ohne Amp auf die Bühne - wie am besten?

[speedtom]

Mal basierend auf den Line 6 - Helix-Thread wollte ich mal ein paar Infos sammeln, welche Möglichkeiten bestehen und welche Vorteile und Nachteile existieren.

Die üblichen Verdächtigen:

Kemper



Helix



Oder am Ende gar Mooer Radar



Ich hab mal Ole Englund-Video nur genutzt, ich finde den Typen irgendwie super...

 

[SteKrae]

Nun ja, echte Vor- und Nachteile wirst du objektiv nur von jemandem genannt bekommen, der alle 3 Geräte hat (und mindestens 1 kommt noch um die Ecke und sagt: nimm den Axe-FX ).
Und spätestens wenn die Sounddebatte "x klingt viel geiler als y" anfängt: gute Nacht!

Meine kühne Behauptung ist nach wie vor: egal ob Helix, Kemper oder Axe-FX, aus allen dreien bekommst Du gute Live-Sounds hin, die sich durchsetzen und bei denen dir 99% des Publikums nicht sagen können, dass das kein echter Amp ist. Und die anderen 1% lügen .

Den Mooer Radar nehme ich da bewusst raus, da er mit 129 € und seinen Möglichkeiten meiner Meinung nach nicht wirklich ins Vergleichsfeld gehört.

Von daher spielt für mich das Handling und das Bedienkonzept eine entscheidenere Rolle (spätestens da wäre der Mooer raus). Das hat etwas mit persönlichen Vorlieben zu tun und ich mache keinen Hehl daraus, das der Helix für mich da die Nase vorne hat.

Wenn Du übrigens den Helix Software Thread meinst, da habe ich ja ausführlich beschrieben, worauf es bei Amp Modellern (nicht nur beim Helix) ankommt und das für mich Youtube Vergleiche in der Regel nicht brauchbar sind (von wegen Äpfel mit Birnen vergleichen und so...)

https://recording.de/threads/helix-software-amp-30.216584/#post-2556447

 

[speedtom]

Meine kühne Behauptung ist nach wie vor: egal ob Helix, Kemper oder Axe-FX, aus allen dreien bekommst Du gute Live-Sounds hin, die sich durchsetzen und bei denen dir 99% des Publikums nicht sagen können, dass das kein echter Amp ist.

Glaube ich auch sofort!

Von daher spielt für mich das Handling und das Bedienkonzept eine entscheidenere Rolle (spätestens da wäre der Mooer raus). Das hat etwas mit persönlichen Vorlieben zu tun und ich mache keinen Hehl daraus, das der Helix für mich da die Nase vorne hat.

Stimmt - was zum Beispiel für mich den Mooer Radar interessant macht, ist dass er so handlich ist. Ich mag eigentlich keinen grossen Pedalboards vor mir (meistens kicke ich die im Eifer des Gefechts zu oft von der Bühne) deswegen finde ich gerade das sehr attraktiv. Ich habe den Pre-Amp 008 von Mooer mal im Proberaum angetestet, aber die Zerre kommt da zu digital / unschön fisselig rüber, die beigefügte Cab-Sim taugt wohl nicht viel. Ich sehe meisten in den Videos auch nur die Kombination Pre-Amp & Radar...aber das bedeutet dann zwei Netzteile, weil Pre-Amp auf 9 V und Radar auf 12 Volt geht...

 

[speedtom]

@tylerhb hatte ja auch den Mooer GE-200 empfohlen - da gibt's doch auch ein Video von Ole!

 

[tylerhb]

Lösungen gibt es viele. Solange die Speaker Simulationen IR basiert sind oder alternativ wie im Kemper lassen sich damit auf jeden Fall hervorragend klingende Sounds erreichen. Wenn man einmal in der Lage ist, EQ Matching über Ozone zu realisieren, kann man im Grunde jede Lösung klanglich in jede Richtung bringen. Große Unterschiede gibt es allerdings beim Spielgefühl und der Dynamik.

Ich selber nutze den Kemper seit 6 Jahren, habe aber alle meine Röhrenamps behalten, weil ich die verwende, um die Sounds für den Kemper zu basteln. Über den Kemper wurde genug geschrieben, einen weiteren Pro/Contra Beitrag braucht es hier wohl nicht. Jedenfalls brauchte ich ein Backup Rig für den Kemper. Dafür habe ich mir den Mooer GE-200 geholt. Die mitgelieferten Sounds sind ok, aber nicht herausragend. Allerdings kann man hier einfach Abhilfe schaffen, weil man auch hier eigene IRs importieren kann. Ich habe also meine Lieblings Kemper Rigs als Quelle für das Ozone EQ Matching verwendet und die Mooer Sounds ohne Cab dann gematcht auf diese Kemper Sounds. Das Ergebnis kann man dann in eine IR umwandeln, die dann beim Verwenden im Mooer exakt wie das Kemper Rig klingt. Klanglich sind die Ergebnisse absolut überzeugend, vom Spielgefühl und der Dynamik kommt das GE-200 aber nicht an den Kemper ran. Trotzdem ist das für das Geld eine absolut geniale Lösung, die auch mein Bassist jetzt nutzt.

Kemper, AXE-FX und Helix sehe ich auf ähnlichem Niveau. Wer da was aus welchen Gründen besser findet wurde alles schon tausendfach diskutiert und ist mir zu langweilig. Das GE-200 kommt sicherlich nicht ganz an diese Lösungen ran kostet aber auch nur einen Bruchteil. Je mehr man sich mit IRs auskennt, desto mehr kann man hier rausholen.

Aber man sollte auch die Lösung "echter (Pre-)Amp und IR Loader" nicht vergessen. Ein schöner Röhren Preamp in Verbindung mit dem Mooer Radar klingt garantiert nicht schlechter und man hat hier eben noch den Vorteil, dass sich Dynamik und Spielgefühl auf jeden Fall ohne Kompromisse sind. Noch besser wäre dann ein echter Röhrenamp + Torpedo live als Load Box und IR Loader, weil man hier dann auch noch den Sound der Röhrenendstufe drin hat.

Wie schon gesagt, je mehr man sich damit beschäftigt, desto universeller wird der ganze Kram. Ich würde mit jeder dieser Lösungen "meinen" Sound hinbekommen.

 

[speedtom]

Je mehr man sich mit IRs auskennt, desto mehr kann man hier rausholen.

Ja, das ist wahrscheinlich der Schlüssel - wie und wo besorge ich mir eigentlich IRs und woher weiss ich, dass die was taugen?

 

[tylerhb]

Je mehr man sich mit IRs auskennt, desto mehr kann man hier rausholen.

Ja, das ist wahrscheinlich der Schlüssel - wie und wo besorge ich mir eigentlich IRs und woher weiss ich, dass die was taugen?

Anbieter von IRs gibt es viele. Für den Anfang gibt es ein Reihe brauchbarer IRs für umme. Einfach mal googeln nach Free IR Packs oder so. God´s cab fand ich damals ganz okay. Ansonsten gibt es viele kommerzielle Angebote von Ownhammer, Redwirez, Recabinet oder seit kurzem sogar von Celestion selbst. Einige Kemper Profil Anbieter haben auch IRs im Angebot. Ob es taugt oder nicht hängt extrem vom persönlichen Geschmack, dem Musik Genre und auch dem (Pre)Amp ab, mit dem man das kombinieren will. Leider verwenden viele IR Anbieter einen sehr systematischen Ansatz, wo jedes Mikro in allen möglichen Abständen und Positionen eingefangen ist. Dadurch ergeben sich leider meist über 95% Ausschuß. Ich persönlich finde das etwas schade, man würde hier wesentlich mehr rausholen können, wenn man einfach mehr Variationen an den Sweet Spots machen würde. Jedenfalls habe ich in den letzten 15 Jahren ca. 1.500.000 IRs gesammelt, wovon ich ca. 20 überhaupt klanglich richtig gut finde. Richtig Spaß macht die Sache dann, wenn man anfängt, in der DAW verschiedene Sounds von IRs oder selbst mikrofoniert auf verschiedene Spuren zu legen und diese dann nach Belieben zu mischen und zu kombinieren und daraus eigene IRs zu bauen. Die eigenen Boxen zu mischen mit ein paar Metallica oder Andy Sneap Sounds kann durchaus Spaß machen.

 

[jet2]

eine einfache, vergleichsweise günstige und für meinen geschmack super lösung ohne amp, sowohl für gitarre, als auch für bass ist für mich:

 

[jet2]

Je mehr man sich mit IRs auskennt, desto mehr kann man hier rausholen.

Ja, das ist wahrscheinlich der Schlüssel - wie und wo besorge ich mir eigentlich IRs und woher weiss ich, dass die was taugen?

http://www.rosendigitalaudio.com/

 

[SteKrae]

Auch zu empfehlen:

https://www.3sigmaaudio.com/

 

[tomric]

Ich nutze als handliches "Silent-Setup" einen AMT SS10 Röhrenpreamp und ein G-Major 2 in einem kurzen 2 HE Case. Das TC dient dabei auch gleich als Kanalswitcher. Der SS10 bietet gegenüber anderen Preamps Presence-Regler für Crunch und Leadkanal, was ich beim Einsatz ohne Endstufe recht praktisch finde und zudem einen Out mit analoger Speakersimulation, die recht brauchbar klingt. Hab noch ein Midikabel mit rackseitigem Netzteilanschluss, Midi Moose dran, fertig...

Ansonsten gibt es für klassische Amps auch Loadboxen mit CabSims, z.B. https://www.thomann.de/de/two_notes_torpedo_live.htm

 

[speedtom]

Ich denke, ich werde - bei dem Preis - mal den Mooer Radar probieren.

Mal eine blöde Frage - geht man dann von dort in eine DI Box, oder direkt ins Pult? (Sorry für die noob-Frage, ich war bisher immer mit Amps auf der Bühne...)

 

[tylerhb]

Ich denke, ich werde - bei dem Preis - mal den Mooer Radar probieren.

Mal eine blöde Frage - geht man dann von dort in eine DI Box, oder direkt ins Pult? (Sorry für die noob-Frage, ich war bisher immer mit Amps auf der Bühne...)

Gar keine blöde Frage. Da der Radar keinen symmetrischen Ausgang hat macht eine DI Box durchaus Sinn.

 

[speedtom]

Ich denke, ich werde - bei dem Preis - mal den Mooer Radar probieren.

Mal eine blöde Frage - geht man dann von dort in eine DI Box, oder direkt ins Pult? (Sorry für die noob-Frage, ich war bisher immer mit Amps auf der Bühne...)

Gar keine blöde Frage. Da der Radar keinen symmetrischen Ausgang hat macht eine DI Box durchaus Sinn.

Prima, danke für die Information!

 

[Nachtschicht]

bei uns stehen ich glaube inzwischen 5 kemper amps im setup. sind wirklich sehr sehr zufrieden mit den geräten. insbesondere die "körperlichkeit" halte ich ein bisschen für ein alleinstellungsmerkmal - von der klassischen ampsim-krankheit, dass der sound im mix schnell flach wird, ist hier exakt überhaupt nichts zu spüren.

die günstigeren alternativen kenne ich nicht. kann aber natürlich sehr gut sein, dass der fortschritt da nicht halt gemacht hat und er zur anschaffung des doch nicht ganz günstigen kempers inzwischen gute alternativen gibt. insofern aus meiner sicht nur die antwort auf die grundsätzliche frage des TE: mit kemper gehts auf jeden fall sehr sehr gut.

 

[speedtom]

Ich denke, ich werde - bei dem Preis - mal den Mooer Radar probieren.

Mal eine blöde Frage - geht man dann von dort in eine DI Box, oder direkt ins Pult? (Sorry für die noob-Frage, ich war bisher immer mit Amps auf der Bühne...)

Gar keine blöde Frage. Da der Radar keinen symmetrischen Ausgang hat macht eine DI Box durchaus Sinn.

Heute kam der Radar, ich hoffe ihn bäldigst mal ausprobieren zu können.

Laut der Gebrauchsanleitung kann man den Klinkenausgang des Radar mit dem TRS Stereokabel als symetrischen Ausgang benutzen.

 

[beate_r]

Darf ich mal was einwerfen?

Alle diese Lösungen haben den Nachteil, dass Du auf Gedeih und Verderb auf den Tontechniker angewiesen bist. Vor allem darauf, dass er Dir ein ordentliches Monitorsignal zu Verfügung stellt. Und wehe, er dreht Dir mitten im Spiel den Ton weg. Genau das hatte ich schon mal erlebt, und ich war froh und dankbar, einen kleinen Amp dabei zu haben, mit dem ich wenigstens erahnen konnte, was ich da spielte (Bass über 5W Vollröhre auf großer Festzelt-Bühne....).

Also: bei einer Profi- oder "gehobene Amateur-" Band, die immer mit eigenem Mixer auftreten kann, mag das ja gehen. Ebenso bei einer Band, die mit eigenem In-Ear-Monitoring auf die Bühne geht. Aber für 95% aller Musiker kommt das doch nicht in Frage.

 

[speedtom]

Darf ich mal was einwerfen?

Alle diese Lösungen haben den Nachteil, dass Du auf Gedeih und Verderb auf den Tontechniker angewiesen bist. Vor allem darauf, dass er Dir ein ordentliches Monitorsignal zu Verfügung stellt. Und wehe, er dreht Dir mitten im Spiel den Ton weg. Genau das hatte ich schon mal erlebt, und ich war froh und dankbar, einen kleinen Amp dabei zu haben, mit dem ich wenigstens erahnen konnte, was ich da spielte (Bass über 5W Vollröhre auf großer Festzelt-Bühne....).

Also: bei einer Profi- oder "gehobene Amateur-" Band, die immer mit eigenem Mixer auftreten kann, mag das ja gehen. Ebenso bei einer Band, die mit eigenem In-Ear-Monitoring auf die Bühne geht. Aber für 95% aller Musiker kommt das doch nicht in Frage.

Da ist natürlich was dran. Wir spielen oftmals in Läden, bei denen wir die Anlage auf der Bühne oder in der Nähe haben, das heisst dass wir dann oft selbst den Sound machen. Ich würde es gerne mal ausprobieren, allerdings muss ich zugeben, dass die Situation natürlich auch so seine Tücken haben könnte, wie von dir beschrieben. No risk no fun!

 

[Ethersis]

Wenn du live unterwegs bist und ein modeling Amp in Frage kommt würde ich ja eher was mit endstufe ins Auge fassen. Da kannst du dann in jeder Situation das beste rausholen. Im Proberaum hast du das normale Amp Setup mit Box. Beim Auftritt hast du die Möglichkeit in eine Box zu gehen, gleichzeitig aber per Direct out ins Mischung. Mit dem kemper kannst du das so machen, beim Helix und Axe brauchst du zusätzlich Hardware. Ein weiterer Amp ist der von Bias. Peavey hat mit dem vypyr auch so as im Angebot, eigentlich jeder Hersteller ob Marschall oder Fender.

 

[tylerhb]

Darf ich mal was einwerfen?

Alle diese Lösungen haben den Nachteil, dass Du auf Gedeih und Verderb auf den Tontechniker angewiesen bist. Vor allem darauf, dass er Dir ein ordentliches Monitorsignal zu Verfügung stellt.

Ich würde mich niemals vom FOH abhängig machen, sondern stets ein unabhängiges Monitoring nutzen. Entweder splittest du das Signal nach der Cab Simulation und spielst in einen FRFR Monitor, während das FOH dann ein unabhängiges Signal bekommt. Manche mögen auch gerne einen traditionellen Gitarren Speaker auf der Bühne, dann splittet man eben vor der Cab Sim und gibt nur das Signal mit der Cab Sim zum FOH. Finde ich persönlich schwierig, weil man hier ein anderes Signal abhört als das Publikum hört. Daher halte ich den FRFR Ansatz für deutlich besser, wenn auch anspruchsvoller. Hier muss man tatsächlich länger suchen, bis man die perfekten IRs findet, die genau zum verwendeten Equipment und dem eigenen Geschmack passen. Aber dafür bekommt dann auch das FOH i.d.R. ein perfektes Signal, welches höchstens nur noch minimal korrigiert wird.

Wir selber nutzen ein eigenes X32 auf der Bühne und jeder Musiker macht seinen eigenen IEM Mix. Unabhängig vom FOH sind die Methoden aber alle.