So, höre gerade die 2. Version. Also wir bewegen uns hier offenbar in der 2. Bundesliga der Königsdisziplin orchestraler Komposition. Der Tabellenplatz wurde in Jahren guten Trainings hart erarbeitet.
Netter Anfang. Das erste, was mir auffällt, ist allerdings nicht bundesligalike: die Streicher so ab 0:20, die Artikulationen müssten nachgearbeitet werden. Auf schnellen Noten geht kein langsames Legato-Einschwingen, das stößt mir auf. Normalerweise würde ich sagen: typischer Anfänger-Fehler oder schlechte Library. Was ist Dir lieber?
Die Räumlichkeit hört sich auf meinen Brüllwürfeln gelungen an. Ersetzt nicht das Gegenhören auf dem Monitor, aber was ich in diesem Punkt höre, gefällt mir.
Aber eigentlich interessiere ich mich doch mehr für die Komposition an sich, da möchte ich stärker mein Ohr drauf richten.
Die Harmoniewechsel sind typisch magna, in der Art macht das kein anderer, das Wasserzeichen ist vorhanden, Fälschung scheidet somit aus. Ob die Harmonien immer super passen, sage ich damit nicht.
Unter anderem las ich holgis Kritik und bekam Hoffnung: Macht der magna wirtlich mal hörbare Musik ohne Origami- oder Ikebana-Allüren?
Ja, der Anfang geht so in die Richtung. Mal sehen, was sich weiter so tut.
Bei 0:53 super auskomponiert
Bis 1:15 hört es sich nicht nach Baba Jaga an, wo ist das Haus auf Stelzen, wo die böse Hexe? Es mutet eher wie eine Landschaftsbeschreibung, ein Spätsommertag an, und tatsächlich denke ich auch eher an Osteuropa. Aber wo habt Ihr nur alle diese Winterassoziation her??? Bloß weil da mal eine Celesta mitspielt? Zu viel Jingle Bells und Hollywood-.Schmonzetten gehört, was?
1:30:Jippijayeah, rumänische Tänze mit Pferden dabei.
2:06 auf 2:07: ein eleganter Übergang wäre etwas anderes. Aber die Streicher haben davor seeehr schön herumgewirbelt.
Ab 2:18 die Spielweise der Streicher – also nee, die müssen locker-luftig streichen, nicht so wie ein antriebsloser Beamter. Nüchtern ausgedrückt: Anstrich zu lang! Gibt’s da kein Spiccato oder irgendwas ähnliches? Eigentlich wollte ich doch mehr auf die Komposition achten…
Weiter hin schön anzuhören, teilweise sehr schöne Stellen, so das Scheinende bei 3:20. Und da übernimmt ja ein Blechbläser. Schöne Solo-Passage. Was ist das für ein Instrument? Ein Cornett? Jedenfalls keine C-Trompete. Es hat einen weicheren Ton als eine Trompete. Für ein Horn wiederum zu hoch und zu hell. Oder hast Du da getrickst?
Danach schwebt man in orchestraler Musik mit, teilweise wunderbar…
Bei 5:09 ff.: diese Harmonien bzw. die Linien, die die Instrumente spielen, soll das Absicht sein? Hört sich etwas nach Saftpresse an: Solange drücken, bis die richtige Zielharmonie herauskommt. Voll Origami-Style.
Irgendwie setzt sich das stellenweise noch fort… Rückfall in alte Gewohnheiten.
Weiter hört es sich nach ernsthafter Arbeit an, teilweise sehr schön, und die Rückkehr zum führenden Rondo-Thema bei 6:57 löst Freude aus.
Jaaaaa! Accelerando ab 7:11! Ja, osteuropäische Tänze, lasst uns tanzen! - Wie? Schon zu Ende? Also neee! Erst Erwartungen wecken und dann plumps, ätsch ätsch.
Trotzdem schönes Ende!
Ich glaube, ich könnte es auch mal unanalytisch hören, wenn da nicht oft die seltsamen Harmonien wären… Sei mir nicht böse, aber für mich sind sie nicht immer schön, sondern eher eine Art magna-Duftmarke. Mag für hochintellektuelle Musikliebhaber ja anregend wirken.
Fazit: Seit der ersten Version, die ich bereits die Ehre zu hören hatte, eine große Steigerung. Es ist ein rundes Stück herausgekommen, das den Gehörgängen und dem ästhetischen Musikempfinden teilweise schmeichelt, ansonsten mit ein paar Ausnahmen eine solide Arbeit ist. Man merkt dem Stück auch die Mühe an, die Du reingesteckt hast, und das Gefühl, das Du mit dem Stück transportierst. Wenn auch die Assoziationen nicht eindeutig rüberkommen, reine Programmmusik scheidet hier aus. Bei den Streichern bist Du m.E. durch Zuvielhören etwas zu unkritisch geworden, was die Artikulationen angeht. Insgesamt habe ich es gerne gehört. Besonders schätze ich, dass Du jede Note einzeln setzt. So macht das ein richtiger Komponist, und so entstehen Werke abseits von Symphobia und Mainstream-Konfektionsgrößen.
ach ja, Baba jaga passt nicht. Für die alte Hexe viel zu brav, viel zu nett. Tscheburaschka passt besser. Winni Puch passt noch besser. Schmetterling im Altai passt auch, auch wenn der Name nicht gerade werbewirksam ist.
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