Scharfe S-Laute bei Neumann TLM 102

[CaptainCook]

Hallo zusammen,

ich habe gerade meine erste Produktion mit dem TLM 102 fertiggestellt (Hörbeispiel hier: klick) und stelle fest, dass ich bei Gesangsaufnahmen Probleme mit starken S-Lauten habe. Das TLM 102 hat ja diese Höhenanhebung zwischen 6 und 15 kHz, die solche Laute noch verstärkt. Die verwendeten Preamps sind die des RME Babyface. Bei der Aufnahme fand ich den Sound noch sehr gut, aber nach der Bearbeitung mit Kompressor (RVox) und anschließendem Mastering treten die S-Laute doch sehr hervor. Ich hab versucht, mit einem De-Esser (Spitfish) gegenzusteuern, aber der Mastering-Engineer hat mich gebeten, noch einmal eine Version ohne EQ und De-Esser einzureichen. Das klang tatsächlich ziemlich gefiltert und hat den Vocals jede Offenheit genommen.

Nun die Frage an die TLM 102-User: kennt ihr dieses Problem auch? Wenn ja, was macht ihr dagegen?

An meiner Sprechweise sollte es nicht liegen. Freunde haben mir bestätigt, dass ihnen kein ungewöhnlich lautes Zischen in meinem Sprechen/Singen auffällt.

Könnte es vielleicht daran liegen, dass ich sehr nahe am Mikro eingesungen habe? Ich war nur wenige Zentimeter entfernt. Zwischen Mund und Mikro war natürlich ein Popschutz.

Gruß
Michael

 

[Stratocast]

Hi Michael,

1. Song ist gut!
2. Gegen die S´s kannst Du wenig machen, ausser im Nachhinein Deessen.
Deine Stimme neigt einfach zu sehr zum Zischeln.
Entweder anderes Mikro oder mehr Deessen..

 

[RefinedRough]

Mit der Aufstellung, bzw Höhe & Neigung des Mikros kann man auch noch leicht dagegen wirken. Ichstelle auch fest bei Leuten die regelmässig bei mir Aufnehmen, dass sie nich jeden Tag die selben esslaute produzieren. Hängt immer auch ein wenig davon ab, was die Person getrunken und gegessen hat usw.
Übertriebenes komprimieren verstärkt den Effekt noch.

 

[Sajin]

Erhöhe die Position deines Mikrofons ein wenig, sodass die Membran ein wenig unter deiner Nasenspitze ist. (Also Quasi auf der Höhe zwischen Nase und Oberlippe) Denn die S-Laute strömen nach unten, das heißt durch diese Mikrofonierung verhinderst du, dass die S-Laute frontal auf die Membran treffen. Du kannst außerdem die Neigung des Mikrofons ein wenig verändern, eben auch so, dass die nach unten gerichtete Strömung der S-Laute nicht direkt auf die Membran trifft.

 

[m4d3raIn]

du kannst auch minimal am mikro vorbeisprechen...

 

[CaptainCook]

Hi Michael,

1. Song ist gut!

Vielen Dank! Dann ab ins Songvoting! Dort haben bislang fast nur Leute abgestimmt, die nicht so auf diese Musikrichtung stehen...

2.Deine Stimme neigt einfach zu sehr zum Zischeln.

Das hat wie gesagt bisher keiner so gesehen. Einer meine Freunde ist Teilhaber eines Studios - der sollte ein Gehör dafür haben.

Danke für die Vorschläge zur Positionierung. Das probiere ich mal aus. Es kann sogar sein, dass ich beim Singen den Kopf ein bisschen anhebe, sodass die nach unten gerichteten S-Laute eher nach vorne in die Membran abstrahlen.

Weitere Hinweise sind willkommen!

 

[karumba]

ich habe nicht reingehört, aber versuche mal ganz am anfang des vocalchains zu deessen, d.h. nicht nach der kompression.

 

[RefinedRough]

Jupp! Hab auch immer als erstes den Deesser und gleich dahinter nen EQ zum den Höhenverlust kompensieren.

 

[CaptainCook]

Das wäre sowieso eine Frage, die ich stellen wollte. An welcher Stelle der Signalkette sollte man den De-Esser einsetzen? Mein Gefühl sagt mir auch: am Anfang. Aber zieht man dadurch später nicht auch die unschönen Nebeneffekte des Deessers hoch? Außerdem finde ich die S-Laute wie gesagt vor der Kompression gar nicht so schlimm. Auf der anderen Seite kommt man vor der Kompression deshalb natürlich mit deutlich weniger Deessing aus, kann also "chirurgischer" vorgehen und kriegt nicht so viele Filtereffekte.

 

[RefinedRough]

Vermutlich übertreibst du die Kompression auch, oder versuch mal nen anderen, den du auch einstellen kannst. In meinen Augen macht der RVox erst richtig was her, wenn man wirklich unproblematische Aufnahmen hat, oder ganz am Ende der Kette für den letzten Rutsch.

 

[CaptainCook]

Ich hab mir nach Ende der aktuellen Produktion den Oxford-Supresser als Demo geholt. Leider ist am nächsten Tag mein PC kaputt gegangen, und als er endlich wieder aus der Werkstatt kam, war die Testphase abgelaufen... jetzt scheue ich doch ein wenig davor zurück, mal eben 250 Euro ins Blaue zu investieren.

 

[RefinedRough]

Würd ich auch nicht, kenne zwar das Teil nicht, aber wenn du nen Multibandkomp hast, nimm mal den als Deesser.

 

[user01]

meiner meinung nach der beste freeware de-esser überhaupt ist der spitfish (google mal danach). ist easy und intuitiv einzustellen...

 

[DocM]

Beim R-Vox werden die Höhen betont.....weiss net warum, ist aber so.

Nimm einfach nen anderen Comp.. da sollte dann schon ne Besserung eintreten.
Ansonsten wirste um ne händische Bearbeitung net rumkommen

Jaaaaa...ist zeitaufwendig....

 

[CaptainCook]

Mit dem Spitfish bin ich zu keinem guten Ergebnis gekommen (siehe erster Post). Ich finde den auch gar nicht so intuitiv, weil die Bezeichnungen der Regler ("Sense" und "Depth") so nichtssagend sind. Kann man "Sense" als Q-Faktor und "Depth" als Absenkungsgrad ansehen? Hatte mir da auch das Manual intensiv durchgelesen, aber ohne große Verbesserung. Wahrscheinlich hab ich wirklich zu extreme Einstellungen gewählt.

Ich hätte mehrere Kompressoren ausprobieren sollen. Mein Go-To-Comp ist bisher eigentlich der RenComp, aber ich bin davon ausgegangen, dass der eh den gleichen Algorithmus wie der RenVox hat. Ich liebäugele aber ohnehin gerade mit dem Softube Mixing-Bundle, in dem ja der oft gelobte FET dabei ist.

 

[karumba]

Kann man "Sense" als Q-Faktor und "Depth" als Absenkungsgrad ansehen?

sense = sensitivität (nicht Q-faktor)
depth = wie stark die S-laute abgesenkt werden sollen.

erst mit einem frequenzanalyser grob schau wo die S-laute rausstechen. dann frequenz einstellen & sense so, dass er richtig triggert. mit "listen" kannst du reinhören obs richtig triggert. dann depth

 

[CaptainCook]

Hab ich ganu so gemacht. Wahrscheinlich einfach zu viel des Guten.

EDIT: Was soll denn Sensitivität bedeuten?

 

[user01]

den sense regler so weit aufdrehen, dass bei den s-lauten das meter so weit ausschlägt wie möglich, ohne die "nicht s-laute" mitzunehmen.

wenn der de-esser dir zu aprupt einsetzt, einfach den soft button aktivieren.

 

[RefinedRough]

Sensititv - Empfindsam, empfindlichkeit

 

[einoeL]

Ich habe noch nie einen De-esser gebraucht, von irgendwelchen Experimenten mit krasser Höhenanhebung mal abgesehen.
Liegt das an den modernen Mikrofonen, daß scharfe S-Laute immer öfter zu einem Problem werden?
Davon abgesehen, liefert der SPL De-esser die wohl besten Ergebnisse.
Frequenzselektive Kompression ist recht scheiße auf dem Gebiet.