für live-andwendungen dürften solche impuls-geschichten ungeeignet sein, da sie üblicherweise eine ordentliche latenz mit sich bringen.
wie das generell funktioniert:
du kannst eine gitarre auf 3 grundlegende arten aufnehmen - 'trocken' per DI, 'halbtrocken' aus dem preamp kommend (aber nicht durch endstufe/box), oder durch einen kompletten amp gejagt und mikrofoniert. (effekte usw. vernachlässige ich jetzt mal.)
zuerst mal letztere methode betrachtet: alles relevante passiert 'draußen', keine amp/boxen-sim notwendig.
wenn du nur die DI-spur aufnimmst, also nur das trockene signal aus der gitarre, dann ist das natürlich unverzerrt im rechner. folglich brauchst du (wenn es In The Box bleiben soll) eine verstärkersimulation, sowas wie Amplitube oder Guitar Rig und Consorten.
die haben üblicherweise einen abschnitt, in dem der preamp -meist inkl. endstufe- modelliert wird, und einen weiteren abschnitt, in dem der einfluss einer mikrofonierten gitarren-box auf das signal simuliert wird.
somit hast du mit den faktoren 'trockene gitarre', 'preamp/endstufe' und 'box/mikro' eigentlich alles was du brauchst. der faktor 'raum' kommt meist bei 'box/mikro' mit unter.
du kannst die gitarre natürlich auch erst in einen preamp spielen, und dessen output am rechner aufnehmen, ist ja ein normales line-signal. klingt zwar kacke, da fusselig und harsch, aber damit hast du immerhin schon den charakter des preamps eingefangen, der "echt" sicher besser klingt als von einem plugin modelliert.
das wären schonmal 'trockene gitarre' und 'preamp', jetzt fehlen noch die faktoren 'endstufe' und 'box/mikro', und die holt man sich mit I/Rs, Impulse Responses, Impulsantworten, Impulsen ... oder wie auch immer man sie nennen mag.
wie beim faltungshall wird, vereinfacht gesagt, ein modifizierendes signal, eben der impuls, auf das aufgenommene signal gerechnet.
da in cabinet I/Rs immer endstufe/box/mikro involviert sind, ändert sich natürlich der klang deiner kratzigen gitarre/preamp-spur in etwas mehr oder weniger angenehm klingendes, der faktor 'raum' im impuls hat natürlich auch einfluss auf die tiefenwahrnehmung der bearbeiteten gitarre.
um so eine impulsantwort anzuwenden, musst du nur ein plugin wie z.b. Voxengo BoogEx oder eines der vielen anderen (siehe RedWirez-seite für eine ausführliche liste) auf deine 'gitarre/preamp'-spur laden und in dieses plugin eine impulsdatei, die meistens als .WAV vorliegen dürfte.
mit dieser vorgehensweise kommt üblicherweise besserer sound raus als wenn man alles simuliert und emuliert, aber man ist trotzdem klanglich nicht eingeschränkt sondern sehr flexibel, weil die ganzen I/Rs ja so unterschiedlich klingen. wenn also ne gitarrenspur zu matt klingt, dann muss man nicht alles neu mikrofonieren und alle spuren neu aufnehmen/re-ampen, sondern man tauscht einfach nur die impulsdatei im plugin aus. gegen "fehler" wie zuviel gain oder generell komplett falsche preamp-settings helfen die allerdings natürlich auch nix, dann muss man eben nochmal ran.
trotz allem find' ich, dass echt mikrofonierte gitarrenspuren am lebendigsten klingen. selbst wenn sie nicht immer so sauber und perfekt klingen, wie man es mit amp-sims oder preamp + I/R schafft, sie haben trotzdem das gewisse 'etwas' mit im klang, das sie einfach noch ein bisschen ... naja, besser macht.
