Mehr "Dreck" im Mix?!

[-sinus]

edit: genaugenommen bin ich im bassbereich sehr pingelig. da wird unter 90Hz alles rausgecuttet, was nicht von bass oder bassdrum (oder teilweise gitarre) kommt. teilweise sehr steil (48dB/oct). mir wurde mal verdeutlicht, wieviel platz tiefefrequente anteile bei der lautheit im mastering wegnehmen können... seither bin ich sehr genau...



gibt's da irgendein No-Go zu beachten? habt ihr da mit eurem Masterer keine probleme?

Grundsätzlich ist Dein Ansatz schon richtig. Nur wenn man das masslos Übertreibt, so wie ich das jetzt von Dir da lese, dann wundere ich mich nicht, dass der geneigte Zuhörer das als steril empfindet. Da fehlen dann halt u.U. in den Tiefmitten wichtige Signalanteile. Ev. Dreck???

Knall mal alle Plugins und Cuts raus und mache einfach nur mit den Volumen-Fadern einen für Dich stimmigen Routh-Mix.

Wenn Du damit soweit zufrieden bist, würde ich mir dann die Kandidaten vornehmen, welche Du mit den Fadern nicht in den Griff bekommst. Aber erst dann.

Steril ist das richtige Wort! Etwas zu steril sind meine Mixes teilweise. Schön anzuhören, aber ein bissl "erdungslos"...

Leider habe ich bisher noch nicht mit so hochwertigen Aufnahmen gearbeitet, bei denen ein Rough Mix direkt möglich gewesen wäre - zumindest nicht für meine Ohren...

Darum wird jedes Instrument erstmal standardisiert bearbeitet. Dazu kam ein erster Griff beim EQing im Tiefbassbereich. BIS JETZT...

Es scheinen sich auch alle einig zu sein, dass der "Dreck" mit dem tieffrequenten Bereich zu tun hat.

 

[bafc24]

das mit dem „dreck“, das scheint mir noch nicht klar umrissen zu sein.



ich denke nicht, dass man es NUR auf die tiefen frequenzen beziehen kann.



nur ein beispiel: … spuren, die man durchgängig mit einem neve oder la610er

oder einem api-preamp recorded hat, denen könnte man einen cut bei 200 herz

verpassen … und dennoch klingen manche der spuren offen/klar/schnell/sauber

und manche eben etwas eingetickert/langsam/„dreckig“.



und diesen „grundklang“, der schon beim tracking eingefahren wurde,

den bekommt man auch nicht mehr über den EQ „nachträglich“ geregelt.



so zumindest meine bisherigen erfahrungen … widerspruch wird gerne

entgegengenommen … LG

Ganz klar Deiner Meinung und liegt sicher nicht nur an den tiefen Frequenzen. Aber wenn man die konsequent schon mal aus Prinzip killt, weil die scheinbar im Bassbereich nichts verloren haben dürfen, so wie das der TE macht, und das noch mit solch einer Flankensteilheit, dann ist das Resultat ja schon mal irgendwie vorhersehbar.
Das mit den Frequenzfenstern und dem Aufräumen wird da gerade im Einsteigerbereich oft völlig falsch interpretiert, resp. falsch vermittelt.

 

[-sinus]

das mit dem „dreck“, das scheint mir noch nicht klar umrissen zu sein.

ich denke nicht, dass man es NUR auf die tiefen frequenzen beziehen kann.

nur ein beispiel: … spuren, die man durchgängig mit einem neve oder la610er
oder einem api-preamp recorded hat, denen könnte man einen cut bei 200 herz
verpassen … und dennoch klingen manche der spuren offen/klar/schnell/sauber
und manche eben etwas eingetickert/langsam/„dreckig“.

und diesen „grundklang“, der schon beim tracking eingefahren wurde,
den bekommt man auch nicht mehr über den EQ „nachträglich“ geregelt.

so zumindest meine bisherigen erfahrungen … widerspruch wird gerne
entgegengenommen … LG

denke auch, dass es nicht ausschließlich der tieffrequente bereich ist. kann in meinem fall, da ich das "aufräumen" sehr ausführlich betreibe, aber sicherlich eine wichtige (von mehreren) komponenten sein.

ich befürchte auch, dass der "dreck" schon zu einem gutteil mit den aufnahmen kommen muss (re-amping mal ausgeschlossen)... bin aber auch gerne offen für belehrungen

 

[wye]

schlampiger einspielen, UAD Ampex mit Flutter, Rauschen, mehr dynamische Mics, Fuzz Face, Big Muff, Tonebender, Treble Booster, Sans Amp (auch auf Drums) mehr Single Coil und P90 Pus, Room Sound, Slap Echo, Spring Reverb, höhen etwas dämpfen, Alnico Speaker ordentlich quälen, nicht zu genau stimmen, 1176 auf den Raum und Overheads...nicht mit dem Eq übertreiben und zu viel säubern....alte Amps ohne Mastervolume und wenig Watt laut recorden. Bass mit Ampeg Zerre und Plek enspielen, die Mitten betonen....

 

[-sinus]

höre ich immer wieder, dass die jeden mix nochmal voranbringen. kleiner nachteil: kosten... hatte auch schon überlegt, mich in ein studio mit entsprechendem Equipment einzumieten, um ein paar Spuren zu re-ampen bzw. durch diverse Geräte laufen zu lassen...

Na ja, da würde ich zuerst die Kohle schon eher in MIxingpraxis Lernvideos oder in Mixinpraxis Privatstunden investieren, als mich in ein Studio einmieten, nur um meine Einzelspuren durch all das Tolle Equipment jagen zu können. Hier geht es am ende des Tage zu 95% ja darum, wie ich das Equipment gewinnbringend einstelle und um das gewinnbringend zu können, das Equipment auch zu 100% kenne.

voll deiner meinung!

darum hab ich das auch nicht getan. ich wüsste auch nicht, wo ich mit dem high-end equipment anfangen soll...

 

[m_tree]

Hängt von der gesamten Art des Mischens und der Effekt Auswahl ab.
Überkompression kann auch steril klingen. Oder auch der komplette Verzicht auf analoge Emulationen mit Distortion, Rauschen, analogen EQ Kurven etc. ...

Komplett auf Low-Cuts würde ich nicht verzichten. Ich würde sie einfach nur ein gutes Stück niedriger ansetzen. Das Nutzsignal würde ich komplett unbeeinflusst lassen, vielleicht von Kick und Bass abgesehen, falls die bei 20-30Hz noch zu viel Radau machen.
Bässe ausdünnen würde ich nur ganz gezielt mit Shelfs und Bells machen.

Wenn man nicht weiß, wie die Rohspuren klingen und wie und mit was du genau mischst, kann man schwer sagen, was du ändern solltest.

Aber "viel hilft viel" im Sinne von "entferne alle LCs, mach Distortion, Rauschen und Pipapo drauf" ist IMO nicht der richtige Weg.

Meiner Erfahrung nach muss man grundlegende Mixing Ansätze und Entscheidungen überdenken, wenn man den Sound ändern will. Deine Mixes sind in sich wahrscheinlich rund und klingen nach deiner angestrebten Sound Ästhetik. Aber aus einer Tomatensoße kann man im Nachhinein nur schwer eine Käsesoße machen ... so ungefähr.

 

[bafc24]

[

Leider habe ich bisher noch nicht mit so hochwertigen Aufnahmen gearbeitet, bei denen ein Rough Mix direkt möglich gewesen wäre - zumindest nicht für meine Ohren...

Ich behaupte mal, dass man auch mit nicht so hochwertigen Aufnahmen einen akzeptablen Routh Mix erstellen kann. Klar je schlechter die Aufnahmen, desto mehr Geduld brauchst Du, schon klar. Halt einfach solange mit den Fadern spielen, wies Du vertreten kannst und dann auch sagen kannst, o.k. mehr geht da definitiv nicht. Und wenn Du es ganz gut machen willst, bitte das Ganze in MONO. So hörst Du mit etwas Übung sehr schnell raus, welche Instrumente sich - trotz optimiertem Pegel - sich gegenseitig verdecken. Alles andere ist Selbstbetrug.

Davon einen Mixdown machen und dann anfangen diesen Routh-Mix entsprechend zu korrigieren.

Ich gestehe, braucht am Anfang extrem Überwindung. Der Lerneffekt ist aber unglaublich.

 

[wye]

Doch, einfach Gorgonzola rein fertig.....kannst den ganzen Müll auch über Gitteamps reampen...Wandler übersteuern (Atari Teenage Riot), alles durch ne P.A. in einer Tropfsteinhöle jagen und wieder aufnehmen.

 

[-sinus]

Das mit den Frequenzfenstern und dem Aufräumen wird da gerade im Einsteigerbereich oft völlig falsch interpretiert, resp. falsch vermittelt.

mir wurde mal im masterstudio eingängig demonstriert, wie ein "aufgeräumter" mix klingen kann, A/B mit einem unbearbeiteten. das war allerdings eine klassische aufnahme (kammermusik) und damit stilistisch hier nicht relevant. aber das bild hat sich eingeprägt

seither beginne ich immer mit der erstellung eines grundsounds = resonanzen ausdünnen bzw. charakterstika hervorheben. und bisher auch: bassbereich auslüften. die steile flanke kommt meist nur unter 30Hz. Vocals, Guit, etc. meist mit 12 manchmal 24 dB/oct.

durch dieses "auslüften" gelang meist auch die tiefenstaffelung besser bzw. eine klarere ortbarkeit. wieder ein anderes thema

 

[oschfreak]

Moses Schneider ist hier auch eine große Inspiration. Ich habe ihn bei einem Workshop in Berlin kennengelernt und eines seiner "ultimativen" Spaßmachern beim recorden ist eine "Dreckschleuder" beim Drumrecorden, die er "the Wurst" getauft hat... (Ausserdem folgt er der Philosophie eines authentisch live eingespielten (Probe)raumrecordings, was automatisch eine Spur "echten" Dreck mit sich bringt... - Sein "Etwas anderes Handbuch" kann ich in diesem Zusammenhang auch nur empfehlen! -->

 

[-sinus]

schlampiger einspielen, UAD Ampex mit Flutter, Rauschen, mehr dynamische Mics, Fuzz Face, Big Muff, Tonebender, Treble Booster, Sans Amp (auch auf Drums) mehr Single Coil und P90 Pus, Room Sound, Slap Echo, Spring Reverb, höhen etwas dämpfen, Alnico Speaker ordentlich quälen, nicht zu genau stimmen, 1176 auf den Raum und Overheads...nicht mit dem Eq übertreiben und zu viel säubern....alte Amps ohne Mastervolume und wenig Watt laut recorden. Bass mit Ampeg Zerre und Plek enspielen, die Mitten betonen....

holy moley.... das ist mal eine anleitung zum recorden! einiges davon wird sich nicht umsetzen lassen. da fehlt mir die ausrüstung... aber ich hab mir alles notiert

und ich denke auch, dass bereits die aufnahmen viel vom endsound ausmachen. hättest du noch einen tipp zum mischen am obigen beispiel? Wie würdest du da ansetzen, wenn im Sound noch mehr "Rock'n'Roll" sein darf? Oder gleich nochmal zurück, und neu aufnehmen?

 

[wye]

Für mich die Meister: Caspar Brötzmann Massacker, Atari Teenage Riot, Black Keys, Death Grips, frühe Unsane, Crass, Guitar Wolf, Nomeansno, musste gucken, wer das gemacht hat.....ist ne gute Schule...Miles Davis Star People...

 

[-sinus]

Aber aus einer Tomatensoße kann man im Nachhinein nur schwer eine Käsesoße machen ... so ungefähr.

LOL

Zum Wohl

Meiner Erfahrung nach muss man grundlegende Mixing Ansätze und Entscheidungen überdenken, wenn man den Sound ändern will. Deine Mixes sind in sich wahrscheinlich rund und klingen nach deiner angestrebten Sound Ästhetik.

Ja, so seh ich das auch. Ich hab eine Routine beim Mischen entwickelt. Und die muss an den entscheidenden Stellen abgeändert werden. Und noch weiter gedacht, wenn möglich schon beim Aufnehmen eingreifen zu können. Das mit dem Bassbereich zB steht auf meiner Liste. Da werd ich jedenfalls probeweise mal abweichen.

Und ja, die Frage ist natürlich sehr allgemein und eigentlich nicht zu beantworten, wenn man die genauen Gegebenheiten nicht kennt. Aber irgendwo muss man ja mal anfangen

 

[-sinus]

Doch, einfach Gorgonzola rein fertig.....kannst den ganzen Müll auch über Gitteamps reampen...Wandler übersteuern (Atari Teenage Riot), alles durch ne P.A. in einer Tropfsteinhöle jagen und wieder aufnehmen.

Das mit der Tropfsteinhöhle merk ich mir für die nächste Session LOL

Es beginnt mit der Aufnahme, schon klar

 

[wye]

es geht nachher auch ne Menge, kannst alles wieder reampen und aufnehmen....krasse Filter (Death Grips) auch innerhalb der DAW mit Plugins anzerren. Komische Räume draufmachen....

 

[-sinus]

[

Leider habe ich bisher noch nicht mit so hochwertigen Aufnahmen gearbeitet, bei denen ein Rough Mix direkt möglich gewesen wäre - zumindest nicht für meine Ohren...

Ich behaupte mal, dass man auch mit nicht so hochwertigen Aufnahmen einen akzeptablen Routh Mix erstellen kann. Klar je schlechter die Aufnahmen, desto mehr Geduld brauchst Du, schon klar. Halt einfach solange mit den Fadern spielen, wies Du vertreten kannst und dann auch sagen kannst, o.k. mehr geht da definitiv nicht. Und wenn Du es ganz gut machen willst, bitte das Ganze in MONO. So hörst Du mit etwas Übung sehr schnell raus, welche Instrumente sich - trotz optimiertem Pegel - sich gegenseitig verdecken. Alles andere ist Selbstbetrug.

Davon einen Mixdown machen und dann anfangen diesen Routh-Mix entsprechend zu korrigieren.

Ich gestehe, braucht am Anfang extrem Überwindung. Der Lerneffekt ist aber unglaublich.

Danke für den Input!

Ich bin bei solchen Rough Mixes immer sehr versucht, die Fader zu automatisieren... wenn es nicht gleich an meine Vorstellungen herankommt. Vor allem, wenn der Gesang nicht durchkommt.... Aber das ginge wieder an der Sache vorbei. Ich verstehe das Konzept schon.

Da denkt man oft schon drei Schritte weiter, ist aber noch mit den Basics beschäftigt.

 

[-sinus]

Moses Schneider ist hier auch eine große Inspiration. Ich habe ihn bei einem Workshop in Berlin kennengelernt und eines seiner "ultimativen" Spaßmachern beim recorden ist eine "Dreckschleuder" beim Drumrecorden, die er "the Wurst" getauft hat... (Ausserdem folgt er der Philosophie eines authentisch live eingespielten (Probe)raumrecordings, was automatisch eine Spur "echten" Dreck mit sich bringt... - Sein "Etwas anderes Handbuch" kann ich in diesem Zusammenhang auch nur empfehlen! --> http://www.mosesschneider.com/buecher

The Wurst:

Wow, beeindruckend! Kannte ich nicht bisher. Das kommt beim nächsten Recording sicher mit dazu!! Danke für "the wurst" Input!

 

[wolfgang_5dot1]

Was auch immer sehr viel "Dreck" bringt sind Spuren, die einen Anteil an Rauminformationen haben oder eh schon ein Raummikro dabei ist.
Da setzt man dann Parallelkompression mit drauf und schon klingt´s so richtig Dreckisch!

 

[djstern]

Also Dreck wird bei HipHop, RnB Mischern oft so erzeugt dass ein fx-Bus mit allen möglichen Signalen (manche mehr, manche weniger, manche ev. gar nicht. Das entscheidest du ganz alleine) beschickt wird und dann eben mit, wie auch schon erwähnt, distortion, und alles was halt "kaputt" macht, Hall, etc. "Effektiert"
Diesen Dreck mischt du dann nach Geschmack zu deinem "cleanen" Mix.
Was auch oft gemacht wird ist ein Kompressor eingesetzt der im sidechain alles Mögliche vom gesamten Rest bis zu nur der Kick drinnen hat.
Teilweise (vorallem edm) wird auch einfach nur weißes Rauschen beigemischt (auch hier gerne mit stuff im sidechain)...

Hör mal deine gezielt auf den Dreck in deinen Lieblingsproduktionen, vielleicht findest du so schon was raus...
Wobei ich zu deinem Genre nicht wirklich was sagen kann...

 

[wolfgang_5dot1]

B.t.w.: The Wurst ist eigentlich ein alter aber relativ unbekannter Hut. Sie (er?) klingt aber noch besser wenn man ein Kugel Kondenser nimmt.
Mit der Hoehe muss man experimentieren da es in Relation zur Snare dann untere Mitten rausnehmen kann. (Phasenverschiebung oberes zu unterem Fell)
Peakaligned wird es natuerlich zur Snare!

P.S.: Und natuerlich auch kein LC!