einzelne kanäle steuere ich schon ganz gerne ordentlich (also über der empfehlung) aus. nicht nur aufgrund meiner sozialisation mit band, bei der man einfach möglichst weit vom damals noch relevanten noise floor wegbleiben wollte (und band das in der regel klanglich auch eher belohnt hat), aber auch wegen diversen sonderfällen. so klingt z.b. mein haupt channelstrip (immer noch ne voxbox) erst dann so richtig lecker, wenn man sie son bisschen an den rand oder leicht drüber fährt. das problem dabei ist, dass die dann pegel ausspuckt, die die meisten wandler bei +4 hoffnungslos zum clippen bringt.
früher hatte ich wandler die man hinten am gerät mit nem kleinen schräbchen kalibrieren konnte (die ich dann zum linksanschlag gedreht habe), heute gibts sowas nur noch selten, deswegen hängt das ding bei mir an ner RME mit ultra low gain oder wie auch immer das heisst. das gibt mir nochmal gefühlte 10db mehr platz, und selbst damit kriege ich dann aus ner proper eingestellten voxbox eine spur, die den wandler zwar nicht mehr clippt, aber schon kurz davor ist.
da passen also die üblichen faustregeln für aussteuerung überhaupt nicht. und selbstverständlich gibts im plugin sounddesign einen eigenen lautheitskrieg. keiner will ein "leises" plugin rausbringen. deswegen ist es eher die regel als die ausnahme, dass virtuelle instrumente z.b. sich ebenfalls nicht an derlei gepflogenheiten halten.
aber macht ja nix. in nem floating point mixer ist das ja völlig wurscht, dann stellt man eben den channel pre gain auf -10, und gut is. so mache ich das meistens. bzw, zumindest dann, wenn ich es nicht vergesse. wenn ich plugins in dem signalweg nutze, die auch mit höherem pegel kein problem haben (in der regel alle, die nicht in irgendeiner form was analoges emulieren), vergesse ich es auch schonmal, weil akustisch eben alles in ordnung ist.
aber dann ist ja auch akustisch alles in ordnung, und bis das signal in der bus struktur meines templates ankommt, wo ich überhaupt erst mit analog-emulationsgedöns anfange, ist das signal sowieso längst durch den fader abgesenkt.
am ende des tages ist die zusammenfassung des gain staging themas aus meiner sicht: man sollte es als potentielle fehlerquelle auf dem radar haben, wenn mal was scheisse klingt, aber ansonsten gilt: wenns klingt, dann klingts
