Solo-Live-Musiker (voc, git) aufnehmen

[Lucky]

Hi,
ich bin demnächst in der Situation, einen absoluten Live-Musiker (Solo-Künstler, Stil in etwa Blues, also ruhig etwas rotzig) aufzunehmen, und zwar in seinem Proberaum. Er möchte - obwohl das extra eine Aufnahmesession wird - möglichst alles vom Feeling genau so spielen wie sonst, das heißt:

• den Sound der Westerngitarre auf jeden Fall aus seinem Amp kommen
  
• vermutlich auch sein eigenes (Bühnen-)Gesangsmikrofon benutzen wollend... vielleicht gar ohne Kopfhörer, also frei losspielend, als wäre es live
  
• erst mal keine Overdubs geplant, alles One-Take

Folglich werde ich die für Live üblichen Übersprechungen haben, das ist schon klar.
Es geht eigentlich nur darum, eine brauchbare Mischung für ein paar Audio-Demos zu haben.
Und hierzu möchte ich nachträglich im Mix noch einige Möglichkeiten der Optimierung haben.

Normalerweise würde ich bei so akustischer Musik (1x Vocals, 1x Westerngitarre) zumindest die Gitarre gedoppelt (akustisch mit Mikrofon abgenommen) links und rechts ins Panorama setzen und die Stimme danach in die frei gewordene Mitte.

Nun frage ich mich vor allem, wie ich die (über Amp inkl. Cabinet im Raum hörbar verstärkte) Gitarre am besten abnehmen soll. Sinnvolle Split-Möglichkeiten? Verschiedene Mikros (dynamisch, Kondensator) hätte ich wie Sand am Meer (nur leider keine 8er-Charakteristik)... ein Mikro close-up vor den Amp + 2 Raummikros? Oder ein paralleles Line-Signal abzweigen? Mikro direkt vor der Klampfe macht beim zu erwartenden Pegel vielleicht keinen Sinn?

Ich möchte die Gitarre halt irgendwie aus der Mitte kriegen und eine Art Dopplung hinbekommen. Zur Not spielen wir nach dem ersten Take die Gitarre ein zweites Mal (wieder über Amp) ein, nur dann ohne Gesang. Ist vielleicht nicht ganz sauber, aber wenn das Mikro nah genug am Amp ist, ist dann auf der 1. Gitarre vielleicht auch nicht so viel Gesang...

Aber wenn jemand noch Tipps hat, immer her damit

 

[User70408]

Die One Take Aufnahme:
1. Gesang >>> Mikro mit Niere, noch besser Super-Niere
2. Akustik Gitarre >>> Mikro vom Amp mit z.B. Shure SM 57
3. Akustik Gitarre >>> mit Kondensator Mikro Niere (Höhe 10. bis 12. Bund - 30cm Abstand)
4. Raum Mikro >>> etwas weiter weg den Raumklang aufnehmen - Kugel

eventuell Overdub:
5. Akustik Gitarre >>> Mikro vom Amp mit z.B. Shure SM 57
6. Akustik Gitarre >>> mit Kondensator Mikro Niere

 

[AndiPaulo]

Nix überproducen bidde! Keine 5 Meter breite Gitarre für nen Blueser!

Wenn das schon so´n rotziger Live-Typ is dann fang einfach ne gute Performance ein, ohne Overdubs.

Raummikros (Kondensators): Stell die zuerst auf und achte drauf daß Gitarre, Amp und Vox ausgewogen drauf sind und möglichst geil klingen. Der Raum muss aber auch vernünftig klingen, versteht sich.
Dann

• Vox-Mikro
• an den Gitarren-Pickup ne DI-Box um das Direktsignal aufzunehmen, und von der DI zum Amp
• Amp-Mikro
• vielleicht noch ein Gitarren-Mikro wo möglichst wenig Gesang überspricht.

Mit 3 x Gitarre sollte man bissl Stereo basteln können.

Ich wüsst aber net wie man das alles aufstellt. Eigentlich will man keine Übersprechungen, aber manchmal sind sie auch gar net so schlecht.

 

[suboptional]

Nix überproducen bidde! Keine 5 Meter breite Gitarre für nen Blueser!

+1
Ich kenn's in dem Akustik-Git / Voc Genre eher so dass die Gitarre bissel hinter den Vox steht (Stichwort Tiefenstaffelung) aber nicht l / r gedoppelt.

 

[clemenserwe]

Erstmal hängt das davon ab, was er in seinem Amp mit dem Gitarrensignal macht.
Eventuell kommt da Stereo raus. Chorus/Delay.
Dann würde ich jedenfalls die (vermutlich vorhandenen) Direkt-Outs des Amps aufnehmen.
Vocal-Mikro ist klar - Gitarren-Mic optional - und wenn's der Raum hergibt Ambience (1 zu 3 Regel oder noch weiter weg).
Mikro am Amp würde ich mir sparen - eher noch den Amp stummschalten und dem Musiker einen Kopfhörer anbieten.

Aber es gibt zu viele unbekannte Variablen. Raum - Art der Performance - Wohlfühlfaktor - Lautstärkeverhältnisse usw.
Da kann meine Idee wieder ganz schnell verworfen werden ...

 

[Burkie]

Hallo,

wenn der Raum taugt, (oder selbst wenn nicht), ein Raum-Stereo-Mic so aufbauen, dass alles gut ausgewogen drauf ist.

Ein Mikro für den Gesang.
Eines vor den Amp, vielleicht auch zweie.
Eines direkt vor die Gitarre, wegen akustischem Sound. Aber nur, wenn es ihn nicht stört!

Macht insgesamt so um die 5-6 Spuren.

Beim Mix wählt man dann aus:
Es müssen und sollen auch nicht alle Spuren im Mix erscheinen.
Sondern nur die, die am besten klingen.

Vielleicht macht schon das Raum-Mikro mit leichter Unterstützung vom Gesangsmikro den perfekten Sound....?

Nimmt man das Amp-Mikro, für Stereo-Mix z.B. trocken nach links pannen.
Delay und Reverb von diesem Amp-Mikro anfertigen, und leise nach rechts gepannt hinzu mischen. Sodass Gitarren-Atmo die andere Seite ausfüllt.

Es geht also darum, die Gitarre an einem Punkt in den Raum zu stellen, und nach rechts und links herum unauffällig(!) Atmo und Raum (über leichten Hall und Reverb und Delay) zu bauen.

Dieses ewige Pseudo-Stereo, mit Gleichgewichten jeweils rechts und links, und Stimme im Platz in der Mitte , funktioniert hier nicht.


Das wichtigste aber bei so einer Session ist, dass der Musiker sich wohl fühlt, und eine super Performance abliefern kann.
Deshalb ist es äusserst wichtig, dass die Technik hinter der Performance zurück steht.

Besser als jede Technik ist die Stimmung des Musikers! Er muss Freude und Spass an der Session haben. Er muss Freude daran haben, seinen Song gleich noch ein weiteres Mal singen zu dürfen.

Wenn's den Musiker verunsichert oder ärgert, dann nur mit einem Mikro für Stimme und Gitarrenamp aufnehmen.

Du musst dich auf den Musiker einlassen.

Wenn er Spaß daran hat, verschiedene Mikros für seine Stimme oder Gitarre auszuprobieren, dann mach das so.

Wenn nicht, dann belästige ihn nicht mit sowas.

Habe irgendwelche Raummikros einfach so rumstehen von der vorherigen Session, habe sie vor der Session ungefähr ausgerichtet und ausgepegelt, nehme sie jedesmal mit auf, aber beachte sie dann in der Session gar nicht. Dreh nie an Pegeln für diese Mikros, ausser er verlässt den Raum für eine Pause....
Er soll gar nichts um solche Raummikros wissen. Ausser, er hat einen Sinn dafür.

Man muss die Musiker bei der Session für sie betrügen, damit sie die beste Performance abliefern.
Bei Overdubbs oder Ausbesserungen sage ich gerne mal, es sei nur eine Probe... natürlich nehme ich auf. So befreit vom Druck einer echten Performance, gelingen den Musikern gerne mal richtig gute Performances, bei denen sie im Probemodus über sich hinaus wachsen.


Wenn der eine Song nach 2 oder 3 Takes noch nicht so gut ist, gehe vielleicht lieber zum nächsten Song über, anstatt den Musiker mit weiteren 4 oder Takes zu nerven. Ausser, er ist selber gerade scharf drauf, seinen Song immer und immer wieder zu spielen. Dann lasse dich darauf ein.

Alles Gute