..schon ein wenig die Touri-Sicht..aber ist doch nett
Ich habe mich beim Schreiben tatsächlich vorher gefragt, welche "Sicht" auf Berlin der Text wiedergeben soll. Waruum? Na weil mir klar war, dass es unmöglich ist, alle Facetten der Stadt oder auch nur annähernd genügend in einem Text unterzubringen. Der Text musste also bewusst auf Verengung setzen, wenn er funktionieren sollte.
Was ich eher nicht wollte, war die "Touri-Sicht". Was ich nicht konnte, war die weggehen-und-was-erleben-Sicht (die z.B. der favorisierte Blickwinkel von
@synthpark zu sein scheint).
Was ich ebenfalls nicht wollte war, Dinge über Berlin zu schreiben, die man allgemein über Berlin so hört.
Ich entschied mich darum für einen Text, der überwiegend aus Sicht eines Verkehrsteilnehmers geschrieben ist - also das, was ich an dem Tag auch tatsächlich getan habe. Verkehr und Berlin passen für mich gut zusammen, weil Verkehr für eine ununterbrochene Bewegung steht. Und so ist Berlin ja auch selbst.
( -> An der Stelle muss ich mal ein dickes Lob an Berlin aussprechen: ich kenne keine Stadt, in der die Ampelphasen so gut und konsequent darauf ausgelegt sind, dass es vorwärts geht. Das fiel mir schon um 2000 rum auf. In Berlin darfst du im Verkehr nie träumen, es wird immer ganz schnell wieder Grün. Gleichzeitig sind die Berliner Verkehrsteilnehmer mMn ziemlich tolerant . . . vielleicht weil sie einiges gewohnt sind. Eigentlich sollte ich dem Gedanken auch noch eine Strophe spendieren...)
Wenn man aber als Verkehrsteilnehmer unterwegs ist, heißt das, man nimmt aus dieser Perspektive andere Dinge wahr. Eben die schnelle Pizza in Spandau beim Zwischenstopp, den Taxifahrer mit dem H-Kennzeichen, vor dir und über dir herfliegende Tauben in Kreuzberg, Stau.
Das war auch einer der Gründe, weswegen ich die Geschichte mit dem Mädchen, das gezwungen wird, trotz nachgewiesener Reisekrankheit (Kotzen in Verkehrsmitteln) täglich einen weiten Schulweg per ÖPNV auf sich zu nehmen - weil es etwas mit Verkehr zu tun hat.
Ich finde daher, dass meine Beispiele überhaupt nicht klischeehaft sind, sondern frisch, unverbraucht und auf ihre bescheidene Weise etwas Besonderes.
Ganz konnte ich das Verkehrs-Konzept nicht durchhhalten (wobei Dampferfahren schon noch irgendwie passt und wenn man will sogar der Fernsehtum mit seinem Fahrstuhl, das dahin fliegende Vöglein aus dem Refrain und die zur-Polizei-rennen von Hüryet aus Hellersdorf...). Aber fast. Das Erlebnis am Olympiastadion war einfach Teil des Tages, deshalb ist es dabei. Auch wenn es die konsequente Umsetzung etwas mindert.
Soweit mal ein paar Gedanken, die bei der Entstehung des Textes eine Rolle spielten.