Was erwarten sich Musiker von einem Studio?

  • Ersteller goldendawn
  • Erstellt am
@ kickback: Man läßt sich aber auch oft verarschen, indem man von einem drei Mal teureren Produkt Vorteile gegenüber dem soliden Projektstudio-Produkt erwartet, das es im gewünschten Ausmaß einfach nicht bringt!

Ich bin nicht stolz auf mein Equipment und nicht stolz auf die Bands, die teilweise zu mir kommen, aber ich bin stolz darauf, wenn ich die Leute zufriedenstelle.

Was ist denn bitte die größere Frechheit? Für ein Billig-Studio, aber mit ehrlicher und ernsthafter Arbeit Geld zu verlangen oder 4mal mehr Geld für das teure Studio und wenig Hingabe, Engagement, Hineinversetzen zu verlangen? Ich war in teuren Studios und höre genau zu, was mir die Bands so erzählen und das zweitere ist oftmals die größere Frechheit.
 
@wolfgang
passieren wirds überall; aber in der billig-schiene ist es tw einfach extrem dreist und kommt auch oft vor - bezeihungsweise: was mich eigentlich am meisten aufregt: es wird auch noch dumm gemacht.

(ich betreue ein paar bands von freunden von mir (amateure) auf ihren weg zu studios [zuvor noch arrangement feilen, testaufnahmen, spiel vielleicht selbst im studio ein paar schwere spuren ein] - ich durfte das schon ein paar mal miterleben).

Was ist denn bitte die größere Frechheit? Für ein Billig-Studio, aber mit ehrlicher und ernsthafter Arbeit Geld zu verlangen oder 4mal mehr Geld für das teure Studio und wenig Hingabe, Engagement, Hineinversetzen zu verlangen?

was hat verarschen jetzt mit ehrlicher und ernsthafter arbeit zu tun? ;-)

bei deiner argumentation seh ich übrigens gewisse parallelen zu der damals so beliebten "gelernte musiker haben kein feeling"-thread.
warum sollen besser ausgerüstete studios automatisch weniger interesse und hingabe bei der arbeit mit musikern entwickeln?


ich hab auch nix gegen die 10W verstärker-geschichte. wenn mir einer sagt: hey, wir probieren das aus - kann geil klingen. ok.
wenn einer was von recti labert und dann ists der 10W verstärker... nunja.
 
Noch was: Ich glaube, ihr müßt auch mal bedenken, dass die Bands oft andere Kriterien haben als Tontechniker bzw. Audio-Experten. Da wird ein Sound, der eher auf sie abgestimmt ist bzw. eher ihren Vorstellungen entspricht, einfach besser bewertet als der qualitativ bessere, aber "identitätslose" Profi Sound.

O-Ton einer relativ bekannten und wirklich guten Band, die ich kenne:

"Wir haben die erste in Berlin um 10000 Euro aufgenommen, die zweite in München um 5000 Euro, die dritte in Oberösterreich um 1500 Euro. Die dritte gefällt uns vom Sound her am besten" - weil man da Zeit für sie hatte und sie wohl auch schon - muss man fairerweise sagen - mit einer konkreten Soundvorstellung hingegangen sind. Der Tontechniker kann ja auch nur dann gut auf die Band eingehen, wenn sie selber weiß, was sie will
 
@ kickback: Natürlich gibts auch viele "brave" Profis, die viel Einsatz zeigen. Vielleicht merkt man es bei denen auch weniger, weil sie sofort wissen, was sie tun und ohne viel Probieren den gewünschten Effekt erzielen.

Und natürlich hab ich den Jungs gleich den 10W Verstärker gezeigt und wir haben herzlich gelacht. Es wurde nur dann eben nicht vom Musikgeschäft ums teure Geld der Recti ausgeliehen, wie ursprünglich angedacht.
 
kickback:


natürlich ist das gewissermaßen verarsche. man kann es aber auch so sehen: es ist eine entgegenkommende art, mit der naivität der bands umzugehen. denn das ergebnis stimmt ja letztlich, aber das einer jungen band klarzumachen ist schwer bis unmöglich. man könnte sagen: die personen werden verarscht, weil ihnen etwas vorgelogen wird, die bands (als abstraktes kollektiv) bekommen aber das, was sie wollen: ein gutes ergebnis.

in meinem besonderen fall muss man auch dazusagen, dass die band lediglich eine art "aufwandsentschädigung" bezahlt hat, also einen preis, der sich wirklich überhaupt nicht in irgendeiner weise als bezahlung versteht. das war mehr ein freundschaftsdienst mit gegenseitiger hilfe: mein bekannter hat erfahrungen sammeln können (vor allem im punkt drumrecording), die band bekam ein gutes demo für fast kein geld.


in den termini der kognitiven linguistik könnte man sagen, dass die bands ein fehlerhaftes mapping betreiben, indem sie das equipment eines großen vollprofessionellen studios auf den preis eines kleinen hobby-studios übertragen. der ehrlichste weg, damit umzugehen, wäre, den musikern diesen fehler aufzudecken. das ergebnis davon ist jedoch nur, dass die musiker sich entweder mit dem "produzenten" zanken, oder dass sie ewig unglücklich sind mit dem ergebnis, obwohl es gut klingt. ("wie geil hätte das werden können wenn wir mit richtigem zeug aufgenommen hätten...")
fakt ist, dass das ergebnis meistens ein guter sound ist, der die musiker völlig zufriedengestellt hat. ein seliges grinsen im gesicht der musiker, erkauft um den preis eines unwichtigen etikettenschwindels, und alle sind zufrieden. sprich: es gibt keine verlierer.
 
Da wird ein Sound, der eher auf sie abgestimmt ist bzw. eher ihren Vorstellungen entspricht, einfach besser bewertet als der qualitativ bessere, aber "identitätslose" Profi Sound.

siehe vergleich oben: gelernte musiker - kein feeling.
profi engineers- kein gehör?

pros haben genauso zeit für dich und setzen sich gern mit dir zusammen und plaudern über den sound. die zeit kostet halt ein wenig mehr. wenn man das geld dafür nicht hat, ist es halt pech.
 
Also ich sag zu den Sängern, die zu mir kommen immer:
"Ich bin kein Alchimist. Ich kann aus Scheise kein Gold machen. Nur zudecken, damit es nicht so stinkt, also sing anständig damit ich nciht soviel zudecken muss"
*grins* Das wirkt.
 
djsky schrieb:
Also ich sag zu den Sängern, die zu mir kommen immer:
"Ich bin kein Alchimist. Ich kann aus Scheise kein Gold machen. Nur zudecken, damit es nicht so stinkt, also sing anständig damit ich nciht soviel zudecken muss"
*grins* Das wirkt.


Schöner Spruch... *g* :D
 
Also ich sag zu den Sängern, die zu mir kommen immer:

einmal schon schlechte erfahrungen gemacht? :-D
-97jtqi38

i was born to do this - i really was born...
 
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@Kickback
Auch wenn es gerne abgestritten wird...Profis können sich zwar sehr fürs Fach begeistern, aber i.d.R. nicht diese unbedingte Hingabe im jeweiligen, individuellen Fall aufbringen, da sie einen grossen Teil ihrer Arbeit mit trockenen Aufträgen zubringen, die eben auch gemacht werden müssen...wählérisch kann man bei den laufenden Kosten eines grossen Studios sicher nicht sein.
Vielleicht mags dann den ein oder anderen geben, dessen Augen bei guter Musik beginnen zu glühen, aber die meisten sind wohl schon ziemlich abgehärtet, sowohl gegenüber positiven als auch negativen Eindrücken.

Und Verarschung ist es nun wirklich nicht, wenn naive Musiker in der Praxis lernen, wie sehr sie vom Markenwahn konditioniert wurden ;) Eher wohltuend befreiend. Vor allem dann, wenn das Ergebnis stimmt.
 
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