Gain Staging. Was ist das und wofür?

[coobcam]

Hallo Forum,

lese hier schon recht lange mit. Habe hier durchaus schon viel gelernt. Danke dafür.
Mir sind jedoch noch viele Dinge unklar. Diese Unklarheiten will ich nun beseitigen, weshalb ich meine Fragen nun hier veröffentlichen will. Also los mit der ersten Frage.

Was genau versteht man unter "Gain Staging"?

Dieser Begriff taucht in diversen Kontexten immer mal wieder auf. So wie ich das verstanden habe, ist damit gemeint, zwischen den Insertschritten (z.B in einer DAW) immer mal wieder den Pegel zu verändern/anzupassen, um die folgenden Plugins auf Arbeitspegel zu bringen. Das ganze dient wohl dazu die Plugins optimal arbeiten zu lassen oder um Übersteuerungen zu vermeiden.

Liege ich da richtig?

Wie genau, und vor allem warum, macht ihr das so?

Viele Grüße
coobcam

 

[Electric-Ric]

Hi coobcam,

der Begriff "Gain Staging" ist mir so noch nicht begegnet.
Allerdings ist es richtig, dass man das Signal von Plugin zu Plugin auf einem vernünftigen Arbeitspegel halten sollte bzw. entsprechend nachregelt. Vorallem sollte Übersteuern vermieden werden! Ebenfalls möchte man das Signal mit möglichst hoher Auflösung mitnehmen und sollte daher einen sinnvollen Minimalpegel einhalten.
Allerdings würde ich das heutzutage, gerade in der DAW die intern mit 32bit-float auflöst, nicht so dogmatisch sehen. Da muss man schon sehr sehr leise aussteuern, um so etwas wie einen Qualitätsverlust wahrnehmen zu können. Solange es nicht übersteuert würde ich mir daher keine großen Gedanken darüber machen.

Ein bischen anders sieht die Sache bei analogem Equipment aus: Die Geräte haben meist physikalisch/technisch bedingt einen Arbeitsbereich, in dem Sie optimal arbeiten. Hier haben wir es mit elektrischen Bauteilen zu tun, anders als mit mathematischen Formeln in einer DAW.
Die Bauteile verhalten sich halt in aller Regel nicht so linear über den gesamten Pegelbereich wie mathematische Formel. Zudem ist hier mit Rauschen zu rechnen, wenn zu leise ausgesteuert wird. Kommt aber natürlich auch alles auf die Güte der verwendeten Geräte an.

Aber auch hier würde ich nicht soviel darüber nachdenken: Pegel das Signal so ein, dass du noch ein paar dB Headroom bis zur Übersteuerung über hast und gut ist.

Gruß Electric-Ric

 

[chrk]

Ein bischen anders sieht die Sache bei analogem Equipment aus: Die Geräte haben meist physikalisch/technisch bedingt einen Arbeitsbereich, in dem Sie optimal arbeiten.

Das Prinzip bleibt ITB aber erhalten, denn, ...

gerade in der DAW die intern mit 32bit-float auflöst

..., muss das bei den einzelnen Plugins nicht so sein.

Ein Plädoyer:

The Reason Most ITB mixes don’t Sound as good as Analog mixes (restored) - Gearslutz.com

 

[Kuno]

Den Thread kenn ich ... da stehen wenn ich mich recht entsinne dermaßen viele Falschinformationen drin, daß es wehtut.
Darüber hinaus ist mir im nativen VST-Bereich nicht ein einziges Plugin bekannt, welches nicht mindestens in 32bit rechnet bzw. bei 0dbFS hart clippen würde.

Der einzige Grund, ITB auf die Pegel zu achten ist der, daß man vernünftig mischen kann (Fader-Genauigkeit, Übersicht bei den Peak-Metern) und Dynamik-Prozessoren natürlich immer vom Pegel abhängig sind (Treshhold beim Kompressor z.B.).

 

[coobcam]

Danke erstmal für alle Antworten.

So wie es scheint also nicht worüber ich mir Sorgen machen müsste.
Ich achte schon seit eh und je darauf vernünftig einzupegeln. Also kein Clipping am Eingang und keiner am Ausgang. Bin halt öfter mal über diesen Begriff (Gain staging) gestolpert und wollte da einfach nochmal wissen ob der beschreibt was ich sowieso schon mache.

Einzig die Sonnox Plugin nerven manchmal. Obwohl die immer vernüftigen Input bekommen zeigen die mir oft Clipping an.

Grüße coobcam

 

[synthpark]

Gain Staging kommt aus dem Analogen.

Beschreibt die Methode, die Pegel in einem vernuenftigen Bereich zu halten, damit man weder zuviel Rauschen noch zuviele Verzerrungen sich einhandelt. Bei Digital ist es vernuenftg, mit einem geeigneten Pegel in die Wandler zu gehen, um Rauschen und Clipping zu vermeiden. Bei 32 Bit Float bzw. 64 Float mit nativen DAWs ist es dann unkritisch.

 

[kickback]

Einzig die Sonnox Plugin nerven manchmal.

Ja, die sind doch tatsächlich so doof und hätten gerne vernünftigen Pegel

Wie genau äußert sich eigentlich dieser unendliche Schmerz, wenn man die Pegel in der DAW etwas gemütlicher fährt?

 

[Kuno]

Viele Plugins zeigen mit einer roten Warnleuchte an, wenn der Pegel über 0dBFS geht ... das heißt aber nicht, daß sie dann auch tatsächlich clippen.

 

[coobcam]

Wie genau äußert sich eigentlich dieser unendliche Schmerz, wenn man die Pegel in der DAW etwas gemütlicher fährt?

Es tut ähnlich weh, wie die Erkenntnis dass das eigene Geschriebene ignoriert (oder geflissentlich übersehen) wird

Also hier nochmal ein Selbstzitat:

"Ich achte schon seit eh und je darauf vernünftig einzupegeln"

Und das meine ich auch so.

Das die Sonnox Teile im Roten nicht gleich clippen, hör ich schon. Trotzdem nerviger "Schutzmechanismus"...finde ich.

coobcam

 

[JakobRosemann]

Stolper gerade zufällig in diesen Thread hinein.
Es gibt durchaus andere Meinungen zur Irrelevanz von Gain Staging im Digitalen
Und ja, mir sind so einige Plugins (z.B. von Waves) bekannt, die, auch bei -6dBFS angefahren, plötzlich rote LEDs im Plugin-UI zeigen - und das klingt schon harsch zum Teil.
http://open.spotify.com/user/jakobrose/playlist/4suWKz78ZvVSvAXT9gUIYd

 

[TheArtOfNoise]

Jakob, Du hast schon gesehen, von wann dieser Thread ist?

 

[SOS]

ich bin ein pingeliger "gainstager", d.h. ich pegle jedes signal mit dem ersten pluging immer bei ungefähr -10db ein und halte das bei jedem plugin ziemlich pingelig ein.

wenn ich ein plugin bypasse oder entferne, habe ich keinerlei pegelsprünge. ich mache das sogar in den subgruppen, d.h. der input der subgruppe wird wiederum mit der ersten plugin instanz auf -10 db gepegelt. so kann ich jeder zeit plugins switchen von bussen in die tracks und umgekehrt oder entfernen oder vergleichen, ohne, dass ich nachregeln müsste oder durch verschiedene pegel beeinflusst würde.

 

[JakobRosemann]

Macht das Alter den Thread schlechter?

 

[Signalschwarz]

ich bin ein pingeliger "gainstager", d.h. ich pegle jedes signal mit dem ersten pluging immer bei ungefähr -10db ein und halte das bei jedem plugin ziemlich pingelig ein.

Wenn die verwendete DAW so etwas bietet, dann könntest Du auch mit deren Trim-Regler bereits vor dem ersten Plugin den Pegel bestimmen.

so kann ich jeder zeit plugins switchen von bussen in die tracks und umgekehrt oder entfernen oder vergleichen, ohne, dass ich nachregeln müsste oder durch verschiedene pegel beeinflusst würde.

Na, das stimmt jetzt so aber nicht ganz.

Signal A durch Kanal A erfährt durch Plugin A eine Veränderung. Die daraus resultierende Pegelveränderung korrigierst Du.

Signal B durch Kanal B erfährt durch Plugin B eine Veränderung. Die daraus resultierende Pegelveränderung korrigierst Du.

Das heißt aber nicht, dass Du immer Plugin B gegen Plugin A tauschen kannst, denn die Signale an sich sind ja mitunter unterschiedlich (Frequenzgewichtung, Dynamik), somit wirken sich die Bearbeitungen unterschiedlich aus und die daraus resultierenden Pegelveränderungen fallen entsprechend auch unterschiedlich aus.

 

[SOS]

ich korrigiere den pegel im jeweiligen plugin beim output, nicht beim folgenden im input.

 

[Signalschwarz]

Ja, da davon bin ich auch ausgegangen und deswegen bleibt meine Aussage bestehen.

 

[SOS]

haarspalterei. ich knall ja nicht den 1176 der snare auf die gitarre, sondern zb. von einem snare track in den snare bus...oder vom gitarren masterbus in die busses der einzelnen gitarren. das tauschen ist sowieso eher selten, aber so relativ einfach möglich... vielleicht minim nachregeln, aber man ist bereits zu 95% am ziel.

wichtiger ist das bypassen oder a/b-en und dabei nicht durch pegelsprünge geblendet zu werden.

 

[JakobRosemann]

Ich finde die Idee des "im bearbeitenden Plugin Ausgleichens" recht sinnvoll - so kann man wunderbar prüfen, ob der Eingriff den erwünschten Effekt hatte - auch im Mixkontext durch das Ein- und Ausschalten des Plugins.

 

[Signalschwarz]

Du hättest auch einfach schreiben können, dass Du dich da aus Versehen zu allgemein bzw. zu ungenau ausgedrückt hast, aber wenn Du meinst...

 

[SOS]

oh... ich bitte um entschuldigung, dass ich mich nicht zu beginn bis ins detail erkläre, sondern davon ausgehe, dass man selber nachdenken kann, was sinn macht und was nicht...