juhu ein mac pc thread, da wird man ja richtig sentimental
da muss ich doch mal um der alten zeiten willen mal mitmachen
wenn ich erstmal beim timing-thema reingrätschen darf, da werden hier nämlich sehr fatal einige völlig verschiedene aspekte durcheinandergewürfelt:
1. midi timing und VSTI timing sind 2 völlig unterschiedliche paar schuhe. VSTI timing (ich schreib jetzt mal nicht ganz korrekt faulerweise immer VSTI weils kürzer ist als "virtuelles instrument") ist auf mac wie pc samplegenau, und zwar seit einführung des standards zu zeiten vom altehrwürdigen cubase VST- schon das erste virtuelle instrument, dass es gab, der legendär miese drumcomputer LM4 (?) von steinberg, war samplegenau im timing - genau das war ja die grosse sensation damals. der phasenauslöschungstest der hier erwähnt wurde ist absolut korrekt, allerdings habe ich es in all den jahren nur ein einziges mal geschafft, etwas anderes als hundertprozentige auslöschung hinzubekommen, und da wars ein bug in dem virtuellen instrument (ein spectrasonics-plugin, wenn ich mich recht erinnere), und dieser bug war aber auf mac und pc identisch. auch auf hostseite kann da was schiefgehen, das habe ich bei cubase selber noch nie erlebt (ich hab all die jahre vor allem nuendo benutzt, ist aber im kern ja eigentlich dasselbe programm) - sehr wohl allerdings bei logic. aber auch hier: das liegt dann nicht in der natur des systems, sondern an der version des hosts, d.h. dann muss man eben updaten oder zur letzten korrekt funktionierenden version des jeweiligen programms zurückgehen.
noch ein aspekt: man kann bei einem solchen test natürlich auch fehler machen, bei einem nulltest muss man z.b. penibelst drauf achten dass die instrumente keine ungesyncten LFOs, oder effekte mit ungesyncten LFOs (plugin interner chorus ist ein häufiger fehler) oder effekte mit parameter-randomisierung (hall, analog delays mit leichtem jitter etc) vewenden. und es gibt plugins, die schon vom hersteller verkündet samplegenauigkeit nicht "hinbekommen", typischerweise plugins die viel diskstreaming benötigen. aber auch hier: das phänomen ist plattformübergreifend
wenn nun jemand nach nulltests zu der sachlich schlicht nicht korrekten annahme kommt, dass VSTIs auf dem pc nicht samplegenau sind, dann kann ich nur vermuten, dass er die tests ohne dieses detailwissen oder zufälligerweise mit einem der oben erwähnten plugins durchgeführt hat. grundsätzlich gilt: virtuelle instrumente sind mit ganz ganz wenigen ausnahmen IMMER samplegenau, einen generellen qualitativen unterschied im timing zwischen den plattformen gibt es nicht, denn genauer als samplegenau geht nicht
2. latenzjitter muss man ebenfalls getrennt betrachten, denn auch hier gilt: das ganze liegt in der natur des systems. der rechner kann immer nur auf den input reagieren, und eine angeschlagene note kommt eben noch im aktuellen bufferpaket durch, oder eben erst im nächsten. das heisst, je grösser die latenz, desto höher der latenz-jitter. auch hier: das liegt plattformübergreifend in der natur des systems. ist aber für produktionsarbeit grösstenteils irrelevant, denn hier ist ja nur davon die rede, wie das system auf midiinput live reagiert, nicht wie es aufgenommenes midi abspielt. das betrifft also eher echtzeitsysteme die man live z.b. als klangerzeuger einsetzt - hier gilt, wenig überraschend: je niedriger die latenzen, desto besser, eben auch weil desto niedriger der latenzjitter. allein: OSX bricht in der leistung im vergleich zu windoof gerade bei den allerkleinsten latenzen massiv ein, zumindest unter den wenigen verbleibenden crossplattformprogrammen wie cubase/nuendo oder ableton (die denn auch prompt in althergebrachter manier den ruf bekommen haben, "einfach nicht gut auf den mac optimiert" zu sein) - wer viele virtuelle instrumente bei niedrigsten latenzen live spielen will (hans zimmer wurde hier ja schon erwähnt, und wisst ihr was, auch in filmmusik gibts perkussive anteile wo timing wichtig ist
und latenzjitter minimieren will, ist mit dem pc besser dran.
3. externes "klassisches" midi: lässt sich ebenfalls sehr leicht abhaken: wer in den letzten 10 jahren ein midi-interface ohne timestamp-technik benutzt hat, ist selber schuld. end of story. mac wie pc konnten beide schon zu zeiten von win 98 und OS9 - beide auf ihre art ziemliche katastrophen was midi anging - per wahl des richtigen midi-interfaces (nämlich eins mit timestamp technik) von jeglichen OS-anfälligkeiten befreit werden. und gerade ein midex, bei dem es eine weile hiess es würde für dieses altehrwürdige randgruppengerät (hand aufs herz, die zahl der nutzer von externen midigeräten ist auch nicht gerade mehr am explodieren) keine 64bit treiber mehr geben, kann man sicher extrem günstig auf ebay schiessen. schönes, grosses interface mit 8 "timegestampten" midi outs, die jeweils intern mit einer präzision arbeiten die höher ist als die midischnittstelle zulässt (die wenn ich alter sack mich richtig erinnere ne serielle auflösung von ca 1ms hatte, also 10 noten schon auf 10ms verteilen musste).
würde ich, gerade wenn ich mich als timingfetischist geriere, heute nicht mehr haben wollen. virtuelle instrumente, auf pc wie mac, sind im timing jeder anderen lösung - inklusive der nostalgisch überhöhten roland-gruppe die noch mit superkredibler sync-schnittstelle lief oder verklärten oldtimern wie der MPC - komplett überlegen. jeder wegwerf-aldi-pc hat mit VSTIs ein besseres timing als diese legenden der musikgeschichte, und wer damit nicht klarkommt, der sollte in der tat das problem vielleicht nicht beim rechner suchen
wenn ich auch ansonsten noch mal ein bisschen die gegenseite beleuchten darf, weil die hier im thread noch überhaupt nicht zur sprache gekommen ist:
- das von iphone usern gerne bemühte "app"-argument muss man im musikbereich, speziell was plugins angeht, für den pc werten. klar, alle "wichtigen" mainstreamsachen gibts immer für beide, aber der absolute löwenanteil der pluginentwicklerszene auf KVR & co entwickeln für pc. auf KVR kann man sprichwörtlich alle paar wochen in der pluginsuche sich neue kreativimpulse in form von lustigen neuen plugins holen.
ausserdem ist die "fragmentation" der plattform eine völlig andere: auf dem pc wurde die schlacht der standards schon ende der neunziger (direct x gegen vst) entschieden und seitdem hat man einen VST-plugin-ordner, da liegen die plugins drin, fertig. ich habe heute noch pluginpaletten, die ich schlicht seit damals jeweils bei einem neuen rechner als ordner rüberkopiert habe, damals zu win 98 zeiten reingetan, heute unter win7 immer noch drin.
auf dem mac sieht das anders aus: nicht nur hat digidesign ääh avid auf apple - anders als auf dem pc - halbwegs ihren RTAS-fuss in die tür bekommen, auch apple selbst hat krieg gespielt und versucht, VST abzuschiessen. da sie es aber nicht geschafft haben, gibt es nun auf apple RTAS, VST und AU. dazu kommen mit dem switch zu OSX und später dem switch zu intelmacs zwei grossereignisse, bei denen jeweils existente pluginpaletten komplett inkompatibel gemacht wurden. ähnliches gabs ja auch bei den audiostandards (asio vs coreaudio) und dem leidigen geeier bei PCI karten (PCI? PCIx? PCIe?), was bei den wenigen slots in mac-workstations ein ultranerviges problem war (fragt mal protools-user, was sie *davon* halten
dieses geeier mit den standards und formaten, im vergleich zum pc absolut messy. kann man nicht anders sagen.
- riesenproblem bei den aktuellen laptops: so schick sie sind, so hübsch flach sie sind, sie sind nur noch bedingt geeignet, wenn es wirklich richtig hart zur sache geht. ich hab in den letzten jahren eine beschämend hohe anzahl an totalausfällen (üblicherweise einhergehend mit schaden an der systemplatte, also kompletter schachmatt) miterleben "dürfen". offenbar ist von apple nicht mehr vorgesehen, dass die teile tagelang nonstop nahe an 100% CPU last laufen dürfen. nichts anderes tut man aber, wenn man die teile als live-klangerzeuger nutzt und richtig grosse setups bei der minimalstmöglichen latenz laufen lässt. noch ein bisschen bühnenhitze aus dem scheinwerferlicht dazu (etwa bei produktionsproben mit voller aufgebauter lichtproduktion), und dann ists nicht mehr weit zum supergau. hier sind apples gängige modelle unverhältnismässig anfällig. vielleicht wegen der extremen anforderungen ein sonderfall, aber hey, wenn hier schon von der "wahl der profis" gesprochen wird...sowas darf eigentlich nicht sein. auch dass man die teile bei längerer maximallast bisweilen vor hitze kaum schmerzfrei länger auf dem schoss behalten kann ist nicht gerade vertrauenserweckend.
in der situation würde man sich wünschen, es gäbe auch ein modell, dass nicht ganz so doll einen auf flach macht, sondern stattdessen lieber wenigstens ein kleines bisschen geräumiger aufgebaut ist, so dass das hitzethema nicht mehr so kritisch ist. aber die wahl hat man eben nicht.
- ebenfalls aus professioneller sicht nicht unwichtig, gerade wenn man auf tour mit den geräten geht: apples service ist beschissen. sorry, aber bei dell und anderen kriege ich für *weniger* geld einen vollwertigen next-business-day-vorortservice. soll heissen, wenn ich ein problem habe, egal wo ich bin, am nächsten tag steht der nette herr von dell mit dem köfferchen da und geht erst wieder, wenn das gerät funktioniert. und wenn er das nicht schafft, dann lässt er ein ersatzgerät da und setzt meine platte dort ein - so oder so, am nächsten tag ist das problem gelöst, und das vor ort - also auch und gerade auf tour vor ort.
dagegen ist mit verlaub der typische appleservice, bei dem man sein gerät zum händler bringt (schenkelklopfer!) und dann ordentlich wartezeit hat (indiskutabel), ohne ersatzgerät geschweige denn ersatzgerät mit gespiegelter oder eingebauter platte von einem selbst...sorry, das ist kinderfasching.
und wenn ich preislich anderswo die beträge ausgebe die apple für diesen lächerlichen "service" verlangt, kann ich mir die volle breitseite mit noch längerer laufzeit und voller versicherung inklusive kaffeedrüberschütten oder vom tisch schmeissen rauslassen. da muss apple SEHR aufholen, scheinen sie aber nicht für nötig zu halten - wundert auch nicht, wo doch apples fokus inzwischen erkennbar zur den IOS produkten gewandert ist...
ist natürlich alles gemecker auf hohem niveau. man kann - natürlich! - seit gut 10 jahren auf beiden plattformen ganz hervorragend arbeiten, die technische daw-seite von musikproduktion ist geradezu zur banalität verkommen
insofern sind diese mac vs pc geschichten seit ewigkeiten schon komplett obsolet geworden (aber immer noch lustig, klar
...aber diese einseitige darstellung wie hier im thread, die würde ich so auf keinen fall unterschreiben. ganz so einfach isses beileibe nicht...
so, das mal von einem pc-user (gaanz früher auch mac-user, und davor atari, und davor...scheisse bin ich alt!