Der frierende Hirt

  • Ersteller Teestunde
  • Erstellt am
Weisst DuTurquoise, es ist schade, dass die Diskussion in diese Richtung geht.
Denn über solche Altklugen Beispiele wie Du sie bringst, haben wir uns schon als Kinder
unterhalten.
Unter anderem Auch, Gott ist nicht allmächtig, denn er kann keinen Stein
schaffen, den er selber nicht heben kann.
Wenn man mit solchen recht einfältigen Sprüchen argumentieren muss, ist das
nicht sehr schlau.
Du hast eigentlich nichts was das hier betrifft begriffen.
Bitte sei mir nicht böse, aber das wollte ich loswerden.
Okay, ich halte meinen Mund. Kommt eh nur Blödsinn raus. Danke, dass Du mich dran erinnert hast. Hatte es schon fast vergessen.
 
Bitte sei mir nicht böse, aber das wollte ich loswerden.
Ich möchte ihn in keiner Weise schützen, aber ich kann verstehen, was er meint.

Ich kenn ja nun auch einiges, was er schreibt und finde es ausgesprochen gut, sehe aber hier klare Unterschiede (was gut ist, weil sonst wäre alles lw) zwischen der direkten Schreibweise, eher so, wie die alten Russen es gemacht haben und Teestunde, die in den letzten Werken sehr viel mit freier Interpretation (sicher unabsichtlich) arbeitet und hier die Leser ganz gut im Dunklen lässt (wenn sie denn nicht andauernd erklären würde :roll: ), aber jeder hat zunext einmal das Recht Dinge anders zu sehen und Fragen zu stellen.

Das geschrieben, finde ich auch eher, dass Türkis da eher Spots gesetzt haben möchte, als dass er die ganze Story verändern will.

Die Ideen dahingehend sind doch in Ordnung.
 
Turquoise
So hatte ich das absolut nicht gemeint, und das weißt Du auch.
Nochmal nichts für ungut
 
Zuletzt bearbeitet:
Bitte, ich möchte nicht, dass ihr euch in die Wolle kriegt. Wenn da wirklich noch was präzisiert werden muss, dann sollte ich mir eben noch mal Gedanken machen. Im Moment hab ich nur leider keine Idee. :)
 
Musste nicht.

Alles auf sich wirken lassen, nen Tach (oder mehr) verstreichen lassen, entscheiden.
Machen.

Oder so lassen.
 
Okay, ich halte meinen Mund. Kommt eh nur Blödsinn raus. Danke, dass Du mich dran erinnert hast. Hatte es schon fast vergessen.
Bitte! Das meinst du jetzt nicht ernst. Nun, wo ich schon am Überlegen bin. Ach! :(
 
Das war für meine Begriffe kein in die Wolle kriegen, denn jeder hat
vernünftig gesagt was er gerade so denkt, und das ist doch in Ordnung
Du kannst an dem Text nichts tiefgründiges ändern, weil es irgendwie
dann nicht mehr authentisch wäre.
Aber liebe Teestunde bleibt es natürlich Deine Entscheidung
 
Ich hab den Text jetzt wieder und wieder gelesen. Zu mehr bringe ich es (noch) nicht. Im Hirten zurück blieb immerhin der Wunsch, über das Erzählen davon dem Wunder wieder näher zu kommen. Er hätte ja gleich schweigen können.
 
Hier mal meine Interpretation, was ich dem Text entnehme.


Ich – auf den Knien vor einem Kind, -> Ergriffenheit
ein Umstand, kaum zu schildern! -> es fehlen dafür sogar die Worte
Als wir dann heim gewandert sind, -> das LI hatte ursprünglich gar nicht vor, vielen davon zu erzählen, die Welt ist noch in Ordnung, man geht einfach an seinen Platz zurück
da machte sich ein jäher Wind -> der Wind als überraschend zuschlagender Räuber, aktiv handelnd, denn es scheint ein gezielter Angriff
fort mit den Wunderbildern. -> also allen Bilden, nichts, was zurückbleibt

Kein Engel kam mir hinterdrein, -> schutzloses Ausgeliefertsein -> der, von dem das Wunder ausging, scheint gleichgültig zu sein und nicht dafür zu sorgen, dass das Wunder im LI erhalten bleibt
die Botschaft zu beleben. -> die Botschaft war im LI bereits erstorben, also "tot", weil vom Wind fortgeraubt
Ich musste selber Künstler sein
und trotz der tief gefühlten Pein
der Auskunft Farbe geben. -> das Erlebnis kann nur noch mittelbar durch die Kunst (also auch "verkünstlicht") vergegenwärtigt und weiter gegeben werden, weil das LI zur echten authentischen Erfahrung keinen Zugang mehr findet

Wie mir der Wind mit seinem Lied -> erinnert an Erkönig
die Wärme aus den Knochen zieht! -> Wärme = Leben / Kälte = Tod . . . der Wind als Todbringer
Er prüft mich nicht. Ihm ist es gleich. -> der Wind als Gleichgültiger, als nicht gezielt aktiv Handelnder -> Widerspruch zur ersten Strophe
Und eben war ich noch so reich. -> Bewusstsein, etwas großes verloren zu haben -> dadurch Gefühl der inneren Leere

So teilte ich denn Hoffnung aus,
obwohl mich Zweifel quälte. -> Hoffnung kann eigentlich nur austeilen, wer selbst Hoffnung hat bzw. noch hofft . . . Aussage steht im Widerspruch zur oben angedeuteten inneren Leere und der Begegnung mit dem Tod . . . wer Hoffnung austeilt, ohne selbst zu hoffen, heuchelt anderen u.U. etwas vor
Dann rannte ich aufs Feld hinaus; -> der Weg ist jetzt einanderer, weg von zu Hause, das Herumirren beginnt
die Sterne sahen blasser aus,
weil nun der Engel fehlte. -> wieder die Suche, der Blick Richtung Himmel, wo das LI jedoch nichts findet, wieder das Zurückgelassensein und die Leere

Ob es den Brüdern wohl gelang, -> "gelang" -> also muss es auch für sie schwierig gewesen sein
den Glauben zu behalten, -> das LI hofft, dass andere das noch haben, was ihm selbst geraubt wurde
als Eiseskälte uns durchdrang? -> der selbe Wind auch bei ihnen?
Mir ist vor dieser Frage bang -> also Getrenntsein von den Brüdern, da das LI nicht weiß, wie es ihnen ergangen ist -> wieder der Hinweis auf das einsame Herumirren
wie vor dem Wind, dem kalten. -> der Wind / Tod abschließend noch einmal als der zentrale Feind


Die Aussage des Textes lautet für mich:

das LI ist nach einer wundersamen Erfahrung, für die ihm die Worte fehlen, völlig schutzlos einem sofort stattfindenden "Gegenangriff" ausgesetzt, welcher in ihm große innere Leere zurück lässt. Das Ausgangserlebnis kann nicht mehr unmittelbar nachempfunden werden. Das LI erhofft sich, dieses jedoch noch bei "den Brüdern" zu finden.

Von daher wirkt es nicht sehr nachvollziehbar, dass das LI trotz aller Verzweiflung meint, selbst Hoffnung verbreiten zu können. Das wäre mMn ungefähr so, wie wenn eine Frau nach einer Vergewaltigung meint, die Idee der ganz großen Liebe verbreiten zu müssen.

Im Mittelpunkt steht nicht das Wunder, sondern der Wind. Dieser kann in einigen Stellen als aktiv handelnde böse Kraft, in anderen als eher zufällig-passiver Tod, der eben allen menschen begegnet, verstanden werden. Er ist unsichtbar, nicht greifbar, nicht bezifferbar in seinen Ausmaßen und in Bewegung - ein mysteriöses Etwas, das dem LI überlegen ist und von diesem nicht wirklich erkannt / durchschaut wird

Die Herausforderung des LI ist es nun, mit dieser schlimmen Begegnung fertig zu werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass Du alljährlich ab September spätestens Weihnachts Texte schreibst wie wild und damit das Forum flutest, ja mei...des kennen wir ja
Asche aufs Haupt, soll nicht wieder vorkommen. :)

Also von mir aus kannst Du gerne auch jeden Tag zehn oder zwanzig neue Weihnachts Texte texten und in's Forum stellen.

Das Motiv dahinter ist mir schon klar. Was ich ehrlich gesagt nicht glaube ist, dass Du die Dinger wirklich auf Bitte von Komponisten textest.

Ausserdem würd ich gerne mal ein Ergebnis hören. :) Bei inzwischen gefühlt hundert Texten, wo sind da die zugehörigen Lieder?
 
@Turquoise, puh, viel Arbeit. Und doch. Wenn wir schon in Metaphern sprechen, wofür steht der Wind? Ist es nicht die Zeit, die an uns nagt und uns die Wärme aus den Knochen zieht? Das ganze Gedicht ist eben nicht Bildlich. Auf dem Nachhauseweg wird der Hirte wohl noch gejubelt haben. Aber der Wind der Zeit ist eben unerbittlich und gleichgültig. Deswegen fand ich die Interpretation von @TheMarkus so interessant, weil er den Hirten als Stellvertreter gesehen hat für alle, die mit Idealen ins Leben gehen und im Laufe der Zeit ins Grübeln kommen ...
 
@Turquoise, puh, viel Arbeit. Und doch. Wenn wir schon in Metaphern sprechen, wofür steht der Wind? Ist es nicht die Zeit, die an uns nagt und uns die Wärme aus den Knochen zieht?
Nein, nicht viel Arbeit. Geht relativ schnell.

Nein, die Zeit ist es nicht. Weil die Zeit langsam und stetig an uns nagt. Dieser Wind jedoch schlug schnell und überraschend zu. Er war "jäh" und es geschah in einem Moment auf dem Nachhauseweg.

Ich sage: es ist der Tod. Der Tod ist das einzige, was plötzlich kommt und ebenso als böse wie als gleichgültig, als aktiv wie als passiv wahrgenommen wird. Er ist es auch, dessen Angriff selbst die schönsten, wundersamsten Bilder erschüttern und den Zugang zum Wunder versperren kann.
 
wer Hoffnung austeilt, ohne selbst zu hoffen, heuchelt anderen u.U. etwas vor
Von daher wirkt es nicht sehr nachvollziehbar, dass das LI trotz aller Verzweiflung meint, selbst Hoffnung verbreiten zu können
Als Heuchelei würde ich es nicht bezeichnen. Er will das Wunder in seinem Geist wieder auferstehen lassen, indem er das, was noch da ist, so farbig wie möglich weitergibt. So wie man aus Verzweiflung anfängt zu singen.

Hui! Ich bin echt beeindruckt. Mein Sohn hat mich noch mal daran erinnert, dass ich als Autor keine Deutungshoheit habe. Also lasse ich eure wie immer gearteten Interpretationen mal gleichrangig nebeneinander stehen, ohne mich zu entscheiden.
Ich sage: es ist der Tod. Der Tod ist das einzige, was plötzlich kommt und ebenso als böse wie als gleichgültig, als aktiv wie als passiv wahrgenommen wird. Er ist es auch, dessen Angriff selbst die schönsten, wundersamsten Bilder erschüttern und den Zugang zum Wunder versperren kann.
Wenn wir schon in Metaphern sprechen, wofür steht der Wind? Ist es nicht die Zeit, die an uns nagt und uns die Wärme aus den Knochen zieht? Das ganze Gedicht ist eben nicht Bildlich. Auf dem Nachhauseweg wird der Hirte wohl noch gejubelt haben. Aber der Wind der Zeit ist eben unerbittlich und gleichgültig.
Immerhin habt ihr offenbar Spaß daran, euch irgendwie auf den Inhalt einzulassen. Dafür erst mal ein dickes Dankeschön!!! :)
 
Bei inzwischen gefühlt hundert Texten, wo sind da die zugehörigen Lieder?
Ich kann dir gern welche schicken. :)
Okay, ALLE Texte entstehen nicht auf Bitten der Komponisten, aber doch einige. Sorry, wenn ich da ungenau war. :)

Hab dir welche rübergeschickt. Nun bist du dran. Deine Meinung? :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab zur Zeit kein Internet. Kann nur mit Smartphone hören. Danke erstmal. Ich melde mich später. Umzugsstress.
 
Zwar immer noch Umzugsstress, aber zum Glück funktioniert das Internet wieder.
Die Skizze ist vielversprechend. Falls du mal wieder Zeit hast, mach unbedingt weiter! :)
 
Ich würde auch gern mal wieder um ein Projekt kreisen, aber erst mal muss ich in meiner alten Wohnung die Bohrlöcher zuspachteln, die Fenster putzen und die Heizungen außen und innen reinigen (lassen). Vorher hab ich keine Ruhe.
 

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