die Impertinenz, mit der Europa in den letzten 1000 Jahren auf der Welt gewütet hat.
Das ist eben genau DER Punkt. Die Resultate dieser Impertinenz, nämlich unseren derzeitigen (und vollkommen unbestreitbaren, hohen) Wohlstand, betrachten wir als gegebenes Recht. Aber er fußt eben nach wie vor ausschließlich auf der Idee, irgendetwas auszubeuten. Seien es andere Länder, die Erde oder eben auch die Bewohner des eigenen Landes (diese natürlich nur so weit, dass sie nach wie vor auch an diesen Wohlstand glauben). Und wenn dann plötzlich - ob jetzt aus naturgegebenen oder soziopolitischen Gründen, das spielt an sich keine Rolle - die Ausbeutung nicht mehr hinhaut, bricht die ganz große Panik aus. Und selbstverständlich sind es immer die Anderen, die daran Schuld sind.
Ob wir uns, historisch betrachtet (und diese Historie reicht eben nicht nur bis in die Gegenwart hinein, nein, sie bestimmt die gegenwärtigen Verhältnisse nach wie vor komplett) höchstselber in diese Lage manövriert haben, das spielt absolut keine Rolle, wir sind nicht willens, diese historisch gewachsene Verantwortung anzunehmen sondern suchen uns andere Schuldige. In einer mehr und mehr globalisierten Welt funktioniert aber genau das nicht mehr, es sei denn, man wählt den chinesischen, russischen oder wasauchimmer für einen totalitären Weg und setzt auf Unterdrückung und/oder direkten Konflikt. Das könnte sogar, gewisse politische Wandel vorausgesetzt, hinsichtlich des Verhältnisses zu anderen Ländern funktionieren. Dann gibt's eben die 4 Großen (China, Nordamerika, Russland und Europa), die sich den Rest zum Untertan machen - aber auch dem steht die Globalisierung im Wege (der islamische Terror bspw. kann sich eben effektive Mittel verschaffen, um in einer entsprechenden Größenordnung mehr als nur Wirkungstreffer zu erzielen, ohne die Globalisierung wäre das undenkbar). Und dann kommt eben jetzt noch die Natur hinzu - gegen die können wir auch mit den allerherrlichsten politischen wie militärischen Machtbündnissen einfach gar nicht anstinken.
Genau deshalb gibt's an sich nur zwei Möglichkeiten:
Entweder so weitermachen, womöglich sogar verschärft, das würde uns dann vielleicht ein weiteres Jahrhundert sichern (natürlich auch nur unter der Prämisse, dass die o.g. "Großen" sich nicht untereinander in die Wolle bekommen). Das ist dann die "nach mir die Sintflut" Nummer.
Oder wir bekommen endlich mal den Stock aus dem Arsch und kapieren, dass es eben eine globalisierte Welt ist, deren Probleme man nur dann mehr oder minder dauerhaft wird richten können, wenn man anstelle von regionalem, nationalem oder meinetwegen kontinentalem Wohlergehen sich einfach das gesamte Wohlergehen als Ziel setzt. Das bedeutet dann eben bspw. für uns, dass wir in gewisser Hinsicht Rückschritte bzw. Einbußen hinnehmen müssen, anders lassen sich die vielfältigen Ungleichgewichtungen auf gar keinen Fall aus der Welt schaffen. Und die vielfältigen ökologischen Riesenprobleme, vor denen wir stehen (der Klimawandel ist ja letztendlich nur ein Teil davon bzw. ein Resultat), werden sich ohne einen ziemlich engen globalen Schulterschluss ohnehin nicht bewältigen lassen.
Ich bezweifele übrigens allen Ernstes, dass wir das hinbekommen. Dafür gibt es bereits viel zu viele, viel zu tiefe Gräben und die menschliche Gier sorgt nur dafür, dass diese Gräben noch tiefer werden.