Zugvogel

[Don_Quichotte]

Ich habe gestern einen recht groben Entwurf eines Textes geschrieben. Vielleicht hat ja jemand noch ein paar Änderungsvorschläge, sonst verschwindet er wieder in der Schublade, oder auch nicht.

Zugvogel

Ich bin ein Zugvogel.
Ich bleibe nicht lange an einem Ort.
Ich bin ein Zugvogel.
Ich bin gerade hier, da muss ich wieder fort.

Der Herbst in meinem Innern
beendet den Sommer, kündigt den Winter an.
Die Zeit wird schnell verrinnen.
Ich fliege davon so schnell ich kann.

Im Traum des warmen Sommers
verbrachte ich die Zeit mit Dir, die Zeit mit Dir.
Doch Du warst mir genommen.
So blieb ich alleine hier, alleine hier.

Ich will nicht verharren in diesem Moment.
Aber die Zukunft verdirbt mir die Vergangenheit.

Ich bin ein Zugvogel.
Ich bleibe nicht lange an einem Ort.
Ich bin ein Zugvogel.
Ich bin gerade hier, da muss ich wieder fort.

Du warst der Ruhepunkt in meinem Leben.
Deine Liebe war für viel Zärtlichkeit offen.
Unsere Jahre vergingen im Bestreben,
Dein Leid zu lindern und auf Heilung zu hoffen.

Nun ist alles vorbei, denn es war zu stark.
Die Vergangenheit wird täglich wiederbelebt.
Der Schmerz quält mich, der einst Deiner war.
Als ob mich immer noch Dein Leid berührt.

Ich will nicht verharren in diesem Moment.
Aber die Zukunft verdirbt mir die Vergangenheit.

Ich bin ein Zugvogel.
Ich bleibe nicht lange an einem Ort.
Ich bin ein Zugvogel.
Ich bin gerade hier, da muss ich wieder fort.

Ich sehe es vor mir, ein schwarzes Loch.
Noch einen Schritt weiter in die neue Welt.
Vielleicht wartest Du auf mich, auf mich.
Es könnte auch sein, dass alles zerfällt.

Ich bin ein Zugvogel.
Ich bleibe nicht lange an einem Ort.
Ich bin ein Zugvogel.
Ich bin gerade hier, da muss ich wieder fort.

Ich war ein Zugvogel.
Ich blieb nicht lange an einem Ort.
Ich war ein Zugvogel.
Ich war erst hier, jetzt bin ich fort.

 

[Teestunde]

@Don Quichotte

Du warst der Ruhepunkt in meinem Leben.
Deine Liebe war für viel Zärtlichkeit offen.
Unsere Jahre vergingen im Bestreben,
Dein Leid zu lindern und auf Heilung zu hoffen.

Diese Zeilen empfinde ich als den eigentlichen Anfang des Liedes. Aber vielleicht muss ich mir den Text einfach ein paar Mal durchlesen. Es "packt" mich noch nicht so richtig, obwohl ich das Thema interessant finde: Jemand, der ruhelos bleibt, weil er das Liebste verloren hat. .

Aber die Zukunft verdirbt mir die Vergangenheit.

Ist das nicht eher andersrum: Die Vergangenheit verdirbt dir die Zukunft? Der Gedanke an den Verlust lässt alles düster erscheinen?

LG T

 

[Don_Quichotte]

Hallo Teestunde,

in der Folge der Strophen gehe ich von der Gegenwart in die Vergangenheit und dann zurück in die Gegenwart. Das ist für mich schlüssig.

"Die Zukunft verdirbt die Vergangenheit", weil die Erinnerung verblasst.

Klar, dass der Text noch nicht so richtig packt. Was würdest Du weglassen, was fehlt noch?

 

[Teestunde]

@Don Quichotte

Was würdest Du weglassen, was fehlt noch?

Gute Frage. Ich würde gleich mit dem Drama anfangen, damit der "Zugvogel" sofort verständlich wird. Beim ersten Lesen bin ich über die Reihenfolge gestolpert. Aber warte mal noch auf ein paar andere Meinungen, bevor du anfängst zu ändern. Warum? Weil ich erst mal wissen will, ob es am Text liegt oder an mir selber. Dieses Gegenwart - Vergangenheit - Gegenwart irritiert mich.

"Die Zukunft verdirbt die Vergangenheit", weil die Erinnerung verblasst.

Aber in der Vergangenheit ist dir doch deine Geliebte/Frau/Freundin gestorben, deswegen passt die Formulierung mMn nicht so richtig. Ich meine, wenn die Vergangenheit so schlimm war...

 

[Teestunde]

Komisch, dass keiner was schreibt. Ich hätte gedacht, der Text tritt eine Welle los. So kann man sich irren.

 

[Don_Quichotte]

Etwas Kritik müsste es doch zu dem Text geben?

 

[Klauski]

Also mir ist der Text inhaltlich zu düster, zu perspektiv-los. Da fehlt einfach die Hoffnung.

 

[montybunker]

Listen to Herr Lintzen Zugvogel Bandskizze by Herr Lintzen #np on #SoundCloud
http://soundcloud.com/herrlintzen/herr-lintzen-zugvogel

oh je jetzt kommen wir in Konflikt

 

[Teestunde]

@Don Quichotte
Der Gesang gefällt mir nicht. Wirkt wie zu eilig erfunden und klingt teilweise sogar falsch. Als ob du schnell etwas nachreichen wolltest, was aber noch Zeit braucht. Lass dir die Zeit, sonst macht die aus dem Boden gestapfte Musik den ganzen Text zunichte. LG T.

 

[montybunker]

Guten Morgen! Habe das Lied mit Band umgesetzt und als Probenraum Aufnahme im Voting. Freue mich auf Euer Feedback und natürlich Euren Sternenhagel. Liebe Grüße, schönes Wochenende und friedliche EM. Euer Monty.

 

[rho]

@Don Quichotte
Der Gesang gefällt mir nicht. Wirkt wie zu eilig erfunden und klingt teilweise sogar falsch. Als ob du schnell etwas nachreichen wolltest, was aber noch Zeit braucht. Lass dir die Zeit, sonst macht die aus dem Boden gestapfte Musik den ganzen Text zunichte. LG T.

Das ist wohl ein Missverständnis zwischen Teestunde, montybunker und Don_Quichotte, denn der Zugvogel von Herrn Lintzen hat mit dem von Don_Quichotte ja nix zu tun, oder?

Der Text macht auf mich den Eindruck, als würde er eher einem Prozess des therapeutischen Schreibens entspringen, als einem des professionellen Schreibens. Möglicherweise ist das die Ursache für die allgemeine Zurückhatlung.

Es gibt einige Stellen, die ich besonders interessant finde:

1. "Die Zukunft verdirbt die Vergangenheit". Ich verstehe es als poetische Kodierung echter Hoffnungslosigkeit. Die Denkfigur findet man in ähnlicher Form bei Walter Benjamin: "Zukunft ist Erinnerung." Wer sich nicht erinnern kann, kann sich auch keine Zukunft vorstellen.

2. "Die Vergangenheit wird täglich wiederbelebt." Das ist eine schlichte Wahrheit, die allerdings der landläufigen Vorstellung von Erinnerung als "Schubladen mit irgendwas vergangenem darin" widerspricht. Im Grunde ist diese ständige Wiederbelebung das, was Identität ausmacht und die Projektion von Zukunft ermöglicht.
Und genau da liegt nach meinem Verständnis das Ungesunde, dass der Text ausdrückt.

Aber genug der Bildungshuberei. Ich wollte nur ein paar kleine Anregungen geben.

 

[Don_Quichotte]

Hallo zusammen,

ich hatte den Text eigentlich schon wieder verworfen. Das ist so ein Ding, das in der Schublade verschwindet und dort bleibt.

 

[montybunker]

Jap. Missverständnis. Ich habe aus Versehen in das Posting gepostet und dachte oben wäre es "mein Thread" gewesen. Sorry.

 

[Teestunde]

Jetzt wird mir alles klar. Sorry! Dass es sich um ein schlichtes Missverständnis handelt, darauf hätte ich auch selber kommen können. Da muss ich meine ganze Wertung noch mal zurücknehmen und neu voten. Ist ja fast peinlich. Sooo sorry! LG T.

 

[montybunker]

Dankeschön auf jeden Fall für Eure Anmerkungen und votings. Schön wieder hier zu sein. Auch mit kurzen Nächten im Nacken

 

[montybunker]

Danke für die Sterne und feedbacks. Finde es nach wie vor etwas befremdlich, dass Audioqualitäten bewertet werden. Geht doch um die Lieder. Also ich verstehe es als Feedback zum Songwriting / Lied als solches. Aber da ist wahrscheinlich schon viel drüber gestritten worden und auch ich habe mich vielleicht schon von Demoqualitäten beeinflussen lassen. Tja... vielleicht wird das Voting ja in Zukunft mal differenzierter möglich sein? Liebe Grüße

 

[helge1973]

Finde es nach wie vor etwas befremdlich, dass Audioqualitäten bewertet werden. Geht doch um die Lieder.

Genau - und Audioquali hat auch mit "Lieder" zu tun.

Ich bekomme oft PM's, wonach sich Leute NOCH mehr Feedback im Songvoting (!) wünschen.

Zum einen sei hier angemerkt, dass

a) jeder seinen eigenen Wunsch hat (also auch nach Audioquali gefragt wird) und

b) man nicht Nostradamus ist und unmöglich wissen kann, was die Herren an FB haben wollen, insbersondere da

c)dieser Personenkreis es dann nicht für nötig hält, WENN man schon EXPLIZIT Feedback haben will, dieses auch EXPLIZIT zu communicaten.

So einfach ist das.

Bolldozer out!

 

[montybunker]

Danke für die ausführliche Antwort.

 

[helge1973]

Always at UR service

Ach, ja ... Text ...

den Anfang finde ich wunderbar. Diese Allegorien auf die Vögel bezogen sind klasse.

Auch

"Der Herbst in meinem Innern
beendet den Sommer, kündigt den Winter an.
Die Zeit wird schnell verrinnen.
Ich fliege davon so schnell ich kann. "

hört sich einfach wunderbar an und wird doppelbödig erzält.

Doch ab dem larmoyanten Liebes-Drama-Gedöns wird's dann leider banal und verkommt in seelenloser Alltäglichkeit.


Ich würde den Text überhaupt nicht in der Schublade lassen, sondern mit der indirekten Erzählung weiter schreiben, nach "Ich fliege davon so schnell ich kann" weiter dort ansetzen, wo Du aufgehört hast, ein Liebes-Märchen schreiben, mit Fantasie und gerne elegisch, aber doch nicht so verdammt banal.

Mach lieber mit den Fögeln weiter, denn immerhin finde ich Äntän sehr schöne Fögel.

(ich hoffe, Du weißt, was ich meine )

 

[Don_Quichotte]

Hallo Helge,

wie der Klauski schon bemerkte, ist der Text einfach zu düster. Ehrlich gesagt weiß ich heute nicht mehr so genau, was mich vor ein paar Monaten dazu bewegt hat, so einen Text zu schreiben. Vielleicht wollte ich eine Lebenssituation beschreiben, die mit dem älter werden einher geht. Auf der anderen Seite bewegen mich schon so manche Sachen, wie das Video "Hurt" von Johnny Cash mit einem Foto von seiner verstorbenen Ehefrau an der Wand, da bekommt man eine Gänsehaut.

Aber bei den Gänsevögeln kommt man dann wieder auf das ursprüngliche Thema zurück.