Gesangslehre

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Hallo!

Ich habe eine Sängerin, die noch nicht besonders viel Mikrofonerfahrung hat.

Und ich hab leider auch noch nicht viel Erfahrung mit Gesangsaufnahmen.

Daher wollte ich hier mal nach Tipps für die Aufnahme fragen, also nicht nur von der technischen Seite, sondern auch was man der Sängerin für Tipps geben kann für die Aufnahme.

Gibt es da Links oder so im Internet, wo ich was dazu finden kann, oder habt ihr eure goldenen Tipps, die ihr gesammelt habt? :)

Danke für jede Hilfe, NC!
 
Also, das A und O bei Gesangsaufnahmen ist, dass die Sängerin oder der Sänger sich vor dem MIc wohl und sicher fühlt. Dazu ist es wichtig, dass man mit der eigenen Stimme, die man über Kopfhörer zu hören bekommt, vertraut ist bzw sich vertraut macht. Das ist nämlich für die allermeisten total ungewohnt, sich aus dieser "Perspektive" zu hören. Am besten natürlich gechlossene Kopfhörer verwenden, wegen dem Übersprechungseffekt aus den Kopfhörern ins mic. ABer manche können damit nicht singen. Dann kann man Abhilfe schaffen dadurch, dass man entweder halboffene Kopfhörer nimmt, wenn man die Auswahl hat oder der Sänger oder dei Sängerin benutzt den Kopfhörer nur auf einem Ohr (dann aber schauen,dass nur auf einer Seite vom kopfhörer auch was kommt, sonst hast du verdammt viel Mist in der Voc-spur mit drin, den du gar net haben willst.
Da muss man auch vielleicht erst mal ne Weile ausprobieren, wie es so am besten klappt mit dem Monitor mix.
Ein weiterer Aspekt ist: wie unterschiedlich (in der Qualität) singt deine Sängerin, wenn sie sich mit und einmal ohne Hall singe hört (natürlich nur im Monitormix, nicht mit hall aufnehmen!)?
Allgemeine Regel vor einem Mic: schön deutliche Aussprache, wenns sein muss auch mal überdeutlich, aber gleichzeitig drauf achten, dass die Gesangsqualität, also die Schönheit der Tonbildung, nicht darunter leidet.
Der Abstand vom Mic hängt vom Mic ab, von dem Sound, den du haben willst... Bei einem Kondensatormic ist 20 cm ganz gutes Daumenmaß.
Unbedingt mit Popp/Plopp-schutz vor Mic arbeiten. Das kann sehr viel nachträgliche Arbeiten mit De-esser ersparen, zudem klingt es oft mit De-essern etwas unnatürlicher.
So weit erst mal. Aufnahme und Mixtechnische Sachen zum Gesang ist auch sehr gut in dem Manusskript, auf das Malte Schwarz hier mal aufmerksam gemacht hat, drin.
 
Hi,

ergänzend zu NOMYS´ Ausführungen: beim Mikro möglichst nicht in die Membran direkt singen sondern knapp drüber weg oder dran vorbei. Auch das hilft, Zischel- oder Popgeräusche zu vermeiden...

Gruß Günter
 
Ja, zuerst fand sie es sehr komisch, ihre eigene Stimme aufgenommen zu hören, aber das ist normal..

als sie dann das erste Ergebnis.. sprich in dem Song gehört hat, war sie begeistert... und hat dadurch noch mehr Spaß an der Sache bekommen, und ist jetzt auch ein wenig lockerer dabei... ich denke das ist ne Frage der Routine.

Abstand hab ich auf etwa 20 cm, Ploppschutz ist dran..

ich meinte bei meiner Frage auch mehr die "psychologischen" Aspekte .. also nicht die technischen von meinen Geräten her, sondern was soll ich ihr sagen, wenn sie einen Ton nicht bekommt oder was macht ihr damit sie sich warm singt, wie motiviert man sie noch lauter in Mic reinzuschreien bei Oneshots :).. sprich Fragen zur Gesangslehre an sich :)
Ich hoffe ihr wisst was ich meine.
 
Was auch helfen kann, damit die Sängering (oder der Sänger) mehr aus sich herausgeht, ist das Licht auszumachen. ;)
Klingt komisch, aber die meissten traun sich dann mehr aus sich heraus. Du solltest für den Anfang auch den direkten Blickkontakt vermeiden.
Also net zuschauen beim Singen.

cu
mike
 
also ganz wichtig is, dass du ner Sängerin grundsätzlich nie direkt kritisierst. Wenn du n Verbesserungsvorschlag hast, dann immer anfangen mit "klang wirklich gut...probier aber diesmal eher...."

hab einiges mit Sängern/innen zu tun und die Erfahrung hat gezeigt, je mehr Selbstvertrauen sie haben bzw. je eingebildeter sie sind, desto besser singen sie :-D

was besonders gut ankommt, sind so Komplimente, die direkt auf ihre Stimme zielen. .."du hast wirklich ne sehr ausdrucksstarke und angenehme Stimme" ;-)

es is jetzt n bisschen schwer hier Stimmübungen vorzumachen, damit sie die Töne besser trifft, aber es gibt n paar Regeln:

bevor man überhaupt den ersten Ton singt, sollte man vorher Dehnübungen machen, das fördert die Durchblutung, die Konzentration und macht einfach fit.

Nie mit ner "kalten Stimme" gleich zu sehr in die Höhen gehn. Wir haben uns als mind. ne halbe Stunde eingesungen, ganz so lange muss es zwar nicht sein, aber 15Minuten sind das Minium. Am Anfang vielleicht erst mal ein paar 3 Klänge in summen, und in Halbtonschritten hochsteigen...später dann auf Vokale umsteigen.

wenn du das Gefühl hast, dass sie sich bei den hohen Tönen nicht so richtig traut... dann musst du sie n bisschen hinterm Ofen vorlocken, z.B.: in dem du versuchst, den Ton so zu singen, wie du ihn gern hättest... wenn sie dann merkt, dass du es noch viel weniger drauf hast als sie, dann motiviert das, und sie verliert vielleicht ihre Schüchternheit.

und last but not least... man singt immer mit dem ganzen Körper, soll heißen es ist eher von Vorteil, den Melodieverlauf vielleicht mit den Armen mitzugehen u.s.w....

ist natürlich alles sehr allgemein, aber jeder Künstler hat eben seine eigenen Macken (besonders Sänger) :-D

grundsätzlich gilt jedoch, gerade beim Singen sollte einem nichts peinlich sein. Es gibt aber wohl auch nichts verletzenderes, wenn man sich beim Singen "voll gehen lässt" und den Gefühlen freien Lauf lässt, und dann vom Typ am Computer n Spruch wie "bist gerade auf'm Romantiktrip?" kommt ;-)

wünsch dir noch viel Spaß mit deiner Partnerin

smaba
 
oh ja deamons, baby du sprichst mir aus der seele 8-)

licht ausmachen ist verdammt wichtig !!

vielleicht noch ein paar kerzen anmachen, die stimmung muss richtig geil sein.

naja, ich kiffe vorher noch ganz gerne, aber das ist geschmackssache :p
 
Gerade bei Vokalisten ist echt Fingerspitzengefühl des Produzenten (hier gemeint: der, der halt die Aufahme macht und Regie führt) gefragt.
Man muss v.a. unsicheren Persönlichkeiten Halt gaben, motivierend auf sie einwirken, gut zu sprechen - aber auch merken, wenn wirklich schluss ist und es unsinn ist, weiter zu machen. Oft gibts auch mal nen schlechten Tag und es wird einfach nix mit dem Gesinge (Kenn ich nur zu gut von mir), dann sollte man ne Session abbrechen und einen anderen Termin ausmachen.
 
Vielen Dank für die Tipps..

einiges versuche ich schon umzusetzen, anderes ist mir neu..

Das mit dem Licht ausmachen wird hier schwierig da ich am Tag aufnehme und hier die Sonnenseite des Lebens genieße :)

Ich denke sie braucht auf jeden Fall noch Routine, sie stand erst 4 oder 5 Mal vorm Mikro :)

Gruß NC!
 
Hi,

schön, dass hier nun wirklich vernünftige Sache gesagt werden. Denn ich glaube in keinem anderen Bereich als dem Singen wird so viel Müll erzählt. Viele Gesangslehrer und "Vocalcoaches" (was für ein ekelhaftes Wort) habe schlicht und einfach keine Ahnung vom Singen. Denn wer selber Singen kann, der kann noch lange nicht Singen unterrichten. Man schaue sich einfach nur mal die ganzen Castings in der Glotze an (also, ich meine man versuche da mal länger als 2 Minuten durchzuhalten). Was die da für Dreck erzählen ist echt die Härte.

Ich probiers jetzt mal selber (denn: ja ja - Lästern kann jeder, aber besser machen??)

Wichtigste überhaupt: Entspannung!!! Jeder Muskel im Körper der nicht mit der Tonerzeugung oder mit dem Tonhalten beschäftigt ist sollte, wenn es geht, entspannt sein. Dazu zählt besonders der Kiefer (die gefährliche Breitspannung im Mund - bei "e" und "i").
Auch das Rudern mit den Armen, das Strecken des Nackens, auf die Zehenspitzen steigen usw. sind erstmal "Ausweichhandlungen", da die eigentlichen Muskeln (hier besonders die vertikalen Rückenstrecker, die das Zwerchfell kontrollieren) die geziehlte Belastung nicht richtig umsetzen können.

Das lange und lockere Einsingen vorher ist absolute Pficht - hier aber keine hohen und schweren Töne, denn man kann sich auch müde Singen (wenn die Technik noch nicht richtig sitzt).

Ganz wichtig sind auch die richtigen Bilder zu dem Ganzen. Einbildung ist hier alles. Töne müssen im Körper "gespürt" werden.

Ein schönes Zitat einer "sehr" bekannten Opernsängerin: "Was ich glühend heiß in den Saal schmeiße, kommt lau warm an". Recht hat se. Singen heißt übertreigen!!! Und gerade bei heutiger Popmusik kann man ja gar nicht mehr übertreiben (Daniel K. sei dank *grrrrr*)

Denn man nimmt sich selber immer anders war, als man im Raum wirkt.

Deshalb den Sängern auch keine "trockenen" Spuren des gerade eingesungenen vorspielen. Oder besser gesagt: Nicht Gesangsanfängern die trockenen Spuren vorspielen. Denn hier ist meißt das Entsetzen so groß, dass dies schon wieder negativ auf die Stimme wirkt. Wer viel Erfahrung im Studio hat, der weiß was man alles mit einem Kompressor, Hall und Pitchtune machen kann, und dass sich eine Stimme ohne Hall fast IMMER schlecht anhört.

Auch noch wichtig für Leute die mit dem Gedanken spielen, seler mal Popstar zu werden: Singen ist harte Arbeit und muss wie jedes andere Instrument lange und intensiv erlernt werden. Ich möchte hier keinen Streit vom Zaun brechen, doch denke ich, dass "richtiges" Singen wohl mit das schwerste Instrument ist. Denn ein Klavier spielt sofort das C wenn ich es drücke (wenn nicht, dann laß ich es halt stimmen).
Das soll mir mal ein Sänger mit Liebeskummer, Schnupfen und Kater vormachen :)

Bis dann,
Christoph
 
Hallo

Ich selbst bin studierter Opernsänger mit langjähriger Praxis am Theater und mein Studium habe ich mir in einer Band finanziert als Musiker und Sänger. Ich arbeite heute als Gesangspädagoge und bilde Sänger aller möglichen Richtungen aus.

Viele sehr gute Tipps wurden hier schon gegeben.

Ich finde, dass auch Sänger wie Musiker eine richtige Ausbildung brauchen. Alles Andere ist Stückwerk und irgendwie nicht professionell.

Allerdings muss man hier sehr stark unterscheiden. Nur klassischer Unterricht ist für Popsänger nicht geeignet. Es sollte jemand sein, der sich in beiden Richtungen bestens auskennt. Die Individualität der Popstimme sollte nicht ins klassische verzogen werden.

Popsänger brauchen einen ökonomischen Umgang mit ihrer Stimme, saubere Intonation und Aussprache, starken stimmlichen Ausdruck, Bühnenpräsenz, Mikrophontechnik und müssen mit der Studioarbeit sehr vertraut sein.

Die Arbeit für einen Popsänger im Studio verbessert sich nur durch Routine, deshalb sollte man schon innerhalb der Gesangsausbildung entsprechend arbeiten.

Ich als Gesangspädagoge erarbeite genau die Bereiche, die für einen U-Musiksänger wichtig sind, habe dafür extra ein eigenes Studio und übe mit Sängern laufend nach Playbacks zu singen und mehme diese dann auch auf. Lasse sie auch mehrer Stimmen singen usw. Lehre alles, was ein ordentlicher Sänger im Studio und auf der Bühne und drumrum können muss.

Anfänglich ist das ein echtes Drama, wie schon hier beschrieben. Die Hemmungen sind dann so groß, das kaum einen anständige Aufnahme dabei raus kommt. Das passiert einem routinierten Sänger nicht. Meine Schüler gehen dann in ein Studio, singen etwas zwei dreimal, fertig. Wenn ein Produzent spezielle Wünsche hat und den Song sozusagen Satz für Satz 100 % genau aufnehmen will, so können sie das auch, weil ich das alles mit ihnen über Jahre trainiere.

Über Sänger die das erste mal in einem Studio einsingen kann ich deshalb immer nur schmunzeln und mich fragen, was die sich eigentlich vorher vorstellen. Viele sind nicht mal entsprechend vorbereitet. Wenn man in ein Studio zum Einsingen geht, sollte man den Song im Schlaf draufhaben.

Hier mal zwei Foren, wo ich und viele andere Kollegen regelmäßig spezielle Fragen in diese Richtungen beantworten.

http://web12.p15131243.pureserver.info/board/main.php

http://www.gesangspaedagogik.com/gesangsforum/index.php

Viele Grüße
vocede
 
Vielen Dank für die guten Tipps. Ich werde mal die beiden Forenlinks durchforsten :)

Gruß NC
 

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