Toningenieurwissen ohne Studium

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Moin!

Habe da eine spezielle Frage.

Da für mich mit 29 der Zug abgefahren ist, jemals Tontechnik zu studieren bzw. auch die Kohle bzw. erst recht die Zeit dazu nicht vorhanden sein wird, frage ich mich, wie man das Wissen trotzdem irgendwie erlernen kann.

Ich bin zwar durch meine Erfahrung in der Lage, eine anständigen Mix zu erstellen. Allerdings bin ich ein Typ, der gerne mehr wissen will und auch die Hintergründe dazu.

Wenn Alles gut läuft, habe ich die Möglichkeit demnächst in unserem Proberaum eine halbwegs gute Studioumgebung zu erstellen und wenn es noch besser läuft, kann ich ein Teilzeitpraktikum in einem Studio machen, dass auch schon größere Produktionen erstellen kann.

So, was will ich erlernen?

Eigentlich Alles, was im Bereich der Mikrofonierung, E-Technik, und andere Themen die in einem Toningenieurstudium vorkommen. Jetzt habe ich gelesen, dass es bei der SAE noch so Kurse wie Webdesing, Video und EDV gibt. Das brauche ich nicht, da ich jahrelang freiberuflicher Programmierer und Webdesigner war.

Habt Ihr gute Referenzen und Bücher, die mir da unter die Arme greifen können?

Bin für jede Hilfe dankbar.

Gruß

Marco
 
Moin,

Also ich hab selber ein Praktikum in einem Tonstudio gemacht, und würd es jedem empfehlen... als Abschreckung, den Job nicht zu machen. Ach ja ich bin selber 29.

Da ist im Tonstudio viel Routine drin: Takes sauber schneiden, EQ Einstellungen überprüfen. Der kreative Part wird schnell zum Routinejob, und man fängt dann an, nach Feierabend seine privaten Musiktracks zu mischen, um wenigstens noch ein bischen sein eigenes Ding machen zu können. Die Bezahlung ist saumäßig.

Im Grunde hab ich schnell gemerkt, dass das keine intellektuell tiefergehende Tätigkeit ist, sondern im Grunde nur ein Handwerk. Da finde ich Programmieren einiges kreativer, und ich frage mich ernsthaft, warum du dich nicht lieber ein halbes Jahr zu Hause hinsetzt, um eine aktuelle Technologie, z.B. .NET oder J2EE, dir reinzuziehen, dir noch n Zertifikat anlachst (z.B. MCSD oder was es bei Sun alles gibt) und dann ein Vielfaches von dem verdienst, was du als Tontechniker kriegen kannst. Von Programmierer auf Tontechniker umzusatteln find ich so was von absurd, das glaubste gar nich ;) Vor allem weil ich genau den umgedrehten Weg gegangen bin und es auch immer wieder machen würde, schau ich mir das Geld an, was ich verdienen kann, und das bei geregelten Arbeitszeiten, obwohl ich noch Student bin (nicht mehr lange...), und die Arbeit sogar noch Spass macht.

Um deine eigentliche Frage zu beantworten: Ohne Praktikum wirst du nicht die Dinge lernen, die für den Job relevant sind. Im Tonstudio gehts darum, produktiv und effektiv zu arbeiten, da ist das Frickeln zu Hause sicherlich nicht die richtige Schule.

gruss
MK
 
Hi Marco!

Also, Bücher gibts da ja viele.
Ich kann dir jetzt nur die empfehlen, die ich auch selber hab.

Das hier ist spitze!
Das hier auch!
Wenn du Bock auf Mathe und Physik hast = ist anscheinend auch so das Standartwerk für die Studenten.

Die haben mir auf jeden Fall sehr geholfen.

Ich denke, am weitesten kommst du, indem du irgendwelche Workshops besuchst, denn da kannst du immer gleich nachfragen, was bei solch stummer Bücher immer ein Problem ist.
Am besten ist jedoch immer noch ein Praktikum.
Vielleicht kannst du ja in einem Studio in deiner Nähe fragen, ob du mal zugucken kannst.
Oder du kennst irgendeine Band, die demnächst was in nem professionellen Studio aufnimmt und gehst da einfach mit und schaust dir das mal alles an.
ch hab die Erfahrung gemacht, dass so ein Tontechniker auch dann gerne jede normal gestellte Frage auch gerne beantwortet, der ist ja da auch leidenschaftlich mit dabei.

Und so alt biste doch noch gar nicht, Kerle! :D

Viel Erfolg!

Grüße, Undress.
 
hi marco,

ich kann birdseed nur zustimmen. tonstudioarbeit ist schön, solange man nicht gezwungen ist davon zu leben.

egal, hier eine seite, die viel grundlagenwissen vermittelt. (nicht von der etwas seltsamen und hausbacken wirkenden optik abschrecken lassen)

grundlagen

gruss

holger
 
@odeon86

Ähm ach ja...gut dass du es so verstanden hast wie ich es gemeint habe. Vielleicht um es noch mal explizit zu sagen:

Tontechnik als Hobby macht unglaublich viel Spass. Tontechnik als Beruf ist im Moment ein handwerklich-technisch orientierter, unterbezahlter Job.

gruss
MK
 
Also das was man bei SAE von der technischen Seite her lernt, kann man auch aus den angegeben und weiteren Büchern erlernen :S

Ich würde folgendes machen und mache das im Moment auch - Fach-Bücher wälzen und die Aufgaben darin machen. Und zwar auf der Basis von Grundlagen die man überall her sammelt - Oder evtl kann dir jemand sein SAE-Toningeneur-Skript kopieren, ist doch nicht so viel? Wenn einen dann mehr interessiert gibts über die verwendeten Schlagworte genug Detailwissen anzulesen - zu "studieren" -

Nachdem ich mich auch informatiert hatte, was abging: SAE ist kein "Studium" im eigentlichen Sinne. Der Vorteil ist die ausgearbeitete Logische Abfolge der Inhalte aber vor allem die Praxis, die aber wiederrum auch zu kurz kommt. - Berichtigt mich, bitte wenn ich falsch liege.


Was aber der Punkt ist. Die technische Seite verwirrt viel zu sehr. Man kommt vom einen ins Tausende. Wichtig sind tatsächlich die Praktischen Dinge (die man im Studium ja eben nicht ausgiebig genug lernt)


"Studium" an sich für mich "Das Erlenernen des optimalen Prinzipis, für sich SELBST so schnell und gut wie möglich an alle Infos zur Bewältigung eines beliebigen Themas/Aufagbe zu kommen"

Die eigentliche Kompetenz um guten Sound zu "machen", folgt für mich nur aus "machen und tun" des Gelernten, da kann man noch so viel Theorie "kennen"
 
Hi!

Kurz was zum "Handbuch der Tonstudiotechnik 1/2": kann ich empfehlen, wenn man Interesse an physikalischen Grundlagen hat.
Es beinhaltet keine "Geheimtips" zum Mischen oder ähnliches, aber zum über 30 Seiten alleine zur Stereomikrophonie (wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe).
Wenn man also nicht die große Leuchte in Physik ist, es einen aber interessiert wie die Dinge grundlegend funktionieren ists sehr hilfreich.

MfG, Phil
 
birdseedmusic schrieb:
Tontechnik als Hobby macht unglaublich viel Spass. Tontechnik als Beruf ist im Moment ein handwerklich-technisch orientierter, unterbezahlter Job.

Was wohl andy wallace dazu sagen würde? Oder Steve Albini? Man muss eben richtig gut sein, dann verdient man auch richtig gut. In vielen Branchen ist das so. Das rumgeheule über die Branche, der es so schlecht geht, steht mir sonstwo. In vielen Branchen ist es schwer. Die MI hat jahrelang mit vollen Händen Geld rausgeworfen, dass durch das neue Medium [g=420]CD[/g] in Strömen floss. Dann kam Missmanagement dazu und die digitale Revolution im Medienbereich. Jetzt ist es eben etwas anders und darauf muss man sich einstellen. Mit Gejammer kommt man sicher nicht weiter.

Wenn ich mich in dem Bereich selbsständig machen würde, würde ich mir versuchen soviel draufzuschaffen, dass du viel mehr Dienstleistungen anbieten kannst, als "nur" Tontechnik. Also z. B. alles von Live-Mixen, Equipment verleih, Konzertorganisation, Labelarbeit, Layout für die CDs, Webseiten für Musiker, Produzieren von Beatz für die HipHop fraktion, etc etc. Je mehr du anbieten kannst und je flexibler du bist, desto eher kannst du dich auch als "kleiner Krauter" ernähren.

Oder du bist eben in einer Sache richtig gut. Im Gitarrensoundbereich in D oder CH gibts imo nicht so viele Namen, da ist vielleicht noch Platz, wer weiss? Dauert aber sicher Jahre ... und: Nur über erfolgreicheActs, die groß werden, kannst Du auch bekannt werden. Wenn Olaf Opal damals nicht Liquido oder Notwist produziert hätte, hätte er später nicht Juli gemacht etc...
 
floppy8 schrieb:
Man muss eben richtig gut sein, dann verdient man auch richtig gut.

dem ist leider nicht so. du musst richtig gut sein, richtig gute kontakte haben, dann noch richtig viel glück - dann verdienst du vielleicht über eine kurze zeit richtig gut.

erfolg hat ein winzig kleiner prozentsatz. ein bedeutend größerer prozentsatz schlägt sich irgendwie durch, und ein ebenfalls beachtlicher prozentsatz schafft es nicht. ich denke, in diesem fall kann man getrost davon sprechen, dass tontechniker kein sicherer job ist.

oder würdest du sagen, musiker ist ein sicherer job und mick jagger als paradebeispiel anführen?

/edit: achja, das sollte hier ja eigentlich keine diskussion über den berufsstand werden, sondern nur, wie man sich das wissen ohne studium aneignet. bitte also den post als eher off-topic nicht beachten, wenn diskussionsbedarf besteht, kann man das ja in einem anderen thread oder per pm machen.

zur eigentlichen frage kann ich (als nicht-tontechnikstudent) auch nur sagen: lesen und praktika. bei ersterem ist es vielleicht ganz gut, sich nicht nur lockere literatur über amazon zu besorgen, sondern auch mal ne uni-bib aufzusuchen um sich dissertationen und habilitationen aus dem bereich anzuschauen.
 
Da muss ich Vironnimo zustimmen.
Ich kenne auch Leute die richtig gut sind, einen guten Job in nem guten Studio haben und einen Tagessatz von 100€ bekommen. Was bei einem 12Std.-Tag einen Stundenlohn einer Putzfrau macht. Nur macht der Job mehr Spass als putzen :p
 
Moin!

Also erstmal danke, für die rege Anteilnahme.

Um mal was klar zu stellen :D Ich habe jetzt nicht die Intention, unbedingt das Thema zum Beruf zu machen. Ich weis wie es ist, ein Hobby zum Beruf zu machen. das habe ich bemerkt, als ich von Hobbyprogrammierer zum freiberuflichen Entwickler wurde und mittlerweile auch nicht mehr bin, nach 2,5 Jahren.

@birdseed: .NET oder J2EE sind meiner Meinung nach zwar aktuell. Aber es wird auch dort das Phänomen: "Me to" kommen. Also es können einfach viel zu viele. Als Programmierer einen guten Job in Festanstellung zu bekommen ist mindestens eben so schwer wie ein gutes Studio zu finden, bei dem man einsteigen kann. .NET ja, J2EE nein. Ich hasse Java. Kann es zwar grundlegend werde da allerdings keine Zeit mehr investieren. Ich weis, dass ich gut Programmieren kann und habe auch noch den Vorteil, den viele reale Programmierer nicht haben. Ich kann mit Design umgehen ;-) Meine Hauptarbeit wird sich mit Sicherheit auf den Job des PRogrammierers konzentrieren.

Ok dann weiter im Text ;-)

Die Sachen will ich einfach wissen. Über den Status ... "Suche Buch für guten Mix" bin ich meiner Meinung weit heraus. Ich will also wissen, warum Kugel für Raummikros besser sind ... ok, banales Beispiel ... ist ja schon fast logisch als Laie zu erklären ... aber ich will dazu wissen, warum weshalb wieso und so weiter. ich habe auch damals immer meinen Mathelehrer genervt. Da kamen dann so Fragen wie: "Aber woher kommt den die Zahl Pi und wie berechne ich die?"

Ich bin sehr Mathe und Physik interessiert (liegt wohl am Programmierer in mir) und will da gerne mehr drüber verstehen wollen. Da unser Drummer Physikstuden ist, habe ich auch eine gute Quelle um evtl. Verständinsprobleme aus dem Weg zu schaffen.

Ganz ehrlich, die Seite http://www.sengpielaudio.com/ hatte mir da den Anstoß zu gegeben. Dort habe ich so gut wie nur ??? über dem Kopf gehabt. Allerdings viel Spaß an der Sache gehabt.

Also, ich werde mal die diverse angepriesene Literatur durchwälzen und dann sehe ich mal weiter.

Danke EUch allen. Wie immer, das beste Forum ;-)

Gruß

Marco
 
Vironnimo schrieb:
floppy8 schrieb:
Man muss eben richtig gut sein, dann verdient man auch richtig gut.

dem ist leider nicht so. du musst richtig gut sein, richtig gute kontakte haben, dann noch richtig viel glück - dann verdienst du vielleicht über eine kurze zeit richtig gut.

erfolg hat ein winzig kleiner prozentsatz. ein bedeutend größerer prozentsatz schlägt sich irgendwie durch, und ein ebenfalls beachtlicher prozentsatz schafft es nicht. ich denke, in diesem fall kann man getrost davon sprechen, dass tontechniker kein sicherer job ist.

oder würdest du sagen, musiker ist ein sicherer job und mick jagger als paradebeispiel anführen?
Nur ganz kurz, weil eben OT: Wieviel "sichere" Berufe gibt es in einem Land, das die Arbeitslosenzahl durch alle Möglichen tricks, ABM etc. gerade so auf 5 Millionen drücken kann? Wieviel "sichere" Jobs gibt es in einer Welt, in der 200 Millionen Chinesen auf den nächsten Job für einen Hungerlohn warten?

Richtig gut sein heisst natürlich auch, sich gut verkaufen zu können etc. Das habe ich vorausgesetzt. Kontakte hat man nicht, die erarbeitet man sich.

Das es schwer ist habe ich ja gesagt. Das Leben im 21. Jahrhundert ist eben kein Kindergeburtstag, aber die Leute hier wollen es mehrheitlich offenbar so, wie es ist - wir leben ja in einem freien und demokratischen Land.

Es steht jedem frei, sich einen "sicheren" Job zu suchen und irgendwas zu machen, wo man nicht mit dem Herzen dabei ist. Ob das glücklich macht, ist eben ne ganz andere frage. Satt macht es wohl, aber das ist für viele auf dieser "glücklichen" Seite der Erdkugel nicht alles im Leben.

So, sorry für OT. Muss eben alles raus ;)
 
Hi

Nur ganz kurz, weil eben OT: Wieviel "sichere" Berufe gibt es in einem Land, das die Arbeitslosenzahl durch alle Möglichen tricks, ABM etc. gerade so auf 5 Millionen drücken kann? Wieviel "sichere" Jobs gibt es in einer Welt, in der 200 Millionen Chinesen auf den nächsten Job für einen Hungerlohn warten?

qualifizierte Jobs.

Sachen, die man sich mal nicht mal eben schnell aus einem Handbuch anlesen kann, sondern Tätigkeiten, die eine grosse Vorbildung voraussetzen.

Nagut, aber das ist ein anderes Thema. Und eigentlich ist ja Tontechniker eine hochqualifizierte Tätigkeit. Aber dazu gleich mehr.

Zu meiner Praktikums-Zeit (1999) bekam man als SAE-Absolvent 20,- DM die Stunde. Die Studio-Putzhilfe verdiente "nur" 16,- DM. Und damals war die Welt noch in Ordnung, was homerecording-Studios anging.

Problem ist: Der Beruf ist halt sehr gefragt. Anscheinend besteht in unser heutigen Zeit ein starker Drang nach Legitimation, Selbstverwirklichung. Viele Leute suchen nach Kreativität im Beruf, gepaart mit einem riesigen Überangebot an Jobmöglichkeiten (die Anzahl der Berufsbilder hat sich seit Beginn der industriellen Arbeitsteilung um einen Faktor > 1000 erhöht) . Die Jobs, die wirklich Knete bringen, liegen irgendwo im Nischenbereich. Tontechniker ist dagegen ein recht einfaches, klares Berufsbild, meiner Meinung nach oft eine Auffanggrube für Leute, die gerne Musikproduzent geworden wären: Ich habe wenige Leute getroffen, die Tontechnik aus rein technischem Interesse machen, also über den naturwissenschaftlichen/elektrotechnischen Zweig dazu gekommen wären.

gruss
MK
 
Wenn Dir das Handbuch zur Tonstudiotechnik zu teuer ist, dann guck Dir mal '[g=116]Mikrofon[/g]-Aufnahmetechnik ' vom selben Verfasser an. Ich find das Buch sehr gut; Im Handbuch ist auch jede Menge Rundfunktechnik drin, die Du sicher nicht brauchen wirst.

Grüße, Gunnar
 

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