Mischen damals und heute

[Ralf_Biermann]

Vielleicht ist es allgemein bekannt, aber mir ist erst vor kurzem aufgefallen, dass früher (vor drei Jahrzehnten) die Songs mit schlankerem Bass abgemischt wurden.

Da frage ich mich natürlich, ob heute die Tontechniker nicht zuviel Bass in den Mix bringen, also ob der Trend zu mehr Bass nicht übertrieben wurde. Oder ist es einfach nur Geschmackssache?

 

[kenfjohnnydee]

Da frage ich mich natürlich, ob heute die Tontechniker nicht zuviel Bass in den Mix bringen, also ob der Trend zu mehr Bass nicht übertrieben wurde. Oder ist es einfach nur Geschmackssache?

Jein!
Früher gab es einfach technisch Limitierungen. Vermutlich hätten die Misch- und Masteringleute auch das Material früher untenrum fetter und lauter gestaltet - wenn es zu analogen Zeiten so möglich gewesen wäre.

 

[LordOfMixing]

Früher gab es Vinyl. Kannst du nicht mit CD bzw. MP3 vergleichen. Bei Vinyl hat man auch oberhalb von 18kHz gecuttet etc.

Ich denke der Sound hatte viel mit der Einschränkung von Vinyl zu tun. So ein Scherkopf war nicht billig...

 

[Mike3000]

Was technisch möglich ist, wird halt auch ausgenutzt, und das führt dann zu anderen Geschmäckern.

Früher hatte man übrigens auch weniger Höhen im Mix, habe ich das Empfinden .

...naja, und wenn ich mich dann ans Car-Hifi des Golf, Jetta etc. erinerre: ein Lautsprecher direkt über dem Radio, welcher Frequenzen von 200-5000 Hz wiedergibt ... wer braucht da tiefe Bässe oder brilliante Höhen

EDIT: Habe mich gerade mit Lord überschnitten.

 

[Ralf_Biermann]

Früher gab es Vinyl. Kannst du nicht mit CD bzw. MP3 vergleichen. Bei Vinyl hat man auch oberhalb von 18kHz gecuttet etc.

Ich denke der Sound hatte viel mit der Einschränkung von Vinyl zu tun. So ein Scherkopf war nicht billig...

Das ist genau die Begründung, denn bei Tonabnehmern von Schallplattengeräten wurde die Verstärkung mittels RIAA Frequenzgang wiedergegeben, d.h. die Bässe waren sowieso schwach vertreten und mussten stark angehoben werden.

Wenn man mal dass Frequenzspektrum eines "normalen" Songs betrachtet, dann fällt es zu hohen Frequenzen ab. Das bedeutete, dass man die Höhen anheben und die Bässe absenken musste, um auf einer Schallplatte einen gleichmäßigeren Amplitudenverlauf von hohen und tiefen Frequenzen zu erzielen. (Jedenfalls erkläre ich mir das nun so.)

 

[synthpark]

Damals gabs kein Techno und hiphop.

Damals hätte man auf ns10 eh keinen bass gehört.

Damals waren die Hörgewohnheiten anders.

Damals gabs Loudnesstaste

 

[synthpark]

Und die sache mit lp vinyL natuerlich. mehr traxks auf die platte

 

[tubeless]

Früher gab es einfach technisch Limitierungen

Echt?
1980?
Welche, die man heute nicht hat? Welche, die von MP3 und Konsorten überschritten werden?????

naja, und wenn ich mich dann ans Car-Hifi des Golf, Jetta etc. erinerre: ein Lautsprecher direkt über dem Radio, welcher Frequenzen von 200-5000 Hz wiedergibt ...

Klar.
Man wusste vor der Jahrtausendwende grad mal mit Mühe, wie man einen VErstärker baut, und erst 2002 gabs Autolautsprecher, die grösser waren als die Handfläche eines Kleinkindes.

Das ist genau die Begründung, denn bei Tonabnehmern von Schallplattengeräten wurde die Verstärkung mittels RIAA Frequenzgang wiedergegeben, d.h. die Bässe waren sowieso schwach vertreten und mussten stark angehoben werden.

Stimmt.
Und man musste die Plattenspieler ja auch noch bis 1999 per Hand ankurbeln, erst zur Jahrtausendwende hatte man einen Elektromotor so weit entwickelt, dass man ihn für einen Plattenspieler nehmen konnte....


Lieber Gott, wenn mein Euch so liest, dann könnte man glauben, dass alles, was irgendwie mit Musik zu tun hat, erst die letzten paar Jahre vom Himmel gefallen sei......

 

[Ralf_Biermann]

Lieber Gott, wenn mein Euch so liest, dann könnte man glauben, dass alles, was irgendwie mit Musik zu tun hat, erst die letzten paar Jahre vom Himmel gefallen sei......

Der Einwand ist natürlich berechtigt. Schließlich ist man auch bis zum Mond geflogen bzw. hat es glaubhaft verfilmt.


Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich die Hörgewohnheiten ebenfalls verändert haben. Allerdings auch nicht so sehr, denn ich mochte damals schon einen starken Bass und hatte einen aktiven Subwoofer im Golf, vor rund 27 Jahren.

 

[kenfjohnnydee]

Lieber Gott, wenn mein Euch so liest, dann könnte man glauben, dass alles, was irgendwie mit Musik zu tun hat, erst die letzten paar Jahre vom Himmel gefallen sei......

Na, tubeless.... haste heute mal wieder was quer sítzen?

Vielleicht überfordert es Dich. Aber lies mal hier bei "Geschichte" nach.

http://de.wikipedia.org/wiki/Loudness_war

 

[JeZe]

Früher gab es einfach technisch Limitierungen

Echt?
1980?
Welche, die man heute nicht hat? Welche, die von MP3 und Konsorten überschritten werden?????

naja, und wenn ich mich dann ans Car-Hifi des Golf, Jetta etc. erinerre: ein Lautsprecher direkt über dem Radio, welcher Frequenzen von 200-5000 Hz wiedergibt ...

Klar.
Man wusste vor der Jahrtausendwende grad mal mit Mühe, wie man einen VErstärker baut, und erst 2002 gabs Autolautsprecher, die grösser waren als die Handfläche eines Kleinkindes.

Das ist genau die Begründung, denn bei Tonabnehmern von Schallplattengeräten wurde die Verstärkung mittels RIAA Frequenzgang wiedergegeben, d.h. die Bässe waren sowieso schwach vertreten und mussten stark angehoben werden.

Stimmt.
Und man musste die Plattenspieler ja auch noch bis 1999 per Hand ankurbeln, erst zur Jahrtausendwende hatte man einen Elektromotor so weit entwickelt, dass man ihn für einen Plattenspieler nehmen konnte....


Lieber Gott, wenn mein Euch so liest, dann könnte man glauben, dass alles, was irgendwie mit Musik zu tun hat, erst die letzten paar Jahre vom Himmel gefallen sei......

Du darfst eine gewisse Zeit nicht vergessen, die es dauert bis technische Möglichkeiten auch ausgenutzt werden. Sieht man doch bei den Audio-PlugIns sehr gut: in den ersten Jahren hat man so gut wie nur Emulationen analoger Hardware gebaut bevor man dazu überging auch mal Konzepte zu entwickeln, die sich an den derzeitigen technischen Möglichkeiten orientieren und nicht an der Vergangenheit.

 

[sts]

Damals gabs Loudnesstaste

Nur mal interessehalber, weil ich mir schon länger keine aktuellen Hifi-Verstärker mehr aus der Nähe angesehen habe und den heutigen Markt nicht kenne (ich hab nur recht alte Teile hier rumstehen): Ist das heute nicht mehr Standard?

 

[Ralf_Biermann]

Damals gabs Loudnesstaste

Nur mal interessehalber, weil ich mir schon länger keine aktuellen Hifi-Verstärker mehr aus der Nähe angesehen habe und den heutigen Markt nicht kenne (ich hab nur recht alte Teile hier rumstehen): Ist das heute nicht mehr Standard?

Es gibt noch Verstärker mit speziellen Loudness-Potis, die über eine Mittelanzapfung verfügen. Prinzipiell sind diese aber natürlich auch teurer, und daher vermeidet man so etwas. Oder es wird digital gelöst.

Aber ganz richtig: die Evolution des Menschen benötigt noch ein paar Milliarden Jahre, um dieses Problem schon von vornherein zu bereinigen.

 

[tubeless]

@ kenfjohnnydee

Na, tubeless.... haste heute mal wieder was quer sítzen?

Nein, wieso?
Ich kanns nur nicht haben, wenn man so tut, als habe man erst seit ein paar Jahren das Rad selber erfunden. Du weisst genau, was ich damit meine....

Vielleicht überfordert es Dich

Keine Ahnung, worauf Du da abzielst - aber mit Süffisanz kommste nicht weit.

@ sts

Ist das heute nicht mehr Standard?

Doch, sicher. Und es scheint heute auch Standard zu sein, irgendeine source direct - Möglichkeit zu haben, die es seinerzeit eher selten gab. Andererseits haben ne Menge Amps heute ja auch irgendwelche DSP-Geschichten eingebaut, die dann den Loudnessschalter überflüssig machen.

@ JeZe

Du darfst eine gewisse Zeit nicht vergessen, die es dauert bis technische Möglichkeiten auch ausgenutzt werden.

Das ist mir schon klar.
Das, was du beschreibst - dass die Entwicklung neuer konzepte erst jetzt einsetzt, hat wohl auch einiges damit zu tun, dass die emulationen der alten hardware, wie du es nennst, eben nicht gerade der Brüller waren, sie also die Konzepte der alten Hardware nicht so ohne weiteres übertrafen. Anders gesagt:
Das, was heute als toll und wunderbar und so weiter gepriesen wird, hat ne lange Zeit gebraucht, um erwachsen zu werden - und es wurzelt in einer Zeit, in der angeblich nichts wirklich richtig funktioniert hat, weil man ja alles erst in der neuzeit der letzten 15 Jahre auf die reihe bekommen hat - wenn man das hier und woanders so liest....

.

 

[Ralf_Biermann]

Wenn man mal den Begriff "tubeless" aufgreift: Die Röhren haben ja insbesondere bei Gitarrenverstärkern einen besonderen Klang, und da mögen mich jetzt einige Leute kritisieren, aber ich habe noch keine perfekte Digitalnachbildung dazu gehört.

 

[John_Lennon]

Echt?
1980?
Welche, die man heute nicht hat? Welche, die von MP3 und Konsorten überschritten werden?????

Band und Vinyl. Die technischen Limitierungen dieser Medien hat sehr viel damit zu tun, wie damals gemischt und gemastert wurde.

 

[tubeless]

Die technischen Limitierungen dieser Medien hat sehr viel damit zu tun, wie damals gemischt und gemastert wurde.

Naja. Das ist nu mal ne Binsenweisheit.
Zu Zeiten vom Drahtrecorder und von Schellackplatten ist man mit dem Aufnahmematerial auch entsprechend der technischen Limitierungen jener Technik umgegangen und heute richtet man sich nach den Limitierungen der heutigen Technik.

Der auslösende Satz war: "Damals gab es technische Limitierungen." Heute haben wir in dem Fall keine mehr? (Also limitieren wir uns selber und feiern grossartig so einen Krampf wie MP3.)

Aber egal.
Alles nicht so wichtig.

@ Ralf_Biermann

dass früher (vor drei Jahrzehnten) die Songs mit schlankerem Bass abgemischt wurden.

Sehr warhscheinlich.
War aber auch nicht wirklich nötig, da ordentlich Leistung im Bass einer Aufnahme unterzubringen. Schliesslich hatte man Verstärker mit Klangregelung - und die Leute wussten noch, wozu die Knöpfe an den Geräten waren - und ordentliche Lautsprecher, deren Leistungsangaben nicht in schwindelerregenden Höhen unterwegs waren und sich PMPS nannten.

 

[Carcinome]

Meiner Meinung nach gibt es auch Trends beim Mixing. Irgendwann mussten z.B. HiHats zischeln (vlt. weil "erfolgreiche" Fehler gemacht wurden?). Gerade in elektronischer Musik wird die "Qualität" einer HiHat bewertet (6 Bit 909 Open HH). Ebenso der Bass. Eigentlich wird heute mehr Loudness-Mäßig gemischt als früher, um diese Aspekte herauszuheben. Das hat nur ein bisschen mit der heutigen Audio-Datenträger-Technik zu tun, denn sonst würde es diese aktuellen Mischungen nicht auf Vinyl geben.

 

[JeZe]

@ JeZe

Du darfst eine gewisse Zeit nicht vergessen, die es dauert bis technische Möglichkeiten auch ausgenutzt werden.

Das ist mir schon klar.
Das, was du beschreibst - dass die Entwicklung neuer konzepte erst jetzt einsetzt, hat wohl auch einiges damit zu tun, dass die emulationen der alten hardware, wie du es nennst, eben nicht gerade der Brüller waren, sie also die Konzepte der alten Hardware nicht so ohne weiteres übertrafen. Anders gesagt:
Das, was heute als toll und wunderbar und so weiter gepriesen wird, hat ne lange Zeit gebraucht, um erwachsen zu werden - und es wurzelt in einer Zeit, in der angeblich nichts wirklich richtig funktioniert hat, weil man ja alles erst in der neuzeit der letzten 15 Jahre auf die reihe bekommen hat - wenn man das hier und woanders so liest....

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"Auf die Reihe bekommen" hört sich aber so negativ an. Man könnte auch sagen, dass es die technischen Möglichkeiten für Facebook oder Web 2.0 schon 1997 gab. Trotzdem brauchte es noch Menschen, die diese Möglichkeiten überhaupt erkennen. Haben sie es deswegen erst Mitte der 2000er auf die Reihe bekommen?

 

[LordOfMixing]

Bitte das "Handbuch der CD Herstellung" lesen, gibt es bei Amazon etc.

Weis gar nicht warum man hier überhaupt diskutieren muss? Vinyl hat seine Einschränkungen und man kann nicht jeden Song der auf CD rauskam 1:1 auf Vinyl übertragen.

Nochmal: Scherkopf ist teuer...