Komischer Stolz/Ehre

[Turquoise]

Wenn ich Songs schreiben könnte und die Chance hätte, Airplay zu bekommen, würde ich den Track sogar auf 30 Sekunden kürzen und einen Bukakeshower vom Newsteam in Empfang nehmen.

Vielleicht ist das der Grund? Vielleicht würden viele Anpassungsbereite anders denken, wenn sie tatsächlich Songs schreiben könnten?
Ich habe meine Songs immer als meine Kinder betrachtet. Jedenfalls bis ich wirkliche Kinder hatte. Ich habe so lange an ihnen herumgefeilt, bis ich sie für möglichst vollkommen gehalten habe - so dass man sie nicht weiter verbessern konnte. Ich jedenfalls nicht. Wenn dann jemand daher kommt, der von diesem Prozess Nullkommanull Dunst hat, aber verlangt, dass ich von meinen Kindern Arme und Beine abschneide, dann verzichte ich eben auf das weltberühmte Airplay und stehe zu meinem Kind.

Solche Luschen lasse ich doch nicht in meiner Kunst herumpfuschen. Zumal es ihnen ja gar nciht um mich und meinen Erfolg geht - also nicht im geringsten die Rede davon sein kann, dass mir da jemand "helfen" wöllte.
Nee, da warte ich lieber auf den einen Moment. Und sollte er sich nie ergeben - Pech gehabt. Aber meine Kunst bleibt.

 

[Moogman]

Aber genau diese Aussage ist ja ein Paradebeispiel für "komische Prinzipien".

Mit solchen "Prinzipien" hat man eben auch keine Chance weiterzukommen.
Muss jeder selber wissen.
Man sollte dann aber auch nicht über Ablehnungen herumjammern, wenn man solche Starallüren an den Tag legt.

 

[Moogman]

Solche Luschen lasse ich doch nicht in meiner Kunst herumpfuschen. Zumal es ihnen ja gar nciht um mich und meinen Erfolg geht - also nicht im geringsten die Rede davon sein kann, dass mir da jemand "helfen" wöllte.
Nee, da warte ich lieber auf den einen Moment. Und sollte er sich nie ergeben - Pech gehabt. Aber meine Kunst bleibt.

Mit dieser Einstellung kannst du eigentlich einpacken.

 

[Moogman]

Stell dir mal vor, du machst Jingles oder Audio-Signets und hast nur 2 Sekunden. ^^

2 Sekunden hatte ich bisher noch nicht, aber das letzte Firmenlogo, das ich vertont hatte, war auch nur 6 Sekunden lang.

 

[Turquoise]

Dann wird deine Mucke eben nicht gespielt, so einfach ist das.

Genau. Es war auch nie mein oberstes Ziel, im Radio gespielt zu werden. Ich wollte gute, interessante und abwechslungsreiche Alben machen, die man sich auf einer langen Autofahrt anhören kann. Oder mit Freunden abends auf dem Balkon. Oder beim Sport.

Jeder, der ins Radio will, produziert auch einen passenden Radiomix. Am Ende ist es immer besser, einen etwas gekürzten Track on Air zu haben, als gar keinen.

Das geht machmal schon der Texte wegen nicht. Wenn Du Instrumentalmusik machst, wirst Du das vmtl. nicht verstehen. Wenn ich bei drei Minuten mitten in der dritten Strophe bin und die dritte Strophe aber die Lösung des Konflikts der ersten beiden Strophen enthält, dann kann ich da eben nicht willkürlich drin rum schneiden.

Wenn du das auf 3 Minuten nicht irgendwie hinbekommst, dann solltest du an deinen Fähigkeiten arbeiten.

Ich s o l l t e gar nichts. Sterben muss ich, wie alle anderen. Ansonsten beweist dieser irre Zwang lediglich, dass in diesem Land Kunst und Musik nichts wert ist. Und deshalb scheiße ich drauf, von Leuten, die in Wahrheit auf den Wert von Musik scheißen, den Allerwertesten gepudert zu bekommen.

 

[SoulFrontier]

Dann wird Platz für die ganzen glattgelutschten 3-Minuten-Superhelden und ihre unvergleichliche, einzigartige, sensationelle Musik.

Ja, hier bin ich!

Wo brennt's, was geht?

 

[Turquoise]

Der Punkt ist doch, dass nach deren Rechnung Zeit Geld ist und damit ein Song von 4 min Länge 33% mehr wert als ein Song von 3 min Länge. Gerade unter Musikern gibt es doch angeblich so viele kapitalismuskritsche Linke. Und gerade die singen am lautesten das Liedlein von den 3 Minuten, denen man sich unterwerfen muss.
Ist mir völlig unverständlich.

 

[muffy]

Gerade unter Musikern gibt es doch angeblich so viele kapitalismuskritsche Linke. Und gerade die singen am lautesten das Liedlein von den 3 Minuten, denen man sich unterwerfen muss.

Nee, die machen es einfach:

Hannes Wader singt Arbeiterlieder.

1. Dem Morgenrot entgegen – 2:57
2. Auf, auf zum Kampf – 3:23
3. Der kleine Trompeter – 2:25
4. Bella ciao – 2:53
5. Mamita mía – 2:24
6. Die Thälmann-Kolonne – 1:50
7. El pueblo unido – 3:37
8. Trotz alledem – 3:30
9. Das Einheitsfrontlied – 2:20
10. Solidaritätslied – 2:37
11. Die Moorsoldaten – 3:48
12. Lied vom Knüppelchen – 3:30
13. Die Internationale – 3:40

 

[SilentWarrior]

Einen Chart Song produziert man auch vorher und nicht danach.

 

[Moogman]

Ich s o l l t e gar nichts. Sterben muss ich, wie alle anderen. Ansonsten beweist dieser irre Zwang lediglich, dass in diesem Land Kunst und Musik nichts wert ist. Und deshalb scheiße ich drauf, von Leuten, die in Wahrheit auf den Wert von Musik scheißen, den Allerwertesten gepudert zu bekommen.

Die Realität sieht aber anders aus.
Musik ist NICHTS wert, das war vielleicht vor 30 Jahren noch so.
Heute macht doch jeder Hannes Musik und ist Producer, Musiker, DJ, Soundengineer, die technischen Möglichkeiten stehen doch Jedem ganz locker zur Verfügung.

Eigentlich möchtest du doch auch im Radio gespielt werden, wenn du ehrlich bist, so wie alle anderen eben auch.
Wer möchte seine Musik denn nicht unter die Leute bringen?
Du scheißt nicht drauf, du bekommst es nur nicht gebacken, die Stücke und die Texte auf den Punkt zu kürzen, das ist dein Problem.
Aber nur so gehts eben, das sind die Rules.
Ich produziere ja nun wirklich keine Chartmusik (Ambient, Chillout, Berlin School) und meine Stücke sind oft 8 bis 10 Minuten lang, aber schon während der Produktion zu einem neuen Album werden die Radiomixe jewiels in 3 und in 4 Minuten gleich komplett mit durchproduziert.
Das weiß man doch vorher schon.

Oder bist doch eigentlich nur bockig und gefrustet, weil die entsprechenden Leute nicht an deiner Haustüre Schlange stehen und auf Knien herumrutschen.
Da kann ich dich beruhigen, das werden sie auch nicht.

 

[Turquoise]

Eigentlich möchtest du doch auch im Radio gespielt werden, wenn du ehrlich bist, so wie alle anderen eben auch.
Wer möchte seine Musik denn nicht unter die Leute bringen?

Natürlich. Aber mir würde es nichts bringen, wenn einer meiner Songs einmal im Radio gespielt würde. Das wäre mir viel zu wenig gewesen und hätte mich vielleicht genauso enttäuscht, wie gar nicht gespielt zu werden.

Du scheißt nicht drauf, du bekommst es nur nicht gebacken, die Stücke und die Texte auf den Punkt zu kürzen, das ist dein Problem.
Aber nur so gehts eben, das sind die Rules.

Der Unterschied zwischen Deiner und meiner Musik ist, dass keiner Deiner Soundscapes jemals ins kollektive Bewusstsein, in die Erinnerung einer ganzen Generation eingehen wird, weil sie dafür gar nicht dafür gemacht sind.

Mein Ziel war immer, Lieder zu schreiben, an die man sich auch noch nach Jahren erinnert. Ich weiß nicht, ob ich das erreiche. Aber ich habe wenigstens versucht, diese Lieder überhaupt erst einmal zu schreiben.

Wahrscheinlich definiere ich Erfolg einfach anders. Für mich ist Thriller nicht deswegen ein Erfolg, weil irgendjemand damit eine Milliarde Dollar verdient hat. Sondern weil das Ding in die westliche Kulturgeschichte eingegangen ist. Weil er es geschafft hat, etwas aufzunehmen, das Millionen Menschen gefällt. D A S ist Erfolg! Alles andere ist irrelevant. Michael Jackson ist längst tot. Seine Familie zerstritten. Der Vater ist jetzt auch tot. Die Rechte an den Songs - ein Fall für die Anwälte? Was soll daran "Erfolg" sein?

Oder bist doch eigentlich nur bockig und gefrustet, weil die entsprechenden Leute nicht an deiner Haustüre Schlange stehen und auf Knien herumrutschen.

Ich bin freilich enttäuscht, dass "es" nie geklappt hat. Aber Deinen süffisanten Ton kannst Du Dir sparen, weil ich nicht glaube, dass ich mit Dir und Deinem Erfolg tauschen wollen würde. Für mich sieht Erfolg - siehe oben - anders aus. Die übsnikzigMarkfuffzich kann ich auch mit einem Job verdienen, in dem ich nicht ständig das mir Liebste vergewohlwurschteln muss.

 

[Turquoise]

Nee, die machen es einfach:

Das sind aber keine ausgearbeiteten Kompositionen, sondern nur Songgerüste mit Lyrics. So wie man es in jedem Liederbuch für Lagerfeuergitarristen findet.

"Vielfalt" ist angeblich eines der obersten Mantras des Kulturbetriebes. Und dann soll jeder Song 3 Minuten lag sein. Wo ist denn da die Diversität bitte?

 

[Summerhunter]

Also ich kenne sehr viele Leute, die sich ihr Leben lang an die Songs vom Lagerfeuer erinnern und diese heute ihren Kindern oder Enkeln vorsingen. Für den einen sind es "nur Songgerüste mit Lyrics", für andere "Evergreens".

 

[SilentWarrior]

@Turquoise

Also selbstverständlich erinnern sich Leute an deine Musik. Wann war es denn? 2010?
Ich und mein Kumpel erinnern uns beide noch an deine Musik. Klar, ich sollte es, aber mein Kumpel
ja nicht. Aber ich habe ihm damals die Sachen vorgespielt und selbst heut, also 8? Jahre später
muss ich nur deinen Namen nennen und er weiß sofort um wenn es geht (positiv).
Es ist ja nicht so, dass alle deine Songs keine Qualität haben, es ist nur so, dass deine Songs, wie klassische
Musik auch, einfach bei den Normalos nicht hängen bleibt.

Und zu unser aller Nachteil, sind die Normalos in der Überzahl.

Und leider sind die goldene Jahren der Musik auch vorüber. Früher war alles, was neu klang schnell mal
ein großes Ding, aber was soll heute noch "neu" klingen?

Und selbst das alte Buch "Der Popstarter" wies 2003 schon auf den Mist hin, dass die Musik kurz sein sollte
und auch auf viele andere Dinge, aber selbst die Tipps von 2003 funktionieren heute nicht mehr.

Du lebst praktisch gedanklich noch in der schönen Zeit der Musik.

Mein Ziel war immer, Lieder zu schreiben, an die man sich auch noch nach Jahren erinnert.

Das wird aber dann auch nicht eintreffen, da deine Musik nicht an den Mann kommt. Es stolpert evtl. mal jemand drüber, aber so
richtig erinnern wird sich dann niemand, wie auch, niemand weiß das es dich gibt.

Normalerweise ist es ja so, dass man erst in dieses Geschäft reinrutscht und dann nach dem Mann einen Namen hat, versucht
kreativere Musik zu machen (Beach Boys, Robert Miles, Cretu...)
Du möchtest aber den Einstieg überspringen und gleich da sein wo du sein möchtest. Ist natürlich bisschen schräg.

Aber worin ich deine größten Denkfehler sehe:

• Musik kürzen geht nicht (muss man ja auch nicht, wenn man es gleich kurz schreibt)
• du kannst keinen massenkompatibelen Song schreiben der auch dir gefällt (Bisschen mimimimi oder?)
• ich mache solche Musik nicht weil es mir nicht gefällt (dann mach es für deine Kinder, die freuen sich wenn Papi Musiker ist)

Schau, ich habe einen guten Job, kann mich nicht beschweren, aber liebe ich diesen Job? Gehe ich wirklich lieber tagtäglich
zu einer Arbeit die mich im Prinzip nicht erfüllt als schlechtere Musik zu schreiben? Also ich würde sogar Schlager bevorzugen
als jeden Tag meinen Job ausüben zu müssen. Letztendlich schiebe ich lieber Noten und Akkorde herum als diese Papiere...

Du musst wissen ob du wirklich fähig bist Musik zu schreiben die dir und gleichzeitig den Normalos gefällt. Ich würde sagen du wärst fähig
beide Welten bedienen zu können.

Und manchmal holt man sich Leute mit ins Boot, wenn die Solokampfmaschinen-Tour nicht ausreicht, was ja auch nichts schlimmes ist.

 

[synthpark]

Also so ganz verstehen tue ich diesen Thread nicht.
Ich hab mal einen Song von @Turquoise gemixt. Der passte nicht zu Pop, aber es klang so wie als wenn man in einem russischen Theaterstück ein Lied eingebaut hätte, den einer der Charaktere vorträgt. Passt. Würde auch von den Zuschauern angenommen werden.

Die meiste Musik gefällt längst nicht allen. Und?
Man muss seine Zielgruppe und seine Nische kennen, basta.

Wenn man mit so einem strengen Deutschgesang nicht weiterkommt, nimmt man noch ein paar lockere französische, spanische oder italienische Nummern mit auf ins Repertoire und die Welt ist in Ordnung. Erweitert die Zielgruppe.

 

[Gaffer]

Ich finde übrigens Kritik eine sehr gute Sache. Man muss nur wissen, welche man ernstnehmen kann und eher nicht nehme ich jene von Musikschaffenden ernst. Die sind manchmal einfach betriebsblind, weil sie sich aufgrund iiirgendeines Erfolges, den sie vor Jahren mal hatten, eine Philosophie aufbauen, die vor allem dazu dient, ihren Anteil daran ins Unermessliche aufzupusten, also etwa: "wir hatten damals einen Hit in den Regionalcharts der süblichen Oberpfalz, und das lag ganz klar daran, dass ich beim Gesang die Mid-EQs auf xyz Hz gedreht habe".

Manchmal sollte man einfach die Frau an der kasse fragen, oder den Postboten. Expertenrat ist oft nicht hilfreich.

 

[SilentWarrior]

Ich hab mal einen Song von @Turquoise gemixt. Der passte nicht zu Pop, aber es klang so wie als wenn man in einem russischen Theaterstück ein Lied eingebaut hätte, den einer der Charaktere vorträgt. Passt. Würde auch von den Zuschauern angenommen werden.

Also über die Fähigkeiten von ihm brauchen wir nicht zu diskutieren. Er kann deutsch, aber auch englisch ziemlich gut.
Seine spielerische Art im Gesang ist auch etwas was man selten antrifft, andere bilden sich etwas auf ihre tiefe Stimme ein,
aber @Turquoise ist schon ziemlich flexibel. Er ist ein Schlangenmensch in Sachen Gesang.

 

[Hyp]

Und dann soll jeder Song 3 Minuten lag sein. Wo ist denn da die Diversität bitte?

Ein Radio-Edit ist ja als Teaser zu sehen. Auseinandersetzung mit der Musik findet über das Radioprogramm, in dem ständig von einem Interpreten zum nächsten gesprungen wird, doch eh nicht statt. Deswegen müssen auch nicht unbedingt die kompletten Lyrics in so einen Edit passen.

 

[muffy]

Und dann soll jeder Song 3 Minuten lag sein. Wo ist denn da die Diversität bitte?

Ein Radio-Edit ist ja als Teaser zu sehen. Auseinandersetzung mit der Musik findet über das Radioprogramm, in dem ständig von einem Interpreten zum nächsten gesprungen wird, doch eh nicht statt. Deswegen müssen auch nicht unbedingt die kompletten Lyrics in so einen Edit passen.

Abgesehen davon haben ja v.a. Privatsender oder die Pop Sparten dieses 3 Min Regime u.a. auch mit vorgegebenen Playlists. Bin mir sicher, dass man Sontags um 23h auf Bayern1 oder sonstigen Kultursendern einen Shot auf längere Spielzeiten hat.

Es gab auf HR3 mal eine tolle Sendung namens Volkers Kramladen. Er war bei der Gestaltung offenbar völlig frei. Nachhaltig hat mich seine Sendung über Hendrix beeindruckt, da hat er die Lyrics vorgelesen, analysiert, Anekdoten erzählt und dann natürlich die Songs in voller Länge gespielt.

 

[Maledetto]

Hab nicht alles gelesen da die Diskussion in Teilen echt zu müßig und platt daherkommt.
Nur soviel: Der Ansatz man müsse sich nur zur "Hure" machen dann hätte man Erfolg ist ein Irrglaube von vielen Hobbymusikern. Bei 99,9 % der Hobbymusiker würde selbst die Transformation zur "Hure" nichts nützen und sie würden weiter ungefi*kt im Hobbykeller versauern.