Schwermut

[Rex]

@verflixte13

Ja, ich verstehe jetzt, was du meinst. Ist aber auch recht schwer 200 Jahre entsprechende Literaturgeschichte in all ihren facetten in ein Gedicht zu sublimieren. Finde, dass die Schwermut bei mir schon recht gut wegkommt, Möchte sie auch nicht allzu überhöht und idealisiert darstellen.

Wenn ich mir aber deine beseelten, obigen Zeilen durchlese dann ist das doch schon die halbe Miete für ein eigenes Gedicht bzw. songtext. Also los gehts.

 

[verflixte13]

[
Ja, ich verstehe jetzt, was du meinst. Ist aber auch recht schwer 200 Jahre entsprechende Literaturgeschichte in all ihren facetten in ein Gedicht zu sublimieren. Finde, dass die Schwermut bei mir schon recht gut wegkommt, Möchte sie auch nicht allzu überhöht und idealisiert darstellen.

Wenn ich mir aber deine beseelten, obigen Zeilen durchlese dann ist das doch schon die halbe Miete für ein eigenes Gedicht bzw. songtext. Also los gehts.

@Rex

die schwermut, die ist mir jetzt kein eigenes thema ...
ich kann mit dieser "holden" eigentlich ganz gut leben
und bei bedarf auch über sie lachen ... wenn sie es zu "depressiv" treibt!*g

mir sagt dein thema/dein "erzählwinkel" eben sehr zu ...
das ist einfach gut/interessant gewählt ... und da werfe ich dann
gerne meine eigenen assoziations-ketten in den brain-stormigen pott ...

am ende, da ist und bleibt es eh dir überlassen, was du dir nimmst
und/oder auch nicht ... es geht ja nicht um´s überzeugen wollen ...
sondern, nur um einen austausch. LG

 

[artname]

Hallo Rex,

Mir gefällt sowohl dein Text als auch deine anschließende Verteitigungrede. - Ich musste erst mal nachdenken, wieso ich an mein "gefällt" kein "sehr gut" anhängen kann. Nun weiss ich es: du vermischst 2 Themen: Schwermut hier und Euphemismus da. Vorsicht - Falle für jeden Texter!

Mich brachte Annette drauf. Auch mir fallen zur "Schwermut" vor allem anderen russischen Künstler ein und somit wunderbare Charaktere und Szenen. Das wahrhaft nackte Baden in der Melancholie berührt mich wahrscheinlich mehr als die eher unerotische Distanz im moderneren ironischen Panzer.

Um aber die Schwermut sichtbar zu machen, muss man eben wirklich nackt baden! DAS tust du mMn nicht. Dein LI referiert eher im Anzug über das Baden in Melancholie. Genau genommen behauptet es nur....dass Schwermut etwas Nacktes hat. - Der Grund ist mir jetzt klar. Dein wichtigeres Thema scheint "Euphemismus" zu sein. Das glatte Gegenteil von nackt: ein klassisches Paradoxon!

Mich sprechen deine intellektuellen Argumente gegen politisch motivierten Euphemismus durchaus an. Vielleicht hättest Du ja - wäre Dir der (von mir behauptete) Widerspruch früher aufgefallen - für die Schwermut nur EINE Strophe benutzt. DAS hätte dich vielleicht sogar zur perfekten Verdichtung deines Schwermutanliegens gebracht. Und danach hättest Du noch 2-3 andere andere Euphemismen zu Strophen verarbeitet. Dann noch eine knackige Hook....

Fazit: das (oft unbemerkte) Vermischen von verschiedenen Schreibmotiven ist mMn der wichtigste Grund für einen unklaren, komplizierten Gesamteindruck. Trotz guter Abilder und Formulierungen. Oder positiv gesagt: es lohnt sich, in jeder Schreibphase immer wieder zu fragen: was will ich eigentlich, vor allen Anderem, sagen?!

Lg

 

[Rex]

@artname

Danke,

deine Zeilen enthalten etliche nützliche Anregungen und Tipps.

Verteitigungrede.

= Interpretations/Erklärungshilfe.

Bei der Einstellung eines Textes gibt es ja zwei Möglichkeiten:
- Lass ich den Text ohne weitere Kommentare auf den Leser einwirken oder
- gehe ich auf Kommentare mit Erklärungen näher ein.

Wählt man die Erklärungsschiene, so kommt man von der im weiteren Verlauf im Grunde nicht mehr runter, was dann etwas den Eindruck von Rechtfertigung u. Verteidigung vermitteln kann.

unbemerktes Vermischen

Hauptthematik war und ist:

Schwermut; ein schönes, starkes deutsches Wort, welches allein schon durch seine Klangfarbe die entsprechenden Emotionen hervorrufen kann. Aber im Grunde kommt es im täglichen Sprachgebrauch nicht mehr vor.

Wieso ist das so und was fühlt und was denkt ein Wort auf dem Abstellgleis?

Seitenaspekt:

Euphenismus

Dein LI referiert eher im Anzug

Mein LI ist die Schwermut. Und wie die meisten von uns sucht sie die Problemursache a priori erst mal nicht bei sich. (Also logisch und glaubwürdig.)

 

[artname]

Hallo Rex,
Ok, dann also Schwermut und nicht Euphemie DAS Thema.

Speziell zur Schwermut finde ich in deinem Text:

Ich bin die Droge, die hält was sie verspricht.
Ich wirke sofort, nicht nur gelegentlich.
Ich hülle dich ein in roten, schweren Samt.
Ich bin dir treu,
bleibe bis ganz zum Schluss
und gebe dir zärtlich
den Abschiedskuss.

(Die anderen Zeilen stehen mMn alle im Zusammenhang mit Deiner Behauptung, dass das Wort "Schwermut" aus der Mode gekommen sei. Das allerdings wäre für mich das Thema Euphemismus.)

So schön, wie sich für mich zum Beispiel der rote Samt anfühlt - mir würde in diesem Extrakt ein Anfang, ein Mittelteil und eine Ende fehlen. Oder anders gesagt: eine Story. Also ohne deinen Aufhänger (Verdrängung des Wortes) wäre dieser Extrakt für mich zunächst nur ein Teil einer Stoffsammlung zum Thema Schwermut.Es fehlte mir eine Idee und eine dramaturgische Durchführung.

Kannst Du mir folgen oder zerflettere ich deinen Text bereits so sehr, dass du keinen gemeinsamen Nenner mehr erkennst?

Lg

 

[Rex]

@artname

Kannst Du mir folgen

Ja, ich stolpere geistig noch mit.
Kann aber auf Anhieb keine konkreten zielführende, qualitätsfördernde Handlungsweisen ableiten. Soll ich etwa um deinen Extrakt eine Handlung in ich-Form basteln, damit es wieder komplett und schlüssig wird.

Wenn ich bei einem Text nur die aktive Ich-Form rausextrahiere, so wird dieser immer unvollständig erscheinen. Außer es ist ein absolut eindimensionaler, langweiliger, sich ständig wiederholender Text.

Oder handelt es sich bei deinem Extrakt um eine Art literarisch-mathematische Beweisführung, dass es bei meinen Text doch hauptsächlich um Euphemismus geht. (Mit dieser interpretierenden Sichtweise habe ich aber eh keine Probleme, auch ohne Beweisführung).

Für mich hat der Ursprungstext einen logischen Handlungsverlauf und ich möchte ihn zum jetzigen Zeitpunkt auch erstmal nicht weiter bearbeiten. Das kann sich ändern, falls ich ihn vertonen sollte, da dann ja eh noch die eine oder andere Änderung notwendig sein könnte.

Insofern, erst mal Dank für deine Anregungen.

 

[artname]

Lieber Rex,

Ich schreibe fast nie, um bestehende Texte ändern zu wollen! Normalerweise hat man Freude am Dichten gehabt ... und das ist doch ne Menge wert

Ich zeige lieber auf, wo versteckte Energiebremsen gewesen sein KÖNNTEN. Und zwei Themen können sich beim Texten leicht ausbremsen. - Für mich wird ein Text umso besser, je länger man sich auf die Idee KONZENTRIEREN kann. Und wenn man auf 2 Themen gleichzeitig fokussiert ist, sinkt halt die Konzentration viel schneller.

Ja, es ging mir in meinem Beispiel nur darum zu zeigen, dass Dein Text sich mMn mehr mit Euphemismus als Schwermut beschäftigt.

Bis zum nächsten Mal
lg