Ich denke es ist mit dem PC und Musik so wie bei PC und vielen anderen Dingen....
Früher war es z.B. üblich, daß Architekten oder Ingenieure am Reißbrett mit Tusche ihre Pläne gemacht haben. Gerade in der Architektur wird auch heute noch diese zeichnerische Ausbildung groß geschrieben. Tusche, Reißbrett und Papier waren früher nicht billig und wenn man zu viele Zeichenfehler gemacht hat, hat es Zeit gekostet und blöd ausgesehen...
Heute hingegen gibt es CAD-Programme, bei denen der Architekt auch super aussehende Pläne hingeplottet bekommt, ohne jetzt das große Zeichentalent zu sein.
Auch für den breiten Massenmarkt gibts von Data Becker und co. "3D-Traumhaus-Designer" und ähnliches, mit denen Tante Erna ihre architektonischen Vorstellungen präsentabel visualisieren kann...
Ähnlich ist es auch bei der Musik.
Früher war es üblich daß man nur die besten der ausgebildeten Musikexperten in die teuren Studios gelassen hat. Equipment und Band waren sehr teuer. Studiozeit ist es heute noch. Von daher verständlich, daß man mehrere Instrumente können mußte, um daran gelassen zu werden, z.B. auch seitens der Plattenfirma.
Heute hingegen gibt es hingegen Sequenzer-Programme, bei denen Produzenten und Musiker professionell klingende Musik hinbekommen, auch wenn sie jetzt von den Grundlagen nur wenig verstehen. Für den breiten Massenmarkt gibts Programme wie den Music Maker...
Ähnlich ist es auch mit Texten...
Früher mußte man schön schreiben können, damit die Freunde und Verwandte den Brief lesen konnten. Heute nicht mehr, da ist es eher wichtiger daß man die E-Mail SCHNELL getippt hat. Die Auswahl für Textverarbeitung reicht von Windows Notepad über Word bis LaTeX, mit dem man Bücher druckfertig setzen kann.
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Zusammenfassend kann man sagen, daß der PC die Möglichkeiten geschaffen hat, daß jeder seine Ideen vernünftig DARSTELLEN kann.
Allerdings: Das letztlich entscheidende ist wohl immer noch die IDEE selber. Tante Ernas 3D-Einfamilienhaus kann zwar toll aussehen, aber einen Grundriß haben, der in der Realität einfach nur unpraktisch ist.
Texte, sei es in Foren wie diesen oder als Latex gesetzt, sehen vielleicht optisch gut aus, so schön mit Blocksatz in Word und sauber gedruckt. Aber inhaltlich können sie totaler Müll sein wie die Realität immer wieder zeigt.
Und daheim produzierte Musik kann evtl technisch gut klingen, aber total langweilig sein.
Andersrum könnte sich -dank PC- Tante Erna als begnadete Producerin oder Architektin entpuppen, und ihre Gedichte wandern beim Verlag nicht mehr in die Mülltonne, weil sie eine Sauklaue hat, sondern sie mit Word ins Reine tippen konnte.
Früher gehörten zu kreativen Berufen sowohl Ideenreichtum als auch deren Darstellung. Das war einfach untrennbar miteinander verbunden.
Heute ist dank PC die Darstellung der eigenen Ideen nicht mehr das Problem. Und es ist IMHO schon ein gewaltiger Fortschritt, weil sich Kreativität nur bedingt trainieren läßt. Das heißt, mit dem richtigen Werkzeug und vorhandener Kreativität und Talent können schon erstaunliche Ergebnisse entstehen, zumindest in der Theorie.
Andererseits denke ich, ist es immer hilfreich, wenn man die "alten" Techniken noch beherrscht. Sei es als Architekt, ein vorhandenes Gebäude zu skizzieren, ein Instrument zu spielen, oder jemand anderem leserliche Notizen hinterlassen zu können.
Der PC ist nämlich oft eine Kreativitätsbremse, weil die Bedienung zu viel Aufmerksamkeit bindet.
Dichter werden wohl kaum am PC dichten, sondern am Notizblock. Nur am Schluß wird das Material ins Reine getippt. Die meisten Architekten werden auch erst mal mit Skizzenpapier anfangen, bevor sie sich ans CAD-Programm setzen.
Niemand kommt auf die Idee, beim Homerecording ein Lied per Notensatz oder Piano-Roll zu komponieren. Ein Instrument oder das Masterkeyboard wird für den kreativen Prozess immer notwendig sein, und das zu spielen will auch erst mal technisch beherrscht werden.
Allerdings: Dadurch, daß die Fehlertoleranz und -Korrigierbarkeit größer ist, ist dieser Aspekt zwar noch wichtig, aber lange nicht mehr so wichtig wie bei der Konstellation Konzertflügel-[g=116]Mikrofon[/g]-Tonband. Andererseits denke ich, daß gelernte Pianisten auch im Homerecording am Masterkeyboard Vorteile haben, weil sie einen gewissen Ausdruck in die Aufnahme legen können, den ein Amateur nicht hinbekommt, selbst wenn er noch soviel an der [g=32]MIDI[/g]-Spur nachträglich rumbastelt. D.h. das Können wirkt sich am Ende doch auf die Darstellung aus, aber eben nicht mehr so doll wie früher. Außerdem vermute ich mal, daß es auch die Kreativität beflügelt...