Der frierende Hirt

  • Ersteller Teestunde
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Ich finde es auch interessant. Warum? Weil ich's nicht so recht zu fassen bekomme.
Ein Teil in mir verschließt sich aber auch und entzieht sich der Auseinandersetzung, weil es mir zu offensichtlich religiös - nein, besser christlich - geprägt ist. Da habe ich bis auf die Erinnerung an frühkindliches Staunen wenig Erfahrung mit. Schade eigentlich.
Verrate mir eins, wofür steht der Engel?
Was stünde an dessen Stelle, würde ich ihn einfach weglassen?

Kann ich mir trotzdem an sich gut als Songtext vorstellen (wenn ich wüsste, wie man Texte in deutscher Sprache so vertont, dass ich Spaß dran habe ;-) ).

Ein Weihnachtsding sehe ich hier nicht. (Trotz mangelnder Religiosität kann ich sehr viel mit Weihnachten anfangen)
 
Verrate mir eins, wofür steht der Engel?
Den Engel kann ich nicht einfach weglassen, er offenbart den Hirten das Wunder. :) (Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium)
Ein Weihnachtsding sehe ich hier nicht. (Trotz mangelnder Religiosität kann ich sehr viel mit Weihnachten anfangen)
Das ist genau meine Absicht: Der Hirte steht für alle, die von einer Offenbarung zehren müssen und sich nicht mehr sicher sind, ob das Wunder überhaupt stattgefunden hat. Indem er Auskunft gibt, hofft er, dem Wunder wieder näher zu kommen, aber es gelingt ihm nicht. :)
 
Ja, und das ist leider der Punkt, wo ich aussteige ;-)
Nochmal: schade

Schade, dass sich die Wunder dieser Welt an diesem Punkt erschöpfen.
Gibt es keine Wunder, die es darüber hinaus wert sind, bewundert zu werden?
Nein, lass uns nicht über Religion diskutieren.
 
Schade, dass sich die Wunder dieser Welt an diesem Punkt erschöpfen.
Ich bin ja vor kurzem Papa geworden. Da habe ich mir doch neulich ein paar Gedanken gemacht. Bei Harry Potter werden Dinge mit dem Zauberstab bewegt, es gibt Blitze und so. Aber richtig aus dem Nichts können die dort nicht etwas entstehen lassen... Und nun gibt es dieses Wunder dort in der Wiege. Na, klar, alles easy, ist doch nur Biologie... Aber für mich ist es doch ein Wunder. Vielleicht muss man nur lernen, die Wunder wieder zu sehen.
Sorry für OT :)
 
Vielleicht muss man nur lernen, die Wunder wieder zu sehen.
Nee, OT ist das eigentlich nicht. Ich hab zum Beispiel eine schwere Krankheit überlebt, das war für mich auch ein Wunder. So hat im Leben wohl jeder seine Schatzkiste. Man darf nur nicht versäumen, das Wunder hineinzutun. :)
 
  • Danke
Reaktionen: rho
Der Text ist, wie man an den Beiträgen sehen kann, gut geeignet, sich anahnd seiner Bekenntnisfragen zu stellen, wenn man sich darauf einlassen möchte. Ob christlich oder nicht, eignet er sich als Projektionsfläche. Beim Lesen schien er mir unzugänglich. Da dachte ich an Rilke oder Trakl. Beim Lesen der Beiträge kam mir der Gedanke, dass man den Text gar nicht im engeren Sinn verstehen muss, wie man auch über Wunder nichts "wissen" kann, sondern eben nur glauben. Das ging mir mit "Hyper Hyper" aber auch so ;) Im Gegensatz dazu reizt mich die morbide Kühle des Textes am meisten.
 
Beim Lesen der Beiträge kam mir der Gedanke, dass man den Text gar nicht im engeren Sinn verstehen muss
Das geht auch gar nicht. Das ist so wie mit einem Bild. Lauter Leute stehn davor und jeder sieht etwas anderes. :)
 
[...]Das geht auch gar nicht. Das ist so wie mit einem Bild. Lauter Leute stehn davor und jeder sieht etwas anderes. :)
Es gibt aber doch Grade der Offensichtlichkeit oder Codierung. Und da ist dein Text schon eher "traklhaft" ;)
 
Ich finde es auch interessant. Warum? Weil ich's nicht so recht zu fassen bekomme.
Geht mir genauso.
Ich würde da auch nicht mehr verraten, als Du es schon getan hast.

Das ist so nebulös geschrieben, dass darin jeder seine Sichtweise behalten kann.
Nach wie vor sehr große Kunst.

Zur Vertonung würde ich mit Windgeräuschen und spärlich-sphärischen Sounds arbeiten wollen, den Gesang stark reduzieren, wichtige Stellen betonen, gleichzeitig die Musik dann kurz dramatischer werden lassen, bezogen zum Rest (diese Knochen-Wind-Stelle, meine ich).
 
Das ist so nebulös geschrieben
Komisch, mir kam es beim Schreiben eigentlich klar vor, die Heimkehr vom Stall, der alles betäubende Wind, der Zweifel, ob das Wunder wirklich eins war, der Versuch, über das Erzählen davon, dem Wunder wieder näher zu kommen, die Sehnsucht nach dem Engel, der nicht wieder auftaucht...
 
Was ich befremdlich finde ist, dass der Wind eigentlich mächtiger ist, als das Wunder. Er ist in der Lage, dem Hirten das erlebte Wunder augenblicklich zu entreißen, so dass dieser seine "Hoffnung" nun austeilt wie aus einem leeren Gefäß, in dem sich nichts, als gähnender Zweifel befindet.

Nun frage ich mich, auf welcher Ebene der Hirte denn eigentlich vom Wunder ergriffen wurde? Auf der intellektuellen?
Auf der emotionalen?
Auf irgendeiner metaphysischen?

Was teilt der Hirte denn tatsächlich aus, wenn ihm der Wind die Essenz sofort wieder nehmen konnte?

Und: kann es dann überhaupt ein Wunder gewesen sein, wenn es letztlich viel zu schwach war, sich tief ins Herz des Hirten einzubrennen?

Weil ich im Papa-Text Stringenz und Schlüssigkeit als Kriterium nannte: diesen Text finde ich in sich nicht schlüssig.
 
Lieber Turquoise,
genau die Fragen beschäftigten mich auch. WARUM gibt der Hirte Auskunft, wenn er inzwischen längst zweifelt, dass diese Geburt wirklich ein Wunder war? Er will über die Schilderung den Glauben neu beleben. Aber dieser kräftezehrende Wind raubt ihm fast das Bewusstsein. Ich finde, dieses Bild kann so für sich stehen. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe nichts zu sagen, und kann nur empfehlen.
Liebe Teestunde der Text ist genauso wie er da steht wunderbar.
Das ist wie Helge schon schreibt auch für mich höhere Kunst.
Du kannst den Text keineswegs für das verschiedene Verstehen der
Leser zurecht schneiden.
Lass ihn bitte so wie er ist.
Der Vorschlag Helges mit seiner musikalischen Dramaturgie dem
Text etwas Greifbares zu geben, ist vielleicht garnicht so schlecht.
Ich würde eher eine schlichte Musik aber mit starkem Gesang bevorzugen.
 
Mal sehen, was Locis bastelt. :)
 
genau die Fragen beschäftigten mich auch. WARUM gibt der Hirte Auskunft, wenn er inzwischen längst zweifelt, dass diese Geburt wirklich ein Wunder war? Er will über die Schilderung den Glauben neu beleben. Aber dieser kräftezehrende Wind raubt ihm fast das Bewusstsein. Ich finde, dieses Bild kann so für sich stehen.
Das Bild vom Wind, der das Erlebnis raubt, erinnert mich an das Bild vom Sämann, der den Samen auf den Weg aussät. Dann kommen die Vögel und picken ihn weg.

Deine Frage und meine unterscheiden sich aber:

ich frage: kann der Hirte überhaupt noch davon erzählen, wenn der Wind es ihm geraubt hat?

Du fragst: warum will der Hirte davon erzählen?

Deine Antwort: weil er für sich seinen Glauben wiederbeleben will

Da frage ich: was will der Hirte wiederbeleben? Es muss ja dann doch etwas übrig geblieben sein, das irgendwie nachhallt. Also kann der Wind nicht alles geraubt haben.

-> ich finde, diesen Punkt sollte der Text dann irgendwie noch andeuten. Sonst ist er in sich nicht schlüssig.
 
Der Text ist auch deswegen so stark, weil er sich nicht nur auf Weihnachten
mit der Geburt des Kindes beschränkt.
Er findet ständig im Leben Gleichnisse, und trifft für viele Ereignisse im Leben
zu. Jeder wird sich schon mal die Frage gestellt haben, warum gerade ich ?
Was tue ich hier, gestern fand ich es noch so toll. Aber heute, ich weiß nicht.......
Da ist auch nichts metaphysisches bei, wenn man begreift, das alles als bildliche Darstellung gemeint ist. Natürlich gibt es in dem Sinne keine Engel.
Warum aber sagt man wenn einer einen super schweren Autounfall hatte,
und dabei unverletzt blieb, : "Na Du hattest aber drei Schutzengel "
Nichts Anderes ist auch in dem Text enthalten.
 
kann der Hirte überhaupt noch davon erzählen, wenn der Wind es ihm geraubt hat
was will der Hirte wiederbeleben? Es muss ja dann doch etwas übrig geblieben sein, das irgendwie nachhallt. Also kann der Wind nicht alles geraubt haben.
Es ist wie bei einem Traum, man erzählt schnell das, woran man sich noch erinnert, bevor alles wegrutscht. Während man sich reden hört, "konserviert" man die Traum-Erinnerung. Hätte man gleich was Anderes gemacht, wäre zuletzt nichts mehr da.
-> ich finde, diesen Punkt sollte der Text dann irgendwie noch andeuten. Sonst ist er in sich nicht schlüssig.
Mal sehen. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Weisst DuTurquoise, es ist schade, dass die Diskussion in diese Richtung geht.
Denn über solche Altklugen Beispiele wie Du sie bringst, haben wir uns schon als Kinder
unterhalten.
Unter anderem Auch, Gott ist nicht allmächtig, denn er kann keinen Stein
schaffen, den er selber nicht heben kann.
Wenn man mit solchen recht einfältigen Sprüchen argumentieren muss, ist das
nicht sehr schlau.
Du hast eigentlich nichts was das hier betrifft begriffen.
Bitte sei mir nicht böse, aber das wollte ich loswerden.
 

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