Ich bleib dabei, dieses ganze "Analoger Sound" Gebrabbel ist ein toller und verdammt wirksamer Marketing-gag.
Entstanden ist der Hype nämlich zu dem Zeitpunkt, als Software langsam erwachsen wurde und sich immer mehr in Richtung professioneller Tools entwickelte.
Nun hatten/haben die großen Studios immer noch ihren ganzen Analogkram und bei denen klingt es ja auch super.
Ergo dachten sich ein paar schlaue Marketingstrategen: "Hey, wenn wir an unsere Software dranschreiben, das sie ANALOG klingt, und vielleicht auf ein paar Geräte verweisen, mit denen sich Tontechnikern schon seit Jahren rumärgern, dann kommt das sicher gut an".
Und genau das ist passiert. Plötzlich war Analog nicht mehr ein Begriff für "nicht auf einem Chip berechnet" sondern stand für unglaubliche Wärme, breiten Sound, wohliger "Schmutz" und schöne Sättigung.
Das vorher genau der gleiche Hype um digitale Technik veranstaltet wurde (stichwort Transistor: Kristallklar, Sauer, Präzise) war schnell vergessen und man stürzte sich auf das neue goldene Kalb.
Das der verdammt gute Sound, der aus den großen Studios kam zu einem riesengroßen Teil aus dem Wissen und dem Können der Techniker entstammt, wollte niemand mehr hören.
Und so werden auch heute noch ewig lange Filtersweeps verglichen, Phasentests gemacht und Frequenzkurven verglichen, und kaum einer denkt dabei an: "Hey, ich mach einfach mal musik und nutz die Tools die ich habe um den Sound zu bekommen den ich will".
Denn selbst mit nem halbwegs gescheiten Overdrive kann man nette Sättigungen und ein bisschen Schmutz in die Aufnahmen bekommen, wenn man ihn dezent einsetzt.
Und auf der [g=420]CD[/g] juckt es hinterher sowieso keine Sau mehr, ob das nun wirklich ne schweineteure Bandmaschine, eine simulierte Bandmaschine oder etwas, an das gar keiner denken würde war.
Moral:
Wenn du ein paar Tools hast, die auch bei leichter Verzerrung schön klingen, benutze sie. Und wenn du schon eine Röhrensimulation hast, die gemeinhin als gut angesehen wird, dann nutze sie und zwar so, wie man eine echte Röhre nutzen würde: Wohl dosiert und nicht als Allheilmittel.
Vorher schön und sauber mixen, dann manche Sounds damit noch verdeln und es klingt zehn mal besser als wenn man sie einfach mal auf alles draufhaut, in der Hoffnung, es klinge damit so wie bei den großen.