[Homerecording] Mixing Kopfhörer

[Gomox]

Hey Leute!

Erstmal vorweg: Ja, ich weiß, dass es hierzu schon unzählige Threads gibt, aber ich möchte gerne meine persöhnlichen Erfahrungen und Wünsche schildern, da persönliche Beratung wesentlich effektiver ist und die Sache erleichtert.

Zur Information: Ich bin momentan Schüler und betreibe das Homerecording seit ca. 2 Jahren nebenbei als Hobby.

Ich bin momentan im Besitz eines Shure SRH840 Kopfhörers.

Da mein Budget es mir momentan nicht wirklich erlaubt Monitor Boxen zu leisten, mische ich deshalb mit meinem SRH840.

Zwar gefällt mir, wie neutral dieser die Klänge darstellt, und wie man leicht einen Großteil der Details heraushören kann, jedoch scheint mir dies eher beim Editing und Recording hilfreich zu sein, jedoch weniger beim Mischen.

Zudem habe ich des öfteres gelesen, dass das (zurecht umstrittene) Mischen mit Kopfhörern besser mit offenen Modellen funktioniert. Heute hatte ich die Möglichkeit ein paar Modelle zu testen, und war von dem Beyerdynamic DT990 recht begeistert, die scharfen Höhen jedoch hielten mich von einem Kauf ab.

Somit stellen sich mir mehrere Fragen:


1.) Ist es lohnenswert, in einen weiteren Kopfhörer zu investieren, oder sollte das Geld lieber (über einen langen Zeitraum) für eine gute Abhöre gespart werden? Falls ja, was wären annehmbare Modelle?

2.) Kennt jemand Alternativen zum DT990, welche die gleichen Eigenschaften außer den nervigen Höhen aufzeigen?

3.) Denkt ihr, dass es mir mit der Zeit leichter fallen wird, über die SRH840 zu mischen? Da sie einen recht neutralen Klang liefern fällt es mir sehr schwer enzuschätzen, ob die Backing Vocals jetzt zu laut oder zu leise, zu vordergründig oder zu versteckt sind. Songs sind für mich über den Kopfhörer weniger wohlklingend, sondern mehr in die einzelnen Instrumente aufgefächert und isoliert. Beim Mischen habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn ich versuche den Gesang in den Mix zu bekommen, dieser auf anderen Systemen komplett untergeht. Ich muss ihn also sehr vordergründig, "isoliert" mischen, was mir schwer fällt.


Danke schonmal an jeden, der diese Wall of Text gelesen hat

Auf hilfreiche Antworten hoffend,
Gomox

 

[altessockenfach]

Nein. Seit ich auf den SRH840 mische, klingen meine Mixe endlich so, wie ich ungefähr will.
Davor hatte ich die DT770, die sind so ähnlich, wie die 990er, und die sind zum Mischen nicht zu gebrauchen.
Für mich jedenfalls.
Mein Rat: Weiterüben. Und immer auch auf anderen Anlagen hören, was Sache ist.
Grade die Neutralität ist am SHR ja das Gute.

Hier mal zwei Beispiele.

Das erste mit den alten Dt770:

http://soundcloud.com/justuswirth/how-to-save-a-life

Das zweite mit Shure840 gemischt.

http://soundcloud.com/justuswirth/billionaire

Sicher, das erste ist etwas komplexer, aber man hört einen deutlichen Unterschied. Der vor Allem an den KH liegt.

 

[stefangeidel]

Als grobe Faustregel (meine Meinung):
Wenn du weniger als 1000€ hast, nimm Kopfhörer zum mischen.

Viele sparen sich 500€ hart zusammen, kaufen sich Boxen und sind hinterher enttäuscht, weil es zu Hause wummert und dröhnt. Ohne raumakustische Maßnahmen kein Wunder. 500€ sollten gute Boxen aber kosten. Nochmal ähnlich viel für Bass- und Erstreflektionsbehandlung. Wenn man dann noch 500€ übrig hat, kann man noch nen Subwoofer dazu stellen.

Wenn man trotz kleinem Budget nicht auf Monitore verzichten will, würde ich die zum Einspielen nehmen, aber nicht zum mischen. Und zum Einspielen reicht in der Regel auch, was man sowieso schon dastehen hat.

M2C

 

[Miguel_da_Wu]

Zudem habe ich des öfteres gelesen, dass das (zurecht umstrittene) Mischen mit Kopfhörern besser mit offenen Modellen funktioniert.

Naja, so direkt kann man das nicht sagen, funktioniert mit geschlossenen auch nicht schlechter. Aber offene Kopfhörer sind einfach viel angenehmer zu tragen, da die Luft besser zikulieren kann, was bei geschlossenen eben nicht der Fall ist und es da schnell mal unangenehm wird, zwecks Wärmestau.

Aber ich mische hauptsächlich auch mit meinem offenen (AKG K702), wegen dem oben beschriebenen Problem, wobei ich trotzdem auch immer wieder mal auf den Shure SRH840 umswitche, da dieser einfach für meine Bedürfnisse sehr gut geeignet ist zum mixen. Ist im Bassbereich einfach bestens.

Wenn er dir nicht zu unangenehm zum tragen ist, dann würd ich bei dem bleiben.

 

[whitealbum]

Ich mische mit Kopfhörer nur vor, mir ist es nicht gelungen einen guten Mix alleine mit den Kopfhörern zu machen.
Hauptproblem ist die Tiefenstaffelung, aber auch das Panorama.
Das gelingt mir zumindestens nie richtig rund hinzubekommen.
Wobei der SRH 840 mir es zumindestens ermöglicht hat, näher an das Endergebnis zu kommen.

Der DT990 ist vollkommen höhenüberzeichnet, der DT770 hat eine Badewannenkurve, der AKG 271MKII umgekehrt.
Hätte nicht gedacht, das es so schwer ist einfach einen relativ neutralen Kopfhörer hinzubekommen (natürlich sollte man nicht unterschiedliche Kopfgrößen, Ohranatomie etc. vergessen, das ist natürlich auch nicht zu vernachlässigen)

 

[Schlumpfpeter]

Wie immer ist das Einhören hier besonders wichtig. Am besten du hörst sehr gut produzierte und gemischte Musik bevor du anfängst zu Mischen durch deinen Kopfhörer um deine Ohren zu "eichen".

Beim Mischen weisst du dann wos hin gehen soll. Noch besser wäre dir einen vergleichbaren möglichst gut gemischten Track mit ins Projekt zu ziehen und immer mal wieder gegen zu hören ob deine Mische in die gleiche Richtung zeigt. So kann man sich grobe Schnitzer ersparen und sich schnell entwickeln. Generell kannst du mit den Shure sehr gute Ergebnisse erzielen. Bessere bzw. eher gleichwertige, aber anders klingende Kopfhörer findest du erst zu einem vielfachen des Preises der Shure. Von brauchbaren Monitoren frang ich preislich agr nicht erst an... dann kommt da ncoh die Raumakustik... bleib bei den Kopfhörern!

Ich sags nochmal, Gegenhören mit ner Referenz (auf gleiche Lautstärke gepegelt) kann dir ENORME Fortschritte beschehren.

Liebe Grüße!

 

[karumba]

1.) Ist es lohnenswert, in einen weiteren Kopfhörer zu investieren, oder sollte das Geld lieber (über einen langen Zeitraum) für eine gute Abhöre gespart werden? Falls ja, was wären annehmbare Modelle?

nimm dir lieber noch eine kleine, aber feine abhöre dazu, z.b. die abacus c2.

 

[Gomox]

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Es scheint wohl darauf hinaus zu laufen, dass ich mich einfach an das Klangbild des SRH gewöhnen muss.
Natürlich freue ich mich weiterhin über mehr Meinungen.

 

[Mad_X]

Inspiriert duch den Kopfhörer Vergleichstest von Karumba hier und weil mein Raum keine wirksame Akustikoptimierung zulässt, habe ich mir auch die Shure SRH840 zum Mischen zugelegt.
Zusätzlich hänge ich hin und wieder das Simulations-Plugin "JB-Isone" in den Master.
Seit dem kann ich den Frequenzverlauf wesentlich besser beurteilen und meine Mixes gehen deutlich mehr in die Richtung wie ich sie mir vorstelle. Auch bezüglich Räume und Tiefenstaffelung...

Man muss sich aber wie bei allen Abhörsituationen auch bei Köpfhörern erstmal einhören und auch wärend des Mischens immer wieder einen Referenzsong zum Vergleich heranziehen.

 

[Gomox]

Ich habe das zusätzliche Problem, dass ich leider nicht wirklich einen Referenz HiFi Kopfhörer oder Anlage habe. Bisher habe ich Musik meistens über mein Razer Carcharias Headset gehört, welches jedoch (wie mir jetzt aufgefallen ist) einige Frequenzen schmerzhaft hervorhebt, welche bei keinem anderen System heraustreten.

Es ist somit schwer für mich zu beurteilen, ob mein Mix in die richtige Richtung geht.

 

[Schlumpfpeter]

Ey, LESEN was die Leute schreiben

Mit "Referenz zuziehen" ist natürlich gemeint das du dir den Referenztrack auf den Shure anhörst! Insofern hast du alles was du brauchst, du kopierst dir den Referenztrack (der ähnlich klingen soll wie dein zu mischender track, nur eben möglichst perfekt gemischt) in dein Mixprojekt, pegelst den track so wei deinen zu mischenden Track lautstärkemässig ein und dann mutest du die Spur. Nun switchst du beim Mischen immer mal wieder zwischen deinem zu mischenden Track und dem Referenztrack hin und her, zum Vergewissern das du in die richtige Richtung gehst.

Lg!

 

[Gomox]

Ich habe die vorherigen Beiträge schon gelesen und verstanden

Aber wie ich in meinem Eingangspost erwähnte:

"Da sie einen recht neutralen Klang liefern fällt es mir sehr schwer enzuschätzen, ob die Backing Vocals jetzt zu laut oder zu leise, zu vordergründig oder zu versteckt sind. Songs sind für mich über den Kopfhörer weniger wohlklingend, sondern mehr in die einzelnen Instrumente aufgefächert und isoliert. Beim Mischen habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn ich versuche den Gesang in den Mix zu bekommen, dieser auf anderen Systemen komplett untergeht. Ich muss ihn also sehr vordergründig, "isoliert" mischen, was mir schwer fällt. "


Klar verstehe ich das Konzept der Referenztracks, aber so gar keine Vergleichmöglichkeit mit einem HiFi ähnlichen System zu haben, erscheint mir doch als schwer.

 

[hermestc]

Hallo,

eine gute Abhöre alleine reicht ja nicht, der Raum und seine Akustik müssen ja auch optimiert werden, sonst ist die beste Abhöre für'n A.... Das ist man dann schnell bei 5000€ und mehr. Da ist ein Top-Kopfhörer für mich eine gute Alternative.
Ich finde die Fischer Amps FA-3E sehr ehrlich. Die meisten Kopfhörer beschönigen, was ja auch okay ist, wenn ich Musik zum Vergnügen höre, aber bei Mischen und Mastern will ich den echten, ehrlichen Sound. Wenn das dann gut klingt, ist die Chance groß, dass es auf anderen Systemen auch funktioniert. Wenn im Mix nervige Höhen sind, soll die mein Mixkopfhörer auch nervig darstellen, wenn der da beschönigt, ist mir nicht geholfen.

Dazu JB-Isone (wie Mad-X schon schrieb), um ab und zu mal unterschiedliche Konfigurationen quer zu checken, besonders wenn es um Hall und Stereopanorama geht, was am Kopfhörer öfter mal schwieriger ist.

Ich habe zudem immer einen Analyzer laufen mit Referenzkurven für die entsprechende Stilrichtung, wenn ich den gleichen Frequenzverlauf habe, bin ich in der Regel save.
Analyzer ist für mich fast genauso wichtig, wie meine Ohren, auch um bei den einzelne Spuren zu sehen, wo was resoniert und wo ich Platz machen muss.

LG, Frank

 

[Schlumpfpeter]

Ich glaube du hast einen für die Entwicklung unförderlichen Blickwinkel auf die Problematik. Du hörst doch schon wunderbar die Unterschiede auf den Kopfhörern, wie z.B. Separiertheit etc. Dein Ziel muss es jetzt sein das deine Tracks am Ende genauso separiert etc. auf den Kopfhörern klingen, hierzu kannst du immer wieder den A/B vergleich machen und dich in die richtige Richtung tasten.

Wenn du nicht weisst wie weit das Vocal vorne/hinten stehen muss, dann stellst du es auf deinen Kopfhörern dahin wo du denkst das es passt, und anschließend hörst du die Referenz auf deinen Kopfhörern und guckst wo es da ist. Nun arbeitest du so lange an dem Vocal bis in deinem Track und der Referenz das Vocal gleich weit vorne bzw. hinten sitzt. Machst du das richtig, klingts am Ende auch auf anderen Anlagen super.

Edit: Von Isone würde ich aus persönlicher Erfahrung abraten... evtl. als Zusatzgoodie, aber du solltest dich erstmal vernünftig auf deine Shure einhören bevor du mit sonnem Spielkram anfängst.

Doppeledit: Analyzer zum Resonanzen finden, ja, Analyzer zum gesamtfrequenzabgleich, nein. Für letzteres ist die Gefahr zu groß das man anfängt zu sehr nach Auge zu mischen was immer eine Verschelchterung gegenüber dem Hören bedeutet. Ausserdem differieren Kurven auch mal gerne, obwohl sich das ganze subjektiv ähnlich anhört.

 

[Mad_X]

@ Schlumpfpeter: Nur kurze Zwischefrage. Wie waren denn Deine persönlichen Erfahrungen mit Isone?

@Gomox: Nicht falsch verstehen, will jetzt auch nicht Oberlehrer 'raushängen lassen. Wie man eine Stimme oder ein Instrument in den Mix einbettet und im Raum positioniert erfordert neben dem Wissen um die Theorie auch das Analysieren guter Produktionen und jede Menge üben und da ist m.E. eine gute Auflösung von dem was im Arrangement passiert ganz klar von Vorteil.

 

[Schlumpfpeter]

Ich will Isone nicht schlecht machen (es ist mmn. sogar das beste seiner Art am Markt, vor ca. einem Jahr habe ich das damals Verfügbare alles getestet), aber ich denke das es hier in diesem Fall zu viel des Guten wäre. Der TE muss sich erstmal vernünftig auf die Kopfhörer einschiessen, sich die Basics erarbeiten. Da Isone aber quasi ne zweite Abhöre simulieren würde (der alleine ich nicht trauen würde, sie also echt nur als 2. Abhöre gebrauchen würde) würde dies bedeutetn das er sich auf 2 Abhören einhören müsste, was mich überfordern würde und ich denke den TE auch.

Isone ist ausserdem recht kritisch in der Kalibrierung, macht man da Fehler wird das Endergebnis nix etc. pp. Ich denke das Plugin ist zum Gegenchecken ok, für mehr aber auch nicht. Mir hat es den Frequenzgang zu sehr verfärbt und iwas war im Bass auch nicht ganz koscher, aber evtl. hol ichs nochmal aus der Versenkung und teste es erneut.

 

[Mad_X]

Vielen Dank für die Antwort, Schlumpfpeter! Da gebe ich Dir absolut recht.

 

[karumba]

mich verwirren diese kopfhörer-simulations-plugins immer nur. ich kann damit nicht arbeiten.

 

[Schlumpfpeter]

Genau deshalb hab ich sie auch nicht mehr in Verwendung, kann mir aber vorstellen das da manche Menschen mit zurecht kommen können als 2. Abhöre evtl... aber eigetnlich sind die schon überflüssig.

Du mischst auch nur mit Kopfhörern oder? Welche hast du? Verwendest du n zweiten Kopfhörer als 2. Abhöre?

Hab überlegt mir noch n zweiten zu den 840ern hinzu zu holen, evtl. den AKG K-712 Pro. Gerade im Bereich 120 Hz und abwärts wünsche ich mir manchmal noch ne zweite Meinung.

 

[akl]

1.) Ist es lohnenswert, in einen weiteren Kopfhörer zu investieren, oder sollte das Geld lieber (über einen langen Zeitraum) für eine gute Abhöre gespart werden? Falls ja, was wären annehmbare Modelle?

nimm dir lieber noch eine kleine, aber feine abhöre dazu, z.b. die abacus c2.

Hi Karumba,

ich hab ja ähnliche Probleme und auch leider kein Klangoptimiertes Wohnzimmer, weswegen ich mir neben meiner MSP-3 auch den Shure Kopfhörer zum Abmischen geholt habe.

Ich wünsche mir aber irgendwie doch noch bessere Speaker als die MSP-3 dazu.

Lohnen sich auch etwas größere monitore von Abacus ? 25W hört sich etwas mager an und ich vermisse symmetrische XLR Anschlüsse. Ich würde eher mit einer A-Box 5 oder 10 liebäugeln.

Dann könnte ich auch noch ein bisschen was hören, wenn ich u.a. auch E-Gitarre zu irgendwelchen Stücken spiele, dann sollte schon etwas mehr Fundament da sein. Meine jetzigen Yamaha MSP-3 ist mir da auch schon zu klein für.

Was meinst Du ? Abacus oder eher doch Neumann KH 120 ?

Gruß
Andreas