Stimmumfang

[Christian_30]

Hi,

was kann man so als typischen Stimmumfang eines (Amateur-)Sängers erwarten? Oder falls sich die Frage nicht so richtig beantworten lässt, dann interessieren mich auch einfach so Eure Erfahrungen mit dem SU im Zusammenhang mit dem Komponieren und Produzieren.

Ich schreibe nämlich gerade einen Song, für den ein/e Sänger/in einen SU von etwas weniger als 2 1/2 Oktaven bräuchte - es sei denn, ich lasse die Chorusmelodie auf einem Niveau beginnen, das unter der Endnote der Strophe liegt, was ja auch nicht Sinn der Sache ist, weil der Song ja gerade im Chorus an Energie zunehmen soll, anstatt plötzlich abzufallen, selbst wenn sich die Melodie im Verlauf des Chorus` dann wieder nach oben schraubt.

Achja, hier was aktuelles und interessantes zum Thema gefunden: http://www.laut.de/News/Stimmumfang-Wer-hat-den-Groessten-05-09-2014-10789

Viele Grüße
Christian

 

[Mike3000]

2 1/2 Oktaven

Ich meine mich zu erinnern, dass in einer Doku über ABBA jemand mit ähnlichen Worten von "Dancing Queen" sprach.

 

[Christian_30]

Very interesting. Die tiefste Stelle ist wohl das "look" und "mood" in der Strophe und die höchste das "you" von "you can dance". Man müsste mal testen, wie viele Oktaven das sind.

 

[Tom81]

Es gibt nichts, was es nicht gibt: Ich hatte schon mit SängerInnen zu tun, die nur hoch, nur tief oder auch sowohl ganz tief als auch ganz hoch, aber nicht in einer Mittellage singen konnten.

Im Normalfall sind es knapp unter zwei bis zweieinhalb Oktaven. Dann ist entweder Schluss oder jemand kann durch Rand- oder Teilschwingungen der Stimmbänder (was dann gerne "Kopfstimme" genannt wird) noch einzelne Töne, manchmal eine Oktave draufsetzen.

Der Stimmumfang ist ja aber nicht alles. Oder bastelst Du den Song komplett am Computer und kannst die Tonart dann auf die Sängerin anpassen?

 

[Rex]

https://de.wikipedia.org/wiki/Stimmlage

 

[Christian_30]

Der Stimmumfang ist ja aber nicht alles. Oder bastelst Du den Song komplett am Computer und kannst die Tonart dann auf die Sängerin anpassen?

Ja, ich transponiere dann den Song so, dass der/die Sänger/in sowohl den tiefsten als auch den höchsten Ton erreicht.

 

[Christian_30]

https://de.wikipedia.org/wiki/Stimmlage

Thx, jetzt hab ich die Bestätigung, dass ich ein Bass bin, höher als e` komme ich nämlich nicht (außer durch Melodyne..

 

[stonyroad]

wasn e`? Die leere (dünne) e-Saite auf der Gitte ?

 

[Tom81]

wasn e`? Die leere (dünne) e-Saite auf der Gitte ?

 

[stonyroad]

Danke !
Weiß dann auch wo ich mich einreihen darf.

 

[Christian_30]

wasn e`? Die leere (dünne) e-Saite auf der Gitte ?

Ah cool, das wusste ich bisher auch noch nicht.

 

[Tom81]

Man muss da aber auch ein bischen vorsichtig sein. Wenn jemand einen Stimmumfang von zweieinhalb Oktaven hat, dann kann man nicht unbedingt alle diese Töne gut bei einer Aufnahme einsetzen.

Stimmumfang sind für mich die Töne, die jemand schön singen kann. Ich komme zum Beispiel vom D bis zum f'. Die sogenannte Kopfstimme habe ich kaum trainiert und angeboren ist sie mir auch nicht --> Das Gequietsche vom g' bis c'' zähle ich nicht mehr zu meinem Stimmumfang.

Wenn ich aber ein D, E oder F singe, dann ist das eher leise und nicht sehr voll. Darauf müsste dann beim Arrangieren Rücksicht genomen werden. Umgekehrt kann ich ein d', e' oder f' nicht leise singen. Und: Grundsätzlich erreichen SängerInnen ihre höchsten Töne oft besser "mit Anlauf" als "aus dem Stand".

 

[Christian_30]

Eigentlich wollte ich hier ein Video von bonedo.de einbinden, das ich gerade entdeckt habe, leider geht das mit html nicht...

Es ist das 2. auf dieser Seite mit dem Titel "Lagen".

http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/video-gesangsworkshop-3.html

 

[Tom81]

Ich hab' versehentlich meinen Beitrag gelöscht.

Kurz: Gutes Video!!!

 

[marcoustic]

Guten Abend,

das Thema Stimmumfang wird manchmal (und hier bemerke ich auch einige Tendenzen) etwas sehr akademisch betrachtet.

1. Es ist nicht hilfreich, einen Stimmumfang als gegeben hinzunhemen und sich dadurch zu limitieren.

Manche Coverbands verstehen das zum Beispiel nicht. Da werden die Songs in der Originaltonart gespielt, anstatt die Tonart auf den/die SängerIn anzupassen, was dann manchmal nach hinten losgeht.

Das von Dir genannte "Anpassen" bringt den meisten Nummern einen ganz neuen Charakter und das ist ja nicht gewollt. Google zum Thema "Tonarten Charakteristik" befragen, bringt da Interessantes zu Tage.

2. Wenn der Stimmumfang für den Alltagsgebrauch nicht tauglich ist, kann Gesangsunterricht Wunder wirken. Wenn ein Gitarrist ein Solo nicht schnell genug hinbekommt, dann wird ja auch nicht alles langsamer gespielt.
Üben ist gefragt: Im Idealfall unter professioneller Aufsicht.

Grüße
Markus

 

[Tom81]

1. Es ist nicht hilfreich, einen Stimmumfang als gegeben hinzunhemen und sich dadurch zu limitieren. (...)

Das von Dir genannte "Anpassen" bringt den meisten Nummern einen ganz neuen Charakter und das ist ja nicht gewollt. Google zum Thema "Tonarten Charakteristik" befragen, bringt da Interessantes zu Tage.

2. Wenn der Stimmumfang für den Alltagsgebrauch nicht tauglich ist, kann Gesangsunterricht Wunder wirken. Wenn ein Gitarrist ein Solo nicht schnell genug hinbekommt, dann wird ja auch nicht alles langsamer gespielt. (...)

Klar kann man seinen Stimmumfang durch Training und Technik erweitern. Aber der Vergleich mit dem Gitarristen passt überhaupt nicht. Die Höhe der Stimme wird zuerst durch die Anatomie des Sängers bestimmt. Ich kann meinen Stimmumfang durch Training auf drei Oktaven erweitert haben und dennoch wird mir ein Stück in manchen Tonarten besser liegen als in anderen. Ich kann darin auch gar kein Limitieren erkennen. Man arbeitet halt mit dem, was da ist.

Dass es eine Tonartencharakteristik überhaupt gibt, wurde immer schon mal bejaht, mal bestritten. Spätestens mit der gleichstufigen Stimmung ist der Charakter bestimmter Tonarten eigentlich kein Thema mehr. Viel wichtiger ist die Umsetzbarkeit auf den jeweiligen Instrumenten und dazu zählt eben auch die Stimme.

 

[marcoustic]

Ich kann meinen Stimmumfang durch Training auf drei Oktaven erweitert haben und dennoch wird mir ein Stück in manchen Tonarten besser liegen als in anderen.

Das stimmt natürlich, aber spiel mal "Something happended on the way to heaven" ´n Halbton tiefer...
Das klingt einfach net mehr...

Aber der Vergleich mit dem Gitarristen passt überhaupt nicht.

Doch der passt insofern, dass 90% der Gitarristen ein Solo, was sie nicht können, einfach üben.
Ob das Ergebnis später perfekt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Natürlich gibt es anatomische Grenzen, aber ganz offen gesprochen, sind meiner Erfahrung nach viele Sänger einfach zu faul, sich mit den Themen Kopfstimme, Mischung, Passagio, etc, auseinanderzusetzen.

Spätestens mit der gleichstufigen Stimmung ist der Charakter bestimmter Tonarten eigentlich kein Thema mehr.

Das muss ich aus meiner Erfahrung heraus verneinen.
Gerade Sänger reagieren sehr sensibel auf Tonartwechsel. Speziell Wechel zwischen # und b Tonarten.
Klingt theoretisch, ist aber so.

Grüße
Markus

 

[Tom81]

Natürlich gibt es anatomische Grenzen, aber ganz offen gesprochen, sind meiner Erfahrung nach viele Sänger einfach zu faul, sich mit den Themen Kopfstimme, Mischung, Passagio, etc, auseinanderzusetzen.

Da haste recht, Üben ist für viele Sänger ohnehin kein Thema.

Das muss ich aus meiner Erfahrung heraus verneinen. Gerade Sänger reagieren sehr sensibel auf Tonartwechsel. Speziell Wechel zwischen # und b Tonarten.

Da haben wir dann unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Ich bin schon von einer Art Tonartencharakteristik überzeugt, aber anders als Du: Auf dem Cello z. B. klingen Tonarten ohne oder mit höchstens zwei Vorzeichen anders als welche mit drei und mehr Vorzeichen, weil im ersten Fall die leeren Saiten mehr mitschwingen. Für viele andere Instrumente wird es ähnliche Phänomene geben. Beim Singen a cappella habe ich aber nie festgestellt, dass ein Song in einer anderen Tonart einen anderen Charakter bekommt.

 

[Bonzo3000]

Wenn ein Gitarrist ein Solo nicht schnell genug hinbekommt, dann wird ja auch nicht alles langsamer gespielt.

Was ja nicht heißt, dass ein schnelles Solo auch ein "gutes" Solo ist. Allerdings, so wie es Gitarren gibt, die für bestimmte Lagen gebaut sind (Baritongitare, Ukulele, Banjo ... you name it) so gibt es auch Menschen die für bestimmte Lagen gebaut sind. Letztendlich bestimmen nicht zuletzt die Hohlräume im Körper *g* (und der Gitarre) zu einem großen Teil das Timbre und da gibt es herrlich individuelle Unterschiede. Gäbe es die nicht würde sich Helene Fischer ja anhören wie Ronnie Dio und umgekehrt. Eine schreckliche Vorstellung. *g* Daher muss im Idealfall der Song zum Sänger passen oder auch umgekehrt. Man braucht eben den richtigen Sänger für den Song.

Die Sache mit "klingt nicht mehr", liegt also an vielen Faktoren: falsche Instrumentenwahl, eingefahrene Hörgewohnheiten, falscher Musiker...... Was ich damit sagen will ist, die Aussage "wenn es einer nicht singen kann, muss er üben" ist einfach zu pauschal. Evtl. schafft er es mit Üben aber vielleicht auch trotz Übens nie.

 

[whitealbum]

Hi,

was kann man so als typischen Stimmumfang eines (Amateur-)Sängers erwarten? Oder falls sich die Frage nicht so richtig beantworten lässt, dann interessieren mich auch einfach so Eure Erfahrungen mit dem SU im Zusammenhang mit dem Komponieren und Produzieren.

Ich schreibe nämlich gerade einen Song, für den ein/e Sänger/in einen SU von etwas weniger als 2 1/2 Oktaven bräuchte - ...

Alles kann man erwarten
Oft ist es so, dass sich ein Amateur nicht so recht traut, und sein Stimmumfang kleiner wirkt, als wenn er locker ist.

Der Punkt ist aus meiner Sicht noch ein anderer, wenn man einen Song für einen Sänger (m/w) schreibt.
Fragestellungen:
In welcher Stimmlage klingt seine Stimme richtig gut?
Ist die Stimme eher für Balladen oder Rock geeignet?
Weiche Stimmfärbung/harte Stimmfärbung?
Ich achte immer auf die eigentliche, "natürliche" Sprechstimme, wo ist die angesiedelt?
Wo sind die guten und wo die bösen Resonanzen?

Der Song sollte zu einem Sänger passen, tonal, vom Ausdruck her etc.

Bsp.:
Es gibt sehr selten Sänger alà Paul McCartney die eigentlich alles singen können, Balladen bis brutalen Rock.
Aber die berührendesten Songs hat John Lennon bei den Beatles gesungen, nicht nur wegen der Art diese zu singen, sondern auch wegen seiner Stimmfärbung.
Das war so ne Ausnahme was den Stimmumfang betrifft, ganz klar Bariton in der Sprechstimme, konnte aber hohe Töne raushauen, die noch phänomenal waren (Happiness is a warm gun bspw.).

Was sagt uns das, der Stimme zu hören, und entsprechend ausrichten.
Ich käme auch nicht auf die Idee die fabelhaften Sängerinnen von Abba (klanglich: Quellwasser) eine Amy Whinehouse Nummer (eher Jack Daniels) singen zu lassen.