Dumm nur, dass Konstantinopel/ Byzanz eine christliche Stadt war (und der Name Konstantin von daher nichts mit dem heutigen Istanbul zu tun hat und auch im Türkischen nicht gebräuchlich ist). Tatsächlich hat der Name seinen Ursprung im lateinischen "constant" und bedeutet so viel wie "der Beständige" - Konstantinopel = die beständige Stadt.
Auch der Name Anatol kommt nicht aus dem Türkischen, sondern entstammt dem Altgriechischen und bedeutet ins Hochdeutsche übersetzt so viel wie "Sonnenaufgang". Und das hat tatsächlich etwas mit "Anatolien" zu tun, denn aus Sicht der Griechen geht dort, im Osten, die Sonne auf. Analog dazu: Im Lateinischen (und aus Sicht der Römer) bezeichnetet man die Gebiete im Osten lange Zeit als Orient (das "Morgenland") und den westlich gelegenen Antagonisten als Okzident (das Abendland). Diese Bezeichnungen (Anatolien/ Orient) basieren also auf geografischen Zuordnungen und nicht auf ethnisch/ kulturellen/ religiösen. Der Vorname "Anatol" kommt in humanistisch (altgriechisch) gebildeten Familien jedenfalls häufiger mal vor. Und ich kenne tatsächlich einen Anatol - und der der ist deutsch und promovierter Historiker. Der Vorname wird übrigens ebenfalls von Juden verwendet.
Wer da etwas "nazimäßiges" hineininterpretiert, ist nicht nur erschreckend ungebildet, sondern definitiv reif für die Couch! Und nebenbei bemerkt: Viele männliche (weiche, melodische) Vornamen mit drei Silben gibt es tatsächlich nicht, oder fändet Ihr "Rü-Di-Ger" tatsächlich passender als "An-Na-Tol"? Und überhaupt: Was ist mit der künstlerischen Freiheit? Dürfen ab sofort nur noch Namen verwendet werden, die politisch korrekt und "unverdächtig" sind? Ich meine, dürfen wieder einmal nur Namen und Begriffe verwendet werden, die politisch korrekt und "unverdächtig" sind?