Filmmusik ist Auftragsarbeit

[ref=[URL]https://recording.de/Community/Forum/Homerecording/Filmmusik_und_Orchestral/149982/Post_1542786.html#19]zettberlin[/URL] schrieb in #19:
Na sicher gibt es das. Wer ohne Bezahlung im Voraus was anderes macht, ist selber schuld.


Das Betätigungsfreld Filmmusik ist recht breit gefächert und da gibt es auch professionelle Musik im Vorraus.
Zum Beispiel die "music for the motion picture advertisement", einfacher ausgedrückt Werbung für Filme und TV, kurz Trailermusik.
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Diese wird häufig im Vorraus ohne Auftrag produziert und als Libraries unter verschiedenen Lizenzmodellen verkauft.

Die Eingangsfrage von Helbo, er habe gelesen es soll toll sein völlig frei Filmmusik zu schreiben obwohl es eigentlich Auftragsarbeit ist, kann man mit Ja und Ja beantworten.
Es macht schon auch mal Spass ohne Druck eines Auftraggebers sich musikalisch völlig frei zu bewegen. Das zu tun worauf man Lust hat, das Gefühl in die Musik zu stecken welches man gerade selbst fühlt und nicht immer nur nach Vorgaben arbeiten und versuchen es allen Recht zu machen.
Andererseits Ja, es ist auch Auftragsarbeit.

Was aber macht ein Komponist, der halt gerade keine Aufträge hat? Nicht jeder ist ein Vollprofi und hat volle Auftragsbücher. Soll er deshalb mit dem Komponieren aufhören und keine Musik machen?
Zudem ist noch kein Meistert vom Himmel gefallen und der Weg bis zum gut verdienenden Filmkomponist ist durch reichlich vollkommen unbezahlte Arbeit gepflastert. Auch der stetige Lernprozess fordert seinen Tribut an an eigennützigen freien Kompositionen.
 
[ref=[URL]https://recording.de/Community/Forum/Homerecording/Filmmusik_und_Orchestral/149982/Post_1542786.html#19]zettberlin[/URL] schrieb in #19:
Na sicher gibt es das. Wer ohne Bezahlung im Voraus was anderes macht, ist selber schuld.


Das Betätigungsfreld Filmmusik ist recht breit gefächert und da gibt es auch professionelle Musik im Vorraus.

Ich meinte, wer etwas tut, was er/sie selbst nicht genau so tun will, ohne Bezahlung, macht was falsch.

Ich habe auch schon für lau Musik für kleine Filmchen und Präsentationen gemacht. Da hatte ich dann allerdings freie Hand, etwas passendes für den Film zu finden. Wenn mir jemand genaue Vorschriften macht, kostet das normalerweise Stundensatz, dann ist es auch OK.
 
ich mache öfters filmmusik (und sitze gerade auch an einer dran).
was wichtig ist und hier in der ganzen diskussion überhaupt noch nicht vorkam:

filmmusik ist teamarbeit

wie auch der gesamte film. damit überhaupt etwas zustande kommt, gibt es arbeitsteilung.
wenn zb im film musik vorkommen soll, die dem komponisten fremde stilistiken enthält, muss er sich jemanden suchen, der das bedienen kann. ich arbeite auch meistens in 'zweiter reihe', mache zb bei dem jetzigen projekt eher die orchestralen sachen. die bekommt der haupt-komponist, der dazu elektrik, drumprogramming, gitarrensessions etc und die musikmischung macht. die layouts der szenen und das gesamtkonzept werden von ihm mit dem regisseur abgestimmt. die produktion muss gelder für eventuelle orchesteraufnahmen bewilligen. ein dirigent für die orchestersessions muss gebucht werden, noten gedruckt etc. da sitzt also nicht einfach einer rum und verwirklicht sich musikalisch.

ich persönlich habe beim arbeiten keine sekunde lang das gefühl, hier nur als dienstleister zu werkeln. man muss permanent ideen generieren, einige davon fliegen raus, andere werden weiter verarbeitet oder kommen direkt in den film. durch mehrere mit-entscheider hat auch niemand den druck, alles alleine entscheiden zu müssen. wenn man dabei mit netten kollegen zu tun hat, ist das auch sehr entstressend. es ist wie ein großes bild, an dem viele leute mit-malen. am ende findet jeder die stellen wieder, die von ihm sind oder die er mitentwickelt hat. wenn man dann bei den orchesteraufnahmen dabei ist oder den film später im kino sieht, weiß man, wofür man geackert hat!
 
Zur Freiheit, um auch mal meinen Senf abzulassen.
Filmmusik ist nie frei. Aber genau das ist es, was mich bei Aufträgen inspiriert.

Das einzige, was man als "Frei" bezeichnen könnte, ist die Interpretation, die man dabei hat.
 
Komponisten waren nie etwas anderes.
Schon Mozart, Donizetti und die alten Hasen schrieben Auftragswerke.
Das finde ich nicht richtig.
Eine Sache: Der Auftrag lautet "Mein Lieber Herr Mozart, komponieren Sie doch eine Oper für unser Theater" => das ist immernoch meilenweit entfernt von heutiger Filmmusikarbeit obwohl auch hier eine Dienstleistung getätigt wurde. Mozart konnte sich dabei auslassen allerdings und hat eigentlich gar kein Zwischenfeedback gebraucht oder zugelassen. Lediglich Musiker, allen voran Starsänger hatten Einfluss auf die Noten Harmonien und Texte, aber das eigentlich auch schon in der Klassik nicht mehr so...
"Lieber Herr Dvorak schreiben Sie uns doch eine typisch amerikanische Symphony". => Das gleiche. Dvorak konte den Auftrag nichtmal erfüllen.


Zweite Sache: Zu behaupten dass Komponisten nur Auftragskomponisten waren ist falsch. Die Streichquartette Haydns waren ein Experiment für neue Wege der Komposition und die von Mozart eine reaktionäre Selbstbeweihräucherung :D

Schönberg, Beethoven, Liszt, Wagner, Brahms, Sibelius => ihre größten Werke entstammen vollkommen ihrem Geiste und nicht unter Anleitung oder Auftragsdruck. Das halte ich für freie Musik...
Von Schönberg brauch man gar nicht erst anfangen.

Schöne Grüße

ps: was mich an diesem Thread stört ist dass jemand eine allgemeine Diskussionanstößt, die sich sicherlichausweiten kann. Aber gleichzeitig in Eigenwerbung einen Titel im Startposting verlinkt, das mit der Diskussion nichts zu tun hat. zumindest verstehe ich den konkreten Zusammenhang zur Diskussion nicht.
 
. Lediglich Musiker, allen voran Starsänger hatten Einfluss auf die Noten Harmonien und Texte, aber das eigentlich auch schon in der Klassik nicht mehr so...

ist so nicht ganz richtig. Letztlich wollte der Komponist ja auch davon leben, somit musste er Abstriche machen und sich auch hier und da mal gängigen Konventionen anpassen.
Klar wurde nicht so massiv reingeredet wie heute. Trotzdem waren es sehr häufig Aufträge, wie heute auch.

Ich verstehe auch nach wie vor nicht, was daran so schlimm sein soll. Bloß weil man einen Auftrag bekommt, gibt man ja nicht jegliche Kreativität an der Studiotüre ab. Letztlich ist der Komponist immer noch der Schaffende. Nur: Gerade im Bereich der Filmmusik muss er sich halt mit dem Rest des Teams absprechen.

Das die Komponisten damals auch eigene Werke schrieben, na klar, will hier sicher auch keiner bestreiten. Aber Aufträge waren nunmal durchaus auch wichtig.
 

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