin es so gewohnt.
Doch sag, hab ich dich je dafür belohnt?

Heut war ich ein paar Stunden ganz für mich.
Die Wohnung völlig still, bis auf die Uhr.
Ich fühlte mich, als wär ich ohne dich.
Nie wieder deine Schritte auf dem Flur!
Es kamen mir Momente in den Sinn,
wo ich zu dir nicht wirklich freundlich war,
weil ich zu oft zu egoistisch bin.
Und ganz zuletzt da heulte ich sogar.

 

[Saurus]

Huhu,

der Titel - wieder...

Schnellschussvorschläge: "Ewig", "Ich liebe Dich", "Danke"


-wird vermutlich eher schlageresk umsetzbar sein, sehr viel/e Text/Silben
-Thema ist..........äh.........nicht.....ich sach mal "originell"



"Dass Du mich liebst, ich bin es so gewohnt...

Nie wieder Deine Schritte auf dem Flur..."

Ist für mich widersprüchlich. Geht doch hier nicht um Verlust oder Trennung oder hab ich was übersehen? Oder ist "Nie wieder Deine Schritte..." nur ein Gedankeneinwurf, eine Vorstellung/Angst/Befürchtung?



.

 

[TheSarge]

...

 

[Saurus]

Ich finde, dass ist (leider) völlig offen.

 

[Teestunde]

Es geht ums Nachdenken über den möglichen Verlust. - Mitgekommen? Das LI ist allein und steigert sich in den Gedanken, wie das Leben ohne den Partner wäre.

 

[martinthomas]

hhhmmm....nachdenklich....ich muss den anderen recht geben....das du allein bist wird nicht ganz so klar....du beschreibst es zwar" ich fülte mich als wär ich ohne dich" aber danach streckst du die zeitspanne direkt mal auf ewig mit "nie wieder deine schritte auf dem flur" ohne das klar wird dass du dies nur denkst.....da müsste vielleicht noch n tipp für dn leser rein auch wenn es dann schwer für die rhythmik wird....
anosnsten find ich es wieder so naja.....klingt ziemlich nach postpubertät aber prä 20er wenn das sinn ergibt....das beste ist eigentlich dein gemalts bild von dir allein in der wohnung wo nur dieuhr zu hören ist....ansonsten kommt da nicht viel gefühl rüber................
könnte auch von britney spears sein wäre es auf englisch.....tut mir leid......ich lasse meinen gedanken freien lauf...

wie wäre es mit mehr metaphern...leid beschreiben....details wie du ihn ignorierst oder kühl behandelst außer dieser hollywood klischee kuss von hinten vor dem schminkspiegel....zu viel fernsehschmalz...zu wenig emotionen...........

ist alles ncht böse gemeint....ich schreib grad frei schnauze....mach weiter!

 

[Teestunde]

@martin

ist alles ncht böse gemeint....ich schreib grad frei schnauze....mach weiter!

Ich weiß, dass du es nicht böse meinst. Ein Körnchen Wahrheit findet man überall. Danke fürs Posten.

 

[artname]

Liebe Teestunde,
dein Text behandelt das sehr komplizierte Thema: (intensive) Freundschaft zwischen Mann und Frau. Es gibt ja einige Formen, wo konventionellen Regeln Intimität weitgehend ausschließen ( Familie, Schutzbefohlene). Aber wo es derartige Regeln nicht gibt, kann es über Jahrzehnte Missverständnisse geben.

Aber ich glaube, du gehst nicht offen genug mit dem Thema um. Du solltest dich als Autorin schon entscheiden, ob das LD das LI begehrt oder nicht. Oder ob vielleicht sogar das LI das LD gelegentlich begehrt. Sonst fällt das Thema wie Reis von der Gabel.

Was meinst du dazu?

 

[Teestunde]

@artname

Du solltest dich als Autorin schon entscheiden, ob das LD das LI begehrt oder nicht. Oder ob vielleicht sogar das LI das LD gelegentlich begehrt. Sonst fällt das Thema wie Reis von der Gabel.

Es ist/war eine Art "sich Mühe geben". Aber du hast recht, es sollte schon ein bisschen mehr passieren. Das Bild mit dem Reis und der Gabel finde ich sehr passend. Andererseits ist hier sehr viel von mir drin. Mehr als in anderen Texten. Damit will ich mich nicht rausreden; ich komme nur erst mal nicht weiter, außer, ich entscheide mich dafür, das Eigene ganz wegzulassen. Zugunsten der Glaubhaftigkeit.
Danke.

 

[artname]

Hallo Teestunde,

ich komme nur erst mal nicht weiter, außer, ich entscheide mich dafür, das Eigene ganz wegzulassen. Zugunsten der Glaubhaftigkeit.

Die Glaubhaftigkeit ist für mich aber das Wichtigste am Text! - Lieber lese ich einen Text, den ich nicht entschlüsseln kann, als einen klaren, den ich nicht glauben will oder kann. In so einem Falle fühl ich mich zugelabert.

Hier meine Bedenken: Ich kann nicht glauben, dass man einem "untadeligen" Lebenspartner permanent ein "ich liebe Dich" verweigern kann.
Ich kann nicht glauben, dass es in einer festen Beziehung kein gegenseitiges Geben und Nehmen gibt. Auch wenn DAS den Betreffenden vielleicht verborgen bleibt. Bei Interesse schreib ich später dazu mehr.

Es sei denn, das LI hat das LD verloren und bedauert nun hinterher sein Verhalten. Aber DANN scheint mir der Text falsch geschrieben zu sein. Seine momentane Prämisse lautet: "ICH KANN ES NICHT ÄNDERN".

Und sollte im Falle eines endgültigen Verlustes lauten: "NUN KANN ICH ES N MEHR ÄNDERN." Denn nachher ist man immer klüger. Obwohl DAS wiederum vor allem der Verklärung zuzuschreiben ist. Ich rate jedem ab, einen Text aus langem, zeitlichen Abstand so schreiben, als wäre er aktuell. Man gerät ständig in einen Konflikt zwischen den verschwommenen, verklärten Gefühlen und der lückenhaften Erinnerung. Verklärung bedeutet für mich Liebe ohne Erinnerung.

So kam ich auf eine zweite Deutung des Textes: Der ewige Freund. Da stand aber gleich der "lange Schulterkuss beim Schminken" im Wege.

So weit mal.


lg

 

[Teestunde]

@artname

Ich rate jedem ab, einen Text aus langem, zeitlichen Abstand so schreiben, als wäre er aktuell. Man gerät ständig in einen Konflikt zwischen den verschwommenen, verklärten Gefühlen und der lückenhaften Erinnerung.

Ja. Die Erfahrung hab ich auch gemacht. Ich wollte die tiefe, innige Freundschaft beschreiben und herausgekommen ist... ja, was? Eins lerne ich daraus: Der Text mit seiner eigenen Wirklichkeit hat immer Vorrang. Und hier fehlt meinem Text etwas "Großes", etwas, weswegen ich die Geschichte erzählen MUSSTE. Ich dachte, der Refrain reicht aus, tut er aber nicht. Statt dessen irritiert er (siehe martinthomas).

 

[artname]

Was meinst du mit tiefer, inniger Freundschaft? Eine sexlose Partnerschaft?

Ich vermutete zunächst platonische Freundschaft in meinem ersten Posting. Aber welcher platonische Freund gibt ständig einen langen Schulterkuss, wenn sich seine Freundin schminkt?

 

[Teestunde]

Nicht (nur) platonisch. Es ist eine Beziehung, wo Sex nicht so wichtig ist. So was gibt es, glaub mir. Das ist allerdings so "speziell", dass es vermutlich niemanden interessiert, einfach, weil es so selten vorkommt.

Ich vermutete zunächst platonische Freundschaft in meinem ersten Posting. Aber welcher platonische Freund gibt ständig einen langen Schulterkuss, wenn sich seine Freundin schminkt?

Gut. Wenn man eine "normale" Partnerschaft voraussetzt, gerät der Text in eine Schieflage. Am Anfang hatte ich sogar die Rollen vertauscht, wahrscheinlich, weil ich nicht wirklich etwas preisgeben wollte. Konsequenterweise hätte ich es gleich lassen sollen, aus Eigenem zu schreiben. Als ich merkte, wie viel von mir da drinsteckt, bin ich im Nachhinein zurückgewichen. Aber da war der Text schon gepostet. Passiert mir nie wieder.

 

[artname]

Eine Beziehung, in der Sex nicht so wichtig ist? Warum sollte das selten sein? Ist das nicht eine Begleiterscheinung in sehr vielen Langzeitbeziehungen? Manche Paare arrangieren sich ewig damit. Andere zerbrechen schließlich trotzdem daran.

Vermutlich kühlt die Leidenschaft niemals gleichzeitig ab und dann hat es der eine Partner leichter als der andere, damit umzugehen. Eine Situation, die unter anderem viel Schuldbewusstsein produzieren kann.... aber jeder Mensch ist, wie er ist.

Ein wirklich kompliziertes Thema. Vielleicht kann eine mitwisserische Komposition oder ein Video dieses hochinteressante Spannungsfeld DEINES TEXTES zusätzlich krass ausleuchten!

Manchmal hilft es einem Autor, ein ihn bedrückendes Thema in der anonymeren "Sie-Er-Perspektive" zu schreiben, um mutiger formulieren zu können. Und dann dazu noch die Rollen vertauschen. Als betroffener männlicher Autor würde ich die sexuelle Unlust einem weiblichen LI unter schieben. Naja, Schreibpsychologie....

Bin ich auf dem richtigen Weg?

 

[artname]

Nun zu deiner Ergänzung. jeder Mensch hat Themen, den kann er sich nicht verschließen. Letztlich ist es wichtig, wie direkt man sich offenbart. Manchmal meint man, sein Problem gelöst zu haben. Dann schreibt man gern offen. Manchmal fühlt man Scham. Dann hilft es mMn, sich (zunächst) verschlüsselter, metaphorischer dem Thema zu nähern.

Die wachsende sexuelle Unlust ist, wenn sich Paartherapeuten dazu äußern, das Hauptproblem aller Klienten. Grund genug für jeden Autor, diesem Thema grosse Aktualität zu unterstellen. Aber alle Beteiligten haben da sicher sehr feine Antennen. Einerseits reagieren sie bereits positiv auf Andeutungen, andererseits aber auch negativ auf too much.

hier mach setz ich einen vorläufigen Punkt.

lg

 

[Teestunde]

@artname
Du durchschaust mich sowieso, es hätte gar keinen Zweck, die Rollen zu tauschen. Ja, du bist auf dem richtigen Weg.
Bis heut Abend, ich muss erst mal los. LG T.

 

[artname]

Nein, liebe Teestunde. Ich durchschaue die Autorin nicht! - Wir reden nur über das lyrische Ich eines ihrer Texte. Und bei Bedarf über Schreibpsychologie.
Und das meine ich sehr ernsthaft. Denn wenn man die Autoren mit ihren Figuren gleichsetzen würde, könnten sie bald keine vernünftige Zeile mehr schreiben!

Aber man kann eine Diskussion auch zugunsten gründlichen Nachdenkens unterbrechen...

Lg