Wann nutzt ihr einen färbenden EQ ?

[TonyPizza]

schaut euch mal an was der Massey Tapehead bei vollem Drive macht im Analyzer. Haha, das nenne ich Farbe Alta!

 

[TonyPizza]

CamelPhat, auch geil

 

[TonyPizza]

Boah spielt mal mit dem Massey EQ, der geht ja ab. Ja, jetzt dämmerts mir langsam, das ist nur schwer nachzubasteln, bzw würde man nicht auf die Idee kommen einen grafischen EQ so einzustellen

 

[sagCheese]

Bein Massey VT3 EQ steht: "The vt3 is a “very musical” 3-band equalizer with a crisp, unique sound."

Was bitte schön meinen die mit "musikalisch" ?
Und wo kann ich zu der Anhebung/Absenkung die Frequenz und Q einstellen?

Man kann sich auf deren Webseite eine Demoversion von allen Plugins herunterladen.
Welche Einschränkungen haben die?

 

[AWF]

Was bitte schön meinen die mit "musikalisch" ?

Breitbandige Anhebung würde ich mal sagen (Pultec, Mäag etc.)

 

[Bassmacher]

Was bitte schön meinen die mit "musikalisch" ?
Und wo kann ich zu der Anhebung/Absenkung die Frequenz und Q einstellen?

Wie AWF schon sagte, ist mit "musikalisch" eine Bearbeitung mit einem breitbandigen Q-Faktor gemeint. Die Frequenzen und Q-Faktor sind fest und können nicht verändert werden. Dadurch wird es zum Spezialwerkzeug für ausgewählte Einsatzzwecke. Eine angesagte Vintage Emulation halt.

 

[Xixiosus]

Und zu welchem Ergebnis kommt ihr jetzt, nach reichlichem Vergleichen mit dem Analyser?

 

[lazymarc]

na is doch klar

malermeister lampe

hat ne dicke wampe

 

[Xixiosus]

Eine sehr allegorische Antwort

 

[LM18]

Um wieder auf die Ausgangsfrage zu reagieren...

Ich persönlich nehme zu allererst jenen EQ den ich zum Prozesspunkt am einfachsten bedienen kann.

Hier steht dann tatsächlich die reine Funktionalität im Vordergrund und von daher tut es bei mir nahezu jeder saubere Digi-EQ.

Ich erwarte zuerst das frequenzselektive Pegelregime in der einfachst zugänglichen und leicht verständlichsten Form.

Möchte ich dies einzaubern bemühe ich letztlich Saturation/Zerre nach Gusto.
Spätestens hier wird es dann bunt und ungeordnet.

Was Spass macht, kommt in den Topf.
Da scheue ich vor nichts zurück.

 

[undertaker]

Und zu welchem Ergebnis kommt ihr jetzt, nach reichlichem Vergleichen mit dem Analyser?

42

lg

 

[Xixiosus]

So viele verglichen? :d

 

[sagCheese]

Also ich habe jetzt fast alle meine EQ's durchgetestet mit dem VST-Analyser (siehe Screenshot Maag).
Wenn ich mir die Graphen anschaue, scheinen die Analog-Emulationen verschiedene Q-Werte zu nutzen. Teilweise hängen die EQ-Typen (Bell, Lowcut...) auch miteinander zusammen.
Aber ich habe noch keinen EQ gefunden, der noch weitere harmonische Signale oder
Verzerrungen hinzufügt. Keine Ahnung, ob man hier dem VST-Analyser trauen kann.
Zum wirklichen färben würde ich dann doch einen Saturator oder gar Verzerrer nutzen.
Aber ich bin mir sicher, dass ich die verschiedenen Kurven vom Maag oder dem
Massey vt3 EQ mit dem Fabfilter Pro-Q(2) nachbauen könnte!
Bei Saturator oder Verzerrer hört es natürlich auf, klar.

 

[mofox]

Jo, so hauptsächlich Pultec und Maag zur Aufhübschung von Low- und Top-End.
Ansonsten ist das bei mir mit den färbenden EQs eher so ein Esoterik- und Aberglauben-Ding... wird benutzt, wenn es mich grad mal wieder überkommt und ich es bei den ersten Tweaks nicht gleich komplett vergeige... für hörbare Färbungen in den Mitten würde ich dann tendenziell doch eher zu Saturation-/Distortion-Plugins greifen.

Aber jut, was weiß ich schon... man fummelt halt so lange rum bis es nicht mehr gänzlich kagge klingt..

 

[Kuno]

Wie gesagt, die allermeisten "vintage" EQ Plugins fügen auch keine Sättigung hinzu.
Zum Teil weisen sie sogar starkes Curve-Warping auf ... war bei diesem EQ Plugin von Abbey Roads so.
Der hatte die selben Standard-Algorithmen drin, die in >90% aller EQs stecken ... ohne irgendwelche Gain- oder Q-Kompensation, ohne Oversampling oder sonstiges gegen das Curve-Warping und ohne Sättigung oder Rauschen.
Der hat genau das selbe gemacht wie die meisten Freeware-EQs. Exakt das selbe.
Nur die GUI war anders ... hat gereicht, um das Teil für ... was war's 300€? .. zu verscheuern.



Anyways ... manche Plugins tun interessante Dinge.
Der Sonnox EQ z.B. hat da in einem Modus ne Relation zwischen Gain und Q drin. Ich meine, das war so, daß mit steigendem Gain die Breite der Glocke reduziert wurde.
Oder der PSP Neon hat Glockenkurven zweiter Ordnung, während die Glocken in den allermeisten EQs einfache sind (die höherer Ordnung sind an der Spitze etwas flacher ... bekommt man durch Überlagerung von einfachen).

Sowas wirkt sich natürlich darauf aus, wie man mit dem Plugin arbeitet und wie es sich anfühlt.
Es macht auch allein schon einen riesigen Unterschied, ob man die Kurve sieht oder nicht.
Von daher kann man dann auch mit unterschiedlichen EQs zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Aber eben nicht, weil ein EQ "wärmer" klingt als der andere, sondern weil er anders auf die Eingaben reagiert, und man somit etwas anderes einstellt.
Wenn man mal so tut, als ob man streng nach Ohr den EQ perfekt einstellen würde, würden diese Unterschiede auch verschwinden. Es kann nicht Ein EQ mehr als der Andere ... sie können nicht mal unterschiedliche Dinge ... aber man stellt eben unterschiedliche Dinge ein.

Von daher kann man nicht sagen, daß spezielle EQ-Plugins gar keine Berechtigung hätten.
Aber man sollte sich schon fragen, ob die z.T. sehr hohen Preise dafür gerechtfertigt sind ... insbesondere bei Plugins, die außer einer hübsch gemalten GUI keine Besonderheiten haben.
Auch sollte man sich fragen, ob man auf die Schnelle wirklich beurteilen kann, ob ein Plugin nun besser als ein anderes geeignet ist. Eigentlich würde man das nur durch (in jedem einzelnen Fall) pingeliges Vergleichen (und per Gehör angleichen) herausfinden.

Meiner Meinung nach kann man das nicht. Und es lohnt sich auch nicht, jedes Mal ewig rumzuprobieren, welcher EQ besser passt. Die Zeit, die man dabei verschwendet, sorgt nur dafür, daß man das Gehör für den Mix verliert, und am Ende kommt trotz (oder gerade wegen) längerer Mixing-Zeit Murks raus.

Daher lautet meine Empfehlung:
Sucht euch einen EQ aus, mit dem ihr gut klar kommt, und der alle Features hat, die ihr braucht, und vergesst dieses Thema ein für alle Mal. Es ist wirklich Zeit (und Geld) Verschwendung. Und das magische Plugin, das immer total "warm" und "analog" klingt, gibt's sowieso nicht ... höchstens auf der Einbildungsebene (Placebo-Effekt lässt grüßen).

 

[TonyPizza]

Ich hab mir jetzt nochmal die Bootsie Thrillseeker angeschaut. Die machen richtig verrückte Sachen, werde ich in Zukunft mal wieder testen in Mixen. Die AbbeyRoad Channelstrips hab ich mir auch mal angehört, dort kann man ja Drive reindrehen, fand ich schon nice. Das ist aber überteuert was Waves da macht

 

[Ari]

Schön geschrieben, Kuno!
Ich wollte, ich hätte etwas hinzuzufügen, aber du hast alles gesagt!


Ari

 

[BLUE-S-MAN]

Also Endergebnis heißt, EQ kreativ einsetzen und Frequenzmarken setzen , Signal freundlich färben, schon gehts.

 

[Xixiosus]

Amen

 

[RK79]

Ist zwar kein eq jetzt, aber ich finde dieses Tool interessant: http://audiodeluxe.com/products/nomad-factory-magnetic-ii

Wenn wir schon beim technischen sind.

Was fügt es dem Signal zu?