Recording Lampenfieber?

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Hallo Zusammen,

ich habe bei mir ein Phänomen beobachten, das mir echt den letzten Nerv gekostet hat und noch immer kostet. Beim Aufnehmen performe ich wesentlich schlechter als wenn ich nicht aufnehme. Und das obwohl ich alleine bin. Ich dachte mir immer wie kann das sein. Es hört doch keiner zu. Kein Grund nervös zu sein. Des öfteren sehe ich jetzt aber Memes wie dieses hier:
Foto 02.03.22, 08 57 48.jpg

Ich bin also scheinbar nicht alleine damit.

Habt ihr Tipps wie man damit umgehen kann und weiß einer woran das überhaupt liegt? Wie gesagt es hört ja keiner zu und man hat ja mehrere Versuche. Also eigentlich wirklich kein rationaler Grund warum man schlechter wird sobald der kleine rote Knopf gedrückt ist.

Bin gespannt von euch zu hören.

VG Christian
 
Ich Recorde über ableton und mache das ganze in der Sessionansicht, weil ich dort unter anderem schnell viele Clips von einem Thema aufnehmen kann und das dann inflationär betreibe, also die Spur zB 5 bis 10mal aufnehme bzw. auch einfach aufnehme und ohne Unterbrechung mehrmals hintereinander spiele. Irgendwann ist es mir dann egal. Außerdem hilft mir auch Bier :)
 
Habt ihr Tipps wie man damit umgehen kann und weiß einer woran das überhaupt liegt? Wie gesagt es hört ja keiner zu und man hat ja mehrere Versuche. Also eigentlich wirklich kein rationaler Grund warum man schlechter wird sobald der kleine rote Knopf gedrückt ist.

Liegt es vielleicht einfach daran, dass du sonst nicht zum Metronom spielst? Viele haben damit ein Problem, wenn man sonst zwar mit einem Drummer aber nicht zum Click spielt. Das bringt dann ganz einfach die Erfahrung, wenn man den Click einfach ständig mitlaufen lässt.
 
Immer aufnehmen, auch beim Üben, kostet ja nix. 🙃

Ansonsten hilft es, wenn man sich bewusst macht, das die Welt sich auch weiter dreht, wenn man einen schlechten Take macht.


Perfektion ist eh für Opfaz. :p
 
Ja, ich kenn das Phänomen. Da hilft nur Übung. Immer wieder aufnehmen. Bei mir liegt es daran, dass ich im Hinterkopf diesen Gedanken habe "jetzt muss es aber sitzen, du nimmst schließlich auf, mach ja keinen Fehler". Und bumms, ist es passiert. Das bekommt man durch Übung in den Griff. Und auch, dass man nach nem leichten Fehler einfach weitermacht mit dem Take. Den Rest kann man ja später eventuell noch verwenden.
 
Das Riff droelfzig Mal hintereinander aufnehmen, dann die besten Parts rausschneiden
 
Uns hat früher mal ein Tonmann im Studio gesagt: "Spielt bei der Aufnahme nur 80% von dem was ihr live spielt", womit er meinte, Soli vereinfachen, Ghostnotes verringern, Anschlagpattern vereinfachen usw. Ich finde, dass das heute nicht mehr zählt, weil man ja nicht mehr ein Vermögen für ne Stunde im Studio bezahlt.

Meine Tipps wären:
- Aufnahmesessions verlängern bzw. sich einfach mehr Zeit nehmen.
- Jemand anderes die DAW bedienen lassen, so kannst du dich auf dein Spiel konzentrieren.
- Immer zuende spielen, egal, wieviele Fehler man im Take macht. Das meiste kann man nachher schnippeln und ggf. als Double verwenden.
- 2-3 Bier helfen meistens auch.
- kleinere Takes auswählen und diese in Endlosschleife aufnehmen, bis einer sitzt.

Jeder hat da seine eigenen Rituale, die funktionieren. Im Grunde dasselbe wie Lampenfieber auf der Bühne. Grundsätzlich ist das gar nichts schlechtes, so lange man sich nicht komplett davon blockieren lässt. Meine Band war früher auf der Bühne immer erst so ab dem dritten oder vierten Song richtig warm, davor war alles wackelig, nervös. Mitterweile haben wir aber schon so lange nicht mehr live gespielt, dass ich keine Ahnung mehr habe, wie das ist.
 
Achso, ein Tipp noch, der mir (quasi als Tonmann) immer hilft, mit der Nervosität unseres Sängers klarzukommen:
- Einen Take von vorne bis hinten ohne Unterbrechungen durchsingen lassen (ggf. sogar ohne bescheid zu geben, dass die Aufnahme schon läuft, klappt nur nicht mehr, weil er das mittlerweile gecheckt hat) und dann sagen: "Jo, das Ding sitzt schonmal. Könnten wir grundsätzlich so nehmen, aber lass es uns jetzt nochmal Take für Take optimieren." Dann hat man das Gefühl, man hätte den Song schon fertig und es ginge nur noch um winzige Optimierungen.
 
Ich hoffe das ist hier in dem Rahmen nicht zu OT aber grundsätzlich kenne ich das Prinzip mit der Aufnahme von Endlosschleifen bis es sitzt. Wenn dann der letzte auch der beste Take ist nimmt man ihn. Wenn jetzt aber ich sag mal die die besten Parts in verschiedenen Takes sitzen, man es also zusammenschnippeln möchte wie kommt man separat an die einzelnen Takes? Die sind ja quasi wie ein Kartendeck übereinandergestapelt. ... Nutze Cubase
 
Beim Aufnehmen performe ich wesentlich schlechter als wenn ich nicht aufnehme
Bist du dir da sicher? Wie lässt sich das überprüfen? Ich denke, dieses Phänomen kennen wir alle, und es ist einfach zu erklären: deine Performance ist vermutlich gleich gut, da du aber beim Spielen nicht mehr die gleiche Kapazität hast, in Echtzeit zu bewerten, was du gerade spielst und wie geil das ist, fühlt es sich für dich besser an. Und ja - insofern kenne ich das Problem auch, das Problem ist aber: du performst weder live noch bei der Aufnahme perfekt. Das einzige was da hilft ist: üben, üben. üben. Und bestenfalls auch beim üben mit click und Aufnahmen machen und diese danach anhören.

Glaub mir: Ich hatte schon Konzerte, da dachte ich: wow, heute habe ich geil gespielt. Dann hat irgendwer das Ding auf Handy aufgenommen, und der Videobeweis war dann sehr ernüchternd.

Ich kann dir aber Mut machen: Diese tightness und Sauberkeit-Sachen, die vor allem beim Recording auffallen, das kannst du relativ schnell wegüben oder trainieren. Wenn du erstmal damit angefangen hast, dich wirklich darauf zu achten und die Parts 100 mal einzuspielen, bis diese wirklich perfekt sind, dann wird das mit der zeit nicht mehr nötig sein, da du mehr ein Gespür für das Timing entwickelt hast. Irgendwann wird sich ach das Metronom in deinem Gefühl in ein Raster verwandeln, auf dem du ohne grössere Schwierigkeiten vor oder hinter dem Puls spielen kannst. Am Anfang scheint das unmöglich, aber nach ein wenig Übung klappt das immer besser!
 
Glaub mir: Ich hatte schon Konzerte, da dachte ich: wow, heute habe ich geil gespielt. Dann hat irgendwer das Ding auf Handy aufgenommen, und der Videobeweis war dann sehr ernüchternd.
Das kenne ich auch nur zu gut und es könnte tatsächlich Teil des Problems sein.
 
Beim Aufnehmen performe ich wesentlich schlechter als wenn ich nicht aufnehme.

Endlich mal normale Leute. :D

Geht mir auch so. Aber ich habe beim Lesen der Antworten eine sehr plausible Erklärung von @tylerhb gefunden - ich spiele nicht mit Click. Da kann man natürlich die Parts, bei denen man wackelt, etwas "ziehen" und dann ist die DAW aber schon weiter galloppiert.

Oder mit Click den Track erst 10-20 bpm langsamer üben und dann steigern. Wenn man kein Studioveteran ist, kann es auch helfen, die Songs so gut zu verinnerlichen, dass man im Grunde über Muscle-Memory spielt und nicht mehr darüber nachdenken muss.
 
Ich bin immer etwas nervös beim Einspielen, was eigentlich Blödsinn ist, da in der DAw Gedanken wie Bandverschleiss bei vielen Takes oder ähnliches keine Rolle mehr spielen. Es ist aber besser geworden, da ich es etwas öfter als früher mache. Was noch ein Thema ist, dass ich (man) dazu neige, dadurch dass ich es nicht vergeigen will, etwas zurückhaltend spiele, es fehlt halt der Drive z.B. eines Auftritts. An der Stelle muss ich mal wieder aus Ken Scott's Buch zitieren, wo er anmerkt, dass sie teilweise technisch bessere Takes nicht genommen haben, weil sie nicht mehr so viel Pfeffer wie die ersten hatten.

Click versuche ich gar nicht zu nutzen, weil der so stur auf dem Timing liegt und für mich beim Einspielen das Gefühl für Groove oder Swing zerstört.
 
Immer aufnehmen, auch beim Üben, kostet ja nix. 🙃

Ja, einfach immer Alles und Jeden aufnehmen ist immer gut, vielleicht spielt jemand den Take seines Lebens oder es gibt einen interessanten Unfall, den man nicht mehr reproduzieren kann.

Und auch wenn man sich nur selber einfach immer aufnimmt ist das gut, weil dann die Aufnahme nichts besonderes mehr ist, sondern der Standard.
 
Da hilft einfach nur die Übung. Bei meinen ersten Aufnahmen vor x Jahren war ich auch nervös. Irgendwann legt sich das dann und der Prozess wird zur Routine. Spätestens wenn man eine Aufnahme mindestens 10 mal macht, sinkt die Nervosität doch merklich. Wichtig ist auch ein sauberes Timing zum Metronom, aber auch das kann (und sollte man ggf.) man üben. Das gibt dann zusätzlich Sicherheit.
 
Ich kenne das auch zur genüge. Und das, obwohl ich generell mit Klick übe und auch dazu aufnehme. Ich spiele den Part 10x zum Klick absolut sauber und beim aufnehmen - Zack - verspielt.
Das ist ganz sicher ne Kopfsache, die im Unterbewusstsein stattfindet. Wenn du allerdings einen Part blind mit 3 Bar auf dem Kessel spielen kannst, dann spielst du das garantiert fehlerfrei bei den ersten beiden Takes ein :)
 
Kennt ihr auch die "Dramaturgie der Takes"?

Häufig ist der erste Take gar nicht so schlecht. Könnte man fast nehmen. Geht aber besser. Siegessicher spielt man den Zweiten ein, der aber nicht so gut ist. In einer zermürbend Abwärtsspirale spielt man immer beschisseneres Zeug an, hasst sein Leben, sticht den Gitarrenhals durch den Monitor, usw.

Doch dann geht es auf einmal wieder, es geht immer besser und dann nimmt man einen Take, der minimal schlechter ist als der Erste und sagt, besser wirds eh nicht.
 
Oft ist die Performance auch tagesabhängig. Wie gut hat man geschlafen? Gibt es etwas, das einen bedrückt? Hat man zeitlichen oder sonstigen Stress? Hat man gesundheitliche Probleme? Kann man sich gut konzentrieren oder ist man abgelenkt? Das alles wirkt drauf ein. Ich merke es besonders bei der Stimme. An manchen Tagen sind die Takes schnell und sauber im Kasten. An anderen Tagen dauert es ewig oder es will gar nix gelingen. Dann hilft ultimativ nur, die Aufnahmesession zu verschieben.
 
Kennt ihr auch die "Dramaturgie der Takes"?

Häufig ist der erste Take gar nicht so schlecht. Könnte man fast nehmen. Geht aber besser. Siegessicher spielt man den Zweiten ein, der aber nicht so gut ist. In einer zermürbend Abwärtsspirale spielt man immer beschisseneres Zeug an, hasst sein Leben, sticht den Gitarrenhals durch den Monitor, usw.

Oh ja, zur Genüge. Geht mir aber auch beim üben so. Je häufiger ich z.B. einen Solopart spiele, umso schlechter wird dieser. Vermutlich weil nach und nach die Konzentration immer schlechter wird. Dann ein paar Minuten Pause und schon gehts wieder.
 
Viele spielen auch permanent am oberen Ende ihrer technischen Fähigkeiten.

Als ob es ein sportlicher Wettbewerb wäre.

Das ist nicht hilfreich.

Wenn Du es nicht locker spielen kannst, kannst Du es nicht spielen, spiel was anderes, einfacheres. 🙃
 

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