Auschmücken eines Songs

[exiiil]

Hey ich habe mal ein bisschen über mein ganzes Recording / Producing / Mixing - Verhalten nachgedacht, da dort irgendwo große Defizite einem gewissen Songwriting-Potential gegenüber stehen.

Ich mache seit recht langer Zeit Musik, schreibe also Songs, nehme sie auf und mische sie.
Ideen habe ich eigentlich immer massig und dementsprechend ist das Songwriting das geringste Problem. Auch Soundtechnisch habe ich genaue Vorstellung und weiß im Prinzip wo ich hin will.
Ich dachte bis jetzt eigentlich immer, das mischen sei das große Problem, bis ich mir jetzt mal wirklich in Ruhe Gedanken gemacht hab und mir jetzt gar nicht mehr so sicher bin.
Ich glaube, dass größte Problem ist das "Produzieren"!? Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau wie man das nennt und deshalb frage ich hier.

Wann genau und durch wen wird die Anzahl der Songspuren bestimmt? im speziellen geht es mir jetzt zum Beispiel um die Gitarren.

Beispielsweise, eine Band hat 2 Gitarristen und dementsprechend vor dem Recording 2 Gitarrenspuren im Kopf. Bei einer richtigen Produktion entstehen daraus aber oft locker mal zwischen 10 und 30 Gitarrenspuren, die alle son bisschen rumdudeln, mal halb rechts mal halblinks. Um den ganzen Song einfach auszuschmücken.
Wer trifft diese Entscheidung frage ich mich?
Manchmal fällt einem doch bestimmt während des Mixings erst auf ... "och da könnt aber noch die und die Gitarre hin" oder nicht? Muss man das alles vor dem Mix entscheiden? Weil beim Mixing ist die Band ja eigentlich nicht mehr dabei oder? ^^

Wäre cool, wenn mir da mal jemand etwas Licht ins Dunkel bringen kann und mir eventuell sagen kann, wo ich eventuell ein paar Tipps über diesen Prozess finde bzw. unter welchen Begriffen ich suchen kann.


Vielen vielen Dank. Gruß Manu

 

[mozartix]

Hey Manu
Du hast völlig recht, beim Mix ist die Band wieder weg...
Du musst aber einen kleinen Unterschied beachten...:

Die Entscheidung über die Anzahl der gespielten Pattern trifft der Komponist bzw die Band, je nach dem... Diese Entscheidungen sollten IMMER lange vor dem Studio-besuch gefallen sein!

Die Entscheidung über die Anzahl der Spuren im Mix trifft der Engineer, der den Song aufnimmt und bearbeitet...

Zu ersterem muss man denke ich nichts weiter sagen...
Zu zweitens: Je mehr spuren du hast, um so unübersichtlicher wird das ganze natürlich, aber um so mehr Möglichkeiten hast du hinterher... Moderne Pop-Produktionen haben mal ganz schnell 200 Spuren im Mix...
Das beginnt mit der Aufnahme (eine Gitarre mit 3 Mics zB) und endet mit Dopplungen für Parallelkompression, EQ-Seperation oder div. Hallräumen und Delays...

Ich hoffe, das hat dir nen kleinen Überblick verschafft - wenn du s noch genauer wissen willst, schreib mich gerne an
LG
Johannes

 

[Ari]

Um den ganzen Song einfach auszuschmücken.
Wer trifft diese Entscheidung frage ich mich?

Im Idealfall ein Produzent, der weiß, worauf es ankommt. Bei Bands, die jetzt nicht unbedingt groß sind, übernimmt die Rolle meist ein Bandmitglied. Es sollte auf jedenfall jemand machen, der wirklich die ganze Mischung vor sich hat und nicht nur die Sicht eines reinen Instrumentalisten.

Und nochwas, was oft zu Meinungsverschiedenheiten führt:

Es sollte jemand machen, der die Richtung der Band vorgibt und wo klar ist, dass die Band dem jenigen auch diskussionslos vertraut. Weiss ich leider allzugut aus eigener Erfahrung. Manchmal möchte die Band einfach nicht besser werden und erfolgreich vorran kommen. Dafür aber lieber ganz doll starr IHR Ding machen. (was meist in die Hose geht bzw auf der Stelle tritt)

Ari

 

[Marc1610]

Lage und Soundauswahl, gleich Frequenzspektrum das man sinnig ausfüllt.

Füllsounds, die evntuelle Lücken füllen.

Viele mischen alles present, was oft Steril, oder muffig klingt, also mittelmässige bis schlechte Mischungen fabrizieren.

Arrangement, wurde schlecht ausgeführt, schlechte Soundauswahl, oder mal schlecht aufgenommen, falsche Zerre genutzt usw.

Oft liegt es aber an der Faulheit bzw, Bequemlichkeit, der Hobbyband, die Gitarre oder den Gesang neu aufzunehmen, oder mal zusätzliche brauchbare Dopplungen einzuspielen.

Gerade bei einer Band die auch live spielt, ist es ja nu wirklich kein Hexenwerk, da sind doch kaum Insrumente vorhanden.
Wenn eine Band Live einen guten Sound fährt und ich meine den Sound, ich rede nicht von übertriebener Lautheit wo zb, 100.000 Watt gefahren werden.
Ist dasZusammenspiel super, beim Spiel die Griffgeräusche den eigendlichen Sound nicht übertönen, wird die Band auch super rüberkommen.

Diese Band wird auch gut zu mischen sein.
Das einzige was es da noch versauen kann, ist falscher Hall und schlechte Abhörsituation.

 

[artistsupport]

andererseits gibt es auch gute ings die schon beim recording gewisse missstände entdecken, der band verdeutlichen und (sofern sie mit musikern arbeiten die professionell sind und kleine wünsche umsetzen können) mit ihnen den song ausbauen. ist natürlich auch zeitintensiv und zeit ist ja bekanntermaßen geld.

 

[exiiil]

Hey, danke für die Antworten, damit bin ich jetzt ein bisschen schlauer.

Da ich bei uns in der Band der "Kopf" oder Songwriter, Vertrauensperson" oder was weiß ich, bin und wir keine "Große" Band sind, die einen Produzenten zur Seite hat, der bei solchen Dingen helfen könnte, würden diese ganzen Dinge natürlich auf mich zu kommen.

Hat jemand speziell hierfür vielleicht ein paar Tipps oder Schlagworte, die ich für meine Suche verwenden kann?
Natürlich spielt hier einfach viel Erfahrung und das richtige Gefühl eine Rolle, aber vielleicht gibt es ja trotzdem etwas, dass mir indiesem Bereich ein bisschen helfen kann.

Zum Beispiel so etwas wie:
- wenn in dem jeweiligen Part Powerchords gespielt werden, benutze diese als Fundament und lege sie über die gesamte Stereobreite (z.B. doppelt aufnehmen und rechts / links pannen). Der Rest kann als "Schmuck" einfach hinzugemischt werden und muss dann nur einfach aufgenommen werden.

Das hab ich jetzt einfach mal so formuliert als Beispiel, welche Art Hilfe ich benötigen könnte, ohne dass die Aussagen jetzt richtig oder falsch sein müssen ^^


Danke auf jeden Fall schonmal ^^

 

[Saurus]

...Hat jemand speziell hierfür vielleicht ein paar Tipps oder Schlagworte...

Keep it simple.

 

[exiiil]

...Hat jemand speziell hierfür vielleicht ein paar Tipps oder Schlagworte...

Keep it simple.

dann würde ich eine gitarre nach links und eine nach rechts machen, damit bin ich aber nicht so richtig zufrieden ^^

 

[goldendawn]

Hey,

hilfreich wäre mal eine Stilbeschreibung. Ich würd mich an deiner Stelle mal mit deinen Bandmitgliedern zusammen setzen und die Frage diskutieren, ob euch natürliches Band- bzw. Live-Feeling wichtiger ist, oder ein entsprechend fetter, aufgeblasener Sound, wo in Bezug auf Frequenzen, Stereo-Panorama und Tiefenstaffelung alles ausgefüllt ist. Die Gefahr bei letzterem ist, dass du im Endeffekt einen matschigen, undefinierten Mix produzierst, wenn du nicht ganz genau weißt, was du tust.

Nehmt euch am besten einen Zettel und zeichnet alle Instrumente (Drums in dem Fall aufgeteilt in Kick, Snare, Toms, Hi Hat etc.) in eine Art Koordinatensystem ein - die waagrechte Achse steht logischerweise für das Stereo Panorama, die senkrechte Achse für die Tiefenstaffelung (soll etwas "in your face" sein, oder eher im Hintergrund wabern). Eine derartige Visualisierung kann schon mal die richtige Richtung vorgeben und somit könnt ihr euch bandintern einig werden, welches Instrument welche Rolle im Mix einnehmen soll!

 

[Saurus]

...Hat jemand speziell hierfür vielleicht ein paar Tipps oder Schlagworte...

Keep it simple.

dann würde ich eine gitarre nach links und eine nach rechts machen, damit bin ich aber nicht so richtig zufrieden ^^

Na gut, kommt auf den Anwendungsfall/Song an. Oft reichen aber tatsächlich zwei Gitten.

Ich hab das letztens erst wieder so gemacht und dabei war das Git-Stack nicht mal abmikrofoniert. Das Git-Signal kam aus einem Preamp (Cabsim über D.I.-Out). Einmal L und einmal R und in Verbindung mit dem Rest des Songs (Bass, Drums, Synth) klang das so mächtig, dass ich gesagt hab - reicht. Hier noch mehr zu machen verbessert nix mehr.


.

 

[mozartix]

- wenn in dem jeweiligen Part Powerchords gespielt werden, benutze diese als Fundament und lege sie über die gesamte Stereobreite (z.B. doppelt aufnehmen und rechts / links pannen). Der Rest kann als "Schmuck" einfach hinzugemischt werden und muss dann nur einfach aufgenommen werden.

Der Ansatz ist an sich schon mal gar nich soooo doof... - Allerdings ist dann gleich dein ganzer Mix voll mit Powerchords...^^
Was ich ganz gerne mache, ist die Git. mit nem Amp mit 2 Mikros an 2 unterswchiedlichen Speakern aufzunehmen... - das kann einfach n Amp mit 2 Membranen sein, ich habe aber auch schon gesplittet und zwei Amps genommen. Dann habe ich bei einer Spur die Phase gedreht und dann die beiden hart links, rechts gepannt - damit hast du im Mix die "mitte" weiter frei, da ja nur die differenz zu hören ist. Einziger Nachteil - das ganze ist dann nicht mehr Mono-Kompatibel, da bleibt dann fast nixy mehr über von den Git.

 

[exiiil]

also in der Frage, wie das ganze klingen soll, sind wir uns eigentlich alle einig und ist auch mein ganz klares Ziel.

Live solls halt in erster Linie einfach nur rocken, während die Aufnahmen eher groß, aufgeblasen und eher poppiger klingen soll, ohne aber natürlich den Charakter von Rockmusik zu verlieren ^^

Richtung ist halt eher so, nennt es von mir aus Emo.
Als Referenz würde ich immer so The Black Parade von My Chemical Romance nennen.

Beispiel wäre das hier:



Ich habe das Album und auch das Lied bestimmt schon 500 mal gehört, aber ich tue mir immer noch recht schwer rauszuhören, wann wieviele Gitarren spielen, ansonsten könnte ich ja natürlich immer versuchen mich ein bisschen daran zu orientieren ^^

 

[mozartix]

"Nachmachen" würde ich das nie, das Ergebnis kann nur enttäuschen...

Aber wenn ich das so höre...: Sooo viele Gitarren sind das gar nicht - die sind nur zig fach gedoppelt...
Probier das mit dem Phase drehen mal und dubliziere dann beide spuren 2,3 mal und verschiebe die jeweils um ein ein par wenige ms (pass auf Phasing auf!) ... uU kommst du damit ganz gut zu einem brauchbaren Ergebnis

 

[exiiil]

ok danke für den tipp, ausprobieren werd ichs auf jeden fall mal ^^

 

[Ari]

Ich würde niemandem trauen, der mir beim Thema Komposition und Arrangement was von Phasendrehung und ms-Verschiebungen erzählt. Das ist eher son Foren-Nerd-Ding. Aber nicht sehr musikalisch.

Nee is doch so.

 

[mozartix]

Ich würde niemandem trauen, der mir beim Thema Komposition und Arrangement was von Phasendrehung und ms-Verschiebungen erzählt.

Ich kann deine Skepsis durchaus verstehen, die hatte ich am Anfang auch...
Und ich will niemandem in iein Arrangement rein reden, ganz im Gegenteil, ich will ihn darin bestärken, dass ein gutes Arrangement uU gar keine weitere Spur braucht, sondern nur im Mix verbessert werden muss...

Und was das mit unmusikalisch zu tun hat, wenn man die Phase dreht oder ein leichtes delay bastelt weiß ich jetzt grad auch nich so genau... aber uU kannst du mir das ja mal erklären
Bin da für alles offen

 

[goldendawn]

Phase drehen und Delay basteln ist aber doch wirklich eines der letzten Dinge, die man probiert... mit herkömmlichen Mitteln kommt man in 95% der Fälle auch zum Ziel. Außerdem würd ich nicht gleich mit Spezialthemen beginnen, wenn noch nicht mal klar ist, wieviele Gitarren-Takes überhaupt gemacht werden sollen. Ich würde auch Unerfahrenen nicht raten, gleich mal jeden Take mit 3 Mikros an zwei verschiedenen Boxen abzunehmen! Erstmal einen guten Sound am Amp schrauben, SM57 ein wenig hin und herrücken und schauen, was passiert!

Und: Es sind schon viele Gitarristen an 1x sauber doppeln gescheitert, also bitte auch nicht immer gleich allen suggerieren, dass man unzählige Dopplungen machen MUSS, um irgendwie an Profi Sound ranzukommen.

 

[mozartix]

Dass man das machen MUSS hab ich auch nie gesagt...
Und es geht mir bei weitem nicht darum, einem Neuling irgendwelche "spezialthemen" aufzudrängen...
Allerdings war doch die Frage, wenn ich s richtig verstanden habe uA., wie man die Rifs im Mix anordnet - sprich Powerchords breit, andere parts geziehlt pannen etc. ... - dafür ist es meiner Meinung nach sinnvoll, wenn man die Mitte im Mix frei bekommt - das erspart einem uU weitere Spuren, die man bastelt, nur um den Song voller zu machen - und den mix dann !vermulmen! - aber an sich ist das durchaus richtig, dass man die ersten 90-95% durch eine sinnvolle und gedankenvolle mikrofonierung hin bekommt...

 

[mozartix]

Davon abgesehen ist Phase drehen das erste was ich im Mixingprozess probiere - und sei es nur um phasenprobleme überhaupt erst mal aufzuspüren

 

[goldendawn]

klar, aber das machst du ja nur, wenn du eine Quelle mit mindestens 2 Mikros abnimmst - ich hab schon Mixe von Leuten gesehen, die 5 Mikros vor den Amp gestellt haben und im Endeffekt hat man 4 der 5 Spuren gemutet und alle waren glücklich. Und wenn's breit sein soll, muss natürlich gedoppelt und hart links/rechts gepannt werden!