Recording Lampenfieber?

Viele spielen auch permanent am oberen Ende ihrer technischen Fähigkeiten.

Oh ja, immer wenn ich statt "Ist ein Mann in den Brunnen gefallen" mal "Alle meine Entchen" spiele. Das A, das f** mich jedes Mal. :D
 
Häufig ist der erste Take gar nicht so schlecht. Könnte man fast nehmen. Geht aber besser. Siegessicher spielt man den Zweiten ein, der aber nicht so gut ist. In einer zermürbend Abwärtsspirale spielt man immer beschisseneres Zeug an, hasst sein Leben, sticht den Gitarrenhals durch den Monitor, usw.
Ich variiere ja oft beim Aufnehmen. Riffs, Solos, Phrasiereungen spiele ich immer etwas anders. Und dann entferne ich mich manchmal von der ursprünglichen Idee etwas. Das funktioniert manchmal ganz gut und es kommt etwas neues heraus. Manchmal höre ich mir dann wieder den Ursprungsentwurf an und muss erkennen, dass der doch der "einfachste" und beste war.
Oh ja, zur Genüge. Geht mir aber auch beim üben so. Je häufiger ich z.B. einen Solopart spiele, umso schlechter wird dieser. Vermutlich weil nach und nach die Konzentration immer schlechter wird. Dann ein paar Minuten Pause und schon gehts wieder.
Jup, Pause machen, dann hat der Kopf die Infos verarbeitet und es kommt stärker aus dem Unterbewussten. Man darf nicht darüber nachdenken oder sich gar beim Spielen zu analysieren versuchen. Das lenkt ab und geht nicht lange gut.
Als ob es ein sportlicher Wettbewerb wäre.
Ist es das nicht? :D
 
Viele spielen auch permanent am oberen Ende ihrer technischen Fähigkeiten.

Als ob es ein sportlicher Wettbewerb wäre.

Das stimmt leider. Ganz besonders Metal Drummer leiden oftmals an krasser Selbstüberschätzung. Teilweise liegt das auch daran, dass die ihre krassen DoubleBass Parts beim Proben gar nicht richtig hören. Im Studio beim Aufnehmen dann das böse Erwachen. Echt schon oft erlebt leider.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich spiele meistens E-Gitarre ohne Verstärker oder Sim usw. Halt einfach so mit ohne alles. Wenn ich dann in einen Lautmacher einstöpsele, merke ich dann auch, wie unsauber ich spiele bzw. wie krass teilweise die Saiten mitschwingen usw. V.a. bei der 7er, unfassbar, was da ein Getöse mitschwingt.
 
Ich kenne dieses unangenehme Gefühl auch. In meinem Fall ist das Problem oft, dass bei Konzerten plötzlich ein paar Mikrofone auftauchen und man nebenbei erfährt: ach übrigens, dein Konzert wird aufgenommen. Manchmal wird man gar nicht erst gefragt. Das wird inzwischen leider als selbstverständlich angesehen, obwohl es nur legal ist, wenn alle Beteiligten gefragt wurden. Einmal erfuhr ich erst 10 Minuten vor Beginn des Konzertes, dass es aufgenommen und gleichzeitig auf youtube gestreamt wird. Das ist nicht gerade förderlich für die Konzentration.
Bei dezidierten Aufnahmesessions gibt sich das mit dem Lampenfieber, je öfter man es macht. Allerdings muss man sich eingestehen, wann man zu müde ist und es sinnvoll ist, erst am nächsten Tag weiterzumachen.
Weiterspielen, auch wenn ein Fehler auftauchte, ist meist ein guter Tipp. Allerdings läßt sich nicht beliebig an jeder Stelle ein Schnitt machen. Also: vorher wirklich sehr gut üben!
 
Vor diesem Hintergrund muss man sich mal überlegen, wie unglaublich gut die Künstler in den 50ern - 70ern gewesen sein müssen. Immer die gesamte Band, keine Overdubs. nicht viel Zeit für zu viele Takes... man denke an Kind of Blue oder das Debut von den Doors. Das waren teilweise First-Taker One-Taker... Aber jeden Tag live spielen bringt's halt.
 
Vor diesem Hintergrund muss man sich mal überlegen, wie unglaublich gut die Künstler in den 50ern - 70ern gewesen sein müssen. Immer die gesamte Band, keine Overdubs. nicht viel Zeit für zu viele Takes... man denke an Kind of Blue oder das Debut von den Doors. Das waren teilweise First-Taker One-Taker... Aber jeden Tag live spielen bringt's halt.
Das ist aber ja ein generelles Problem. Mein Gitarrenlehrer sagte letztens zu mir, dass immer weniger Musiker noch in der Lage sind komplette Songs in einem durch zu spielen. Die können super die ganzen einzelnen Parts fürs Recording einspielen, aber mal nen ganzen Song oder nen Konzert wird dann schon schwieriger.

Und auch das sind Dinge, die das spielen beeinflussen und einen mit jedem Take "schlechter" werden lassen.
 
Ich kenn das auch. Rap ich für mich hin klingts so wie's klingen soll. Hab ich Gesellschaft oder das wissen das der Rap aufgenommen wird klingts nicht so gut.
Das hat sich aber bereits wesentlich gebessert. Geholfen hat dabei: Sicherheit in dem was man tut. Wenn der Text absolut sicher ist gibt dir das auch Sicherheit (lässt sich sicher auch auf das Spielen von Instrumenten übertragen). Also üben üben üben. Gern auch vor anderen Leuten. Auch das gibt dir Sicherheit und du lernst mit dem Druck besser umzugehen.
Was ich auch für sehr wichtig halte: habe Vertrauen in das was du tust. Wenn du davon überzeugt bist kann man es auch überzeugend performen.
 
sobald der kleine rote Knopf gedrückt ist.
🤣🤣
Was ich nicht schon geflucht habe, weil der Aufnahmeknopf 4Meter von den Edrums entfernt ist. Selbst einfachste Rhythmen...da fällt dir dann aufeinmal beim ersten Schlag ein Stick aus der Hand o.ä. Dabei bin ich eigentlich ganz entspannt.
Muss verflucht sein, weil ich Rockmusik mit nem Pappschlagzeug einspiele.
God of RocknRoll will das nicht so.
 
Was ich nicht schon geflucht habe, weil der Aufnahmeknopf 4Meter von den Edrums entfernt ist.
:fuchtel:

mizux-mechanical-numeric-keypad-wireless-usb-mini-numpad-nano-receiver-v-1353376522.jpg
 
Meine Gedanken kreisten natürlich auch schon um Lösungen. Leider aus Zeitmangel nicht weiterverfolgt. Ich hatte mir bisher eher sowas vorgestellt, dass am Edrumkit Gestänge ein Tablet hängt, das den Hauptbildschirm spiegelt.
Bin aber nicht mal soweit gekommen, um nachzusehen, ob das technisch geht.
Hat aber auch absolut keine Priorität aktuell
 
Hi,
Beim Aufnehmen performe ich wesentlich schlechter als wenn ich nicht aufnehme. Und das obwohl ich alleine bin.
..vielleicht genau deshalb..

..du bist ja plötzlich nicht nur Musiker, sondern gleichzeitig Mixing-Engineer, Technical Assistent und Producer..

..mitunter gerate ich beim Aufnehmen zusehens in Hektik, so dass ich mir ne Zwangspause (ein Schluck Tee ist schon mal ganz gut) verordne..
Habt ihr Tipps wie man damit umgehen kann und weiß einer woran das überhaupt liegt?
- Konzentrieren aufs Spielen, Entspannen zwischen den Takes
..trennen von Prouzenten-Tätigkeiten, z.B. dem Bewerten der Schnipsel und technisches Feintuning (EQing...) von deiner Aufnahme-Session

..technisch sollte alles vorbereitet sein..Gitarre/Bass gestimmt bzw ausgesteuert..Text/Akkorde vor der Nase (für alle Fälle)..Record-Button in Reichweite (z.B. schnurlose Tastatur)..atme nochmal durch bevor man die Aufnahme startet!

..ich versuche möglichst lange Takes aufzunehmen..oft ganze Songs, mindestens einen Songteil (Strophe, Chorus...)..kurze Takes machen mich nervös:-(

..ignoriere Fehler..ab und an entspannt es sogar, wenn man einen Spiel-Fehler hatte und es fließt etwas unerwartet kreatives aus den Fingern..

..extrem hilfreich finde ich, wenn jemand anderes beim Aufnehmen dabei ist, der das technische übernimmt und dich :), wenn eine Aufnahme durch ist..auch toll ist, wenn die Aufnahme wie nebenbei entsteht..

- kein Click
..mich nerven Clicks!..mein erster Aufnahme-Schritt ist immer eine Rhythmus/Drum-Spur zu erstellen, die muss im Detail nicht final sein, aber sollte natürlich wirken..

Viele Grüße, m
 
Es kommt immer auf die Situation an.
Wenn man mit einem Stück anfängt, einfach mal das Metronom weg lassen.
Nach der Aufnahme das Tempo erfassen und die Tempowechsel einbauen. Das gibt oft auch dem Song was besonderes.

Wenn man zu vorhandenem Material spielt, längeren Vorlauf lassen. Das 1-2-3-4 und los macht die Sache oft hektisch. Lieber für die Aufnahme vom Refrain vorher eine ganze Strophe mitspielen. Das gibt Zeit, sich reinzufinden und lockert die Situation auf.

Immer die gesamte Band, keine Overdubs. nicht viel Zeit für zu viele Takes... man denke an Kind of Blue oder das Debut von den Doors. Das waren teilweise First-Taker One-Taker... Aber jeden Tag live spielen bringt's halt.
Ja, viel zusammen spielen macht's leichter. Und die Songs am Stück spielen. Ein Song muss ja am Ende auch von vorn bis hinten fluppen.

Mein Gitarrenlehrer sagte letztens zu mir, dass immer weniger Musiker noch in der Lage sind komplette Songs in einem durch zu spielen.
Das klingt schwer nachvollziehbar.

Gut - als Keyboarder habe ich leicht reden ... da kann ich nach dem Einspielen schnell noch was zurechtschieben. Aber auch an den anderen Instrumenten spiele ich nach Möglichkeit zusammenhängend.

Entspannter wird's bei mir übrigens durch konsequentes Löschen. Gar nicht erst drüber nachdenken, ob man da nicht doch was davon nehmen könnte. Ich mache quasi während der Übe-Phase schon Aufnahmen. Bei der Posaune ist es z.B. schwierig, konstant den optimalen Abstand und Winkel zum Mikro einzuhalten. Also auf, nach dem Motto "Die ersten fünf sind Tests und eh für'n Müll". Und dann kommt (oft überraschend) ein Take, "... der war doch gar nicht sooo schlecht ..."
 
Das hat mit Lampenfieber nichts zu tun, du verfällst in Hektik, das liegt daran das du dir selbst nicht die nötige Zeit einräumst dich zur Aufnahme Ecke zu begeben, dir keine Zeit lässt dich vor dem Mikro zu sammeln, einfach mal einatmen ausatmen, mal die Akkorde anstimmst die du gedenkst zu spielen und damit gleich noch einen Soundcheck verbindest.
Dann das Wichtigste dich in ein Raster zwingst das unpassend ist, in dem du dich nicht wohl fühlst.

Viele machen sich gar keinen Kopf um das Tempo.
Wenn du jetzt hingehst deine Gitarren Linie ohne Metronom einspielst, das Daw Tempo auf Default lässt und einfach mal ein paar Takes aufnimmst ohne zwang einfach wie es dir aus den Fingern kommt, bei einem Take denkst du dir, das gefällt mir.
Nun gehe hin und Tap das Tempo ein von diesem einen Part, dabei werden wohl möglich 2-4 Tempi rauskommen, merke dir die Tempoangaben, fange mit dem kleinsten Tempo an, dann merkst du ob es sich gut anfühlt oder ob es sich zu langsam oder Gedehnt anfühlt, nächst höre Tempo wählen und noch mal spielen, bei einem Tempo wirst du dich wohl fühlen bzw es sich insgesamt gut anfühlen, jetzt hast du ein Raster in dem du dich gut bewegen kannst, fertig, der Druck ist weg.

Dann ist es gut eine Fernbedienung zu haben so wie @Graham vorgeschlagen hat, das nimmt auch die Hektik aus dem Ganzen raus.
Tempo ist gewählt das Metronom einschalten und wie gesagt, sich bequem hinsetzen, schauen dass das Mikro gut positioniert ist, mal einen Soundcheck machen in dem man mal die Akkorde anspielt, alles noch mal ein wenig durch den Kopf gehen lassen, ruhig atmen, bei der Fernbedienung die Aufnahme Taste drücken und los spielen, keine Hektik kein nix, alles ruhig und gelassen ablaufen lassen und dem Gefühl folgen.

Wenn man aber ohne Tempo und dann noch irgendwo hin hechten muss wie es @stereolli es beschreibt, verspannt man sich man hat Null Zeit sich zu sammeln das Metronom ist schon bei Takt 10 wie soll man da cool und lässig bleiben das kann man komplett vergessen.
Da hilft auch die Funktion nicht, erst wenn der Sound ertönt aufnehmen.
@stereolli sollte sich Dringend solch eine Fernbedienung zulegen :D
Drummer haben es da nicht so einfach da sie sich dem Gespielten anpassen müssen, aber das ist leichter als eine Gitarren Linie dem Drumset anzupassen, da das Feeling sich stark verändern kann, ist wie ne zu enge Hosen, da fühlt man sich auch nicht wohl.

Jeder hat so seine Range, das hängt vom Können ab, also Üben ist schon ein Guter Tipp umso Flexibler ist/wird man.

Also Lampenfieber gibt es bei Aufnahmen nicht, es liegt schlicht an der Vorbereitung dann hängt es nur noch vom Können ab.
 
Wenn man Studio One benutzt, kann man die App Studio One Remote Control auf dem Handy haben. Das funktioniert über WLAN und lässt viele Fernbedienungsmöglichkeiten zu.
 
Ich lese grad "The Storyteller" von Dave Grohl, also quasi seine Autobiographie bzw. Anekdotensammlung. Dort erzählt er, wie er das erste Foo Fighters-Album, das ursprünglich nur als Demo gedacht war, aufgenommen hat: 6 Tage Studio gemietet, 4 Tage je 4 Songs und zwei Tage für Gesang und Mixing. Das finde ich absolut unfassbar. Er schreibt, dass fast alle Spuren first Takes waren und er kein Interesse an Perfektionismus hatte. Es ging darum, die Ideen qualitativ vernünftig festzuhalten.

Wenn man nun bedenkt, dass der Typ (zumindest zu dem Zeitpunkt) auf professioneller Ebene "nur" Drummer war und Gitarren, Bass und Gesang quasi nur als Amateur eingespielt hat, finde ich diese Leistung unglaublich beeindruckend. Allerdings schreibt er auch, dass er sich sehr pedantisch auf die Aufnahmen vorbereitet hat, um die Studiozeit möglichst effizient nutzen zu können.

Also, gute Vorbereitung, möglichst wenig Druck ("Das ist ja nur ne Demo") und dann einfach machen. Scheint ein Erfolgsrezept zu sein. Ich meine, das ist natürlich nicht das beste Foo Fighters-Album, aber es war immerhin auf Platz 23 der Billboard-Charts in den USA.
 

Meine Erfahrung / Einschätzung zu (guten) Drummern ist, es sind i.d.R. die musikalischsten Leute, d.h. wer so was Abstraktes machen kann und alle vier Gliedmaßen unabhängig voneinander bewegen kann, dabei das Timing hält, den Song idR am besten kann und ihn sich "nur" über die Abfolge von "Geräuschen" merken kann, anstelle sich an Melodien oder Texten entlang zu hangeln, der kann auch sowas läppisches wie Gitarre spielen. ;-) Son Basser (wie ich), der ist doch im Zweifel nur Handwerker.

Der Drummer von Anthrax zB hat viele Songs und einige der bemerkenswertesten Riffs der Band geschrieben (und gespielt). Das ist so der düpirende Moment, wenn der Drummer bei der Probe hinterm Kit hervorkommt und den anderen die Instrumente aus der Hand nimmt und zeigt, wie es richtig geht. ;-)
 

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