Großmemb. Mikro nötig?

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Hi Leute,

nehme seit mehreren Jahren hin und wieder in meinem homestudio
akustikgitarre und gesang auf, dafür habe ich bis jetzt immer ein
sE electronics SE3 (kleinmemb. 200,- eur)

verwendet.

Das mikro wurde mir damals als vorwiegend instrumentenmikro verkauft.
Nun habe ich mir vor kurzem ein Großmembran Mikro zugelegt um auch dem Gesang gerecht zu kommen:
Mojave Audio - MA-201 fet (599,- eur)


Habe nun ein paar testaufnahmen mit beiden mikros gemacht, einen beliebigen
gesangspart mehrmals aufgenommen und dann subjektiv auf eine lautstärke gebracht um zu vergleichen.
Ich muss gestehen ich konnte rein vom hören keine erheblichen unterschiede feststellen.. nun zu meinen fragen:

Sollte der unterschied nicht deutlich hörbar sein
oder ist das nur über einen Analyser zu sehen?
In wiefern sollte das Signal denn "besser" durch die Großmemb. sein?

Welche technischen daten sind von bedeutung?

Möchte das mikro eventuell zurückgeben, was meint ihr?
vll auch eine Empfehlung für ein vom preis vergleichbares?

Hier die Links zu den technischen details der mikros:
http://www.seelectronics.com/sE3.html
http://mojaveaudio.com/MA-201fet.html


freue mich über eure Antworten
Jan
 
Vorab allg. Info:

Kleinmembraner haben ein gutes Impulsverhalten, geringe Gesamtgröße, nehmen Schallquellen meist punktgenauer auf. Nachteile durch etwas höheres Rauschverhalten und Rauminformationen werden nicht/schlecht aufgenommen (was aber gerade im Homerecordingbereich nicht als schlecht anzusehen ist)

Großmembraner haben ein besseres Rauschverhalten und nehmen ein viel größeres Umfeld auf. Durch das größere Gehäuse und der großen und nicht ganz so Impulstreuen Membran werden u. a. Verfärbungen erzielt, die aber meist gewünscht sind und angenehmer klingen können als ein Kleinmembraner.

Kurz, die Kleinmembraner werden ganz schön unterschätzt, gerade bei Vocals. So mancher könnte sich eine Raumoptimierung/Gesangskabine sparen. Nicht umsonst ist das billige AT-2020 so beliebt hier auf HR.de, weil es eigentlich ein Kleinmembraner in Großmembranerverpackung ist.

Die Entscheidung Groß-/Kleinmembraner sollte immer sein: Passt es zum Einsatzzweck, -ort und Schallquelle. Jedes hat seine Vor-/Nachteile. Einige habe ich genannt, entscheiden musst du. ;)
 
Das bedeutet, dass ein Großmembraner mehr den ganzen Körper des Sängers (oder Sängerin) aufnimmt. Der ganze Körper klingt ja (wenn manns richtig macht^^), auch bei Instrumenten. Dafür sollte der Raum aber optimiert sein, weil davon dann natürlich auch mehr aufgenommen wird, was beim Kleinmembraner nicht der Fall sein muss...

hab ich das richtig verstanden?
 
Ja, Jote hat da vollkommen Recht. Kleinmembraner können auch sehr reizvoll sein und rein technisch bedingt bilden sie eigentlich "korrekter" das ab, bzw. "hören" einfach nur anders als ein Großmembraner.

Nun, scheinen ja beides keine schlechten Mikrofone zu sein und wenn Dir der Kleinmembraner besser gefällt, kannst Du das so machen. Vielleicht gefällt Dir aber auch nur besser, weil Du es gewohnt bist UND es vielleicht auch sehr gut klingt, also findet man vielleicht das angenehmer, was man schon kennt. Ich finde immer, richtig Erfahrung sammelt man mit einem Mikro erst, wenn man es im Mix in verschiedenen Situationen unterzukriegen hat und es dann formen muss, bis es passt. Also höre nicht so viel solo ab, versuche es in verschiedenen Situationen oder Stilen im Zusammehang mit einem echten Song, dann tun sich schneller Unterschiede auf und die könnten durchaus zu Gunsten des Großmembraners ausfallen ;)
 
Instrumentenfreak schrieb:
hab ich das richtig verstanden?

So in etwa. Natürlich ist eine optimierte Recording Umgebung was feines, doch selten für den Hobby [g=79]Homerecordler[/g] umzusetzen in den heimischen 4-Wänden. Ich hatte auch das Problem, da mein mir durch die "Ehe-Regierung" zugewiesenes Musikzimmer leider ungünstig liegt und ich mit einem Großmembraner immer Nebengeräusche wie Ta-Tü-tat-ta u. ä. Strassenlärm drauf hatte, habe ich mich mit der Frage beschäftigt: Muss es immer ein Großmembraner für die Vocals sein? Antwort: NEIN! Hatte mir verschiedene Mics ausgeliehen (Groß/Klein) und herum experimentiert und war von dem Ergebnis erstaunt. War mir doch auch immer eingetrichtert worden, "nur Großmembraner bringt´s Mann". Ok, Kriminal-Feuerwehr-Sirenen kann ich damit auch nicht ganz verhindern bis auf meine Festplatte vorzudringen, aber doch einen Großteil der Umgebung draußen zu lassen.

Wobei ich dazu sagen muss, nicht jedes Kleinmembraner, insbesondere die ganz billigen, eignen sich zum Vocal aufnehmen. Da klingen die billigen Großmembraner wieder besser, sofern man besser sagen darf.

Was ich nicht lostreten möchte, eine Diskussion Klein-/Großmembraner ja/nein, sondern auch mal was anderes als nur Großmembraner nehmen. Die Kleinmembraner halte ich in ungünstiger Recording Umgebung für geeigneter. Meist werden akustische [g=422]Gitarre[/g] und Vocals im heimischen Bereich aufgenommen und das geht mit Kleinmembraner wirklich prima. :)

Professionelle Sänger/innen werden sowieso in ein geeignetes Studio gehen oder sich zuhause entsprechend einrichten, da stellt sich nicht die Frage Groß/Klein.
 
Gibts irgendeine technische Erklärung warum Großmembraner mehr Nebengeräusch aufnehmen sollen? Ich hör das zum ersten Mal.

Wenn ich hier ein gutes Kleinmembran aufstelle dann höre ich Ubahn und Tellerklappern aus dem Restaurant 100m weiter die Strasse runter.
 
Durch den größeren Durchmesser der Kapsel von Großmembraner ist es diesen möglich, einen Schalldruck in eine höhere Ausgangsspannung zu verwandeln, welches die nachgeschaltete Verstärkerschaltung dann weiter verstärken kann. Je kleiner die Kapsel, desto geringer die Ausgangsspannung und um so mehr muss die Verstärkerschaltung das Signal erhöhen, welches sich dann auch in erhöhten Rauschen bemerkbar macht. Um das zu verhindern, reduziert man die Verstärkerleistung des Mics, dadurch geringere Empfindlichkeit und geringere Ausgangsspannung.

Der Nachteil der Großmembraner, sie sind empfindlicher für rückwertige [g=107]Schall[/g]-Einstrahlungen, alleine schon aufgrund der Anordnung der Kapsel, umgeben von allseitigen Gittergewebe der den [g=107]Schall[/g] von allen Seiten heran läßt. Da sind die Kleinmembraner halt anders konstruiert und gegen rückwertigen [g=107]Schall[/g] wesentlich unempfindlicher. Im Studio bedeutet das, das einfach weniger Rauminformationen aufgenommen werden, da diese ja nichts anderes sind, als Schallwellen die von den Wänden wieder in den Raum geworfen werden.

Hier wird das ganz gut erklärt mit den unterschieden, besser als ich es als "Laie" kann http://de.wikipedia.org/wiki/Kondensatormikrofon Ich kann lediglich eigene Erfahrungen wiedergeben. :)
 
iCymiCy schrieb:

Sollte der unterschied nicht deutlich hörbar sein

Nein.

In wiefern sollte das Signal denn "besser" durch die Großmemb. sein?
Kleinmembrankondensatormikrofone haben technisch das überlegenere Konzept.
Sie sie bilden die Realität genauer ab, als ein Großmembrankondensatormikrofon.

Das, was bei Großmembrankondensatormikrofonen klanglich als "schöner" oder "größer" empfunden wird, ist eine rein subjektive Angelegenheit.
Prinzipiell kannst Du also genausogut auch mit einem Kleinmembrankondensatormikrofon Deinen Gesang aufnehmen.

Im direkten Vergleich kann man nicht von "besser" oder "schlechter" sprechen.
Es gibt kein "schlechter". Es gibt nur ein "anders".

Das wollen viele User nicht verstehen, wenn sie hier z.B. nach dem "besten" [g=116]Mikrofon[/g] fragen. Es kommt immer auf den Einzelfall an.
 
Danke. War mir gar nicht bewusst dass GM so viel weniger Rückwärtsdämpfung haben.

Ich nehm zwar selten Musik/Gesang auf aber da dann, wenn mit eigenem Equip, gezwungenermassen mit meiner Kleinmembransammlung. Genauso bei Sprache/Geräuschen etc. Klar wäre es schön eine GM Charakterschweinsammlung zu haben aber zwingend notwendig finde ich es auch nicht.
 
Dass Du kaum einen Unterschied hörst, kann natürlich auch an dem Rest des Equipments - inklusive Deiner Anlage - liegen.
 
Wie stark ein [g=116]Mikrofon[/g] rückwärtigen oder seitlichen [g=107]Schall[/g] aufnimmt hängt im Wesentlichen von der [g=98]Richtcharakteristik[/g] ab, nicht ob Großmembran oder Kleinmembran verwendet wird.

Es stimmt zwar, dass mit abnehmender Membrangröße auch das Rauschen irgendwann einmal ansteigt. Dazu muss aber die Membranfläche schon sehr, sehr klein werden, damit es relevante Auswirkungen hat. Man betrachte nur mal die Größe eines Ansteckmikrofons, wie sie für Sprecher oder Sänger in Shows benutzt werden. Wir haben sogar schon Stereoaufnahmen mit zwei Sennheiser oder DPA Mikrofonen gemacht, befestigt auf einer Stereoschiene vor dem Orchester. Nur bei Piano Passagen hört man da etwas Rauschen.

Wenn ich ein Schoeps, Neumann, Sennheiser, DPA oder Josephson Kleinmembran mit den üblichen Durchmessern von 16 mm bis 22 mm nehme, ist Rauschen absolut kein Thema im Vergleich zu einem Großmembran [g=116]Mikrofon[/g].

Ein Kleinmembran kann i.d.R. kleinen und Großen Schalldruck oder Schallschnell Schwankungen besser folgen, ohne in Partialschwingungen zu fallen, die meist für den Sound des Großmembran Mikrofons verantwortlich sind. Wenn man ein sehr neutrales und präzises [g=116]Mikrofon[/g] haben möchte, ist man meist mit einem Kleinmembran besser bedient.

Auch die frequenzabhängige Änderung der [g=98]Richtcharakteristik[/g] ist bei einem Großmembran stärker ausgeprägt. Es fängt zu hohen Frequenzen hin an, früher zu bündeln. Je nach Anwendung kann man das nutzen, oder auch als störend empfinden.

Für Sprachaufnahmen und Instrumentalaufnahmen kann man deswegen nicht sagen, ein Großmembran ist besser oder schlechter. Entscheidend ist einfach immer, ob das [g=116]Mikrofon[/g] mit der Schallquelle zu dem Klang führt, den ich haben möchte. Ich mache sehr viel Vocalaufnahmen mit Kleinmembran Mikrofonen, wo viele denken, man bräuchte da unbedingt ein Großmembran.

Ich glaube viele nutzen ein Großmembran für einen Sänger nur deswegen, weil ihn erst mal die Größe des Mikrofons beeindrucken soll, dabei hätte vielleicht ein Kleinmembran für die Stimme besser gepasst.
 
Willkommen im Forum Adebar!

Ist schön mal wieder einen sauber formulierten Text zu lesen der auch noch dem einen oder anderen ein paar Infos vermittelt.


Gruß,

digital dominion
 
Danke für die Blumen, digital dominion! Ich freue mich auf interessante Diskussionen.
 
@ artcore:

Wie wahr!

Ich habe letztens erstmals mit einem -etwas- besseren Mic-Preamp aufgenommen und dabei ist mir zum ersten Mal die klangliche Charakteristik meiner Mikros überhaupt hörbar geworden.
Mein billiges Kleinmembran-Kondenser hat ein stärkeres Eigenrauschen und mein Shure SM-58 hat solo abgehört einen ganz eigenartigen Klang, der aber nachher im Mix durchaus brauchbar war. Von daher vielleicht auch mal die dynamischen Mikros in Betracht ziehen (auch hier gibt es z.B. Großmembraner für Sprache und / oder Vocals). Gut ist, was gefällt.
Ich mit meinem begrenzten Budget muss halt das Beste aus dem machen, was ich habe, und das wird den meisten Hobby-Recordern so gehen. Wichtig ist wohl, eine klare Obergrenze zu ziehen und sich nicht mit den Profis messen zu wollen.
 

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