Beim Mac liest man viel öfter, dass alles schneller und stabiler läuft und man jahrelang damit vernünftig arbeiten kann.
Jein...
Ein paar Bemerkungen, mehr oder minder unsortiert:
Ich persönlich bin Logic-User, von daher quasi vorbelastet, wenn ich nicht eine andere DAW lernen bzw. nutzen möchte (das Erlernen ist übrigens nicht das wahre Hindernis, eher das Nutzen, aus Gründen, die wir hier aber nicht erörtern müssen), dann bleibt eben nur ein Mac.
Und ich habe auch jahrelang immer gesagt, dass ich Macs nur aufgrund dessen nutzen würde, weil ich eben Logic-User bin, andernfalls wieder auf Windows zurückgehen würde.
Das ist vielleicht mittlerweile nicht mehr so, denn macOS empfinde ich heute, trotz aller unfassbaren Nachteile (mehr dazu gleich) und der zweifelsohne streckenweise total abgehobenen Preise für die benötigte Hardware, generell als angehmer zu nutzendes Betriebssystem. Und ja, das ist größtenteils sehr subjektiv, aber es gibt auch ein paar womöglich objektivere Dinge.
Mit Malware habe ich bspw. seit 2007 (da habe ich mein erstes Macbook gekauft) nie etwas zu tun gehabt.
Audiogeräte funktionieren in der Tat weitestgehend treiberlos, die so zu benutzen ist zwar hoffentlich idR unnötig, aber wenn es mal vorkommt, muss man eben nicht mit ASIO4All rumhampeln. Auch sind mittlerweile eigentlich sämtliche Geräte multiclient-fähig, ich kann die also parallel in mehreren Anwendungen nutzen und muss nicht auf funktionierende Multiclient-ASIO-Treiber hoffen. Ferner kann man mal eben unterschiedliche Eingangs- und Ausgangsgeräte nutzen oder sich gar ein sog. "aggregate device" aus mehreren Geräten basteln. Das braucht man idealerweise auch nicht so oft, aber ich war so bspw. in der Lage, 2 stereo I/O Interfaces so zu nutzen, dass ich gelegentich Demos für ein kleines Akustiktrio (Bass, Voc., Git.) aufnehmen konnte.
Ich finde macOS auch mindestens übersichtlicher als Win10 (muss da gelegentlich den PC meiner besseren Hälfte warten), bis man da was gefunden hat, hat man bereits dreimal in die Tischkante gebissen - wobei das sicherlich a) Gewöhnung ist, b) in den letzten macOS Versionen mMn etwas konfuser als vorher ausfällt und c) womöglich mit Win11 auch besser ist (obwohl ich da bereita genauso grässliche Sachen wie bei Win10 gesehen habe). Ist aber vermutlich alles egal, wenn man einmal mit der Basiskonfiguration durch ist.
Aktuell haben Macs dann eben noch den brutalen Vorteil, dass sie auf ARM-CPUs laufen. Für Desktop-Rechner spielt das womöglich nicht so eine gravierende Rolle, aber auch da muss man sich dann eben einfach keine Gedanken mehr um die Geräuschentwicklung machen, denn es wird schlicht und ergreifend bedeutend weniger rumgelüftet. Mein Macbook Air ist halt sogar komplett lüfterfrei - und jungejungejunge, das ist schon irgendwie ein geiles Gefühl, dass sich in der Kiste exakt kein einziges Teil mehr bewegt und von daher auch mal festgammeln kann. Mal abgesehen davon, dass die Geräuschentwicklung eben exakt bei Null liegt.
Ferner spielen die ARM-CPUs auch in punkto Singlethread-Wumms sehr gut mit - ich sage mal explizit nicht "ganz weit vorne", weil ich gerade keinen Bock zum Benchmark-Suchen habe, aber ich kann meine Kiste da nur sehr schwer an die Grenze der Leistungsfähigkeit bringen, obwohl ich durchgehend bei 32 Samples Puffergröße arbeite. Bei 64 oder gar 128 Samples (die mir ausreichen würden, wenn ich keine Software-Ampsims nutzen würde) ist noch extrem viel mehr Luft nach oben.
In der Breite spielen die auch gut mit. Mein schnödes MB Air mit M3 CPU steckt meinen alten Mac Pro da ganz locker in die Tasche, und wenn der (trotz seines Alters) eine Sache nach wie vor richtig gut kann, ist es eben Breitenperformance (2 x 6-Core CPU mit 24 Threads).
Aber gut, wenn es nur um reine Performance geht und weder Mobilität noch Lautlosigkeit wichtig sind, bekommt man mit einem Windows-Rechner natürlich mehr für's Geld, keine Frage.
Was ich persönlich an der Apple-Plattform richtig elend finde, ist, dass die einem ganz schnöde immer wieder Software zerschießen, sofern man eben up to date bleiben will (was ja je nach Anforderung u.U. sehr wichtig sein kann). Jeden Herbst gibt's ein neues macOS und die halbe Apple-Nutzerschaft ist am bangen, ob noch alles läuft wie vorher. Tut es mittlerweile recht häufig, wenn man von ein paar notwendigen (Wechsel zur ARM-Architektur, somit Abschied von Intel) und ein paar eher richtig unnötigen (Security-Paranoia, bspw. einhergehend mit zwangsläufig angepassten Installern) Sachen absieht.
Dem fallen dann mehr oder minder mit sensationeller Regelmäßigkeit bspw. Plugins zum Opfer. Am Schlimmsten isses, wenn man Plugins von NI benutzt. Der ganze Kram, der unter Win10 (und soweit ich weiß idR auch noch unter Win11) wunderbar läuft, also Dinge wie ältere Kontakt-Versionen, speziell aber auch Battery 3 (für mich der herbste Verlust seit Rechnerneukauf) und diverse andere Dinge (FM7, B4II, Pro-53, Electrik Piano, etc.pp.) - alles weg. Dem folgen jetzt Battery 4 (wird einfach nicht mehr upgedatet und hat brutale Bugs inkl. Datenverlust) und sicherlich auch Reaktor (läuft unfassbar bechissen auf ARM-Rechnern und wird ebenfalls nicht mehr upgedatet). NI nimmt da sicherlich eine Ausnahmestellung ein, schlechter kann man es eigentlich gar nicht machen, aber viele Leute haben halt Zeug von denen. Und Apple + NI = A Match Made In Hell!
Aber auch generell kann man an sich sagen, dass viele Plugins, die in den letzten ca. 5 Jahren keine Updates gesehen haben, womöglich recht bald nicht mehr laufen werden.
Und dann wird Apple deinem Rechner, egal wie viel Taler du für extrem überteuerte Sachen (a la RAM und interne SSDs) ausgegeben hast, irgendwann den Supporthahn zudrehen. Aktuell isses so: 5 Jahre voller Support, 3 weitere Jahre Security-Updates. Hauseigene Software (so wie Logic) benötigt für die aktuellen Versionen oft das zweitneueste macOS, da hat man also 6 Jahre Support, mittlerweile gibt's aber auch nicht selten Drittherstellersoftware, die eng (1-2 Versionen "Kulanz") an die macOS Version gebunden ist. Nach maximal 8 Jahren ist der Rechner also nicht einmal mehr sicherheitstechnisch auf dem neuesten Stand. Da kann man dann natürlich immer noch mit arbeiten, nur ist die Kiste dann nicht mehr up to date und womöglich auch als Allround-Rechner (mit dem man dann eben bspw. auch mal ins Netz geht) nicht mehr so geil. Dass man, so wie in der Windows-Welt ohne weiteres möglich, ausgediente Audio-Rechner noch lange bspw. für Netz und Büro nutzen kann, ist also auch nicht unbedingt drin. Die sind dann durch, da kannste vielleicht noch 'n Linux raufpacken. Dadurch geht der (ehemals an sich sehr gute) Wiederverkaufswert dann auch sehr schnell in den Keller.
Noch schlimmer wird's, wenn was kaputt ist. Da haste 5 Jahre, in denen du das reparieren lassen kannst (was allerdings auch schon Apple-Geld, ergo Mondpreise, kostet...), danach kann es sehr gut sein, dass Apple (inkl. aller zertifizierten Händler) "nö!" sagt. Iat mir so passiert. So gegen Ende 2013 brauchte ich für mein Anfang-2008er Macbook einen neuen Lüfter und habe schlichtweg bei Apple und allen Dealern keinen bekommen. Musste ich in China bestellen, dauerte ewig, der erste war nach paar Wochen wieder hops, der nächste brauchte wieder ewig, so durfte ich insgesamt knapp ein halbes Jahr auf einem ollen geliehenen Notfallmacbook rummachen.
So, nun reicht's aber erstmal.