Aufnahme/Abhörraum Idee und Umsetzung

[Komin]

Hallo und guten Morgen Recording.de Forengemeinde,

nachdem ich mich jetzt die letzten Monate intensiv mit dem Thema Akustik in Räumen beschäftigt habe und mit etwas Glück auf euer Forum gestoßen bin wollte ich mich zuallererst einmal bedanken. Für die von euch mehr als ausführlich geschriebenen Stickys die sogar mir verdeutlicht haben das akustische Optimierung in den meisten Fällen kein Hexenwerk ist und gewissen Regeln folgt.
Jetzt haben die Stickys aber nicht nur meine Fragen beantwortet sondern auch neue aufgeworfen.
Aber wer nichts wagt der nichts gewinnt!
Darum dachte ich mir es ist jetzt langsam an der Zeit mich selbst ans Werk zu machen und mein Musikzimmer akustisch zu optimieren für das aufnehmen und abhören meiner akustischen Gitarre.
Dies werde ich soweit es mir möglich ist dokumentieren und bebildern und hoffe falls ich mit meinen Annahmen oder Ideen falsch liege (und das werde ich) auf Zwischenrufe oder konstruktive Kritik.

Die Ausgangssituation:

Es handelt sich um einen L-förmigen Raum im Dachgeschoss meiner Mietwohnung (mit einer Dachschräge entlang der langen Seite die über einen Versprung mit der Decke abschließt) in dem komplett Teppich verlegt wurde. siehe Bilder
Weil es sich wie gesagt um eine Mietwohnung handelt muss ich leider auf Festinstallation (Trockenbau oder ähnliches) verzichten , und auch der Teppich muss bleiben.

Platzierung Lautsprecher, Abhörposition
Um eine rechts/links Symmetrie zu erreichen enfällt das ausrichten der Abhöre in Längsrichtung Stattdessen plane ich eine wandnahe Abhörposition an der Wand gegenüber der Dachschräge.
Die Messungen und die dazugehörigen Diagramme folgen in kürze.
Falls ich mich irre und das alles eher negativ ausfällt probiere ich eine Abhörposition unter der Dachschräge aber verspreche mir von der ersteren bessere Ergebnisse.

Zu Pos.1
Um ggf. die Symmetrie zu verbessern dachte ich an so etwas wie eine mobile Trennwand aus Sonorock bis zur Decke und Laminat um den Versprung auszugleichen und somit einen annähernd rechteckigen Raum zu erhalten.
Alle weiteren Maßnahmen lassen sich dann erst nach dem auswerten der Messungen bestimmten.
Dokumentation folgt.

 

[MattBastard]

puh^^ da hast du dir aber ne reichlich bescheidene ausgangssituation ausgesucht^^
ansich ist der raum von der größe her ganz gut nur die L form und die position der fenster und des heizkörpers ist "unvorteilhaft"

ich sehe so spontan da nur eine sinnvolle variante:

das dachfenster zumachen und den mischplatz unter die dachschräge, basstraps in die ecken und breitbandabsorber die die kritischen bereiche wie das rechte fenster verdecken(und an der gegenüberliegenden wand gespiegelt. das selbe außerdem breitbandabsorber an die dachschräge und eventuell über den mischplatz.

das fenster kannst du zu machen in dem du einen großen kunsttsoffsack mit mineralwolle füllst und luftdicht verschliest. dan stopfst du diesen in die fensteröffnung und dichtest das ringsum mit klebeband für dampfbremsen an den vorderen bereich an. dann kannst du einfach ne holzplatte z.b. 22er osb die etwas größer ist als die fensteröffnung davorschrauben. mit bissel glück reichen da 4 schrauben. die löcher kannst du beim auszug mit speziellem farbigem wachs einfach zuspachteln.

ansonsten teppich ist als fußbodenbelag eher nicht so toll. du könntest z.b. einfach nen laminat über den tepppich drüberlegen und bei auszug wieder rausnehmen damit schonst du auch den teppich. ist natürlich alles ne frage deines budgets

für die fehlende raumecke könntest du einfach einen schrank(geschlossene front) in der passenden größe also etwa 180x50x200 in die ausbuchtung reinstellen.

das ist nur ein grobes erstkonzept. also garantien gibt es keine jedoch ist das so spontan das einzigste was mir bei diesen gefgebenheiten einfällt. wichtig wie immer: ausprobieren und messen. ohne das wirds mist.

 

[Komin]

Danke dir für deinen Tipp bin leider noch nicht dazu gekommen meinen Fortschritt weiter zu dokumentieren da ich noch mitten in der Auswahl der Nahfeldmonitore stecke und mich frage ob es nicht gefährlich ist Monitore in einem unbehandelten Raum zu vergleichen weil es doch schwer täuschen kann (rechte box aufs linke Ohr gespiegelt etc)
Das Behringer ist auch bestellt und bissl rumgespielt mit REW hab ich mittlerweile auch.

Die Idee mit dem Schrank ist auch Klasse... dann ist der Raumverlust nicht sooo groß wie bei meiner Kontruktion. Werde mich also auch mal Richtung Schwedisches Möbelhaus bewegen und mir was hübsches aussuchen. Kann ja dann ggf bis zur decke immer noch mit sonorock etc aufgefüllt werden.
Von der Idee her wird dieser dann aber zumindest einseitig auch von einer Basstrap verdeckt.

Das mit dem Laminat ist so ne Sache ... macht es Sinn es nur in einem gewissen Bereich zu verlegen oder müsste das schon im ganzen Raum sein ?

Danke aber schonmal für das Feedback .
Melde mich mit den Messergebnissen wieder sobald ich mich endlich für Monitore entschieden habe.

 

[Komin]

So nachdem ich jetzt glücklicherweise ein paar freie Tage habe und noch viel zu viel Weihnachtsgeld auf der Bank vor sich hin dümpelt versuche ich ein bisschen weiter zu kommen mit meinem homerecording Projekt.
Der Plan für die folgenden Tage:
1.Zum großen T fahren und mich mit Nahfeldmonitoren eindecken
2. Wie oben vorgeschlagen aufstellen und messen eventuell auch an der von mir zu erst angedachten Position um zumindest etwas vergleichen zu können.
3. Ergebnisse hier posten um eine gewisse Absicherung zu haben was die geplanten Optimierungen angeht
4. optimieren , dokumentieren und somit zumindest ein bisschen was aus dem Raum raus holen

Hätte aber gerne noch eine Frage vorher geklärt ... macht es Sinn nur in einem gewissen Bereich Laminat zu verlegen (falls ja würde ich das nämlich vorher gerne machen) oder sollte es schon der ganze Raum sein ?

Ich danke schon einmal im voraus für eure Hilfe,
Gruß Patrick

 

[engineer]

Ich habe auch so eine Dachschräge, allerdings an der schmalen Seite des Raumes. Dort stehen auch die Hauptmonitore. Ich verwende aber auch noch eine spiegelsymmetrische Anordnung gegenüber, mit weniger Dämmung.

In Deinem Fall würde ich überlegen, ob die Monitore nicht doch an die linke kahle Wand kommen und die Schräge als Live End verwendet wird. Die Schallwellen werden nämlich, soweit nicht durchlässig oder absorbiert nach unten auf den Boden reflektiert und kommen dann nach oben zurück. Du gewinnst also etwas Raumlänge. Ausserdem besteht da die Möglichkeit, die Diffusoren auf den Boden zu legen und so die Wellen zu streuen.

Die Breite des Raumes würde ich versuchen, mit Akustikpanels abzugrenzen und einen Trichter zu generieren. Auch dort kannst Du von einem winkeligen System profitieren. Was nicht absorbiert wird, geht erstmal durch und das reflektierte erreicht nicht mehr die Abhöre. Hinten unterhalb der Schräge würde ich Absorber (blau) anbringen.

Kannst auch versuchen, die Monitore hoch zu stellen und nach unten zeigen zu lassen, das passt noch besser zur Schräge. Dann einen Tisch (gelb) der die Abstrahlung nach unten limitiert.

 

[engineer]

Hab nochmal etwas verfeinert:

Hinten oben ein Wandschrank mit harten Türen, um den Raum symmetrisch zu bekommen.

Roter Diffusor quer zur Stereorichtung zwischen die Monitore.

2 Absorber an die Spiegelpunkte zu den Monitoren an die Decke.

6 mobile Stellwände mit Absorbern, die genau auf den Abhörer zeigen. Damit gibt es kein Spiegelbild der Monitore und die maximale Dämpfung für Frequenzen von hinten. Reflektierte Höhen / Bässe knallen von hinten gegen den Nachbarabsorber.

Gegenüber ist das Fenster und spiegelt einen um 90 Grad versetzten Diffusor vom Boden zurrück.

Quer dazu die beiden gelben Nachbarn an der Schräge.

An den Seiten 2 Diffusoren quer zur Schallrichtung.

Direkt über dem Abhörplatz vor das Fenster könnte noch einer,dann wieder quer wie die gelben,

Blaue Bassfallen in die hinteren Ecken

Absorber über die gesamte hintere Wand.

Weitere Bassabsorber oben an die Seitenwände über die Diffusoren.

Unten darunter, dann gfs passende Helmis

 

[Komin]

Danke engineer für deine mehr als umfangreiche Antwort.
Finde das Konzept super und sieht auf den ersten Blick auch besser aus von der Grundsituation wenn ich das richtig aus meinen ersten Messergebnissen interpretiere (bin gerade über den einzelnen Messungen zur Standortfindung für meine Abhöre.)
Vorallem das noch weiterhin vorhandene Tageslicht (wenn ich das richtig sehe bleiben die Fenster ja offen) find ich genial.
Zumal lassen sich die mobilen Stellwände auch fürs recording verwenden... also ne 2 in einem Lösung.
Dann mach ich mich mal drüber ne Einkaufsliste zu schreiben.
Die Bilder und Doku über den Baufortschritt sowie die Messergebnisse nach den einzelnen Schritten folgen.

 

[engineer]

Das Dachfenster und das rechte der beiden Seitenfenster bleibt in jedem Fall frei, bei dem in der Ecke muss man sehen. Ich denke aber dass da hinten eine gewisse Asymmetrie nicht so viel Schaden anrichtet. Die Idee mit dem Wandschrank muss man jetzt eben entsprechend ausformulieren.

Das Dachfenster ist an sich gar nicht so schlecht, da es Bässe "rauslässt" und nur das zurückwirft, von von unten, vom Boden kommt. Und da soll ja der Diffusor hin. Den kann man ja wie alles andere auch nur dann "scharf" platieren, wenn man mischt.

Ansonsten wird auf Recording umgebaut.