Warum klingt das nach Country?

[CaptainCook]

Hallo zusammen,

welche Intervalle der Gesangsharmonie geben Liedern wie
Ryan Adams' Oh My Sweet Carolina oder
Neil Youngs Comes a Time dieses wunderbare Country/Folk/Bluegrass-Flair?

Gruß,
M.

 

[apply-some-pressure]

Hi

leider keine Antwort auf die Frage, aber schön zu sehen, dass hier auch noch ein Neil Young/Ryan Adams Fan umherschwirrt

Im übrigen liegt das Geheimnis solcher Lieder IMHO weniger an den Gesangsharmonien als an der Songstruktur/-harmonie an sich: halt viele offene Akkorde (evtl. mit Capo), gerne auch mal offenes Tuning. Eine Gesangslinie darüber, und schon kommt man dem ganzen recht nahe.

Gruß
Micha

 

[teotdk]

Jau Neil Young kann man nicht genughören.. Prairie Wind is so ein richtig nettes Folk ALbum!

 

[alpenjodel]

Weil er Spielerisch so wie Gesanglich recht weinerlich betont.

Dann klingt es nach Country.

Spiel das mal 30 oder mehr an BPM schneller,dann klingt es unbeholfen und albern.

 

[Locis]

Country: Verwendung einfacher Harmonien, vorzugsweise T, S, T, D ohne Septimen und sonstiger Zusätze. Melodisch aufbauend auf der Pentatonik.

Hilft das?

L.

 

[CaptainCook]

Mich interessiert hauptsächlich, was die jeweiligen Damen in diesen Stücken singen. Diese Harmonien klingen derart nach Country...

 

[artname]

hallo menosgada,

aus meiner Sicht unterscheidet sich amerikanischer Folk von deutscher Volksmusik dadurch, dass er statt der in Deutschland beliebten Terzen eher Quartsexten verwendet, und daneben in der Stimmführung reine Quarten und Quinten bevorzugt.

Dabei wird die die zweite Stimme oft in die reine Quarte oder Quinte gezogen, "gebendet", wie das ja auch frür das Gitarrenspiel typisch ist.

Ob das vor allem auf die " blue notes" der schwarzen Bluessänger zurückzuführen ist, die ja angeblich nicht mit den europäischen scalen klar kamen, oder in erster Linie auf die schottisch- irische Stilistik der weißer Vorfahren, weiß ich nicht.

Die Einschätzung, Country verwende keine Extensions, halte ich für völlig falsch. Im Gegenteil. Fast jeder Akkord wird gern mit Quarten und Nonen garniert.

Und: Es dominieren die weiten Lagen. Vor allem beim Piano.

Seit meinem USA-Trip erkenne ich weiterhin die laidback-Interpretation, das -Zurückgelehnte, Gelassene - ebenfalls als einen enormen Unterschied zur europäischen Musik, die eher treibend daher kommt.

Menosgada, das Thema interessiert mich ebenfalls brennend.
Deshalb: Erganzungen oder Korrekturen sind sehr erwünscht!

Gruß

 

[Saxer]

ist schon interessant rauszukriegen, was da eigentlich so countrymäßig wirkt.
das leicht nasale und das jammern ist sicherlich der hauptanteil. und die phrasierung, zb toneinsatz einen ton tiefer beginnen und hochziehen.
beim chor ist es schwierig... es sind typische bühnenarrangements, nicht arrangiert. es klingt aber, als würde die sängerin im chor oft die leadstimme von blockakkorden singen, also im chor liegende akkorde, die sozusagen gitarren/piano-voicings singen, zwar rhythmisch mit der leadstimme, nicht aber zwangsläufig mit der melodiebewegung mit. sie singt sozusagen grob die obere stimme der liegenden pianoakkorde, bleibt häufiger auf einem ton während die leadstimme darunter ihre melodie macht. dadurch kommen auch oft die quarten/quinten zur hauptstimme zustande.
eigentlich gospel-technik, klingt aber viiieeeel weißer

 

[rue]

Man muss sich wohl vor Augen führen, von welchen Leuten die Countrymusik, also Landmusik "erfunden" wurde.

Das waren ja Farmer. Wenn man nach einem harten Arbeitstag auf dem Land, völlig ermattet noch zur Gitarre greift dann kommt wohl so eine schläfrig klingende Musik dabei raus.

Eine besondere musikalische Vorbildung hatten die Leute auch nicht. An Harmonielehre kannten sie wohl das, was sie im Kirchenchor aufgeschnappt haben und offensichtlich war (und ist) ihnen der Kontrapunkt völlig fremd.

Wie man in manchen Stücken hört haben sie oft Geräusche aus dem Landleben aufgegriffen, wie z.B. eine Gitarrenbegleitung mit abgedämpften Saiten, die sich nach dem Hufschlag eines Pferdes anhört usw.