Ausschreibung CELLER SCHULE 2022

[mWermut]

Auf den ersten Blick gebe ich die Recht! Aber Zusammenhänge, die sich nicht sofort erschließen, zu verbinden, kann leicht dazu führen, dass sie auf Unverständnis stoßen.

..das kann ich mir gut vorstellen, man muss schon aus dem Angebot der Möglichkeiten wählen, aber das ist ja reichhaltig..ich kann mir auch vorstellen, das ein Text der keine zufällige Komponente enthält als konstruiert empfunden wird..

Viele Grüße, m

 

[artname]

ich kann mir auch vorstellen, das ein Text der keine zufällige Komponente enthält als konstruiert empfunden wird..

Natürlich! Nur liegt das Problem dann oft nicht in der aufgesetzten Logik, sondern in der ungeschickten Handhabung der Sprache. Manchmal reicht es beispielsweise, wenn man aus einer Ursache eine Wirkung macht, um ein vorherrschendes Denk-Klischees unterhaltsam attackieren zu können.

Ich beschäftige mich zur Zeit beispielsweise gerade sehr intensiv mit den verschiedenen Konjunktionen adverbialer Nebensätze. Wenn ich jetzt darüber weiter schreiben würde, käme das sicher so spannend wie die Bedienungsanleitung einer neuen DAW rüber.

Aber wenn ich mir diese 30-40 Verbindungsstücke zwischen Haupt- und Nebensatz beim Spazieren vorbete, schickt mein Gehirn mir allmählich ganze Sätze, in Form von Bildern, die ich unbedenklich als Basis eines Songs nutzen kann, weil die meisten Konkurrenten so nicht texten. Ich laufe also nicht Gefahr, syntaktisch 0-8-15 zu arbeiten. Das bereitet ein gutes Gefühl. Und eben jenes gute Gefühl beim Arbeiten ist für mich von allergrößter Wichtigkeit. Viele Rapper nennen das mE „flow“.

Es ist eben nicht nur das Inhalt, sondern auch die Form, die einen Text banal, interessant oder zu kompliziert machen.

 

[mWermut]

es ist eben nicht nur das Inhalt, sondern auch die Form, die einen Text banal, interessant oder zu kompliziert machen

..da liegst du sicher richtig..

 

[rho]

Wie stellt diese Einrichtung eigentlich die Qualität dauerhaft sicher? Dazu findet man nichts. Keine staatliche Anerkennung, keine Zertifizierung, keine Akkreditierung.

Na, du suchst wohl an deiner Triangel auch den rechten Winkel, oder? Aber ernsthaft: so gesehen ist die CS als rein privat(wirtschaftlich)e Veranstaltung am ehesten mit einer betrieblichen Weiterbildung zu vergleichen, die auch ohne eine außerbetriebliche "offizielle" Anerkennung einen Wert innerhalb einer Branche oder eines Berufszweigs haben kann.
Es stimmt allerdings schon, die CS changiert auch in meiner Wahrnehmung zwischen erlesenem Geheimzirkel, betrieblicher Weiterbildung in irgendwas schrecklich profanem und einer Dorfdisko mit stiernackigem Türsteher.

Was nicht bedeuten muss, dass man teure Workshops besuchen muss. Aber einen Texter sollte mE die Nutzung der deutsche Sprache wenigsten so weit interessieren, wie die Komponisten von heute wohl alle die Bedienungsanleitungen ihrer DAWs „studieren“, So verwirrend das anfangs auch sein mag. Oder?

In diesem Zusammenhang fällt mir die elitärere SAGO-Schule des verstorbenen Christof Stählin ein, bei dem sich Jeske & Reitz auf Seite 293 (2. Aufl.) "für die ersten Ermutigungen zum Liederschreiben" bedanken. Wenn ich richtig informiert bin, konnte man zu Stählins Lebzeiten nur von Teilnehmer*innen empfohlen werden. Heute heißt es auf der Homepage "Neubewerbungen werden jederzeit entgegengenommen und wohlwollend geprüft. Einladungen erfolgen, wenn Seminarplätze frei sind und alle Lehrenden vom Sinn einer Seminarteilnahme überzeugt sind. Kriterium dazu sind die Qualität und das Potential der eingesandten Lieder." Mal abgesehen davon, dass immer irgendwer über das Potenzial von irgendwem befindet, kommt mir -dem bekennend Unwürdigen- SAGO unangenehm entrückt vor.

 

[artname]

Lieber @rho , ich danke dir für die Erwähnung von SAGO. Edit Jeske schwärmte mal davon. Aber erst deine Erwähnung ließ mich auf YouTube recherchieren. Einige der Teilnehmer kenne und schätze ich.

Christof Stälin hätte ich mir nach Jeskes Schilderung anders vorgestellt. Ich empfinde ihn in den verfügbaren Videos irgendwie eitel. Aber er erinnert mich zugleich an eine Dichtergeneration, die sich eben dem „eleganten“ Kabarettext verschrieben hatten, Einige dieser Generation habe ich etwas näher kennengelernt. Wir schätzten uns (teilweise) menschlich und tolerierten uns im besten Falle künstlerisch.

Und hier sehe ich ein ernsthaftes Problem für die Vermittlung von Poetik: Jede Generation hat ihre eigene Ausdrucksweise. Teilweise ergibt sich das Moderne in ausgesprochener Opposition gegen den untergehenden Stil der letzten Generation. Aus der aber vermutlich der größere Teil der Lehrer stammen dürfte…

Wieder ein Grund dafür, warum ich statt dem Studium erfolgreicher Kunstwerke eher das Studium der Sprache bevorzuge! Wenn ich wieder eine formale Entdeckung gemacht habe, finde ich deren Wirkungsweise in allen Jahrhunderten vertreten. Mal mehr, mal weniger. Alles wie bei der Musik. Wenn ich Melodiemotive studiere, ist mir egal ob die von Beethoven stammen oder einem Komponisten aus unserem Forum. Zu Entdeckungen führt beides!

 

[Entone]

Na, du suchst wohl an deiner Triangel auch den rechten Winkel, oder?

Die Leben offenbar von ihrem Ruf und den paar Masterminds, die dahinter stehen. Wenn die mal weg sind, was passiert dann? Führt der Hausmeister Krause dann den Geheimzirkel weiter?

 

[artname]

Führt der Hausmeister Krause dann den Geheimzirkel weiter?

Manches verkannte Genie lebt vermutlich als Hausmeister unter uns…! Ab welchem Status beginnt bei dir der Lehrer?

 

[Andaraginga]

Lieber @rho , ich danke dir für die Erwähnung von SAGO. Edit Jeske schwärmte mal davon. Aber erst deine Erwähnung ließ mich auf YouTube recherchieren. Einige der Teilnehmer kenne und schätze ich.

Ich danke ebenfalls. Der Name war mir, wie so vieles, komplett unbekannt.
Ich hab jetzt ein bisschen gelesen und recherchiert und entdeckt, dass es eine eigene SAGO-Didaktik (manchmal auch Bilder-Didaktik genannt) gibt. Das klingt ja auch spannend.

 

[Entone]

Führt der Hausmeister Krause dann den Geheimzirkel weiter?

Manches verkannte Genie lebt vermutlich als Hausmeister unter uns…! Ab welchem Status beginnt bei dir der Lehrer?

Klar, wenn Qualitätssicherung auf dem Niveau stattfindet, dann gibt es halt keine. Für den Kunden ist das dann die Wundertüte.

 

[artname]

…und entdeckt, dass es eine eigene SAGO-Didaktik (manchmal auch Bilder-Didaktik genannt) gibt. Das klingt ja auch spannend.

Ja, Ich glaube, die ehemaligen SAGO-Teilnehmer Judith Holofernes und Bodo Wattke spielen in einem Podcast (auf YouTube) auch darauf an. Ich weiß nicht, wie speziell dieses Spiel war - aber es ist gar nicht unüblich in der Poetik, die Didaktik der Bilder beim Schreiben zu hinterfragen. Amerikanische Songwriter nennen diese Disziplin „Imagery“.

Das ist es ja eben. Manche Künstler finden die Poetik so spannend, dass sie irgendwann vom Künstler zum Lehrer wechseln. Das Altern und nachlassende Einnahmen als aktive Künstler spielen natürlich auch eine Rolle.

 

[artname]

Klar, wenn Qualitätssicherung auf dem Niveau stattfindet

Gut, du akzeptierst also die Existenz von Qualität in der Poetik. Nenn dann doch bitte als nächstes noch DEINE Vorstellung von guter Qualität. Wir nennen hier ja auch gerade Namen Ich würde dir bei deinen Namen aber empfehlen, dich vorsichtshalber rückzuversichern, ob deine Favoriten sich nicht doch gelegentlich irgendwann von Hilfsjobs ernährten.

 

[Entone]

Ok, es gibt also offenbar keinen QS-Mechanismus, auf den unbedarfte Kunden vertrauen können. Vermutlich läuft alles über den guten Ruf und Hörensagen. Die Frage ist dann immer, ob so etwas dauerhaft funktioniert. Namen sind Schall und Rauch.

 

[rho]

Ok, es gibt also keinen QS-Mechanismus, auf den unbedarfte Kunden vertrauen können. Offenbar läuft alles über den guten Ruf und Hörensagen. Die Frage ist dann immer, ob so etwas dauerhaft funktioniert. Namen sind Schall und Rauch.

Die SAGOnauten würde jetzt der Schlag treffen, aber wenn du es partout nach BWL-Kriterien einordnen willst, dann sind "guter Ruf und Hörensagen" die wesentlichen Triebkräfte eines gesättigten Konsumgütermarktes. Das "Testimonial", die Empfehlung und ihr kleinstes Kondensat, das Facebook-Like, gehören zu den wichtigsten Kaufmotivationen, eingebettet in Meinungsführerschaften innerhalb von Peergroups. Da löst sich das, was von einer Käuferschaft als "gute Qualität" beurteilt wird, völlig von der konkreten Beschaffenheit des Produktes. Und diese künstlich geschaffenen Bedürfnisse und das sozial induzierte Vertrauen in die bedürfnisbefriedigenden Eigenschaften von Produkten sind der Traum aller Marketeers und Werbetreibenden. Genau genommen geht es aber nicht um die Eigenschaften der Produkte, sondern um ihre Eignung als Kommunikationsanlass innerhalb der Peergroup, bzw. des Marktsegments in dem man sich befindet. Da ist es egal, ob diese Peerkommunikation durch den Besuch eines SAGO-Konzertes mit besonders fein gesponnenen Liedern angeregt wird oder durch den Wink zum Auktionator bei Christies, um sich den nächsten Hurst, Richter oder Meese zu bunkern.

 

[artname]

Und ich frage nochmals nach DEINEN Kriterien der Qualitätssicherung von künstlerischen Workshops. Kennst du Konzerträume, Theater, Kinos von innen? Gibt es für dich eine spezielle
Qualitätssicherung angesichts der Eintrittsgelder deinerseits?

Oder wähnst du dich seit langer Zeit bereits in der Hölle? Was meint dein Arzt zu diesen Symptomen?

Die Frage ist dann immer, ob so etwas dauerhaft funktioniert

Welche Qualität funktioniert denn dauerhaft?

 

[mWermut]

Mein lieber @rho,

..nicht dass ich dir widersprech, aber das ist mir zuviel..

wesentlichen Triebkräfte eines gesättigten Konsumgütermarktes.

ihr kleinstes Kondensat

wichtigsten Kaufmotivationen

Meinungsführerschaften

Peergroups

Käuferschaft

konkreten Beschaffenheit des Produktes

künstlich geschaffenen Bedürfnisse

das sozial induzierte Vertrauen

bedürfnisbefriedigenden Eigenschaften von Produkten

Traum aller Marketeers

Eignung als Kommunikationsanlass innerhalb der Peergroup

des Marktsegments

..ist es vielleicht möglich, dass du dich auf einen Gedanken pro Absatz und zwei bis drei für ein Post beschränkst? Wäre jedenfalls meine persönliche Bitte als Kunst-schaffender..

..Mein Favorit sind 'künstlich geschaffene Bedürfnisse'

Auktionator bei Christies, um sich den nächsten Hurst, Richter oder Meese zu bunkern.

..und ein wenig weniger Name-Dropping wäre auch nicht schlecht..

Viele Grüße, m

 

[Entone]

Im Bereich der staatlichen Anerkennung gibt es QS-Mechanismen. Z.B. müssen grundsätzlich (bis auf wenige Ausnahmen, die nicht dem Bolognasystem unterfallen) alle Studiengänge an staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschulen akkreditiert werden. Wenn ich ein künstlerisches oder musisches Fach studieren will, dann findet sich der Studiengang z.B. hoffentlich in dieser Liste:
https://antrag.akkreditierungsrat.de/

Nun ist diese Einrichtung keine Schule und keine Hochschule, die angebotenen Kurse keine Studiengänge. Es handelt sich um rein private Workshops, deren Durchführung, Inhalt und Organisation beliebig sind und ohne anerkannten Nachweis oder Abschluss enden. Das muss nicht schlecht sein, aber ich finde, das sollte man sich klar machen.

Das Problem bei vielen solcher Einrichtungen ist, dass sie im Bildungssystem "unter dem Radar" laufen. Keine staatliche Anerkennung, keine Akkerditierung, nichts. Es gibt 1000e "private Weiterbildungseinrichtungen" von zweifelhafter Qualität. Da lernt man dann für teures Geld, Mandalas zu malen oder im richtigen Rhythmus mit der Natur zu atmen und ähnlichen Stuss und bekommt am Schluss ein "Zertifikat", das keine Aussagekraft hat. Für mich als Außenstehenden ist schlicht nicht erkennbar, ob diese Einrichtung gut ist. Da werden Namen genannt ok. Aber etwas Objektivierbares gibt es nicht. Keine DIN- oder ISO-Zertifizierungen und kein Hinweis auf ein irgendwie geartetes eigenes internes Qualitätsmanagement. Klar externe Expertise kostet Geld. Und wenn man es nicht nötig hat, bzw. zu klein ist, macht man es nicht. Aber eine irgendwie nach außen kommunizierte Form der Selbstreflektion wäre wünschenswert. Auf der Webseite habe ich dazu jedenfalls nichts finden können. Und wenn diese Einrichtung wirklich gut ist, dann wäre eine kurze transparente Beschreibung ein "Klacks".

 

[mWermut]

Es handelt sich um rein private Workshops, deren Durchführung, Inhalt und Organisation beliebig sind und ohne anerkannten Nachweis oder Abschluss enden.

..ich glaub, das kann man so stehen lassen..

..mich persönlich interessieren nur die Aufgaben..

Viele Grüße, m

 

[artname]

Nun ist diese Einrichtung keine Schule und keine Hochschule, die angebotenen Kurse keine Studiengänge. Es handelt sich um rein private Workshops, deren Durchführung, Inhalt und Organisation beliebig sind und ohne anerkannten Nachweis oder Abschluss enden. Das muss nicht schlecht sein, aber ich finde, das sollte man sich klar machen.

Jetzt staune ich aber. Wenn du das alles weißt, weshalb startest du bereits in #4 in diese Diskussion mit folgendem Wortlaut:
Zitat von mWermut: ↑
..es geht um einen 14-tägigen Workshop, wo du das Rüstzeug bekommst um Schlager zu schreiben..du bewirbst dich mit Arbeitsproben..

Ich glaube, ich bin doch schon tot und das ist in Wirklichkeit die Hölle.

 

[Ennui]

Ich verkaufe immer noch deren Buch. Nimmt so viel Platz weg im Regal. Einmal gelesen, wie neu. Da sind sicher einige der Qualitäten gut beschrieben.

 

[mWermut]

..es geht um einen 14-tägigen Workshop, wo du das Rüstzeug bekommst um Schlager zu schreiben..du bewirbst dich mit Arbeitsproben..

..wobei ich 'Schlager' irrtümlich geschrieben und durch 'deutsche Songtexte' ersetzt hab..

..ich glaub, @Entone bezog sich vor allem auf den Begiff 'Schlager'..

m