Seid ihr selbstständig im Musikgewerbe?

[muffy]

Dann ist das ja weitestgehend wie in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis.

 

[Froschkapitaen]

Stimmt. Der Bohlen hat sich zwar oft zur Lachnummer gemacht und mag kein großer Künstler sein, aber fehlenden Fleiß und Ehrgeiz kann man ihm sicher nicht vorwerfen. Gerade am Anfang ist er die Ochsentour mit zig vergleichsweise wenig erfolgreichen Acts durchlaufen bis der große Durchbruch kam. Und bis dahin hatte er sich einen Namen gemacht, Connections geknüpft und das Musikbusiness verinnerlicht. Dazu braucht man einen sehr langen Atem und eine gewisse Gerissenheit, die viele "Künstlertypen", die einfach nur Musik machen wollen und das Geschäftliche links liegen lassen, nicht haben.

Der ist immerhin dipl. Kfm.
Rechnen wird er können.

 

[muffy]

Dazu braucht man einen sehr langen Atem und eine gewisse Gerissenheit, die viele "Künstlertypen", die einfach nur Musik machen wollen und das Geschäftliche links liegen lassen, nicht haben.

Es gibt ja häufig die Legende, dass eine Band von ihrem Label abgezogen wurde usw. I.d.R. macht sowas aber der Manager. Aber in den meisten Fällen ist es die komplette, geradewegs himmelschreiende Geschäftsunfähigkeit der handelnden Personen.

Ich hatte mal in meiner Zeit in der Kanzlei einen Mandanten, ein m.E. vielversprechender junger Mann, der hatte sich ohne Anwalt in eine äußerst ungünstige vertragliche Situation manövriert (Verlagsvertrag und Künstlerexklusivvertrag) bzw. manövrieren lassen ohne meiner Ansicht wirklich zu übersehen, was er da gemacht hatte.

Ich habe ihn gebeten, geradezu angefleht, bevor er jemals wieder etwas unterschreibt, möge er zu mir kommen. Tat er auch, aber dann hatte er wieder bereits etwas unterschrieben.

 

[oove]

Die Frage ist doch aber, ob der Partner Deines Mandanten auch unterzeichnet hätte, wenn die Bedingungen stark verändert worden wären.

 

[Nachtschicht]

Richtig, man kann bestimmte Arbeiten beispielweise finanzielle Angelegenheiten auf fremde Firmen auslagern. Vorausgesetzt man kann es sich leisten. So hat man mehr Zeit für die kreative Arbeit. Andere lagern die technische Arbeit aus in dem sie sich ein Studio mieten. Produzenten + Mischmeister leisten sie sich dazu. Um wie erfolgreicher man ist, desto mehr Arbeit kann man auf andere auslagern. Vorallem professionelle Videoclips machen sehr viel was her. Und ein Millionär Musiker konzentriert sich irgendwann nur noch auf eine bestimmte Sache die ihm liegt, wie Singen oder komponieren. Er wird zum Spezialisten auf seinem Gebiet. Das ist zumindest meine Theorie.

Im Prinzip ist es durchaus einfach :

Du musst einfach gut genug mit deiner Arbeit verdienen, dass du mehr Geld mit *deiner* Arbeit im selben Zeitraum verdienst, den du sonst für den bürokratischen Teil aufwenden müsstest.

Exakt in dem Moment, in dem du an diesem Punkt angelangt bist, ist das delegieren an einen Fachmann nicht nur Luxus und Sicherheit, sondern auch ganz pragmatisch betrachtet der finanziell sinnvollere Einsatz deiner eigenen Arbeitszeit.

 

[holgi]

Im Prinzip ist es durchaus einfach :

Du musst einfach gut genug mit deiner Arbeit verdienen, dass du mehr Geld mit *deiner* Arbeit im selben Zeitraum verdienst, den du sonst für den bürokratischen Teil aufwenden müsstest.

Exakt in dem Moment, in dem du an diesem Punkt angelangt bist, ist das delegieren an einen Fachmann nicht nur Luxus und Sicherheit, sondern auch ganz pragmatisch betrachtet der finanziell sinnvollere Einsatz deiner eigenen Arbeitszeit.

eingedenk der Tatsache, das man sich unbedingt einen zeitlichen Rahmen setzen muss, also wann beginnt/endet Arbeit?

ich habe 20 Jahre lang die Buchhaltung alleine gemacht (bis auf den Jahresabschluss) und zwar immer am Wochenende (meist am Sonntag)

damit habe ich jährlich gut 5000-6000 € gespart die der Steuerberater bekommen hätte

seit 5 Jahren macht der das, weil ich am Wochenende frei haben will

 

[Sascha Franck]

Dann ist das ja weitestgehend wie in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis.

So ist es ja auch gedacht, da es für nicht selten eher un-üppig verdienende Soloselbständige im (weitestgehend) "künstlerischen" ansonsten hinsichtlich der KV und Rentenvorsorge sehr dünn wird.
MMn (und das vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass ich davon gewissermaßen profitiere) tatsächlich eine sehr lobenswerte Errungenschaft.

 

[muffy]

Ich habe einen flüchtigen Bekannten meines Alters (Ende 40 - heul), der ist "Soloselbständiger" in "irgendwas mit Medien" und verfügt exakt über 0,00 EUR Rücklagen. Keine Einzahlungen in irgendein Sozialsystem ausser KK. Masseltoff.

 

[oove]

und verfügt exakt über 0,00 EUR Rücklagen

nicht die dümmste Entscheidung!

 

[holgi]

KK. Masseltoff

isn dit?

 

[HannesMac]

Ich habe einen flüchtigen Bekannten meines Alters (Ende 40 - heul), der ist "Soloselbständiger" in "irgendwas mit Medien" und verfügt exakt über 0,00 EUR Rücklagen. Keine Einzahlungen in irgendein Sozialsystem ausser KK. Masseltoff.

Sowas ist dramatisch.
Wegen des Sozialsystems musst du ja fast das doppelte verdienen. Wer auch immer da reinzahlt. AG/ AN / Selbständiger.

 

[muffy]

isn dit?

Krankenkasse. Punkt. Masseltoff = Glückwunsch, bzw. Viel Glück / Erfolg.

 

[Graham]

Keine Einzahlungen in irgendein Sozialsystem

Auch nur ne Investition mit Kontrahentenrisiken.

 

[Angela Petra]

So ist es ja auch gedacht, da es für nicht selten eher un-üppig verdienende Soloselbständige im (weitestgehend) "künstlerischen" ansonsten hinsichtlich der KV und Rentenvorsorge sehr dünn wird.
MMn (und das vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass ich davon gewissermaßen profitiere) tatsächlich eine sehr lobenswerte Errungenschaft.

Solidarität ist immer dann dufte, wenn man was bekommt. Bin ich ganz bei dir.

 

[Sascha Franck]

Solidarität ist immer dann dufte, wenn man was bekommt.

Das Statement zeigt recht eindeutig, dass es vollkommen sinnlos ist, dir auch nur ansatzweise die Idee von Solidarität erklären zu wollen. Nach deinen bisherigen Äußerungen in diesem Thread (bzw. im Forum) verwundert mich das aber auch nicht einmal ansatzweise.

 

[holgi]

Ich habe einen flüchtigen Bekannten meines Alters (Ende 40 - heul), der ist "Soloselbständiger" in "irgendwas mit Medien" und verfügt exakt über 0,00 EUR Rücklagen. Keine Einzahlungen in irgendein Sozialsystem ausser KK. Masseltoff.

kenne ich einige, im Handwerk weniger, mehr so Dienstleistung jenseits erlernbarer Berufe

das Schlimme daran: man darf es

wenn ich was zu sagen hätte müsste jeder einzahlen in Rente/KK usw, und zwar so viel, das Selbstständigkeit mit 1000 Netto unmöglich würde

das nutzt niemandem, die Menschen sind mit Ansage altersarm, und die Billig-Billig-Mentalität wird weiter vorangetrieben

das kann man 1:1 auf den Musikmarkt übertragen, schätze ich, da bin ich weniger bewandert

 

[Entone]

das nutzt niemandem, die Menschen sind mit Ansage altersarm,

Nicht nur das. Lass sie mal einen Unfall haben, berufsunfähig und zum Pflegefall werden. Gute Nacht.

 

[Sascha Franck]

wenn ich was zu sagen hätte müsste jeder einzahlen in Rente/KK usw, und zwar so viel, das Selbstständigkeit mit 1000 Netto unmöglich würde

Ist halt manchmal schwierig. Ich liege da zwar drüber, aber generell: Was willste machen? Wenn jemand sich bspw. als Musiker verdingen will, geht das an sich nur selbständig. Und dann hast du eben kein garantiertes Einkommen. Willste die Leute dann in den Monaten, in denen es weniger ist, zu Penny an die Kasse zwingen (und da gibt's ja auch nur Minijobs)?

 

[Angela Petra]

Ist halt manchmal schwierig. Ich liege da zwar drüber, aber generell: Was willste machen? Wenn jemand sich bspw. als Musiker verdingen will, geht das an sich nur selbständig. Und dann hast du eben kein garantiertes Einkommen. Willste die Leute dann in den Monaten, in denen es weniger ist, zu Penny an die Kasse zwingen (und da gibt's ja auch nur Minijobs)?

Ja?!

 

[Angela Petra]

kenne ich einige, im Handwerk weniger, mehr so Dienstleistung jenseits erlernbarer Berufe

das Schlimme daran: man darf es

wenn ich was zu sagen hätte müsste jeder einzahlen in Rente/KK usw, und zwar so viel, das Selbstständigkeit mit 1000 Netto unmöglich würde

das nutzt niemandem, die Menschen sind mit Ansage altersarm, und die Billig-Billig-Mentalität wird weiter vorangetrieben

Also ich kenne auch so Kandidaten. Aber mal im Ernst, mir ist das Rille. Das ist Eigenverantwortung, sowas kennt aber irgendwie keiner.

Jeder muss sein Lebensmodell entwickeln. Wer mit 30 nur Spass haben will, nichts zurücklegt und die Idee, 70 zu sein, absurd findet - warum nicht?

Ich hab mich in "jungen Jahren" oft von Ewig-Studenten und allerlei in den Tag hinein lebenden Kunstschaffenden belächeln lassen.

Jeder kann und sollte das tun, was er/sie für richtig hält.

Aber dann die Suppe auch auslöffeln und nicht die Hand aufhalten und jammernd Solidarität einfordern.