Hooks in Zeiten des Internets

[AlphaNeurosis]

Hallo,

wenn ich mal meine eigenen Hörgewohnheiten in Zeiten des Internets zu Grunde lege, dann hört der durchschnittliche Hörer bei 90% der Songs kurz rein, springt vielleicht noch etwas vor, und entscheidet sofort, ob er ihm gefällt oder nicht.

Bei meinen eigenen Songs mache ich es meistens so, dass sie sich aufbauen: leises Intro und dann steigert sich alles gegen Ende hin.

Nun stellt sich mir die Frage, ob ich nicht lieber den Hook so früh wie möglich, am besten gleich am Anfang bringe, da der geneigte Hörer sonst vielleicht schon bei der Strophe raus ist.

Wie sieht's bei euch aus? Hat sich jemand zu dem Thema schon mal Gedanken gemacht? Dass die Hörgewohnheiten des Publikums sich geändert haben, ist ja unbestritten.

 

[LM18]

Es gab schon immer wieder Pop-Arrangements in denen das Intro gleich der Chorus war.

Ich will damit sagen, dass diese Bedenken traditionell sind.
In einem Poparrangement sollte der erste Chorus noch vor der Minute 1 ablaufen und so fort.

Oder dass Ding geht halt gleich so catchy los dass der Zuhörer einfach drin bleiben mag.

Na ja...

 

[AndiPaulo]

Dass die Hörgewohnheiten des Publikums sich geändert haben, ist ja unbestritten.

Is mir völlig wurscht.

Ich mach mein Ding und das ist sowieso nix für den Massenmarkt.

 

[Cruba]

Dass die Hörgewohnheiten des Publikums sich geändert haben, ist ja unbestritten.

Is mir völlig wurscht.

Ich mach mein Ding und das ist sowieso nix für den Massenmarkt.

Härter formuliert: Auf solche Skipper schei... ich... Ganz ehrlich. Ich sitz' nich 2 Tage an einem Sound, damit Schnurzelchen kommt und gelangweilt auffm Ipott rumdrückt weil bei Facebook grade Flaute iss...

 

[Marc1610]

Warum so verkniffen schaut was gerade funktioniert und meist ist es eben Standard, ob der Chorus die Intro bildet hängt stark vom Song selbst ab, dementsprechend wählt man einen passenden Songablauf wo sich Steigerung und Ruhepol abwechseln eventuell noch eine Bridge passende Partlängen.
Wenn der Aufhänger belanglos ist wird es auch der Rest nicht rausreißen da kann es Soundmässig noch so gut klingen.

Dazu kommt es auch auf die Jahreszeit an da ändert sich die Stimmung des Hörers, wobei ein gut funktionierender Song den Hörer sogar umswitchen kann.
Das ist ne Sache von zur Richtigen Zeit das Richtige rausbringen den Nerv treffen da kräht dann kein Han nach wenn es Standardmäßig aufgebaut ist mit eventuell Presetsounds, so lang es funktioniert ist es prima, wenn dann labern hier welche das Ganze mies und reden das Ganze schlecht, für mich klingt das nach Neid und eigenem Unvermögen und nach nix anderes.

Und darum gibt es Radio, die lassen es komplett laufen da muss man als Hörer durch und manchmal wird man positiv überrascht und findet auch einen Song mit nicht so fesselndem Intro gut, in Discotheken kommt dieser Ahaeffekt auch schon mal vor und fragt sich von wem ist das.

Diese Diskussion ist gleich zu setzen wie die Frage wie schreibt man einen Dauerbrenner (Hit)

So muss man halt den Markt überschauen um zu sehen was gerade ankommt bzw angesagt ist.

Das Internet macht nix bzw ändert da nix dran was die Hörgewohnheiten angeht, der Mensch ist ein faules Gewohnheitstier und tut das was ihm Spaß macht das ist sehr Stimmungsabhängig.

Wie man es macht, macht man s verkehrt, oder genau auf den Punkt.

Macht Mukke wenn euch danach ist und grübelt nicht zu sehr nach und bedient euer Genre.

 

[holgi]

Neben der Hook gibt es immer auch noch andere Faktoren, die mich (und wohl auch viele andere Hörer) an den Song fesseln, und das auch von Beginn an.

Als da wären:

Der Sound. Ist der gut bleibe ich am Ball in froher Erwartung.

Spannungsbogen. Gibt es einen solchen von beginn an bin ich ebenfalls am Start.

Atmosphäre. Ganz wichtig, hier gilt das gleiche wie oben.

 

[Cruba]

Manchmal isses auch nur ein Element. Bei Kate Bush's Hello Earth isses wenn sie flüstert "Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht"... An solchen geilen Ideen kann ich mich festbeissen und es begeistert mich auch nach dem 100sten hören.

Das Skippen wird auch nur durch 25 millionen angebotene Songs verursacht. Ich hatte in meiner Jugend aktiven Zugriff auf... Hm... 50 Songs im Monat über Radio (grösstenteils Ekki Stieg's Grenzwellen, da hatte man auch son' büschen das Gefühl revolutionär was verbotenes zu machen) und MTV? Vielleicht weniger.

Eine zu grosse Auswahl macht unglücklich und überfordert - wissenschaftlich bewiesen.

Tiiiiiefer....

 

[speedtom]

Aerosmith und Kiss sagen immer "get to the hook!" Die Beatles haben innerhalb der ersten Minute zweimal die Hook untergebracht, bei den frühen Songs. Und wenn das nicht Referenzen sind, weiss ich auch nicht

Ich mochte es schon immer schnell und direkt. Noch weit vor Youtube. LM18 hat schon recht, ist keine Frage des Zeitgeists!

 

[Sato2828]

Finde der Anfang eines Songs sollte so arrangiert sein, dass er interessant genug ist, den Song weiterhören zu wollen. Man kann es so Aerosmith mässig machen und den Song mit Chorus beginnen lassen oder ihn langsam aufbauen. Es sollte halt stimmig sein zu dem was noch kommt und interessant.

Wenn man jetzt so ein 2 minuten intro bastelt , sollte es nicht nur vorhersehbare Elemente enthalten und anschliessend im Nichts enden. Das ist so als öffnet man langsam ein Überaschungsei und bekommt dabei erzählt was drin ist :Ein Zahnstocher mit 40seitiger Anleitung oder so, langweilig halt.

Oft passt es auch, direkt und ohne Intro zur Sache zu kommen. Denke Abwechslung hilft hier, wenn jeder Song nach dem gleichen Prinzip beginnt, wirds schnell durchschaubar und öde.

Persönlich hege ich fast einen Hass für Songs die mit Stille beginnen und dann 20 Sekunden brauchen um etwas hörbares zu erzeugen, da denk ich immer, es ist was kaputt und springe zum nächsten Track.

 

[altessockenfach]

ist auch wichtig, dass die hook nicht so lang ist.

ich muss beim radio immer callouts schneiden, also die hooks von songs, auf deren basis die hörer dann die songs bewerten sollen. die gehen 11 sec. auf der basis muss man den song erkennen. es ist glaube ich weniger wichtig, dass die hook sofort kommt, als dass sie wenn schon nicht kurz und knackig, dann auf jeden fall einprägsam ist.

es ist eig egal, ob ein hörer beim ersten mal nicht den ganzen song hört. wenn die hook im gedächtnis bleibt, sucht er ihn später und hört ihn ganz, weil er gemerkt hat, dass der song gut ist.

 

[sixstringwarrior]

Ich bin ein ziemlicher Sound-Fetischist. Im Metal-Bereich ist die Produktion über das gesamte Album hinweg meist recht einheitlich, so dass ich eigentlich schon in den ersten 20-30 Sekunden beurteilen kann, ob ich Lust habe mir das Album anzuhören oder nicht.

 

[Dodo_I]

Es gab schon immer wieder Pop-Arrangements in denen das Intro gleich der Chorus war.

Ich will damit sagen, dass diese Bedenken traditionell sind.
In einem Poparrangement sollte der erste Chorus noch vor der Minute 1 ablaufen und so fort.

Naja, das war ja schon in der Klassik so Vorgabe (Sonatenhauptsatzform):
- Vorstellung des Themas
- Interlude
- 1. Variation des Themas
- etc.

Und die ersten Popgruppen wie die Beatles hielten sich auch noch oft daran ("She loves you", "Yesterday", "Help" etc.)


Für mich hat eine Hook nichts mit Melodie zu tun (das erzählten einem die A&Rs immer gerne, wenn sie den Song ablehnten, weil man nicht weiblich genug und ohne Noppen auf der Zunge ... : "Das ist Scheiße, da fehlt die Hook ..!").

Eine Hook ist für mich etwas, was mich bei der Stange hält, was mir den Song interessant erscheinen lässt, dass ich ihn weiterhöre. Das kann der Gesamtsound sein (Tim Bryant), ein bestimmter Sound ("lalala" von Naughty Boy), eine Melodie (so manch Pop-Song), die Stimme (Peter Gabriel) oder was auch immer.

Dass es nur die Melodie sein kann ist traditionelles Denken. Das meine ich absolut deskriptiv und rein wertfrei ! ! !

 

[talesofthecity]

Hallo zusammen,

Ich finde die Frage eigentlich ganz spannend, ob sich die Form von Popmusik durch neue Wege der Konsumption verändert - das wäre bestimmt mal im größeren Rahmen zu untersuchen!

Wie aber schon gesagt wurde, hängt es wohl auch davon ab, in welchem Genre man sich bewegt. Abseits bloßer "Gebrauchsmusik" sind wohl viele Abweichungen möglich und interessierte Hörer werden sich doch wohl länger als 1 Minute pro Lied auf den Refrain (bzw. die Hook) gedulden können. Wer das nicht kann, ganz ehrlich, der braucht sich meine Musik auch nicht anhören. So oft sind doch die Lieder, auf die man sich ein wenig einlassen muss, auch die, von denen man am längsten was hat.

 

[Dodo_I]

und interessierte Hörer werden sich doch wohl länger als 1 Minute pro Lied auf den Refrain (bzw. die Hook) gedulden können. Wer das nicht kann, ganz ehrlich, der braucht sich meine Musik auch nicht anhören. So oft sind doch die Lieder, auf die man sich ein wenig einlassen muss, auch die, von denen man am längsten was hat.

So eine Einstellung finde ich arrogant und überheblich.
Wer es nicht schafft, den Hörer zu packen, sondern der Meinung ist, man muss sich nur lange genug auf einen einlassen, der hat sein Ziel verfehlt.

Möglicherweise entwickelt sich der ein oder andere Song im Lauf des Stücks, vielleicht kommt während des Lieds in der Mitte oder gar am Ende die Überraschung, die den Song so ganz besonders macht.
Aber wenn ein Song mich nicht von Anfang an dazu bringt, ihm zuzuhören, dann mache ich ihn aus. Und das mit Recht und gutem Grund!

Nur als Beispiel:
Stoneyroads Songs entwickeln sich durchaus im Lauf des Stücks. Trotzdem gibt er von Anfang an durch Sound und Einleitung die Richtung vor, sodass ich erkenne, dass es sich lohnt, weiter zuzuhören ...


Dazu auch gerne nochmal hierzu der letzte Absatz meiner Einlassungen direkt über Dir:

"Eine Hook ist für mich etwas, was mich bei der Stange hält, was mir den Song interessant erscheinen lässt, dass ich ihn weiterhöre. Das kann der Gesamtsound sein (Tim Bryant), ein bestimmter Sound ("lalala" von Naughty Boy), eine Melodie (so manch Pop-Song), die Stimme (Peter Gabriel) oder was auch immer. "

 

[talesofthecity]

So eine Einstellung finde ich arrogant und überheblich.
Wer es nicht schafft, den Hörer zu packen, sondern der Meinung ist, man muss sich nur lange genug auf einen einlassen, der hat sein Ziel verfehlt.

Nein, ich finde, so pauschal kann man das nicht sagen. Klar, auch ich bewege mich irgendwie im Popmusikbereich und bei den meisten der Lieder, die ich schreibe, versuche ich, den Hörer mithilfe von Hooks bei der Stange zu halten.

Andererseits hab ich aber einige Alben im Schrank stehen, in die ich mich wirklich eine gute Zeit reinhören musste und die ich am Anfang gar nicht so sonderlich mochte. Klar, irgendwas wird mich wohl gefesselt haben, sonst hätte ich nicht weitergehört. Aber eine einfach Hook, die mir nach 30 Sekunden 4 Mal ins Ohr gebügelt wird, war es auf jeden Fall nicht.

Ich glaube, was ich unterm Strich sagen wollte, ist: Bestimmte Arten von Musik werden sich der mangelnden Aufmerksamkeitsspanne, die im Netz herrscht und davon befördert wird, beugen müssen, um weiter erfolgreich zu sein. Andere Arten von Musik, die von jeher davon abhingen, das man sich etwas Zeit dafür nimmt, werden wohl weniger davon beeinflusst sein.

 

[Dodo_I]

Klar, irgendwas wird mich wohl gefesselt haben, sonst hätte ich nicht weitergehört. Aber eine einfach Hook, die mir nach 30 Sekunden 4 Mal ins Ohr gebügelt wird, war es auf jeden Fall nicht.

Na also. Und darum geht es doch: Was ist eine Hook?

Ich weiß nicht. Ist das Kisuaheli, oder Deutsch? Also zum 3. Mal:

"Eine Hook ist etwas, was mich bei der Stange hält, was mir den Song interessant erscheinen lässt, dass ich ihn weiterhöre. Das kann der Gesamtsound sein (Tim Bryant), ein bestimmter Sound ("lalala" von Naughty Boy), eine Melodie (so manch Pop-Song), die Stimme (Peter Gabriel) oder was auch immer. "

Also doch Hook ...!


Denn:

Andererseits hab ich aber einige Alben im Schrank stehen, in die ich mich wirklich eine gute Zeit reinhören musste und die ich am Anfang gar nicht so sonderlich mochte.

sich etwas mehrmals anhören, was man nicht mag - das macht keiner außerhalb der Hölle ....

 

[BasisM]

Kurz gesagt zu dem Thema:

Ein guter Song definiert sich nicht nur durch eine gute Hookline.

Wer meint nur eine geile Hook abliefern zu müssen muss sich auch nicht wundern.
es ist sicherlich so das oft in den Versen Einheitsbrei oder liebloses "Zwischenmaterial" verwurstet.
Das hier geskippt wird ist klar. Und davon gibt es haufenweise auf dem Konsumermarkt.

Wenn ein Intro und Vers sich bereits ins Ohr schmeicheln wird auch weniger geskippt. Hier muss man eben auch schauen, daß etwas passiert neu und Aufmerksamkeit erregt,

Als Allheilmittel einfach die Hook nach vorne zu setzen zeugt eher davon, daß der Titel oft ansonsten schlecht ist, Sprich ich sollte mir als Songwriter vielmehr Gedanken darüber machen was ich machen den Song andersweitig aufwerten kann. Das ist zumindest meine Meinung.

 

[Saurus]

...Ein guter Song defeniert sich nicht nur durch eine gute Hookline...

Als Allheilmittel einfach die Hook nach vorne zu setzen zeugt eher davon, daß der Titel oft ansonsten schlecht ist,...

Find ich auch (Satz 1).

Neulich las ich: das Intro (was nicht immer automatisch die Refrain-Hook sein muss) wäre das alles Entscheidende.




.

 

[talesofthecity]

Na also. Und darum geht es doch: Was ist eine Hook?

Ich weiß nicht. Ist das Kisuaheli, oder Deutsch? Also zum 3. Mal:

"Eine Hook ist etwas, was mich bei der Stange hält, was mir den Song interessant erscheinen lässt, dass ich ihn weiterhöre. Das kann der Gesamtsound sein (Tim Bryant), ein bestimmter Sound ("lalala" von Naughty Boy), eine Melodie (so manch Pop-Song), die Stimme (Peter Gabriel) oder was auch immer. "

Also doch Hook ...!

Ja, vermutlich hing ich mehr der traditionellen Definition von "hook" an. Und genau genommen spreche ich wohl auch mehr von kompletten Alben als von einzelnen Songs.

Als Allheilmittel einfach die Hook nach vorne zu setzen zeugt eher davon, daß der Titel oft ansonsten schlecht ist, Sprich ich sollte mir als Songwriter vielmehr Gedanken darüber machen was ich machen den Song andersweitig aufwerten kann. Das ist zumindest meine Meinung.

Dem kann ich nur beipflichten. 2/3 der Songs, die einem im Einheitsradio aufgedrängt werden, wirken auf mich wie Baukastenlieder aus einer zentralen (meist auch nervigen) Melodie-/Textlinie und ein bisschen Beiwerk außenrum.

 

[musicdevil]

Damit wir über das Selbe reden:

Hookline

Eine Hookline (engl. hook, „Haken“ und line, „Zeile“) ist eine für ein Musikstück charakteristische eingängige Melodiephrase oder Textzeile, die den Wiedererkennungswert für das Stück ausmacht, also quasi in der Erinnerung „hängenbleibt“ und aus ihr leicht reproduziert werden kann. Der Ohrwurmeffekt eines Musikstücks wird also meist durch dessen Hookline bestimmt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hookline

Kann man sich darauf einigen?