Seid ihr selbstständig im Musikgewerbe?

[Sascha Franck]

Wie du gelesen hast, war die "Schätzung" schlappe 30.000 EUR.

Na und? Schreibste "stimmt nicht" hin, reichst die Unterlagen ein und alles ist gut. Wo genau ist das Problem? Hättest du eine Schätzung etwa hingenommen, wenn die Abweichung kleiner gewesen wäre?

Wenn du ein Studio als Gewerbe angemeldet hast, bist du Zwangsmitglied.

Wenn du jemanden, egal wo, anstellst, zahlst du auch Kranken- und Sozialversicherungsanteile. Kann natürlich sein, dass du das auch doof findest.

 

[Angela Petra]

Ich wundere mich ja schon lange nicht mehr, warum hierzulande alles so ist, wie es ist.

Es macht für mich schon einen Unterschied, ob ich jemanden einstelle oder ob ich eine Rechnung von jemandem bezahle.

Eine Rechnung bekomme ich von Selbstständigen.

Aber auf die Rechnungen von Selbstständigen im Musikgewerbe eben on top KSK zahlen zu müssen (weil sie sich als Musiker/Künstler scheinbar nicht selbst die Schuhe zubinden können) ist eben eine einmalige Konstruktion.

 

[Moogman]

Die meisten Leute.
Ich habe oft solche vor der Nase, die für die gleiche Arbeit einfach mal das doppelte verlangen und auch bekommen. Meistens Frauen.

Das hat mit dem Geschlecht nichts zu tun, für den Kunden zählt nur das Ergebnis.
Ausnahmen sind Stars, die werbewirksam vom Kunden wieder eingesetzt werden können und da bezahlt BMW auch gerne einem Hans Zimmer auch mal das vielfache des üblichen Etats.

Solche Dinge spielen auch eine Rolle. Aber ist das "härter arbeiten"?
Was ist mit Fan-Potenzial? Auch die gleiche Werbeleistung greift bei einem besser, beim anderen schlechter.

Natürlich, siehe oben.

Was ist mit Dieter Bohlen?
Der finanzielle Erfolg hängt doch nicht vom "hart arbeiten" ab...

Leider ja.
Bohlen ist jahrelang mit seinen Demos rumgelaufen und hat sie angeboten, weil er an sich geglaubt hat.
Sein großer Erfolg ist ihm nicht so von nichts in den Schoß gefallen.
Dazu kommt noch eins, er hat eine kaufmännische Ausbildung, was ihm auch geholfen hat.
Die meisten haben doch von Kalkulation und Aquise null Plan. Das kann man lernen, machen aber nur wenige, denn sich verkaufen können ist auch eine Kunst.

 

[Sascha Franck]

Aber auf die Rechnungen von Selbstständigen im Musikgewerbe eben on top KSK zahlen zu müssen (weil sie sich als Musiker/Künstler scheinbar nicht selbst die Schuhe zubinden können) ist eben eine einmalige Konstruktion.

Mit sehr guten Gründen. Aber ich halte es für komplett sinnlos, diese Gründe zu erklären.

 

[Moogman]

Ich wundere mich ja schon lange nicht mehr, warum hierzulande alles so ist, wie es ist.

Es macht für mich schon einen Unterschied, ob ich jemanden einstelle oder ob ich eine Rechnung von jemandem bezahle.

Eine Rechnung bekomme ich von Selbstständigen.

Aber auf die Rechnungen von Selbstständigen im Musikgewerbe eben on top KSK zahlen zu müssen (weil sie sich als Musiker/Künstler scheinbar nicht selbst die Schuhe zubinden können) ist eben eine einmalige Konstruktion.

Das rechnet man vorher mit ein, machen doch alle so, die ein Studio betreiben. Jeder Handwerker rechnet bei seinen Löhnen die Lohnnebenkosten, Miete, usw. alles vorher mit ein.
Es liegt nicht am System, sonder an dir. Es ist doch dein persönliches Problem, wenn du nicht rechnen kannst, das erklärt dir alles auch dein Steuerberater.

 

[Sascha Franck]

Es ist doch dein persönliches Problem, wenn du nicht rechnen kannst,

Das Problem ist anscheinend viel eher, dass da jemand mit gewissen sozusagen sozialstaatlichen Umsetzungen gewisser Dinge nicht einverstanden ist. Wird man auch nicht ändern können - weshalb ich mir jegliche Erklärungen spare.

 

[Rajmund]

Aber auf die Rechnungen von Selbstständigen im Musikgewerbe eben on top KSK zahlen zu müssen (weil sie sich als Musiker/Künstler scheinbar nicht selbst die Schuhe zubinden können) ist eben eine einmalige Konstruktion.

Vielleicht magst Du mal drüber nachdenken, diesen Post zu editieren und eine Passage herauszunehmen?

 

[muffy]

Ich wundere mich ja schon lange nicht mehr, warum hierzulande alles so ist, wie es ist.

Es macht für mich schon einen Unterschied, ob ich jemanden einstelle oder ob ich eine Rechnung von jemandem bezahle.

Eine Rechnung bekomme ich von Selbstständigen.

Aber auf die Rechnungen von Selbstständigen im Musikgewerbe eben on top KSK zahlen zu müssen (weil sie sich als Musiker/Künstler scheinbar nicht selbst die Schuhe zubinden können) ist eben eine einmalige Konstruktion.

Ist es nicht so, dass die Künstler dies von ihrem Honorar selbst abführen und das freiwillig?

 

[Moogman]

Ist es nicht so, dass die Künstler dies von ihrem Honorar selbst abführen und das freiwillig?

Ja, aber es wird natürlich vorher pauschal draufgeschlagen und das ist auch in Ordnung so.
Das ist doch bei allen Löhnen so, das die Sozialleistungen und Nebenkosten eingerechnet werden.

 

[muffy]

Ja, aber es wird natürlich vorher pauschal draufgeschlagen und das ist auch in Ordnung so.
Das ist doch bei allen Löhnen so, das die Sozialleistungen und Nebenkosten eingerechnet werden.

Oder sagen wir einkalkuliert. Natürlich sind Gehälter und Co in jedem Preis irgendwie enthalten. Klar.

 

[rocking.xmas.man]

bei KSK ist es aber eben für den Auftragnehmer nicht notwendig das mitzuteilen, weil nicht er es abführt, sondern der Auftraggeber.
Verrückter - wie ich es eben schrieb - ist ja aber, dass man zum Beispiel als 3-Mann Hinterhofkulturkneipe über Jahre hinweg Rechnungen von Leuten bekommen kann - da macht hier mal jemand in seiner Freizeit ein Plakat und schreibt eine Rechnung über "Grafikdesign", dann vertont mal jemand ein Logo und schreibt eine Rechnung als "Sounddesigner", dann spricht mal jemand einen Werbetrailer und schreibt eine Rechnung als "Sprecher" (eigentlich blödes Beispiel, weil generell falsch und unzulässig - Sprecher sind nicht selbstständig, sondern unständig beschäftigt!)
Und schwupps heißt es nach der nächsten Betriebsprüfung: Bitte zahlen Sie Summe X an KSK-Abgaben nach und wir bitte künftig 5.2% Ihres Umsatzes Vierteljährlich als Vorleistung.
Ist natürlich einerseits quatsch den man mit einem einfachen Anruf aus der Welt bringen kann aber andererseits natürlich trotzdem so, dass man da KSK-Abgaben für Leute entrichtet, die davon nichts haben

 

[Rajmund]

Ist es nicht so, dass die Künstler dies von ihrem Honorar selbst abführen und das freiwillig?

Wer regelmäßig selbständige Leute im künstlerischen/publizistischen Bereich beschäftigt und bezahlt, muss eine Abgabe an die KSK zahlen, unabhängig davon, ob die beauftragten Leute selbst in der KSK sind.
Wer hauptberuflich selbständig im künstlerischen/publizistischen Bereich tätig ist, kann bei der KSK Mitglied werden, bezahlt seine Sozialversichungsbeiträge an die KSK statt an die Krankenkasse, die packt quasi den Arbeitgeberanteil drauf (der sich aus der KSK-Abgabe und Mitteln des Bundes finanziert) und reicht das an die Sozialversicherungsträger (z.B. Krankenkasse) weiter.

 

[Angela Petra]

So ist das.

Gut find ich es trotzdem nicht.

 

[muffy]

Barum.

 

[Kwaku]

"Know your Limits" ist eine manchmal unterschätzte Tugend.

Heisst in meinem Fall :
Ich bezahle jemanden dafür, das für mich zu machen.

Richtig, man kann bestimmte Arbeiten beispielweise finanzielle Angelegenheiten auf fremde Firmen auslagern. Vorausgesetzt man kann es sich leisten. So hat man mehr Zeit für die kreative Arbeit. Andere lagern die technische Arbeit aus in dem sie sich ein Studio mieten. Produzenten + Mischmeister leisten sie sich dazu. Um wie erfolgreicher man ist, desto mehr Arbeit kann man auf andere auslagern. Vorallem professionelle Videoclips machen sehr viel was her. Und ein Millionär Musiker konzentriert sich irgendwann nur noch auf eine bestimmte Sache die ihm liegt, wie Singen oder komponieren. Er wird zum Spezialisten auf seinem Gebiet. Das ist zumindest meine Theorie.

 

[oove]

Wahrscheinlich verwechsle ich Arbeit mit der Arbeit, die ein Musiker macht mit der Arbeit die ihr meint - nämlich verkaufen.
Trotz allem verkauft sich eine tanzende Tussi leichter als ein ackernder Flötenspieler bei gleichem Werbeaufwand.
Ich meine ja nur, es gibt Dinge auf die man keinen Einfluss hat. Es ist schon Glück dabei, irgendetwas, das man nicht mal ahnt.

 

[Entone]

Leider ja.
Bohlen ist jahrelang mit seinen Demos rumgelaufen und hat sie angeboten, weil er an sich geglaubt hat.
Sein großer Erfolg ist ihm nicht so von nichts in den Schoß gefallen.

Stimmt. Der Bohlen hat sich zwar oft zur Lachnummer gemacht und mag kein großer Künstler sein, aber fehlenden Fleiß und Ehrgeiz kann man ihm sicher nicht vorwerfen. Gerade am Anfang ist er die Ochsentour mit zig vergleichsweise wenig erfolgreichen Acts durchlaufen bis der große Durchbruch kam. Und bis dahin hatte er sich einen Namen gemacht, Connections geknüpft und das Musikbusiness verinnerlicht. Dazu braucht man einen sehr langen Atem und eine gewisse Gerissenheit, die viele "Künstlertypen", die einfach nur Musik machen wollen und das Geschäftliche links liegen lassen, nicht haben.

 

[Astronautenkost]

Bei der KSK zahlt die auftraggebende Seite ein Pauschale von subventionierten 4,2 % auf das Honorar. Die künstlerische Seite muss aber den vollen Anteil zur Kranken-, Pflege- und Rentenkasse abführen. Ohne Subventionen. Das zu den Künstler:innen, die sich nicht die Schnürsenkel zubinden können.

 

[muffy]

Wird das denn gesondert auf der Rechnung ausgewiesen wie VAT, nee oder?

 

[Rajmund]

Wird das denn gesondert auf der Rechnung ausgewiesen wie VAT, nee oder?

Nein. Der Künstler bekommt von der KSK-Abgabe an diesem Punkt nichts mit. Der Auftraggeber führt die Abgabe direkt an die KSK ab.